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2 Seiten

Angst

Schauriges · Kurzgeschichten
© Kersti
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ging Lara durch die dunkle Straße. Sie hasste es, nachts alleine in der Stadt unterwegs zu sein. Leider hatte sie keine andere Wahl, da die Abendschule erst sehr spät zu Ende war, und Taxi konnte sie sich keines leisten, zumindest nicht zweimal in der Woche.
Lara hielt den Schlüssel fest in ihrer Faust, sodass die Schlüsselspitze zwischen ihren Fingern hervorragte. Ganz so, wie sie es im Selbstverteidigungskurs gelernt hatte. Immer wieder sah sie in den Schatten Bewegungen, erwartete fast, dass hinter der nächsten Ecke jemand hervorspringen würde.
„Denk dir doch nicht so einen Blödsinn aus, du versetzt dich ja nur selbst in Panik“, wies sie sich in Gedanken zurecht. Ein kleines nervöses Lächeln erschien in ihrem Gesicht. Doch schnell schüttelte sie den Kopf und setzte wieder eine grimmige Miene auf. Bloß nicht lächeln, das könnte ja von jemanden als Ermutigung verstanden werden. Festen Schrittes und scheinbar sehr selbstbewusst ging sie weiter.
Plötzlich packte sie jemand am Arm. Zu Tode erschrocken zuckte Lara zurück. Wirre Gedankenfetzen schossen durch ihren Kopf. Vor ihrem inneren Auge tauchten schreckliche Bilder von verstümmelten und geschändeten Körpern auf, dazu Schlagzeilen wie „Junge Frau auf dem Nachhauseweg vergewaltigt!“, „Mord und Totschlag in unserer Kleinstadt!“
„Hast du vielleicht ein bisschen Geld für mich?“ Diese mühsam hervorgelallten Worte schlugen ihr mit einer übelriechenden Fahne entgegen. Angeekelt wandte sie sich ab und kramte ein paar Münzen hervor. Schnell ging sie weiter. Wieder schüttelte sie den Kopf über sich. „Ich muss aufhören mit den schrecklichen Gedanken. Was soll in dieser Kleinstadt schon mehr passieren, als von einem Sandler angeschnorrt zu werden?“ Sie versuchte sich in positive Stimmung zu versetzen. „Jetzt ist es ja nicht mehr weit, und daheim wartet schon Klaus mit dem Essen auf mich.“ Vor ihren Augen tauchte ihre gemütliche Küche auf, mit gedecktem Tisch und dem warmen Essen darauf. Fast konnte sie es riechen und die Vorstellung drängte die Schreckensbilder in ihrem Kopf etwas zurück. Und wirklich, da war schon ihre Gasse und jetzt nur noch ein paar Meter durch den dunklen Hauseingang (die lauernden Bilder wurden noch mal drohend deutlich). „Das wäre ja wirklich tragisch, kurz vor der Haustür überfallen zu werden“, lachte sie über sich selbst. Trotzdem beeilte sie sich sehr mit dem Aufsperren des Haustors und atmete erst auf, als sie es wieder hinter sich verschloss. Schon war sie vor ihrer Wohnungstür angelangt, und nun waren die Schreckensbilder wirklich weg.
„Hallo Schatz!“ rief sie in die Wohnung, „Ich bin zu Hause!“ „Hallo Schatz!“ kam die Antwort aus der Küche. Hungrig und erleichtert zog sie ihre Jacke aus. „Ich bin so froh, endlich zu Hause zu sein.“ Mit diesem Satz öffnete sie die Tür zur Küche und erstarrte vor Entsetzen. Vor ihr auf dem Boden lag Klaus in einer sich langsam ausbreitenden Blutlache. Sie wollte schreien, aber der Mann, der plötzlich hinter ihr war, presste schnell seine Hand auf ihren Mund und flüsterte ihr ins Ohr. „Ich bin auch froh, dass du endlich da bist.“

 
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Kommentare  

Bad, sorry.... sie hätte direkt an der Stimme erkennen müssen dass es nicht ihr Mann war... denn wenn die beiden verheiratet sind, müssten sie ihre Stimmen eigentlich sehr genau kennen.
Andere Möglichkeit: Der Killer hatte es schon seit langem auf sie abgesehen und hatte deshalb seit Monaten die Stimme ihres Mannes geübt.... aber für diesen Schluss fehlt einfach die Hintergrundstory, das Warum seines Mordes (aus dem Geschilderten wird meiner Meinung nach deutlich, dass es dem Killer um sie und nicht um ihren Mann geht).
Gut ist hier der jähe Stimmungsumschwung... der Titel passt, man denkt die Angst ist vorbei, und dann taucht dieser Typ auf.... deshalb auch den zweiten Punkt.

Liebe Grüße,
Graf Zahl (**)


Graf Zahl (20.04.2003)

Na, da freut man sich doch, nach Hause zu kommen!
Die Urängste der Menschen waren schon immer für
gruselige Unterhaltung gut. Spannend geschrieben
und mit überraschendem Dead-End.


Trainspotterin (26.03.2003)

Und wie soll ich jetzt beim nächsten Mal abends in der Dunkelheit ruhig und ohne Angst zu haben, nach Hause kommen?
Du hast die Stimmung einer Frau allein in der Nacht auf der Straße gut eingefangen. Das Ende (Grauen in der sicheren Zuflucht) fand ich überflüssig. Das ist aber reine Geschmackssache.
5 Punkte


Norma Banzi (25.03.2003)

Die Geschichte hat mich bereits nach dem ersten Lesen total begeistert! Hab nochmal vielen lieben Dank, dass Du mir erlaubt hast, sie in Bilder umzusetzen...

Claus (26.12.2002)

Eine wunderbare Geschichte. Ich konnte die Angst der Protagonistin sehr gut nachvollziehen, und den Trick mit den Schlüsseln habe ich auch gelernt *gg*. Und dann die bittere Ironie: Die Gefahr lauert ausgerechnet in der so sehnlichst erwarteten, scheinbar sicheren Zuflucht!
Stilistisch einwandfrei geschrieben, keine überflüssigen Abschweifungen, direkt auf den Punkt gebracht. Die perfekte Kurzgeschichte.
Gesamteindruck: Muss man gelesen haben - am besten abends, im Winter, wenn man im Dunklen nach Hause kommt. Gänsehaut garantiert!
5 Punkte


Gwenhwyfar (06.06.2002)

hu... was für eine kleine gemeine und gute Geschichte. Ich schließe mich der Meinung an: warum hat Klause seine Frau nicht abgeholt?

christine (27.05.2002)

Die altbekannte Angst auf dem Nachhauseweg, ansprechend verpackt. Na ja...dachte ich bei mir...na ja. Und dann DIESER Schluss! Volle Breitseite! Schiff versenkt! Tolle Idee gehabt.
Weiter so!
alle Fünfe!


Stefan Steinmetz (23.05.2002)

Ende gut? Nee,Ende schlecht und das macht die Geschichte gut.Wer rechnet mit sowas.Hätte Klaus seine Frau abgeholt und sie durch die dunklen Gassen begleitet,ja dann wäre das Ende gut aber die Geschichte nicht.
Hast 'ne sehr gute Idee gehabt,die dir von mir 5 Punkte einbringt.


Wolzenburg/Grubnezlow (08.05.2002)


Sehr gute Arbeit. Die Angst der jungen Frau ist gut und vor allem sehr überzeugend dargestellt, so gut, das man beim Lesen selbst ein mulmiges Gefühl in der Magengrube bekommt. Es ist etwas, vor dem wir uns alle schon gefürchtet haben, und hier wird die Furcht zur Realiät.
Ich gebe für diese Story 5 Punkte, das ist sie wert.
Weiter so ! :-)



Benjamin Reuter (07.05.2002)

chailigääs strohsack, bin froh die geschichte gelesen zu haben NACHDEM ich grad im finstern laufen war. ... allein ...im wuuhbadlfinstern wichtlwald....tagsüber kommt man sich bei uns ja vor wie in einem walt disney film: da ein reh, dort ein häschen, mal ein oachkatzerlchen, dann ein igerl...dann der psychopathische nachbar vom nachbarsberg - na, moment, der passt da nicht ganz rein. wuascht. jedenfalls war ich wie gesagt gerade laufen und um halb 10 ist es doch mehr finster als nicht und es waren einige stellen von wald dicht gesäumt, wo es zappenduster ist. natürlich raschlt, wispert und pfuttert da immer irgendwas. ich dachte mir, die geräusche allein sind ja nicht so schlimm, nur die gedanken mit denen man sich selber narrisch macht sind nervig. wenn man nie zeitung lesen oder sich nachrichten anschauen täte, wüsste man ja gar nicht was alles passieren kann, wenn man da so herumhiaslt in der gegend und alles wäre ganz natur. .....brrr. falls jemand meint, ich könnte ja eine taschenlampe mitnehmen: des haast nix, weil: sollte wirklich ein bösewicht herumstreifen, sieht der mich ja schon von der weitn. wie schautn des aus? außerdem entsteht dann so eine art lichttunnel, wo alles rundherum noch schwärzer ist und noch grusliger ausschaut. sou is deis nämlich. nämlich.

das "b" (06.05.2002)

Gar nicht mal so schlecht, das Gschichtl. Nächtliche Angstsituationen, dräuende Gefahren und panische Momente, die auszustehen sind, bis die warme, behagliche Wohnung und Zuflucht erreicht ist, sind ja ein dankbares Thema. Aber ich hätte ja auch ein bissi was zu matschkern: wenn du die Angstsituation auf dem Nachhauseweg noch ein wenig ausdehnen und zum Abschluß die Überraschung dem Leser nicht ganz so gach hinwerfen tatast, könnte das ein recht feine Geschichte sein. Weiter so!

Herbert Ribisel (06.05.2002)

Ich bin wirklich von der Geschichte begeistert. Ich würde gern noch noch das Ende lesen und mir volgende Fragen beantworten: Warum ist Klaus Tod?
wehr hat ihn umgebracht?
Wehr ist der Mann hinter ihr steht und seine Hand auf ihren Mund drück?
Warum freut es ihn das Sie da ist?
Was hat er vor?
Warum hat er das gemacht?
Warum gerade sie?
Alles Fragen wo rauf ich gern die Antwort wüsste!!!


Jazzman (6.05.2002) (06.05.2002)

Wirklich gruselig! Und toll geschrieben.

Karin (05.05.2002)

Man hat manchmal solche mulmigen Gefühle beim Heimgehen. Sogar ich geh manchmal ein bisschen schneller und halte meinen Schlüssel als Waffe bereit -- und ich bin 1,95 groß, muskulös und habe früher Taek-Won-Do gemacht!
Zum Glück passierte mir zuhause dann nie sowas Böses wie in der Geschichte -- außer dass halt die Freundin plötzlich ausgezogen ist und versehentlich ein paar von meinen Sachen mitgenommen hat, wie zum Beispiel meinen Videorekorder, das Schnurlostelefon und mein Dampfbügeleisen.

Die Geschichte ist gut - sie berührt die Ängste, die vielleicht jeder tief in sich spürt.
Seltsam an der Geschichte war nur, dass der Böse offensichtlich die gleiche Stimme wie Klaus hat (ein Terminator vielleicht)


Bernd (03.05.2002)

hui, gruselig!

Lanzelot (03.05.2002)

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Rache  
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