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Helga, Horst, Margot und die Salatgurke

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
© Andre
„So ein Mist!“ Margot hatte vermutet, sie hätte noch einen Würfel Hefe im Kühlschrank gehabt, doch dem war nicht so. Es war Samstagnachmittag, und es sollte zum Abendessen eine Hackfleischpizza geben. „Horst?“ Horst, ihr Mann, kam angeschlurft. “Hör ma Horst. Du gehst jetzt noch ma zum Supermarkt und holst nen Würfel Hefe. Aber beeil dich. Die machen gleich zu.“ Margot drückte ihm einen Geldschein in die Hand, und Horst ging los.
Es war kurz vor vier, als er den Eingang erreichte. Kaum hatte er den Supermarkt betreten, da wurde er auch schon von einer drallen Frau in einem Trachtenkostüm mit viel Dekollete angehalten. „Guten Tag, der Herr, mein Name ist Helga und ich werbe hier für landwirtschaftliche Produkte aus dem EU-Gebiet. Heute haben wir wunderschöne Salatgurken im Angebot, das Stück für 88 Cent.“ Horst starrte auf die grüne Pracht. „Mögen sie Gurken?“ „Ja, aber ich soll Hefe für einen Pizzateig...“ „Wann haben sie den letzten Gurkensalat gegessen?“ „Gestern.“ „Nun ja, man kann ja auch andere schöne Dinge mit Gurken machen. Sind sie verheiratet?“ Horst nickte und starrte auf das riesige Dekollete. „Man kann z.B. eine Gurkenmaske machen, damit die Haut sich entspannt. Wie alt ist ihre Frau?“ „51 Jah...“ „Sehen sie! Gerade im Alter sollte man öfter eine Gurkenmaske auflegen.“ „Meine Frau hat eine schöne Haut.“ Helga fasste ihn am Arm und flüsterte ihm ins Ohr: „Wissen sie, auch wenn man nicht mehr ganz so jung ist, so hat doch eine Salatgurke in vielerlei Hinsicht einen heilenden sowie auch spielerischen Effekt.“ Horst wurde rot. „Ihnen kann ich’s ja sagen. Gestern hat mich mein Mann von hinten auf dem Hirtenteppich... sie wissen schon... und dabei hat er aber auch immer eine Ausdauer, so dass meine Kniescheiben ganz zerschunden wurden.“ Helga ließ seinen Arm los. „Und was habe ich danach gemacht? Ich habe mir ein paar Gurkenstücke auf meine Kniescheiben gelegt.“ Helga zog das Trachtenkostüm über die Knie. „Und? Sehen sie was?“ Horst schaute und schüttelte mit dem Kopf. Helga ließ das gelupfte Dirndl wieder los, so dass es ihre fleischigen Beine fast komplett verdeckte. „Keine Spuren mehr. Das ist die heilende Wirkung der Salatgurke!“ „So, ich muss jetzt Hefe hol...“ Helga lächelte und fasste ihn erneut am Arm. „Was wollen sie denn mit einer Pizza? Die bläht doch immer so. Und wenn sie heute abend mit ihrer Frau in den Ring steigen, dann gibt das immer so grässliche Geräusche. Das ist schrecklich irritierend.“ Horst wurde erneut rot und fing an zu stammeln: „Ich muss jetzt leider Hefe...“ „Aber sie brauchen doch nicht gleich verlegen zu werden, ich kenne das! Im Alter lässt der Trieb etwas nach. Aber da kommt mir eine Idee!“ Horst schaute sie erwartungsvoll an. „Mögen sie Fußball?“ Horst nickte. „Heute ist doch Samstag, und gleich kommt die Sportschau. Nehmen sie doch ihrer Frau eine Gurke mit. Dann kann sie sich allein entspannen und sie schauen die Sportschau.“ Horst schüttelte den Kopf. „Gönnen sie ihrer Frau doch den Spaß!“ Helga nahm eine ausgewachsene Frucht der von ihr angepriesenen Ware in die rechte Hand und schlug mit der Gurke in die linke. „Ist doch wirklich ein Prachtexemplar und sicherlich auch größer als ihr bestes Stück. Und das für 88 Cent!“ Horsts Gesichtsfarbe wurde immer dunkler, doch Helga ließ nicht nach: „Wenn ihrer Frau der Umfang doch etwas zu üppig ist, so kann sie die Gurke schälen und verkleinern, ganz wie sie will. Durch die Feuchtigkeit hat sie einen weiteren Vorteil gegenüber anderen Corpi Delicti. Und das ist nicht so gefährlich, wie andere Gegenstände! Stellen sie sich vor: Man hat bereits in der Notaufnahme mancher Krankenhäuser bei einigen Menschen anal eine Glühbirne entdeckt. Es hat sogar einen Fall gegeben, bei dem der Notarzt eine zusammengerollte Samstagsausgabe der Lokalzeitung aus dem Hinterteil entfernen musste. Gar nicht auszudenken, wenn ihre Frau heute Nacht mit nacktem Popo in der Ambulanz liegt, und der Notarzt ihr Schnipsel für Schnipsel des Immobilienteils der Tageszeitung mit der Pinzette entfernen muss!“ Helga lächelte verschwörerisch. Da ertönte es aus den Lautsprechern des Supermarktes: „Verehrte Kunden! Unsere Geschäftszeit ist beendet. Bitte begeben sie sich sofort zur Kasse. Wir wünschen ihnen ein schönes Wochenende.“ Horst sah, wie der Eingangsbereich des Lebensmitteldiscounters geschlossen wurde. „Jetzt ist es sowieso zu spät“, sagte Helga, nahm die Gurke und versenkte sie in ihrem Dekollete, zog sie wieder heraus und hielt sie Horst vor die Nase. „So! Da haben sie auf dem Nachhauseweg noch etwas zu schnuppern. Das ist das Parfüm Empörio von Ermahni. Das macht dann 88 Cent!“ Helga hielt die Hand auf. Horst zückte den Geldbeutel, denn er wusste, dass er Helga nie im Leben loswerden würde, bezahlte, nahm seine Gurke in Empfang und ging. Auf dem Heimweg schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. Margot würde ihn umbringen. Wahrscheinlich hatte sie das Hackfleisch bereits abgewürzt, um es danach kurz anzubraten, denn roh in den Backofen geschoben wurde es auf einer Pizza nie gar, ohne dass der Teig verbrannte. Er drehte den Schlüssel im Schloss der Haustür. Gleich würde es ein Donnerwetter geben! „Horst? Bringst du mir die Hefe gleich in die Küche?“, säuselte seine Angetraute. Irgendwann musste es ja kommen, dachte Horst und betrat mutig das Küchenterrain. Margots Gesicht nahm ärgerliche Züge an. „Wo ist die Hefe?“, fragte sie. Horst schaute sie an und stammelte: „Ich dachte wir machen...“ „Letzte Woche schickte ich dich, ein Pfund Butter zu holen. Mit was kommst du zurück? Mit einer Wassermelone, die an einer Seite aufgeschnitten war, so als ob du deinen Dödel reinstecken wolltest. Heute kommst du mit einer Salatgurke an, obwohl ich dich wegen eines Würfels Hefe wegschickte. Kannst du mir nicht einmal NORMAL sagen, dass du mit mir bumsen willst?“ Horst wurde rot. Margot nahm ihn an die Hand und gemeinsam gingen sie ins Schlafzimmer. Leider verpasste Horst seine Sportschau. Aber nach der körperlichen Betätigung gab es Gurkenbrote und zu guter Letzt „Wetten dass“ im Fernsehen, also ein gelungener Tag.
 
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Kommentare  

Höhöhöööö!
Ja man kennt sie doch, diese aufdringlichen Typen und Typinnen, die einem im Supermarkt alles andrehen wollen. Man wird sie nicht los. Sie sind wie Stechmücken.
Das war schon gut beschrieben. Besonders gelungen ist der Schluss, der dem ganzen noch das I-Tüpfelchen aufsetzten Ich musste schallend lachen.
Prima gemacht!
Was mir ehrlich auf die Eier geht: Der dämliche Singlepointer hat mal wieder zugeschlagen. Irgendwann hast du ihm oder ihr wohl einen zu ehrlichen Kommentar geschrieben. Ich denke fast, es ist eine "Sie". Normalerweise sind nur Frauen so konsequent fies.
Singlepointer du widerlicher Popo! Verurinier dich endlich! (Ihr wisst sicher alle, dass ich ANDERE Worte benutzen wollte, gell?)


Stefan Steinmetz (21.12.2003)

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