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9 Seiten

Seth

Romane/Serien · Schauriges
Die seltsamen Vorgänge, die mein ganzes Leben für immer verändern sollten, begannen nach dem Tod meines Großonkels Rolf Meienburg, eines Professors der Archäologie mit dem Spezialgebiet Ägyptologie, der Jahrzehnte seines Lebens mit der Erforschung der geschichtlichen Hintergründe der ägyptischen Gottheiten zugebracht hatte.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen Großonkel, der mich neben meiner Mutter aufgezogen hatte. Von ihm erbte ich wohl die Liebe zu Büchern und zur Geschichte, insbesondere auch zur Archäologie. Immer vor dem Schlafengehen hatte er mir Geschichten über seine Erlebnisse auf seinen Expeditionen in die entferntesten Winkel der Erde erzählt.

Doch dann, etwa vor zehn Jahren, bevor ich die Schule geschmissen und eine Ausbildung begonnen, was meine Mutter mit einem Anflug von Grauen zur Kenntnis genommen hatte, hatte sich mein Großonkel ganz in seine Forschungen vertieft und war mehr denn je auf der ganzen Welt unterwegs gewesen, um seine Theorien über den Ursprung der ägyptischen Gottheiten und ihre reale Existenz zu beweisen.
Besonders in Ägypten hatte er jahrelang gelebt und wir hatten uns daher nur noch sehr selten sehen können. Bei den wenigen Treffen war er recht schweigsam gewesen, was gar nicht seine Art war, denn mein Großonkel war schon immer ein sehr redseliger Mensch und interessanter Erzähler gewesen.
Etwa ein halbes Jahr nach unserem letzten Treffen, war er bei einem Unfall ums Leben gekommen. Die Ärzte, die ihn untersuchten, diagnostizierten Herzversagen auf Grund des Schocks, hervorgerufen durch den Fall und den Aufprall auf den harten Betonboden des Bürgersteiges. Zeugen berichteten jedoch alle übereinstimmend, daß mein Großonkel von einem orientalisch aussehenden Mann bewußt angerempelt worden war, worauf er gestürzt sei.
Doch die Ärzte fanden keine Spuren irgend einer Gewaltanwendung bzw. Fremdeinwirkung und so blieb ihre Diagnose bei Herzversagen, was bei einem Mann seines Alters, mein Großonkel war zur Zeit seines Todes schon über 70 Jahre alt gewesen, wie sie feststellten, wohl keine Seltenheit sei.
So sitze ich nun in der großen Bibliothek und dem Arbeitszimmer meines Großonkels und durchstöberte, nachdem ich nach der Testamentseröffnung von dem Rechtsanwalt meines Großonkels ein versiegeltes Kuvert erhalten hatte mit der Anweisung die letzten Wünsche meines Onkels haargenau zu befolgen, die Unterlagen an denen er zuletzt gearbeitet hatte.
Nach einigen Stunden des studierens erfuhr ich, daß er sich in den letzten Jahren seines Lebens nur noch mit SETH, einer ägyptischen Gottheit befaßt hatte. Nach den Tagebucheintragungen und den diversen Schriftverkehr mit einigen seiner Kollegen zu urteilen schien mein Großonkel sogar das Grab dieses Gottes entdeckt zu haben.
SETH, überlegte ich kurz. Ja, über diese Gottheit hatte mir mein Onkel schon als ich noch ein kleiner Junge viel erzählt. Ich überlegte kurz und rekapitulierte, was ich noch über diesen SETH wußte.
„Wie alle ägyptischen Götter wurde auch Seth zwar mit menschlichen Körper, jedoch mit einem Tierkopf dargestellt. Um was für einen Tierkopf es sich jedoch bei Seth handelt, darüber stritten sich die Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten. Manche tendierten dazu ihn als den Kopf eines Esels zu deuten.
SETH war der Gemahl seiner Schwester, der Göttin Nephtys, und Bruder des Gottes Osiris und der Isis und war der Gott des Chaos, der Wüsten, des Sturmes und des Krieges
In den ägyptischen Mythen wurde als das Böse Wesen angesehen, welchem man die Zerstörung des Lebens zuschrieb.
Doch vor seiner merkwürdigen Wandlung zum Bösewicht war er ein segensreicher und hoch verehrter Gott im Alten Ägypten gewesen (der Gott des Hundsstern), welcher dem Land den Segen der Nilüberschwemmung gab, ohne welches Ägypten nicht existieren konnte.
Doch durch den Streit mit Isis und Osiris wurde er zu einem bösen Gott, den Töter der Natur, dessen Andenken man auf den Denkmälern verfolgte und ausmerzte, da er als Feind und Gegner des Osiris galt und ihn getötet haben soll.
Aber darüber gab es verschiedene Variationen. U.a. auch über einzelne Episoden des Kampfes zwischen Horus und Seth im Streit um das Erbe des Osiris, aber nicht zwei Variationen stimmen überein. In der einen wird er schließlich nach heftigen Schlachten von Horus getötet und in einer anderen nur von ihm gefangengenommen.
Vielleicht hatten gerade diese Unstimmigkeiten meinen Großonkel Rolf von Meienburg so sehr fasziniert, daß dadurch seine Neugierde und seinen Forscherdrang geweckt worden waren, der ihn schließlich um die ganze Welt geführt hatte. Wer wußte schon zu sagen, was Menschen beseelt.“
Plötzlich stieß ich beim Durchsuchen der Unterlagen auf Aufzeichnungen, die seine Suche und seine Entdeckung in den letzten Monaten seines Lebens beschrieben. Unter anderem auch über seinen längeren Aufenthalt in Ägypten.

*******


AUS DEN AUFZEICHNUNGEN PROFESSOR ROLF MEIENBURGS


Die Hitze war um die Mittagszeit in Kairo unerträglich. Glücklicherweise war es im Ägyptischen Museum angenehm kühl. Jedenfalls empfand es Rolf Meienburg so, Professor der Archäologie, der selbst mit seinen 70 Jahren noch immer gerne durch die weite Welt reiste, um Beweise für seine Forschungen zu suchen. Schon seit Jahrzehnten beschäftigte ihn jedoch nur noch ein einziges Thema: der ägyptische Gott Seth, der im Kampf gegen den Gott Horus, um das Erbe des Osiris nach vielen geführten Schlachten schließlich unterlag. Seit dieser Zeit galt der Gott Seth als Inbegriff des Bösen und als Mörder seines Bruders Osiris, was aber nie bewiesen werden konnte.
Wie der Professor wußte, gab es keine vollständige Versionen der ägyptischen Mythen, so daß man sich auf die klassischen, also die griechischen Autoren verlassen mußte. Aus diesem Grund wurde auch von vielen bezweifelt, ob überhaupt je umfangreiche ägyptische Texte existiert haben, die diese Mythen ausführlich schilderten. Doch da irrten sich seine Kollegen. Meienburg wußte aus sehr verläßlichen Quellen von uralten Geheimbünden aus der Zeit der ersten Pharaonen, die bis in die heutige Zeit überlebt hatten, das solche Aufzeichnungen existierten.
Allen voran die KINDER DES SETH, in deren Besitz sich die sogenannten Seth-Rolle befinden sollte, die jedoch von den Forschern als reines Phantasieprodukt abgetan worden war. Der Professor wußte es jedoch besser. Er konnte nur über die Unwissenheit und Ignoranz dieser engstirnigen Narren lachen. Er hatte Kopien von dieser Rolle gesehen und war sich sicher, daß sie echt war und viele Jahrtausende alt.
Meienburg hörte Schritte und schaute auf, als ihn ein hochgewachsene Ägypter mit Hakennase mit einem Lächeln empfing.
„Schön, Sie zu sehen, Herr Professor Meienburg. Es freut mich, daß sie meiner Einladung gefolgt sind.“
Der Professor erwiderte den Gruß und schüttelte dem Ankömmling die Hand.
„Wie könnte ich ein solch interessantes Angebot abschlagen, Herr Saleh, zumal Ägypten in all den Jahren zu meiner zweiten Heimat geworden ist. Außerdem war es für mich schon immer das reinste Vergnügen gewesen ins Ägyptische Museum von Kairo zu kommen, wo die größten Schätze der Welt in den tiefsten Kellern verborgen sind. Man weiß nie, was man dort so alles auf seiner Suche entdeckt.“
Mohamed Saleh, der stellvertretende Direktor nickte ernst.
„Ja, schon so mancher Schatz wurde beim durchstöbern unserer Keller, wo der Hauptteil der ausgegrabenen Hinterlassenschaften unserer Ahnen und unseres Landes liegen, entdeckt. Aber kommen Sie doch bitte mit in mein Büro, Herr Professor Meienburg dort ist es viel gemütlicher, um sich zu unterhalten.

*


„Sie haben also die Kopien, die ich Ihnen zugeschickt habe, eingehend geprüft, Herr Professor?“, fragte Saleh und reichte Meienburg eine Tasse Tee.
„Ja, daß habe ich.“
„Und zu welcher Schlußfolgerung sind Sie gelangt?“
„Die Seth-Rolle ist echt. Da besteht kein Zweifel.“
Der Ägypter atmete erleichtert auf und lehnte sich freudig in seinen Sessel zurück.
„Ich habe es gewußt, Herr Professor. Sie sind unser Mann!“
Meienburg sah ihn irritiert an.
„Ich verstehe nicht, Herr Saleh. Was meinen Sie damit?“
„Ich werde es Ihnen erklären, Professor. Da Sie sich doch schon fast – wie ich erfahren haben - ihr ganzes Leben mit den ägyptischen Göttern und hauptsächlich mit dem Gott Seth beschäftigt haben, müßten Sie doch logischerweise irgendwann auch auf die verschiedensten Sekten gestoßen sein.“
Meienburg nickte stumm.
„Ja, daß ist richtig.“
„Dann müßten Ihnen doch auch die KINDER DES SETH ein Begriff sein“, fuhr der Ägypter fort.
„Ja, diese Sekte befaßt sich, so viel mir bekannt ist, mit allerlei obskuren und okkulten Ritualen, um den Gott Seth, den sie verehren, wieder zum Leben zu erwecken.“
„Halten Sie das für so abwegig, Herr Professor?“
Meienburg schüttelte den Kopf.
„Nein, ich habe in meinem langen Leben schon so manch seltsame Dinge erlebt, daß ich nichts für unmöglich halte. Es gibt da nur etwas, was die Sekte nicht beachtet hat.“
„Und das wäre?“
„Ohne die Leiche des Gottes, können sie ihn nicht wiedererwecken.“
Mohamed Saleh lächelte.
„Sie haben es erfaßt, Professor. Deshalb habe ich Sie auch nach Ägypten eingeladen. Wir haben ihre Studien über Seth lange Jahre mit großem Interesse verfolgt. Und wenn es jemanden gibt, der das Grabmal des Seth finden kann, dann sind Sie das, Herr Professor Meienburg.“
„Dann sind sie also auch der Meinung, daß der Gott Seth wirklich existiert hat?“
„Ja, natürlich, daß hat er. Er gehörte einem Volk an, daß vor Jahrtausenden aus dem Nahen Osten nach Ägypten ausgewandert ist und vor der ersten Dynastie der Pharaonen über Ober- und Unterägypten geherrscht hat. Er war ein gerechter Herrscher. Jedoch kam es nach dem Tod des Osiris, an dem er übrigens keine Schuld trägt, zwischen ihm und Horus, dem Sohn seines verstorbenen Bruders, zum Streit über das Erbe und schließlich zum erbitterten Kampf. In der letzten geführten Schlacht mußte sich Seth schließlich geschlagen geben.“
„Dann wurde er also von Horus in der Schlacht getötet?“
„Das wissen wir leider nicht genau. Ein Teil der Seth-Rolle fehlt uns leider. Und gerade dieser Teil, der sich mit der letzten Schlacht zwischen Seth und Horus befaßt ist von äußerster Wichtigkeit. Aber bald wird auch dieser Teil der Rolle in unsere Hände gelangen.“
Meienburg überlegte.
„Wenn Seth in diesem Kampf nicht getötet worden ist, muß es ein einschneidendes Erlebnis für ihn und seine Feinde gewesen sein. Denn seit dieser Zeit gilt er als Inbegriff des Bösen und wird seitdem auch bezichtigt seinen Bruder getötet zu haben, wie manche Mythen berichten.“
„Ja, Propaganda von Horus und seinen damaligen Anhängern“, bemerkte Saleh verächtlich.“
Meienburg nickte.
„Wer ist übrigens wir?“, fragte er.
Der Ägypter sah den Professor durchdringend an, sagte dabei aber kein Wort. Nur seine Lippen zuckten ab und verzogen sich schließlich zu einem grinsen.
„Ich denke, Herr Professor daß wissen Sie doch“, beendete Saleh das Schweigen.
„Die Kinder des Seth! Sie gehören also dieser Sekte an“, beantwortete Meienburg seine Frage selbst.
Der Ägypter nur stumm.

*


Es vergingen Wochen und Monate an denen der Professor mit Hilfe Mohamed Salehs alte Schriften durchforschte, um irgend einen Anhaltspunkt über den Ort des Grabmal des Seth zu entdecken. Doch sie hatten kein Glück. Sie fanden nicht die kleinste Spur bis ein sehr obskurer Händler von Altertümern sich bei Saleh meldete.
Der stellvertretende Direktor war erst sehr skeptisch, hatte er von diesen Mann doch schon die seltsamsten Geschichten gehört und die meisten davon sprachen nicht gerade für dessen Ehrenhaftigkeit.
Als aber der Händler, Ali al Rahman mit Namen, von Seth sprach war die Neugierde trotz aller Bedenken und des schlechten Rufes dieses Mannes geweckt und so trafen sich der Professor und Mohamed Saleh in dessen Laden. Der erste Eindruck war nicht gerade positiv, sah er doch von außen genau so aus wie die meisten der Souvenirläden Kairos, die irgendwelchen Ramsch oder teils gutgemachte Fälschungen an die Touristen verkaufen. Doch als die beiden Männer das Innere des Ladens betraten staunten sie nicht schlecht, als sie die Schätze sahen, die dort in gläsernen Vitrinen und in großen Holzregalen standen.
Meienburg und Saleh sahen einander an und nickten sich zu. Vielleicht hatten sie sich in al Rahman getäuscht und er hatte etwas, was ihnen vielleicht auf ihrer Suche weiterhelfen könnte.

*


Zwischenspiel

Schon seit Jahrtausenden ruhte sein Körper in einer versteckten Kammer in den weiten der Wüste Ägyptens, vergessen von den Menschen dieses Landes, den Nachfahren der stolzen Pharaonen.
Doch sein Geist war nicht gefangen an den kalten Ort des Todes, wie seine sterblichen Überreste. Sein Geist war frei, beobachtete und lernte und sah wie sich die Welt in den Jahrtausenden verändert hatte. Doch seine Anhänger, die ihn selbst nach so langer Zeit noch verehrten, blieben ihm treu.
Bald würde sein Körper und sein Geist wieder vereint sein. Ein Professor aus dem Abendland war gekommen, um sein Grab zu finden und er sollte es finden, dafür würde er schon sorgen. Die Saat war gelegt. Sie mußte nur noch aufgehen.

*


AUS DEN AUFZEICHNUNGEN ROLF VON MEIENBURG


Ali al Rahman war ein kleiner und untersetzter Mann von Fünfzig Jahren mit gesunder ägyptischer Bräune und einen dunklen Bart. Sein dunkles Haar war noch dicht, tendierte aber an einigen Stellen bereits zum grau.
Er trug trotz der Hitze, die ihm nichts auszumachen schien, einen teuren und dunklen Anzug und eine ebenso dunkle Krawatte, dessen Knoten jedoch geöffnet war.
Er begrüßte die beiden Ankömmlinge mit einem freundlichen Lächeln und bat sie im hinteren Bereich seines Ladens in zwei ledernen Sesseln Platz zu nehmen, wo bereits frischer Mokka auf sie wartete.
„Es freut mich, daß Sie beide, meine Herren, gekommen sind. Und ich kann Ihnen versichern, daß Sie den weiten Weg nicht umsonst gekommen sind.“
Saleh kam direkt zur Sache, nachdem er von dem köstlichen Mokka gekostet hatte, der wirklich ausgezeichnet schmeckte.
„Also, Monsieur al Rahman. Ich will Sie zwar nicht kränken, aber was haben Sie so wertvolles für uns, daß sie uns zu sich gerufen haben?“
„Sie kränken mich nicht mit ihrer Direktheit, Monsieur Saleh. Auch ich bin ein Mann von schnellen Entschlüssen, daher mag ich diese Tugend auch bei meinen Geschäftspartner. Aber warten Sie bitte einen Moment, meine Herren, ich muß das Objekt ihrer Begierde erst noch holen.“
Die beiden Gäste sahen sich von den Worten des Händlers neugierig geworden an. Der ägyptische Händler erhob sich mit einem grinsen aus dem Sessel und verschwand für einige Zeit. Nach etwas weniger als zehn Minuten des Wartens kam er mit einem ledernen Beutel zurück und überreichte sie den beiden Männern.
„Ist es das, was sie suchen?“, fragte er sie.
Meienburg öffnete vorsichtig und mit leichter Erregung, die sich im Zittern seiner Hände bemerkbar machte, den Beutel und fingerte eine sehr gut erhaltene und ziemlich alte Papyrusrolle hervor. Er zeigte sie Saleh und dieser nickte.
Es dauerte einige Zeit lang bis der Professor die Echtheit der Rolle bestätigen konnte.
„Sie ist es, Herr Saleh. Der lange verschollene Teil der Seth – Rolle!“
Ali al Rahman lächelte.
„Habe ich zuviel versprochen?“
„Nein, daß haben Sie nicht“, bemerkte der Ägypter, „aber woher haben Sie sie. Ich habe fast mein ganzes Leben nach ihr gesucht.“
„Die Quelle darf ich Ihnen leider nicht verraten, darauf bestand mein Kunde. Aber die Rolle steht zum Verkauf offen. Wenn Sie die Seth-Rolle also haben wollen?“
Saleh nickte aufgeregt.
„Natürlich wollen wir Sie haben, Monsieur al Rahman, daß wissen Sie doch, sonst hätten Sie sich wohl kaum mit uns in Verbindung gesetzt. Wieviel soll sie kosten?“
Der ägyptische Händler nannte den Preis.
Saleh sah den Professor an. Dieser nickte.
„Gut, ich will nicht lange feilschen, Monsieur al Rahman. Ich bin mit dem Preis einverstanden.“
Der stellvertretende Direktor des Kairoer Museums zog den ledernen Gürtel von seiner Hose ab und überreichte sie dem Händler.
„Hier ist das Geld. Zählen Sie ruhig nach.“
Al Rahman winkte ab.
„Ihr Ruf eines ehrlichen Geschäftsmannes geht Ihnen voraus, Monsieur Saleh. Ich denke nicht, daß es nötig ist, das Geld nachzuzählen. Ich vertraue auf ihren guten Ruf.“
Der Ägypter nickte über die Worte des Händlers geschmeichelt und reichte al Rahman die Hand und besiegelte damit das Geschäft.

*


AUS DEN AUFZEICHNUNGEN ROLF VON MEIENBURG


Etwas blasphemisches und bösartiges ging von dem Steinsarkophag aus, der mit Hieroglyphen nur so übersät war.
Doch die Bedeutung dieser Schrift war Professor Meienburg vollkommen unbekannt. Sie schien aus einer Dekade der ägyptischen Geschichte zu stammen, die viel älter war, als er angenommen hatte. Es schien eine Art Urschrift zu sein.
Mohammed Saleh stand neben ihm und blickte ihn ebenfalls überrascht an. Auch er verspürte eine nicht zu definierende Furcht vor dem Grab des SETH wonach er sein ganzes Leben lang gesucht hatte.
Noch vor kurzem hatte er die Beschwörungsformeln von der Rolle des Seth gelesen, um die Gottheit zu erwecken. Doch nun war er sich nicht mehr so sicher, ob er richtig gehandelt hatte. Doch es war zu spät.
Ein unheimliches Licht erfüllte die Grabkammer und zum ersten Mal sah Meienburg die grauenhaften Bilder, die die Wände der schmucklosen Grabkammer zierten.
Doch er wurde abgelenkt, als er das Knarren des steinernen Sarkophagdeckels vernahm, der sich langsam, wie von Geisterhänden geführt, vor ihm öffnete ...

*


Hier brechen die Aufzeichnungen meines Großonkels ab. Bei meinen weiteren Nachforschungen fand ich heraus, daß Touristen den Professor Tage später nach diesen Ereignissen mehr Tod als Lebendig in der Wüste fanden. Er schien durch den langen Aufenthalt in der heißen Sonne und dem dadurch resultierenden Wasserentzug völlig den Verstand verloren zu haben. Er wurde in die Klinik von Kairo gebracht, die er einen Monat später wieder genesen verließ.
Zurückgekehrt in seine Heimat, erlag er dann einem Herzanfall, nachdem er von einem Unbekannten auf offener Straße und unter Zeugen angerempelt und zu Boden stürzte.
Immer mehr verdichtete sich das Bild, daß der Tod meines Großonkel kein Unfall gewesen und er vorsätzlich ermordet worden war.
Was hatte er in der Grabkammer gesehen, das ihn fast den Verstand geraubt hatte?
Meine weiteren Nachforschungen führten mich schließlich auch nach Ägypten, daß Land, das mein Großonkel so sehr geliebt und ihm doch letztendlich den Tod gebracht hatte.
Mein erster Besuch in Kario galt dem berühmten Museum, doch dort erklärte man mir, daß Mohammed Saleh kürzlich verstorben sei. Doch ich gab nicht auf und schließlich führte mich mein Weg auch zu dem Händler Ali al Rahman, der mich freundlich begrüßte, als ich den Namen Meienburg erwähnte. Sehr betrübt schien er über den unerwarteten Tod meines Großonkels, als er davon erfuhr.
Als ich jedoch den Namen SETH nannte, schien er regelrecht erschrocken und ängstlich und regelrechtes Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen wieder. Er riet mir Kairo und Ägypten umgehend zu verlassen und nicht weitere Nachforschungen einzuholen, wollte mir aber nicht den Grund dafür nennen.

Als ich ihn verließ, hatte er sich wieder etwas beruhigt, doch noch immer drängte er mich, das Land augenblicklich zu verlassen, um nicht Opfer des Bösen zu werden, das wiedererweckt worden war. Von den Worten al Rahmans unbeeindruckt erreichte ich mein Hotel und ruhte mich nach diesem langen und beschwerlichen Tag erst einmal aus.
Am nächsten Tag erfuhr ich durch Zufall von dem Tod des Händlers und immer mehr ahnte ich, daß auch ich mich nun in Gefahr befand und seine Warnungen ernst nehmen mußte. Doch noch immer konnte ich mich entschließen das Land der Pharaonen zu verlassen.. Vielleicht weil die Sturheit schon immer einer der Merkmale meiner Familie gewesen war.
In der Nacht des folgendes Tages bekam ich unerwarteten Besuch von zwei Orientalen, deren eiskalten Augen mich wahrscheinlich schon als Leiche sahen.
Ein heftiger aber stiller Kampf entbrannte, an deren Ende beide Fremden tot vor meinen Füßen lagen.
Bei genauerer Betrachtung beider Leichen erkannte ich, daß es sich bei den beiden um keine Menschen handelte, sondern um Schlangenmenschen.
Als einer der Augen der beiden toten Wesen plötzlich zu blinzeln begann, schrie ich erschrocken auf, packte in aller Eile meinen Koffer und verließ, nachdem ich beim überraschten Portier die Rechnung bezahlt hatte, das Hotel und kehrte Ägypten für immer den Rücken. Doch der Schrecken folgte mir bis nach Deutschland.
Nun sitze ich hier im Arbeitszimmers meines verstorbenen Großonkels, schreibe diese Zeilen und erwarte jeden Moment fremden Besuch, der vielleicht in diesem Leben mein letzter sein wird.
Ich hoffe, das jemand diese meine Aufzeichnungen nach meinen Tod finden wird, um den Schrecken, der der Welt durch SETH und seiner unheimlich Brut droht, aufzuhalten.



 
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Kommentare  

Mmh.... die ägyptischen Götter, die irgendwann tatsächlich mal gelebt haben? Stargate lässt grüßen?
Nicht schlecht umgesetzt, die Idee.
Stilistisch habe ich allerdings einiges zu bemängeln:
Zitat: "So sitze ich nun in der großen Bibliothek und dem Arbeitszimmer meines Großonkels..."
So, er sitzt also gleichzeitig in zwei Räumen? Das nennt man, glaube ich, Bilokation. - Scherz beiseite: "So sitze ich nun in der großen Bibliothek, die zu seinen Lebzeiten auch das Arbeitszimmer meines Onkels war" oder sowas in der Richtung hört sich hier besser an.
Zweitens: Mohamed Saleh und Ali al Rahman sind beide Ägypter, sprechen sich aber gegenseitig mit "Monsieur" an - sprechen gar Französisch miteinander? Unglaubhaft. Wenn ich als Deutsche in Schweden einen anderen Deutschen treffen, vielleicht gar aus dem Rheinland wie ich selbst, werde ich mich mit ihm nicht ausgerechnet auf Englisch unterhalten! Warum sollte ich auch?
Einige Fehler mit der Groß-/Kleinschreibung sind mir ebenfalls aufgefallen.
Bis auf diese Kleinigkeiten gefällt mir die Geschichte aber ganz gut, deshalb: 4 Punkte


Heike Sanda (12.06.2002)

Toll! Einfah nur toll!!!

SabineB (09.05.2001)

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