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3 Seiten

Beruf Folterer

Schauriges · Kurzgeschichten
© Feldulme
Ja, ich bin Folterer. Und das schon seit 10 Jahren. Ich liebe diesen Beruf. Er hat in unserer Familie eine lange Tradition, und einer meiner Ahnen hat sogar diese Scheißhexen gefoltert, von denen man jetzt behauptet, daß sie gar keine waren. Dabei brauch man nur den Fernseher anschalten, um zu sehen, daß es noch Hexen gibt. Ballspiel: Hanka aus dem Container. Seh ich sie, kocht mein Blut in Folterermanier, aber sie wird ja beschützt.
Mein Vater folterte damals bei der Stasi, und er war mein erster Lehrer. Er brachte mir den Grundsatz , daß man nur ein guter Folterer sein konnte, wenn man selber einmal gefoltert wurde, durch Folter bei und klar. Als ich bei ihm die Grundsätze gelernt hatte, schickte mein Vater mich in eine Foltererschule in Russland und bezahlte sein schwer (durch Folter) verdientes Geld dafür. Genosse Oberst Waltlev hieß mein Lehrer. Ein großer Mann, der viel Respekt ausstrahlte und eine Gefoltertenliste von 6 Seiten hatte. Er lehrte mich, Strom und Wasser anzuwenden und durch gezielte Fragen das herauszubekommen, was ich oder meine Auftraggeber wissen wollten. Er war nach einiger Zeit mein Freund geworden und mein Vorbild, bis der Osten zusammenbrach und auch die Foltererschule dicht machte. An diesem , für mich schweren, Tag ermordete man den Folterer. Angehörige der Opfer hatten ihn gelyncht. Nur mit Glück war ich zurück nach Deutschland gekommen. Hatte mich Tage erst einmal im Keller meines Vaters versteckt.
Irgendwann hatte man vergessen, wer ich gewesen war. Gut, niemand wußte überhaupt, daß ich nun ausgebildeter Folterer war, aber in mir war eine Art Paranoia vorzufinden, die mich glauben ließ, das jedermann wußte, was ich war. Vater war wegen seiner Folterungen nach dem Umbruch ins Gefängnis gekommen. Irgendwelche Typen, die er nicht zu Tode gefoltert hatte, hatten geplaudert. Mein Vater schrieb Briefe, in denen er davon erzählte, daß man auch im Knast foltern konnte, die Welt ungerecht sei, und daß die, die ihn verrieten undankbar seien und er sie damals besser totgefoltert hätte. Ich schrieb meinem Vater nicht zurück. Mußte ich mich doch ganz auf die Arbeitssuche konzentrieren. Ich fing bei der Polizei an, arbeitete mich hoch und bald wurden andere Stellen auf mich aufmerksam, und eines Tages fand ich einen Beamten in meinem Büro, der mich zu sich einlud. Ich folgte der Einladung und staunte nicht schlecht, als ich das beschriebene Haus fand und feststellte, daß das Haus noch ein Rohbau war. Hatte schon gedacht, daß ich mich auf meinem Zettel verschrieben hatte. Doch dann sah ich den Beamten, der mich gesucht hatte und war doch sicher, richtig zu sein. Er führte mich in den Keller des Rohbau`s. Es ging irgendwelche Treppen hinunter. An den Wänden der Treppen hingen große Lautsprecher, aus denen Baulärm drang. So laut, daß ich meine Ohren zuhalten mußte. Der Beamte lächelte, als er dies sah, und erst jetzt bekam ich mit, daß er Ohrstöpsel trug. Es ging tief hinab. Mindestens 3 Stockwerke waren wir in die Tiefe gestiegen und immer wieder die komischen Lautsprecher, die meine Ohren fast zum Platzen brachten. Dann aber hielt der Beamte an und öffnete eine eiserne Tür. Sie schien leicht aufzugehen, was dafür sprach, daß hier reger Durchgangsverkehr herrschen mußte. Als die Tür aufging, schlug uns ein entsetzlicher Geruch entgegen, der mich fern an Rußland erinnerte und an das, was ich damals tat. Der Beamte war schon eingetreten und bemerkte mein Zögern. Irgendwas sagte er dann, und ich folgte. Als die Tür zuging, wußte ich wo ich war. Ich hatte den Duft erkannt. Es war verbranntes Fleisch, gemischt mit Kot und Urin der Zellen. Irgendwo wurde gerade gefoltert und der, der gefoltert wurde, schrie noch lauter, als die Lautsprecher dröhnten, die hier drin gar nicht mehr zu hören waren.
In einem Büro dann erklärte mir der Typ, daß er sehr wohl wisse, wer ich bin und was ich gelernt habe, und das man für mich Verwendung hätte. Auf meine Frage, wer denn er sei, lächelte er nur ausweichend und gab mir ein Bündel Geld. „Hier schon mal eine Vorauszahlung des Lohns“, hatte er dabei gesagt und mir dann den „Bunker“ gezeigt.
Es gab hier unten 3 große Räume und zahlreiche kleine Kämmerchen, die zwischen den Räumen lagen. Ich sah sofort, daß hier falsch gefoltert worden war. Manche Krüppel die ich in den Zellen gesehen hatte, waren schon viel zu lange hier. Hatten es geschafft sich zu wehren. Keine gute Arbeit. Ich bat den Beamten mir den Folterraum zu zeigen und er führte mich sodann in die Richtung aus der das Schreien und Wimmern kam. Als wir vor der Tür standen, merkte ich, daß der gute Beamte wohl nicht mitkommen wolle und so ging ich an ihm vorüber und öffnete die Tür. Auf einer Art großem Bügelbrett lag ein Mann. Vielleicht 30 oder 40. Man konnte das Alter in einem schmerzverzerrten Gesicht nicht so gut lesen. Der Folterer, ein Bär von Mann, hieb ihm andauernd mit der Faust in sein Geschlecht. Vom Brett tropfte schon Blut auf den mit Kotze, Urin und eben anderem Blut verschmierten Boden. Eine schlechtere Art zu foltern hatte ich noch nie gesehen. Nicht einmal bei den schlechtesten Mitschülern in Rußland und das hieß schon was. Ich überlegte gar nicht und ging einfach auf den Folterer zu. Der ging zur Seite und blieb ruhig, als wenn er mit meinem Eingreifen gerechnet hatte. Zuallererst riß ich dem Mann ein Stück Stoff vom Hemd und verband ihm damit die Augen. Ich hatte gelernt, daß die Ungewißheit, wo und wann zum Ballspiel die Schläge kamen, für die Gefolterten eine zusätzliche Folter war. Und er wandt sich und zuckte wie wild vor Angst und mein Folterkollege klatschte anerkennend in die Hände. Aus der Tasche zog ich meinen Draht, den ich immer bei mir trug, und steckte ein Ende davon in die Steckdose. Natürlich war es isoliert, da wo ich anfaßte. Mit dem anderen Ende berührte ich sacht die Stelle die vorher auch schon mein Kollege „behandelt“ hatte. Er fuhr zusammen wie ein abgeschossener Vogel. So stark, daß ich seine Fesseln ein wenig stärker zubinden mußte, damit er nicht vom Brett fiel. „Wo ist Karl Groß?“ schrie ich und schüttete dabei die Brause meines Kollegen über das Brett. Nun setzte ich das Kabel an die Brause. So lange bis ich verbranntes Fleisch roch und endlich war der Wille des Mannes gebrochen und er sagte was man hören wollte. Das Karl Groß gesucht wurde hatte ich einem Zettel abgelesen, der auf dem Boden in der Kotze lag. Ich ging wieder hinaus und lächelte den Beamten an und war sicher, als er auch lächelte, daß ich eine neue Arbeitstelle gefunden hatte.




 
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Kommentare  

Es ist mir nicht klar, was die Geschichte bezweckt, ist sie eine Satire oder schlichtweg Sadistisch? Um das sagen zu können, müsste sie ein Ende haben. Der Folterer hat wieder Arbeit, na und, wen wundert das? Stilistisch nicht schlecht, aber inhaltlich dann doch sehr fragwürdig.

Susan (12.03.2004)

Interessanter Blickwinkel, wie schon mein Vorgänger sagte. Aber es ließe sich aus dem Material noch mehr herausholen.
Unklar ist mir als Leser, was die Geschichte bei mir bewirken soll. Ist sie gesellschaftskritisch zu verstehen? Dann ist das Ganze aber nicht überspitzt genug gezeichnet. Oder soll es eher in Richtung Satire gehen? Dann fehlt das übertriebene Moment, das eine gute Satire ausmacht - denn die hier beschriebenen Vorgänge gibt es (leider) noch allzu häufig auf der Welt. Auch fehlt der "Knalleffekt", z.B. ein überraschender turning point.
Irritiert hat mich das Ende, es kam zu plötzlich und ließ mich mit dem Gefühl zurück, die Geschichte sei noch gar nicht beendet. Jetzt hat unser Protagonist (der ein wenig flach gezeichnet ist, abgesehen von seinem ungewöhnlichen Job) nach einer kleinen "Probefolter" also wieder Arbeit - na und? Es stellen sich durch das abrupte Ende keine wie auch immer gearteten Emotionen wie Wut, Trauer, Empörung oder sonstwas ein. Und das sollte eine gute Geschichte - sie soll im Leser etwas auslösen.
Stilistisch gesehen ein kleines bißchen unglücklich, sehr viele Komma- und einige Formulierungsfehler. Das stört den Lesefluß und unterbricht immer wieder die Konzentration auf die Handlung, weil man an diesen Stellen automatisch stutzt.
Trotzdem eine klasse Idee. Ist ausbaufähig und könnte mE sogar Material genug für einen längeren Roman hergeben.
Keep on writing!


Gwenhwyfar (31.05.2002)

Jeder verdient irgendwie sein Brot, hm?
Interessanter Blickwinkel.


christine, nachdenklich gestimmt (22.05.2002)

Echt krasse Geschichte.
Da kann man nur froh sein, das Folter in den meisten Ländern abgeschafft wurde, denn sie ist das allerletzte, was sich Menschen gegenseitig antun können.
Ich verstehe sie als Anruf an die Menschenrechte, und als solcher tut er bestimmt seine Wirkung.


 (21.05.2002)

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