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Morgens in der Savanne

Kurzgeschichten · Sommer/Urlaub/Reise · Erinnerungen
Ich sitze auf dem Autodach. Die Zigarette in meiner Hand brennt erst seit kurzer Zeit. Sie tut mir gut. Die Sonne geht langsam auf. Das Licht bricht sich rosa und in verschiedenen anderen Farbtönen von goldgelb bis hellviolett in den letzten verbliebenen Wölkchen der vergangenen Nacht. Ich bin nicht allein hier. Hier oben auf dem Hügel. Hinter mir stehen vier Zelte im Quadrat. In der Mitte die Reste eines vom Tau letztendlich gelöschten Lagerfeuers. Welch ein Glück, dass wir das Feuer gemacht hatten. Die Nächte in Afrika können empfindlich kalt werden. Von der Anhöhe aus kann ich ein Tal überblicken. Wir sind in der Feuchtsavanne. Der letzte Regen hat grüne Landschaften sprießen lassen. Wenige hundert Meter vor uns schlängelt sich ein Fluss durch die Landschaft. Er sieht sauber aus. Man ist versucht sich die Kleidung vom Leib zu reißen und in das Wasser zu springen. Bloß nicht. Genügend Leute kamen bei solchen Aktionen schon ums Leben. Krokodile sind gefräßige Viecher. Ich muss irgendwie bei diesem Gedanken lächeln. Ich schaue auf die Uhr. 5:45 Uhr morgens. Sieben Stunden Schlaf werden mich durch den Tag bringen müssen. Dürfte jetzt knapp 20°C haben. Laut Wetterbericht werden heute bis zu 45°C für diese Gegend erwartet. Unsere Wasservorräte müssen noch aufgefüllt werden. Das ist für einige Zeit der letzte Fluss, den wir passieren werden. Ich schaue auf die Zelte hinter mir. Es regt sich noch immer nichts. Schlaft ruhig weiter. Ich sitze hier und passe schon auf Euch auf. Mit meiner rechten Hand taste ich nach dem Gewehr. Einmal habe ich es schon abfeuern müssen. Die tote Gazelle liegt jetzt in einem der anderen Geländewägen. Hätte nie gedacht, dass ich in der Lage bin ein anderes Säugetier zu töten. Ursprünglich hatte ich angenommen, es handele sich um einen Dieb, der sich in der Dunkelheit seinen Weg durch die Büsche bahnt. Ich habe in die Richtung der Geräusche geschossen. Ein Gnadenschuss musste es von seinem Leiden erlösen. Es knackt schon wieder, diesmal weiter weg. Ich bewege mich nicht. Vielleicht zu faul. Wer weiß. Hinter einem Affenbrotbaum tritt ein Gnu hervor. Ich schau es an. Es sieht zu mir herüber. Verharrt. Irgendwo trillert ein Vogel. Ich bewege mich nicht. Das Gnu schaut immer noch zu mir herüber. Scheint mich abzuschätzen. Der Vogel trillert schon wieder. Ein eigenartiger Gesang. Habe so was noch nie vorher gehört.
Ich greife zu meinen Zigaretten. Glück gehabt. Es sind noch zwei drin. Ich nehme eine raus und zünde sie an. Das Gnu macht einen Schritt vorwärts. Irgendwie scheint es, als ob es mich für ungefährlich hält. Es trottet langsam weiter. Geht Richtung Fluss. Es ist jetzt 6:00 Uhr. Ich atme tief ein. Wecker klingeln. Nein, piepsen. Die Nacht ist vorbei. Ein Reißverschluss wird nach unten gezogen.
„Guten Morgen“ grunzt man zu mir hoch. Ich drehe mich um. schaue runter. „Guten Morgen“ antworte ich. Ich rutsche vom Autodach runter. Es Zeit mein Auto für die nächsten 200km fit zu machen. Ich lösche die Zigarette an einem Tautropfen. Die Nachtwache ist beendet.
 
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Kommentare  

Diese Story erweckt den Eindruck, sie sei ein kleiner Auszug aus einem längeren Roman.
Ist aber gut geschrieben. Gruß J.B.


Jochbernd Blond (29.03.2007)

sehr stimmungsvoll geschrieben, daher geb ich dir 4 punkte - nett, nicht wahr :-)

Lanzelot (04.08.2003)

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