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5 Seiten

Eine Begegnung der besonderen Art

Kurzgeschichten · Romantisches
© Anika
Melissa Fielding saß nervös in ihrem Abteil. Immer wieder strich sie mir ihrer Hand durch ihr kurzes rötliches Haar. Viele Menschen würden ja eine Zugfahrt dem Fliegen vorziehen, Melissa jedoch nicht. Während ihre zwei Schwestern beim Fliegen keine Minute Ruhe hatten, liebte es Melissa über den Wolken zu schweben. Doch alle Flüge waren ausgebucht gewesen und so war sie gezwungen mit dem Zug von Chicago nach Bosten zu fahren. Es war halt Thanksgiving-Zeit und die meisten wollte zu ihren Familien nach hause fliegen. Leider hatte sie daran nicht gedacht. So versuchte sie sich mit ihren Gedanken an ihre Familie, das Haus ihrer Kindheit und dem wunderbaren Essen ihrer Mutter abzulenken. Aber nicht einmal der Gedanke an ihren Verlobten, der bereits in Boston war, beruhigte sie.
Endlich fuhr der Zug los. Melissa entspannte sich ein wenig aber sie wünschte sich nichts mehr, als das die Fahrt schnell vorbei ginge. Ungefähr eine Stunde lang hatte Melissa das Abteil für sich allein doch dann kam ein Mann hinein – ein attraktiver Mann. Er sah Melissa an, dann sein ticket und schließlich noch die Abteilnummer. Er nickte sich selbst zu, nahm seinen Rucksack hoch und setzte sich Melissa gegenüber. Sie beachtete ihn nicht weiter und las in ihrem Buch. Doch der Mann sah sie an. Er lächelte wie ein kleiner Schuljunge. Melissa konnte das nicht ignorieren, es lenkte sie vom Lesen ab. So legte sie ihr buch zur Seite und fragte ihn: "Warum starren Sie mich die ganze Zeit an?" Er hörte nicht auf zu lächeln. Melissa konnte nicht anders als zurück zu lächeln denn er sah unglaublich gut aus. Dunkle, strupplige Haare, die ihm teilweise ins Gesicht fielen, grünlichen Augen und eine schwarze Lederjacke – einfach sexy. "Oh, wissen Sie," sagte er mit einer tiefen, samtweiche Stimme, "Ich hatte gerade vier Stunden eine Gruppe von fünf- bis siebenjährigen Schulkindern und wollte mich einfach mal wieder mit einer erwachsenen Person unterhalten. Mein Name ist Jake. Jake Parker." Er hielt ihr seine Hand hin. Sie war warm aber nicht schwitzig, wie Melissa feststellte, als sie sie leicht schüttelte. "Melissa." "Wissen Sie", fing er gleich wieder an, "Ich liebe meine Arbeit – Ich bin Lehrer – aber es kann schon ganz schön anstrengend sein. Was machen Sie so?" Melissa war nie jemand gewesen, die jedem gleich ihre ganze Lebensgeschichte auftischte, aber dieser Mann hatte etwas an sich, das sie alles vergessen ließ. Außerdem, dachte sie sich, würde sie ihn sowieso nie wieder sehen also warum sich nicht mit ihm unterhalten. "Ich bin Ärztin." "So was könnte ich nie. Dafür bin ich zu sensibel. Ja, ich bin sensibel und habe kein Problem es laut auszusprechen." Er lächelte sie schon wieder an. Dabei veränderte sich seine Augenfarbe von hell- in dunkelgrün. Melissa fand das so faszinierend, dass sie ihn regelrecht anstarrte. "Jetzt starren Sie mich aber an." Bemerkte er amüsiert. "Oh, das tut mir leid", sagte sie etwas beschämt, "Es ist nur… Ihre Augen. Sie haben ihre Farbe gewechselt. "Ach das. Meine Kinder – meine Schulkinder – finden das auch immer toll. Ich bezeichne sie immer als 'meine' Kinder, passiert einfach." "Das kenne ich. Bei mir in der Pädiatrie bezeichne ich sie auch immer als 'meine'." "Da haben wir ja was gemeinsam." Melissa lächelte ihn nach diesem Kommentar zwar an, aber in ihr drinnen sah es ganz anders aus. Hatte dieser Mann gerade mit ihr geflirtet? Es hatte sich ja tatsächlich so angehört. Normalerweise mochte sie es nicht, wenn ein Mann offen mit ihr flirtete aber dieser Mann – Jake – war irgendwie anders. Sie hatte ungefähr fünf Minuten nicht mehr miteinander geredet. Es war zwar keine peinliche still aber Melissa wollte sich mit Jake unterhalten. Auf jeden Fall vergaß sie durch das Gespräch die Zugfahrt. "Was für Fächer unterrichten Sie denn eigentlich?" Jake war leicht überrascht, dass sie das Gespräch wieder aufnahm. Er hatte geglaubt, sie hätte keine Interesse mit ihm zu reden. "Mathematik und Englisch. Waren auch immer meine Lieblingsfächer in der Schule." "Ich mochte immer Biologie." "Ah, Naturwissenschaften; nicht mein ding. Hätte aber meinen Eltern gefallen, sie waren beide Ärzte." "Beide? Und sie hatten nichts dagegen, dass sie Pädagogik studieren?" wollte Melissa wissen. "Sie sind gestorben als ich 14 war." Das tut mir leid." entgegnete sie mitfühlend. Sie wollte sich nicht ausmalen wie es wäre, wenn ihre Eltern gestorben wären. Sie und ihre immerhin vier Geschwister wären mit Sicherheit getrennt worden. Erst dann merkte sie, dass seine Augen wieder ihre Farbe geändert hatten; sie waren jetzt grau... Es war einfach unglaublich. "Ist schon in Ordnung", versicherte Jake ihr, "Ich bin darüber hinweg. Natürlich vermisse ich sie noch immer sehr. Damals, als sie gestorben sind, kam ich in ein Kinderheim. Dort habe ich festgestellt, dass ich gerne mit Kindern zusammen bin und beschloss, Lehrer zu werden." "Was wollte Sie denn eigentlich werden?" "Architekt, was irgendwie seltsam ist denn meine Frau ist Innenarchitektin." Das war's. Er war verheiratet. Deswegen konnte er so flirtend mit ihr reden, weil er zuhause eine Frau hatte, die er liebte. Aber warum versetzte ihr das so einen Stich? Schließlich war sie ja auch so gut wie verheiratet und außerdem kannte sie diesen Mann auch gar nicht." Alles in Ordnung mit Ihnen?", erkundigte sich Jake. Er hörte sich leicht verwundert und besorgt an. "Sie sahen eben so blass aus." "Ich habe nur gerade an meinen Verlobten gedacht, ich habe vergessen ihn anzurufen." Es war ja nur eine kleine Lüge. Sie musste ihm ja schließlich eine plausible Erklärung geben, warum sie so blass geworden war. Sie hätte ihm die Wahrheit gesagt, wenn sie sie selbst gewusst hätte. Als sich seine Augen diesmal von grau in dunkelgrün verwandelten, beschloss sie zu fragen: "Ändern sich Ihre Augen beliebig oder steckt da ein System hinter?" "Es kommt auf meine Stimmung an," erklärte er, "Zum Beispiel wenn ich traurig bin, werden sie grau, wenn ich glücklich bin, sind sie hellgrün. Ich glaube, wenn ich mal sterbe, werden sie blau." "Es ist wirklich faszinierend, dass Ihre Augen Ihre Stimmung so intensiv wiedergeben. Bei vielen Menschen wird die Augenfarbe ja dunkler oder heller aber ändert nicht immer ihre Farbe." "Ich bin halt ein faszinierender Mensch." "Das sind Sie wirklich." Sie sahen sich an. Irgendetwas hatte gerade 'klick' gemacht. Und Jakes Augen veränderten ich schon wieder; diesmal in ein sinnliches Haselnussbraun. "Was bedeutet dunkelbraun?" flüsterte sie. Er antwortet nicht mit Worten sondern beugte sich vor und vereinte ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss. Sie erwiderte sein Kuss ohne zu zögern. Seine Hände wanderten zu ihren Hüften während ihre sanft seine Nackenhaare streichelte, sie zog ihn noch näher zu sich. Aber nach einigen Minuten intensiven Küssens, stoppte sie ich sanft. Ein geflüstertes "Oh mein Gott." War alles, was Melissa sagen konnte. "Das hätte ich nicht besser formulieren könne." Sagte Jake. Er strich sich über seine Lippen, sie waren leicht angeschwollen vom Küssen. Er sah sie an und lächelte liebevoll. Sie wusste, was er wollte – sie wollte das Gleiche – aber sie wusste auch, dass sie beide in festen Beziehungen waren und das, was sie taten, einfach nicht richtig war. "Jake, wir können das nicht tun." Sie schüttelte ihren Kopf um ihre Aussage zu bekräftigen. "Ich weiß, aber-" Melissa unterbrach ihn. "Kein aber. Nicht nur, dass wir beide in festen Partnerschaften leben, wir kennen uns ja nicht einmal. Es wäre nicht richtig." "Warum fühlte es sich dann so richtig an, dich zu küssen?" seine Stimme was tiefer als zuvor und er flüsterte fast. Aber – obwohl es ihr sehr schwer fiel – sie blieb hart. Eine Stimme aus dem Lautsprecher unterbrach die Stille. "Nächster Halt Boston, Massachusetts. Ankunft in fünf Minuten. Jake und Melissa sahen sich an. Beide verzogen keine Miene aber in ihren Augen schimmerte etwas Trauriges. "Deine Augen sind grau." Stellte sie fest. "Ich weiß." "Deine Frau… ist sie hier in Boston?" er nickte. "Sie holt mich vom Bahnhof ab. Und dein… Verlobter?" "Er holt mich auch ab." Die beiden lächelten sich an gerade als der Zug hielt. Melissa stand auf aber Jake hielt sie am Arm bevor sie das Abteil verlassen konnte. Er sah ihr tief in die Augen, ihre blaue Farbe schimmert mehr als je zuvor wegen der Tränen, die sie zurückhielt, dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zärtlich. Sie erwiderte seinen Kuss hingebungsvoll. Diesmal beendete er den Kuss. "Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich wäre, aber ich glaube ich habe… mich in dich verliebt." Jake sagte die Wahrheit. Eine der Tränen, die in ihren Augen brannten, fiel auf ihre Wange. Er strich sie sanft weg. "Wenn du mir vor drei Jahren begegnet wärst", sagte Melissa, "würdest du jetzt dort draußen stehen und auf mich warten." Sie sahen sich noch ein letztes Mal tief in die Augen. "Lass uns gehen." Sagte Jake. Melissa ging vor, Jake ein paar Meter hinter ihr als ob sie zwei Fremde wären. Aber eigentlich waren sie das ja auch.
Als Paul seine geliebte Melissa fest in die Arme nahm hätte er nie vermutet, dass ihre Tränen nicht ihm golden und auch als Jenna ihren Jake glücklich umarmte, hätte sie nicht geglaubt, dass die Träne, die aus Jakes rechtem Auge fiel, keine Freudenträne war. Auch Jake und Melissa hätten nie gedacht, dass diese Bekanntschaft sie ihr ganzes Leben begleiten würde. Aber waren zwei Herzen und zwei Seelen vereint worden und vom Verstand gewaltsame wieder getrennt.


THE END
 
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Kommentare  

Kommt irgendwie Mysteriös rüber die Storie. Ständig erwartete ich das Geheimnisvolle, eine schreckliche Wendung. Aber es bleibt nur eine Zugbekanntschaft, die von den beiden Personen Vernuft abverlangt und das Begehren zurückdrängt. Die Geschichte gefällt mir sehr gut bis zu dem Augenblick, wo beide den Zug verlassen. Hatte eher mit dem großen Knall am Ende gerechnet, so ein Ende eben wo man eigentlich nicht mit rechnet.

OHEIM (22.11.2008)

also ich finde deinen schreibstil wirklich wunderschön.
und die story finde ich einfach nur derbe... xxx
^^
es ist ziemlich unglaubwürdig! seine augen wechseln die farbe, ok, fantasy. aber dass sie sich einfach so trennen und wieder in ihre beziehungen zurückkehren, nicht kontakt halten wollen, weiterleben wollenwie bisher...das ist doch absurd!
aber dein schreibstil ist sehr schön:)
lg darkangel


darkangel (09.02.2007)

Ich kann mich nur meinen Vorrednern anschließen.
Ein sehr schöne Kurzgeschichte, die leider nicht einfach zu lesen ist, wegen fehlenden Absätzen.

Es würde mich freuen, wenn du nach 4 Jahren Pause vielleicht wieder zu schreiben anfangen würdest.


liebe Grüße
Alex


Alex (17.06.2006)

Ich finde die Geschichte gut. Das einzige, was mich gestört hat, waren die fehlenden Absätze, die das Lesen doch etwas mühsam gestaltet haben, und der kleine Sprung in Richtung Phantasy. Aber sonst gut beschrieben und formuliert. ^^

Crack (30.01.2006)

finde die geschichte wie meine bewertung mäßig

black (25.05.2004)

naja voll monoton irgendwie.und unglaubwürdig

HunzelStrunz (28.04.2004)

Naja find die nich so dolle.

DerRächermitdemBecher (27.04.2004)

Der Schluß ist ein bischen "platt".
Desweiteren schließe ich mich Gwenhwyfar's Meinung an.
Aber so ist das Leben der Menschen... 4 Pts


Dr. Ell (08.02.2004)

Mh... Es ist eine nette Kurzgeschichte, doch gibt sie meiner Meinung nach zu wenig wirkliche Handlung her. Natürlich, das haben Kurzgeschichten so an sich, aber ich finde es fehlt wirklich noch ein kleiner Teil mehr, der die ganze Sache abrundet.
Aber an sich ist die Geschichte gut gelungen.

Deswegen auch ein gut.


Redfrettchen (15.11.2003)

Unglaublich .. wow .. ich bin nur auf diese Seite gekommen weil ich mich über Seelenverwandschaft informieren wollte, weil ich selber gerade in einer solchen Vereinigung lebe .. und ich muss sagen, dieser Text hat (vor allem der Schluss) meinem Herz einen Stich gegeben .. den auch ich habe in etwas das selbe Problem, nur, dass ich meine Seniorita schon seit einem viertel Jahr kenne. Doch auch wir haben begonnen mit "Wir verstehen uns supergut, rein platonisch, noch nie wurde ich von einem mann/ einer frau so verstanden wie von dir" .. doch dann kam alles ganz anders .. irgendwie hat uns das Schicksal in der letzten Woche jeden Tag zusammegeführt und jez sind wir uns sehr nahe gekommen. Verwirrt und gerührt kann ich nur sagen .. ich verstehe die Gefühle und die Situation der Protagonisten .. und deshalb schmerzt es noch mehr ..

Auf den besten Text den ich jemals über SV gelesen hab ..


Blubb (09.02.2003)

Gut geschrieben - aber das Gefühl, das die Geschichte in mir auslöst, ist Unverständnis. Warum bleiben die beiden nicht zusammen? In ihren Beziehungen muss der Wurm drinnen sein - warum darin verharren? Das blockiert alle Beteiligten und führt früher oder später zu Verletzungen. Freiwilliges Martyrertum? Bringt nix. In eine Beziehung, die glücklich und erfüllend ist, kommt kein anderer hinein. Und sei er auch noch so attraktiv.
Zitat: "Wenn du mir vor drei Jahren begegnet wärst", sagte Melissa, "würdest du jetzt dort draußen stehen und auf mich warten." - Diesen Satz habe ich schon fast als ein bißchen zynisch empfunden: Hätte ich dich vor drei Jahren kennengelernt, würdest du jetzt draußen warten, während ich hier drinnen mit einem anderen knutsche und am liebsten stehenden Fußes den Rock hochzöge??? Klingt nicht eben nach Respekt vorm Partner.
Na ja, was mir nicht gefällt, gefällt vermutlich anderen. Wegen des guten, gefühlvollen Stils gebe ich dennoch 4 Punkte.


Gwenhwyfar (05.07.2002)

wow wow wow!!!!!!

Das ist so ziemlich einer der besten Texte, die ich über Seelenverwandtschaft gelesen habe. Unglaublich prickelnd, dies zu lesen!!! Weiter so!!! freue mich schon auf die nächste stóry!

cya
junkfood


junkfood (12.05.2002)

wow wow wow!!!!!!

Das ist so ziemlich einer der besten Texte, die ich über Seelenverwandtschaft gelesen habe. Unglaublich prickelnd, dies zu lesen!!! Weiter so!!! freue mich schon auf die nächste stóry!

cya
junkfood


junkfood (12.05.2002)

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