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3 Seiten

Straße der Träume

Fantastisches · Kurzgeschichten
Man hatte sie zurückgelassen. Die Wärme war gegangen, sie aber waren geblieben. Sie nannten sich Inuit - Mensch. Aber so nannten sich auch die-die-gegangen-waren. Diese waren es, die die Wärme der Welt mit sich genommen hatten.

Phobos sah zur Sonne hinauf wärend die seinen das Lager aufschlugen. Der Wind-der-Sonne hatte ihm diesen Weg gezeigt. Phobos war ein vorsichtiger und behütender Schamane, immer darauf bedacht, daß die Wärme in den seinen blieb. Carla, die schönste des Stammes hatte ihm einen Sohn, Lupus, geschenkt und hoffte, daß Lupus seinem Vater auf der Straße-der-Träume folgen werde.

Phobos sah in Richtung der Mauer-aus-Eis. Unüberwindbar ragte sie vor dem dem Lagerplatz auf. Zerklüftet, unüberwindbar ... angsteinflößend.Vor vielen Menschenleben waren seine Vorväter mit den ihren über ein solches Eisgebirge gegangen und vielen hat es die Wärme in ihren Leibern gekostet.In den Überlieferungen der Schamanen heißt es, daß unter einem solchen Eisgebirge Eis wohnte, das soviel Wärme hatte, daß es die ganze Zeit geschmolzen war.So wie im Innern eines Menschen das Eis geschmolzen war, solange Wärme in ihm war.

Die Wärme war den Inuit heilig. Auch wenn es sinnvoller wäre, die Wärme, die aus dem Leib der Mutter des Erfrorenen kam, wieder den Menschen zurück zu geben, indem man ihn als Nahrung nehme, hat der Geist-der-Sonne geboten, Erfrorene in das Eis zu legen.Man hoffte darauf, daß der Wind-der-Sonne immer wieder Bären und Fresser-des-spärlichen-Grases zu ihnen brachte.Es gab Überlieferungen, daß ein warmes, grünes Land verheißen war, in denen viel mehr Tiere waren, als man zählen kann. Und in dem der Wind so warm sei, daß man keine Angst haben brauche, zu erfrieren.Die Verheißung berichtete daß die Menschen einst in dieses Land geführt werden sollen, und dieses war Phobos' tiefe und heimliche Hoffnung.

Aber auf der-Straße-der-Träume hatte Phobos gesehen, wie die Sonne immer Größer wurde, und mit ihrer unermeßlichen Wärme diese verbrannte.Tod durch zuviel Wärme.Unfaßbar in einer Welt, in der Wärme alles bedeutete.

Auf der Straße-der-Träume hatte ihm der Wind-der-Sonne ihn vor einigen Monden offenbart, daß der Weg seines Volkes hier an diesen Ort gehen müsse, und Phobos hoffte, daß hinter der Wand aus Eis das grüne Land auf sie wartete.

Phobos stand auf dem kleinen weißen Hügel und sah hinab zu den seinen. Die Sonne stand hoch am tiefblauen Himmel. Kein weißer Schleier mit dem Eis-daß-leicht-vom-Himmel-fällt war zu sehen.Plötzlich sah er seinen Sohn das Lager verlassen.In den Augen seines Sohnes, die weit aufgerissen in die Ferne blickten, erkannte er den Wind-der-Sonne.

Angst, tiefe Angst kam in Phobos auf.Lupus war noch so jung. Er hatte noch nicht einmal eine Gefärtin, die die Wärme in ihm retten würde, wenn Lupus zurückkommen würde... von der Straße-der-Träume.Stunde um Stunde, im dunklen Iglu sitzend, gequält von tiefen Erbeben der Angst betete Phobos zum Wind-der-Sonne, daß sein Sohn auf der Straße der Träume nicht seine Wärme verlieren möge.Immer hatte er gehofft, Lupus würde Schamane werden, wie Phobos selbst, doch er war erschüttert, daß es so früh geschah. Lupus' Mutter ergoß viel geschmolzenes-Eis-aus-dem-Innern-des-Menschen.

Stunden vergingen, dann wurde es laut im Lager.Lupus kam zurück. Auf den Wangen, die vom Licht der Sonne verbrannt waren, wie die Haut eines Bären über dem Feuer, war das Eis aus seinem Innern wieder gefroren.Immer noch was der Wind-der-Sonne in seinen Augen, und Lupus sagte in der Sprache, die nur Schamanen verstehen können:"Vater, wir müssen von hier gehen ... die Sonne ... sie wird die Welt verbrennen ... sehr bald."Dann fiel Lupus in tiefe Ohnmacht.Ein Mädchen hatte ihn mit der Wärme ihres Herzens erkannt und nahm ihn mit in ihren Iglu. Sie gab ihm Essen, die Wärme ihres Herzens und das Feuer ihres Körpers. Bald erkannte Lupus in ihr die Frau, die die Mutter seiner Kinder werden sollte.

Phobos vergaß nicht die Worte seines Sohnes, die dieser von der Straße-der-Träume zurück gebracht hatte und sprach mit den Ältesten.Lupus war noch einmal die Straße-der-Träume gegangen und Phobos wußte nun, daß ihr Weg über die Mauer aus Eis führen würde.Die Alten waren nicht einer Meinung. Am Tag des Aufbruchs blieben einige zurück, die den Träumen der Schamanen nicht glaubten.

Die, die gingen, kletterten über die zerklüftete Mauer aus Eis. Es dauerte nicht so lange wie sie es erwartet hatten, da kamen sie auf der anderen Seite an. Tatsächlich waren zwei Menschen auf dem Wege erfroren. Doch nun standen sie am Ufer eines Meeres aus endlosem spiegelglattem Eis.

Als sie in ihrem Boot saßen, der Wind in den segeln lärmte und ihre Kufen über das spiegelglatte Eis jagte, kam der Wind-der-Sonne zu Phobos. Die Sonne tauchte die Welt in gleißendes gelbe Licht und durchdrang alles. Phobos breitete seine Schwingen aus, und ließ den Wind-der-Sonne unter seine breite Flügel wehen. In seinen Adleraugen sah er noch, wie die anderen Adler ihm fogten, und im gleißenden gelben Licht gen Horizont eilten. Dahinter fanden sie eine gewaltige Schneeflocke auf dem Eis. Sie war größer und gewaltiger alles, was Phobos je gesehen hatte.Lupus fand dort einen schwarzen Iglu, im dem sich alle sammelten. Er bot Platz für sie alle. Dann drehte sich plötzlich die Welt nach oben und der Iglu fiel in den Himmel unter ihnen ...

Als Phobos wieder erwachte, sah er seinen Sohn an einer Öffnung in der Wand des schwarzen Iglus stehen und hinaus sehen. An Lupus' Atem erkannte Phobos, daß eine völlig durchsichtige Scheibe Eises in der Öffnung sein mußte. "Sieh nur Vater, unsere Welt ... sie wird immer kleiner."Phobos bekam Angst." Glaubst Du, wir werden das grüne Land finden ?" "Nein Vater ... ich weiß es !" sagte Lupus mit Augen, die gesehen hatten ...

Man hatte sie zurückgelassen. Viel Wärme war gegangen. Sie aber waren geblieben. Sie nannten sich Inuit - Mensch. Aber so nannten sich auch die, die gegangen waren.Lange nach deren Aufbruch hatten sie einen Feuerschweif am Himmel gesehen. Der Bärenjäger sah zur Sonne und erschrak. Sie war blutrot und wurde größer und größer ...
 
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Kommentare  

Ganz sicher bin ich mir nicht...
Erzählt diese Geschichte aus ferner Vergangenheit, oder ist sie eine Vision aus der Zukunft, nach der nächsten Eiszeit? Da ich nicht weiß, wer "die-die-gegangen-sind" gewesen sein sollen, nehme ich fast das zweite an. Demnach würden nur Menschenstämme zurückbleiben, die an das Überleben in der Kälte angepasst sind wie die Inuit (Eskimos).

Warum suchen die Menschen nach dem Grünen Land, wenn Lupus bzw. Phobos doch schon absehen können, dass demnächst die Sonne zur Nova wird (oder wie soll man das Verbrennen der Erde durch ihren Zentralstern sonst verstehen)?

Etwas gestört haben mich die Namen. "Phobos" (warum heißt sein Sohn nicht Deimos *gg*) und Lupus. Beide kommen aus der lateinischen/griechischen Sprache (auch ein Grund, der mich vermuten lässt, dass die Geschichte eher in der Zukunft als in der Vergangenheit spielt), sind aber keine typischen Inuit-Namen wie Agaguk, Ingakok und so weiter.
Beim Lesen kommt das ein bisschen als Stilbruch rüber.

Den Satz "Phobos war ein vorsichtiger und behütender Schamane, immer darauf bedacht, daß die Wärme in den seinen blieb." solltest Du noch einmal überarbeiten. Dort fehlt ein Wort. In seinen.. was?... blieb? Ich vermute, es soll "Händen" heißen. Ich musste dreimal nachlesen, ehe ich hinter den Sinn stieg.

Nicht schlecht, die Idee, doch es bleiben, da ich in die Gedankenwelt des Autors zum Zeitpunkt des Schreibens nicht einsteigen kann, viel zuviele Fragen offen.

3 Punkte


Gwenhwyfar (19.12.2002)

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