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28 Seiten

Projekt Familie2000

Romane/Serien · Schauriges
Drehbuch : Projekt Familie2000 (ca. 60-70 min)
CARL ANTON WEBER


Fiktion

Naiv, unwissend, aber voller Enthusiasmus geraden 4 junge Leute in eine extrem bedrohliche Lage, ohne eine Ahnung zu bekommen, wer oder was sie bedroht oder warum sie verfolgt werden. Sie denken, als Studenten der Soziologie, den Menschen zu kennen und aktiv handelnd das Geschehen zu kontrollieren. Tatsächlich haben sie keine Kontrolle, tatsächlich werden sie kontrolliert.


Hinweise zur Aufnahme-Methodik:

die Dialoge und Handlungen sollen der Situation angepasst sein. locker, witzig.
Unsicherheiten, Wiederholungen sind erwünscht – wirken authentisch. Sämtliche Handlungen werden im Detail spontan und natürlich vorgenommen. Husten, Kratzen, Gähnen, Nichtstun kann je nach Bedürfnis angebracht sein, ebenso wie Grimassen schneiden oder vor der Kamera den Hampelmann spielen. Die Angst, die sich schleichend breit macht muß echt wirken. Panik, Horror muss authentisch sein. Die Filmaufnahmen vermitteln durch Wackler, Aufnahmefehler, Unschärfe u.a. die typischen Aufnahmen von ambitionierten Hobbyfilmern oder Amateuren.

Vorgegeben wird der Aktionsrahmen mit den Emotionen.

Die Dialoge sind tendenziell Vorgaben, die aber nicht wörtlich eingebracht werden müssen.


< Vorspann:>

Die Videokassette lag am 14. Mai 2001 im Postbriefkasten der Redaktion der Badischen Zeitung in Freiburg. Der Redakteur, bei dem die Kassette auf dem Schreibtisch landete, glaubte zunächst an einen Scherz. Doch je länger er an jenem Abend das Video betrachtete, desto mehr wurde er gefangen von Ereignissen, die so grauenhaft waren, dass er dafür keine Beschreibung fand. Ein Absender konnte nicht ermittelt werden.

Viele Experten glauben mittlerweile, dass das Schicksal der vermissten 4 Deutschen in diesem Film mit Dingen wie witchcraft, Zauberei oder ähnlichem in Zusammenhang steht, wenn auch viele Fragen offen bleiben.
In den Neunziger Jahren verschwanden in Südafrika viele Kinder und auch Erwachsene auf unerklärliche Weise. Manche fand man wieder z.T. ausgenommen, ohne Herz, Leber oder Gehirn. Der Glaube an die besondere, schicksalbestimmende Kraft von Körperteilen, an sogenannte heil- oder unheilbringende Mutis, wie die vom witchdoctor bzw. den Sangomas aus Körperteilen, Knochen, Federn, Wurzeln zusammengestellten Gegenstände genannt werden, erlebte nach der Apartheid eine ungeheure Wiederbelebung. Viele Leute schwören, dass sie selbst diese unerklärlichen Wirkungen erlebt haben. Vor allem in den ländlichen Gebieten wie Eastern Transvall. Sogar Verbrennungen vermeintlicher Hexen häuften sich.

Diejenigen, die alles aufklären könnten, bleiben vermisst. Die südafrikanische Polizei, aber auch Experten des Bundeskriminalamtes, die sich mit dem Fall vor Ort beschäftigten, bezweifeln nach dem Auffinden der Kassetten, dass die Gesuchten noch leben.




1.1

Studentenbude in Freiburg
<Musik:> popig, Soul

Vier Freunde (3 Studenten, eine Freundin, die in der Verwaltung einer Klinik arbeitet) in einer typischen Studentenbude:
Bücherregale, Poster von Landschaften an der Wand, - alles nicht sehr ordentlich, Schreibtisch. Auf Boden liegen Landkarten, Reisetasche, Kleiderstapel, Hefte.
Das Bild fällt auf Sven: Kurzhaarschnitt, Brille, T-Shirt, Jeans – sitzt in altem Sessel.


S: Soll ich anfangen? Ok ? Also – Patrick mach mal die Musik aus. Äh- Also, dies ist sozusagen der Start einer Videodokumentation – Projektname ist FAMILIE2000. Dieses Projekt wird von der soziologischen Fakultät der Universität Freiburg mit 5000 DM unterstützt. Wir sind drei Studenten der Soziologie im 6. Semester, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Familienstruktur in Afrika im Jahre 2000 zu dokumentieren und beim Vergleich ähnlicher Untersuchungen 1980 in Südafrika eventuelle Trends im familiären Zusammenleben innerhalb der schwarzen Bevölkerung festzustellen. Wieweit das Ende der Apartheid dabei eine Rolle spielt, sollte durch Befragung ebenfalls herausgefunden werden. Die Daten werden später wahrscheinlich in einer Diplomarbeit ihren Niederschlag finden.
Gefilmt wird auch die Erarbeitung des Projekts und das Zusammenspiel innerhalb des Projektteams – in andern Worten, es wird alles gefilmt – d.h. nicht nur unsere eigentliche Arbeit, sondern auch der Aufenthalt am Strand oder im Restaurant, unser Leben im Hotel, alles wird festgehalten, soweit einer von uns gerade die Filmkamera halten kann. Den das zweite wichtige Ziel, wenn auch dem ersten untergeordnet, ist eine Dokumentation des Zusammenlebens der Projektteilnehmer in den 2 Wochen des Projekts. Welche Spannungen und Probleme treten auf, wie wird dadurch die Methodik vielleicht auch die Qualität der Hauptdokumentation beeinflusst.

Äh, ich glaub, ich habe nichts wesentliches vergessen.
schaut auf einen Zettel
Also, heute ist der 22. November 2000. Morgen fliegen wir zunächst von Frankfurt nach Kapstadt, um 2-3 Tage Kraft zu tanken. Anschliessend wird Johannesburg und Umgebung unser Arbeitsgebiet werden für etwa 2 Wochen.

So, jetzt kommen wir zum Team, äh
Sven schaut in die Kamera, deutet nach links
Zur moralischen Unterstützung und für die notwendigen Streicheleinheiten (Gelächter – Protest von Tamara)
wird neben den Kommilitonen Patrick und Carl auch Tamara, die Freundin von Patrick mit von der Partie sein. –

Kamera schwenkt zu Tamara, die mit ihrem Freund Patrick auf einem Bett sitzt und Creme aus einem Becher löffelt. Tamara hat lange blonde Haare, anfang 20,
keine Superschönheit, aber gutaussehend, sonst gut gebaut, schlank bis kräftig, Jeans. Sie droht mit dem Löffel...

T (scheinbar entrüstet): das ist ja totales Macho-Geschwätz. Ich erwarte, dass ihr mich wie eine Königin behandelt. Massagen könnt ihr euch sonstwo abholen.
lacht

S: Die letzten beiden Sätze bitte schneiden. So jetzt zu den weiteren Familienforschern. Neben Tamara sitzt Patrick, wie gesagt ihr Boyfriend. Wir haben seit dem 2. Semester schon in verschiedenen Projekten zusammengearbeitet. Patrick schaufelt stundenlang Berge von Griespudding in sich hinein- davon abgesehen ist er aber ein ganz niedliches Kerlchen.

P (leicht kariertes Hemd über Stoff-Hose):
Ich glaube jetzt dreht er langsam durch. Schneiden! Schneiden! Dreh dem Wahnsinnigen um Gotteswillen den Ton ab!

S: halt, ich bin noch nicht fertig. Hinter der Kamera steht kein Computer, sondern Carl, genannt Charlie, ein leidenschaftlicher Filmer. Hat letztes Jahr eine beachtete Dokumentation in einem Pflegeheim geschaffen.
Patrick, übernimm doch kurz das Videoauge, damit Charlie auch mal ins Bild kommt.

Patrick erhebt sich und kommt auf die Kamera zu.

ins Blickfeld kommt Carl, schlank gross, sportlich, etwas längere Haare, bleibt vor einer Kommode stehen, schaut etwas unsicher Richtung Camcorder. und Richtung Sven.

C: Soll ich jetzt noch was sagen?

S: ok, stell dich halt vor.

C: Gut, also man nennt mich Charlie, nicht zu verwechseln mit dem Affen einer gleichnamigen TV-Sendung, studiere Sport und Soziologie und werde meistens hinter dem Camcorder sein, um filmisch zu dokumentieren, da filmen so ein bißchen ein Hobby von mir geworden ist. Natürlich werden wir uns auch abwechseln. Geplant sind ca. 10-15 Stunden Material, das anschliessend geschnitten wird. Äh, auch wenn dieser Projekt-Start jetzt auf Klamauk schliessen lässt, sollte doch ein Film entstehen, der Grundlage einer wissenschaftlichen Auswertung sein wird.
Als denkbare Perspektive sollte auch die zusätzliche Ausstrahlung im Fernsehen nicht ausgeschlossen werden. Damit liessen sich z.B. die Kosten des Projekts locker wieder reinholen...

S: Absolut dagegen! Der mit seinem Fernseh-Tick. Vermutlich träumt er schon von einer Karriere als TV-Star.
Kamera schwenkt zu Sven
Also davon halte ich überhaupt nichts. Dies steht absolut nicht im Mittelpunkt – aber darüber haben wir ja wirklich genug diskutiert.

C: abwarten

S: So jetzt sollten wir die Zeit nutzen und Fertigpacken. Die Kamera schalten wir bis morgen aus. Bitte unbedingt die Papiere checken, vor allem – Patrick, die Dings hast doch noch in Verwahrung, - die Dreherlaubnis.
Patrick, zoom doch bitte noch auf die Landkarte von Südafrika und dort auf Johannesburg.

C: du hörst dich ja an wie der Oberboss. Denk daran, keine Hierarchie, jeder hat seine Aufgaben, einen Oberboss brauchen wir nicht.

S: is ja gut, Mann. Die Uni wird aber mich am Kragen packen, wenn wir ohne Resultat zurückkommen.

Kamera sucht die Karte, findet sie und zoomt auf den Grossraum Johannesburg, der bereits mit einem Scan-Stift umkringelt ist.

<Ausblende>

2.1

Flughafen Frankfurt
Abflughalle, Abflugtafel, Zoom auf den Flug nach Johannesburg.
Patrick, Tamara und Sven in der Warteschlange bei der Gepäckaufgabe, Patrick macht das Victory-Zeichen, Tamara streckt die Zunge raus.

Carl spricht hinter Camera: Wir sind jetzt am Frankfurter Flughafen im Abflug-Terminal. In gut einer Stunde , um 18.15 Uhr fliegen wir zunächst nach Johannesburg und dann nach Kapstadt. Unsere Laune könnte nicht besser sein. Besonders bei dem Gedanken, dass wir aus diesem elenden Schmuddelwetter direkt in die Sonne und Wärme fliegen. Das hat was! Es gab zunächst ein kleines Problem, weil wir den unbedingt als Handgepäck mit ins Flugzeug nehmen wollten. Hat dann auch geklappt. Und jetzt geht`s endlich los !

<Ausblende>



2.2

Ankunft Cape Town
Sehr helles Licht. Patrick, Tamara und Sven stehen mit zusammengekniffenen Augen vor einigen Palmen, im Hintergrund der Tafelberg.

C: Bitte lächeln. Endlich angekommen. Wir sind völlig fertig aber glücklich. Im Grunde hat alles geklappt. Der Weiterflug von Johannesburg nach Capetown hat sich um 1 Stunde verzögert, aber sonst tiptop. Sehr mildes angenehmens Klima, die Leute lächeln alle, verdammt freundliche Leute hier, fällt sofort auf. Irgendwie traumhaft. Gestern noch das kalte Frankfurt, heute an der Spitze des afrikanischen Kontinents, sozusagen am Ende der Welt – ganz schön verrückt. Als nächstes suchen wir die Unterkunft bzw. lassen uns mit einem Taxi hinfahren. Wichtig sind ab jetzt:
Sonnenbrille, Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor und...

S: ok, genug palavert! Charlie dreh ab, der Indische Ozean lockt, let`s go!

jauchzt und fängt an rumzuhüpfen, das Hemd aufzureissen. Tamara findet endlich ihre Sonnenbrille und stimmt in den Jubel ein.


Kurze Filmsequenz aus dem Fenster des Taxis. Blaues Meer, multikulturelles Treiben, Palmen flitzen vorüber.


2.3

Patrick hinter Kamera zoomt auf Charlie, etwas zu nah, dann wieder zu weit. Charlie und die andern schleppen die Taschen und Koffer zu einem schmucken Ferienhäuschen.

P: So, wir sind jetzt bei der Unterkunft angekommen. Echt super, mit Swimming Pool in der Mitte des Innengartens und jede Menge exotische Gewächse wohin man blickt. Überall Palmen, echt geil. Unser Ferienhäuschen liegt in einem schmucken Vorort von Capetown. Charlie wie heißt nochmal der Ort?

C: Camps Bay !

P: in Camps Bay. Wir können praktisch von jedem Zimmer das Meer sehen. Es gibt eine schöne Terrasse mit Grillmöglichkeit. So jetzt gehen wir mal hinein, um die geilen Innenräume zu betrachten und vor allem den Pool, auf den bin ich richtig scharf jetzt.

Dunkel gekachelte Fussböden mit Teppichen und Korbstühlen erscheinen im Bild, eine Küche, ein Badezimmer und Schlafzimmer...Tamara mit nacktem Rücken zur Türzieht , wechselt gerade ihr T-Shirt.

P: Uups! Sorry

T: He ! he! Nächstes Mal bitte anklopfen, ja?!

Kamera wandert durch die Innenräume

P: jedenfalls gemütlich hier.

S: Deine Koffer schlepp ich aber nicht rein.

P: Lass nur, ich hol sie gleich.

C: Keine gute Idee! Wir sind in Afrika, Mann. Ein herrenloser Koffer an der Strasse steht dort keine 5 Minuten. Warte, ich hol sie rein.

P: Thanks

Bilder vom Schlafzimmer, Küche, und endlich der Garten mit dem Pool . Annährung an den Pool. Sven steht bereits mit freiem Oberkörper am Rand und starrt ins Wasser.


2.3.1

P: Na, hat`s Fische drin

S: ich kann`s irgendwie noch gar nicht fassen, dass wir hier stehen unter Palmen und gleich ins kühle Wasser eines Pools springen.

Das blaue Wasser des Pools wird gezoomt, die exotischen Pflanzen

Charlie erscheint mit Badetuch und Badehose.

C: So jetzt geht’s ins Waaaassssseeeeer !
Springt mit angezogenen Knien mitten in den Pool, so dass es furchtbar spritzt und die beiden am Beckenrand eingenässt werden.

Kamerabild schwenkt kurz hektisch hin und her.

P: Mann, bist du wahnsinnig! willst du unsere Ausrüstung ruinieren !

C: Woh, das ist obergeil. Kommt, leg die Kamera ins Schlafzimmer und kommt alle rein. Echt spitzenklasse!

Tamara steht im knappen Bikini am Fenster mit einem Fotoapparat:
T: Alle mal herschauen.

Zoomt auf Tamara.

P: Donnerwetter! Stelle immer wieder erstaunt fest, wie super Tami aussieht. Wir werden uns jetzt alle abkühlen – also bis später.
<Ausblende, Einblende>


2.4

Abends an einer Strandbar.

Sven, Patrick und Tamara hängen lässig entspannt in ihren Stühlen. Alle haben einen Drink vor sich stehen. Alle sehen frisch aus, Haare gestylt, mit gewechselten Klamotten, Patrick mit Baseballmütze, alle haben Sonnenbrillen an. Sommer ist angesagt. Tamara und Patrick haben einen Rucksack dabei, der auf Stuhl bzw. am Tisch lehnt. Die Kamera schwenkt langsam die Promenade entlang, schwenkt aufs Meer. In einiger Entfernung kommen u.a. auch 2 Schwarze ins Bild, helle T-Shirts, Sonnenbrille, schwarze Baseballmützen, die sich unterhalten.

T: warum können wir nicht einfach 3 Wochen in Kapstadt bleiben. Hier ist es echt geil! Die Interviews könnten wir doch auch hier durchführen. Fühle mich einfach wunderbar, irgendwie völlig entspannt und diese Luft, so angenehm. Was mir auffällt, die Leute sind so gut drauf, alle scheinen in Superstimmung zu sein.

S: Ja, das unterstreicht voll meine Theorie, dass das Klima und das Licht stark die Grundstimmung eines Menschen beeinflussen. Z.B. Kalifornien, dort denkt man auch, die Leute feiern permanent Party, nur fröhliche Gesichter.

T: was kostet das Bier nochmal.

S: 18 Rand, das sind rund 2 Euro. Am besten man rechnet ungefähr den 10. Teil und rundet etwas auf.

T: das ist ja wahnsinnig günstig. Bei uns würde ein Bier in dieser Lage locker das Doppelte kosten.
Sieht in die Kamera
Komm Charlie setz dich endlich, dein Bier fängt gleich an zu kochen.
Winkt in die Kamera.




2.4.1

Strandpromenade, ca. 4 Uhr p.m.

Tamara, Sven und Patrick schlecken Eis, laufen die Promenade entlang. Kamera schwenkt auf Häusermeer, auf Passanten, auf den Tafelberg, wieder zurück zum Meer, bleibt dort eine Weile. Zurück zur Gruppe, Tamara knipst mit dem Fotoapparat.

Die Gruppe nähert sich dem Kameramann.
C: Hallo, können wir mal kurz abbiegen. Ich muss jetzt unbedingt meine Füsse in diesen Ozean eintauchen. Mein erster Kontakt mit dem Indischen Ozean .

P: Also, auf was warten wir. Für den Strand ist es zu spät. Aber die Füsse müssen jetzt ins Salzwasser !

die drei gehen einige Stufen hinab und ziehen sich die Schuhe aus.
Carl filmt seine Füsse, wie sie ins Wasser eintauchen.

S: Jetzt guckt den Charlie an, jetzt filmt der seine Füsse – also ausserirdisch schön find ich die absolut nicht. Charlie, du musst nicht jeden Furz filmen, sonst können wir bereits in Kapstadt neue Kassetten kaufen. lacht
Kamera schwenkt zu den anderen, die auf den unteren Stufen der Treppe sitzen, die ins Wasser führt. Leute gehen oben vorbei oder bleiben stehen und gucken auf die Gruppe runter.

T: heute abend gehen wir doch essen, ok? Das haben wir doch schon besprochen oder? Wenn ich an die frisch gefangenen Fische denke, die in der Pfanne brutzeln, fängt mein Magen an zu knurren. Ich fühle ein gigantisches Loch in meinem Magen. Auf was warten wir noch? Ich muss was kauen, Männer! Ich brauch was zu kauen!

Charlie und Sven gucken sich an. Brusten los, wieherndes Lachen.

C: ach so ist das, Charlie hast du gehört, Tami braucht was zum kauen!

T: prügelt auf Sven ein: Ihr seid ja total gestörte Schweine.
Lachen
T: (ganz langsam und deutlich) Leute, ich habe einen wahnsinnigen Kohldampf.

S: hier findest du an jeder Ecke Super Fischrestaurants. Wenn die Preise überall so günstig sind, könnten wir eigentlich jeden Abend Essen gehen. Ich könnt jetzt praktisch die Viecher roh essen.

P: Ich habe irgendwo gelesen, dass abends in Kapstadt richtig was abgehen soll, so mit Jazz etc.

C: aber nicht mehr heute – bin ziemlich geschafft. Heute könnten wir etwas früher in die Kiste und dafür morgen lassen wir‘s richtig krachen, kann mal jemand den Camcorder abnehmen.

S: haben wir eigentlich schon eine Sequenz mit allen 4 Mitgliedern der Gruppe? Ich glaube nicht. Das wäre der ideale Ort. Charlie, kannst den Selbstauslöser betätigen?

C: kein Problem, kleinen Moment.

Gruppe kommt ins Bild, von der rötlich werdenden Sonne angestrahlt, im Hintergrund der Tafelberg. Alle schauen fröhlich, ohne Sonnenbrille.

C: funktioniert

S: Wir sind jetzt endgültig in Afrika angekommen, genauer in Kapstadt. Es geht uns, wie sich unschwer erkennen läßt, blendend. Im Hintergrund der berühmte Tafelberg. Im Anschluss werden wir eines jener sagenhaften Fischrestaurant aufsuchen und diesen ersten Tag an der Südspitze Afrikas würdig beenden. Übermorgen, falsch, am Freitag, 18. November, also in 3 Tagen starten wir nach Johannesburg, wo unser eigentliches Projekt Familie2000 beginnen wird.

oben gehen Leute vorbei, u.a. zwei Schwarze mit schwarzen Baseballmützen und Sonnenbrillen, sehen kurz hinunter, wenden sich aber gleich wieder ab – es sind die gleichen, die schon mal ins Bild gekommen waren. Andere bleiben stehen und gucken, einige Kinder winken.

<Ausblende, Einblende>


2.4.3

Das üppige Büffet eines Restaurants kommt in den Blick, jede Menge Meeresgetier, Muscheln ua. Kamera schwenkt zu einem grossen Aquarium, zoomt auf glubschäugige Fische. Kleiner Schwenk zu einem Tisch mit Carl, Tamara und Patrick, die ihre Rotweingläser erheben und in die Kamera prosten.
Wieder geht’s zum Aquarium zu den dickmäuligen Fischen – die langsam ausgeblendet werden.

C: Mist, der Akku ist leer. So ich blend jetzt aus



2.5

2. Tag in Capetown

Beeindruckende Küstenlandschaft, helles Licht, leuchtende Felsen, die steil ins umtoste Meer fallen. Filmen aus dem fahrenden Wagen. Südafrikanischer Pop aus dem Radio. Unterhaltung während des Filmens:
Man hört Tamaras Stimme:

Das sieht ja supergeil aus. Echt Wahnsinn!

Stimme von Sven

Wusste gar nicht, dass das Kap der guten Hoffnung doch noch so ein Stück von Kapstadt entfernt ist, mindestens 50 Kilometer. Diese Steilküste ist abartig. Habe noch nie so etwas Schönes gesehen.

P: Nicht so laut! Muss mich wahnsinnig konzentrieren. Dieser Linksverkehr macht mich krank. Ich denk immer, jetzt kracht gleich.

S: das dauert noch ein oder zwei Tage, dann hast du dich daran gewöhnt. Heute morgen vor dem Autoverleih wär ich fast in ein Auto gelaufen. Schau voll nach links , alles frei und geh auf die Strasse, dabei kam‘s von rechts. Charlie, du hast es doch auch gesehen. Bohhh, war total geschockt, habe sogar jetzt noch ein flaues Gefühl im Magen.

T (schreit, gestikuliert wild): Affen! Affen da vorne. Kamera schwenkt nach vorne.

C: Wo, ich sehe nichts. A ja, auf dem Parkplatz. Paviane, das sind Paviane. Das ist ja geil.

T: sind die gefährlich? Also ich steig nicht aus.

S: keine Ahnung

Im Bild erscheinen Paviane, die zwischen stehenden Autos herumlaufen. Manche mit Babies angeklammert.

<Ausblende, Einblende>



2.5.1

Die nächsten Aufnahmen zeigen bereits das Kap der Guten Hoffnung, von oben gefilmt. T, P und S stehen auf einer Plattform und starren auf s Meer.

S: kaum vorzustellen, dass das nächste Land praktisch die Antarktis ist.

Tamara macht Bilder mit ihrer Kamera. Viele Leute unterwegs. Kurz kommen auch 2 Männer mit Sonnenbrillen und schwarzen Baseballmützen ins Bild, die mit verschränkten Armen an einem Felsen lehnen und ebenfalls aufs Meer gucken.

T: kann man da unten baden? In dieser kleinen Bucht. Hätte echt Lust zu baden.

S: das Kap ist übrigens nicht ganz der südlichste Punkt des Kontinents. Weiter östlich kommt nochmal ein Kap, weiss aber den Namen nicht mehr.

C: ziemlich windig, hoffentlich hört man die Windgeräusche nicht zu stark.
Zum Baden sind die Strände direkt bei Cape Town viel schöner. Ja, machen wir doch einen richtig faulen Strandtag.
Patrick starrt immer noch nach unten, offensichtlich schwer beeindruckt

T: Es ist unglaublich schön hier. Bißchen viel Betrieb, aber sonst grandios.
Hast du alles auf Film Charlie? Auf den Film bin ich schon jetzt gespannt.


2.5.2

Sven trinkt aus einer Coladose.

Film vom Strand. Buntes, multikulturelles Treiben, Wellen brechen. Ölig glänzend liegen Patrick, Tamara im knappen Bikini und Sven auf Handtüchern. Sonnenbrille, Sven hat ein Handtuch auf dem Kopf.

C: Tami zeig mal, ob du schon braun geworden bist. Auf geht’s !

Zoom auf Tamaras knappen Bikini. Tamara zieht die Bikinihose etwas hinunter.

C: weiter, weiter!

Deutlich zeichnet sich ein weisser Streifen ab.

T: na, zufrieden?

Aufzeichnungen im Wasser. Sven, Tamara, Patrick im Kampf mit den Wellen. Spritzen sich nass, Übermut pur. Schwenk zum Tafelberg.



2.6.1

Annährung an die Ferienwohnung, immer wieder Bananenstauden.

C: Heh, was ist denn das? Dort an der Wand, was ist das? Ich glaub ich spinn, da hat jemand die schöne weisse Wand mit einem Graffiti beschiert.

S: Shit, das gibt Ärger mit dem Eigentümer.

Zoom auf das Zeichen an der Wand

C: Was soll das sein? Ein Kreis mit einigen Strichen und Punkten. Sieht fast aus wie asiatische Schriftzeichen.

Sven erscheint im Bild und betrachtet das Zeichen aus der Nähe. Reibt mit dem Finger dagegen.

S: Geht nicht weg. Muss Ölfarbe sein. So eine Sauerei. Irgendwie nicht typisch für Graffiti, finde ich.

P: ich würde das jetzt einfach mal lassen. Wenn jemand motzt, was können wir dafür?

C: vielleicht ist es Zulu oder ähnliches und bedeutet was?

T: Irgendwie seltsam, habe sonst nirgends Schmiererein an Hauswänden bemerkt, so wie bei uns in Deutschland meine ich. Kiners, ich muss jetzt fünf Minuten abliegen, bin fix und foxi.


2.6.2

abends in der Ferienwohnung

Sven, Tamara und Patrick hängen in Korbsesseln. Vor sich auf dem Coachtisch viel Papier, Stifte. Alle haben Farbe angesetzt, Sven ist rot im Gesicht, haben sich offensichtlich kurz vorher geduscht und frisch gemacht. Vor Sven das Notebook, er tippt einige Sachen rein. Tamara ist beschäftigt sich mit einer Aftersun-Lotion die Arme einzuschmieren.

S: Also, ich habe heute Mittag nochmals mit Norbert telefoniert. Norbert meinte zwar, daß die unmittelbare Umgebung der Deutschen Schule Johannesburg nicht so geeignet wäre für unsere Interviews, daß es aber auf der anderen Seite auch nicht unbedingt notwendig wäre, nach Soweto rein zu gehen. Downtown oder in eine der Vorstädte, in denen sich eine schwarze Mittelschicht etabliert habe, sei wahrscheinlich sogar besser.

P: hört sich gut an.

S: Auf jeden Falle denke ich, sollten wir nicht nur Mittelschichtler befragen, sondern auch die 85 Prozent, die nach wie vor einen Haufen Probleme an der Backe haben.
Englisch sprechen eigentlich alle.
Bei Norbert können wir auch die bespielten Mini-DV-Kassetten auf Nomalkassetten überspielen.

C: und wie stets mit der Sicherheit? Mit unserem teueren Equipment haben wir wahrscheinlich in kürzester Zeit ein echtes Problem, ein echtes, riesengrossen Problem . Stelle es mir richtig gemütlich vor, wir filmen und hundert johlende Jugendliche drängen sich im Kreis und grabschen rum. Wir müssen sehr gut aufpassen, und zwar ständig, lückenlos, nicht ablenken lassen. Das ist eine echte Herausforderung, zu filmen und mit teuerem Equipment Interviews zu führen, ohne es richtig zu zeigen.

S: wir werden, Mensch Patrick, so schlimm wird es schon nicht sein! – wir werden wie besprochen gleich am ersten Tag einen Security-Fritzen engagieren. In Johannesburg wimmelt es von solchen Agenturen. Das hat Norbert auch gesagt, sei absolut angebracht. Johannesburg hat nun mal nicht den allerbesten Ruf.

T: also bisher fühle ich mich sicher. In Hamburg kann dir auch alles mögliche passieren. Ich finde die Schwarzen bisher ausgesprochen nett und freundlich. Der Gärtner lacht immer, wenn er mich sieht. Ich hatte sogar echt erwartet, dass die Schwarzen irgendwie misstrauischer und böse auf die Weissen wären. Ich mein ganz allgemein auf die Weissen. Das ist aber absolut nicht der Fall. Im Gegenteil, die Rassen gehen viel natürlich miteinander um als bei uns

P: Das kannst du doch überhaupt nicht vergleichen. Deutschland und Südafrika, ich bitte dich! Ausserdem wissen die natürlich, dass wir Touristen und keine Buren sind.

C: (hinter Kamera)(Kamerabild schwenkt ein wenig unkontrolliert im Raum): auf alle Fälle sollten wir nicht den Helden spielen, falls es uns doch mal erwischen sollte. Das kann bös ins Auge gehen. Ganz ruhig bleiben, in die Augen schauen und Anweisungen befolgen. Hab das irgendwo mal gelesen. Wäre zwar Scheisse. Was sollen wir hier noch ohne Kameras! Die Kamera ist leider unterversichert, bzw. gar nicht versichert, wenn wir in Gegenden gehen, die bekanntermaßen als unsicher gelten und das dürfte in Johannesburg so ziemlich überall sein.

P: ehrlich??

S: deswegen nicht Soweto, deswegen Security. Ohne die geht es nicht, auch wenn es nervt.
Sollen wir jetzt noch mal den Fragekatalog durchgehen? ok? Jetzt geht langsam die Arbeit los.

C: das muss ich ja jetzt nicht in allen Details aufnehmen. Also, bis später.

S: Das heißt, morgen mittag werden wir nach Johannesburg fliegen und unser Hauptquartier im Hotel Balalaika einrichten. Habe extra wegen der Sicherheit das Hotel in Sandton genommen. Allerdings nicht ganz billig, selbst wenn wir in DM umrechnen oder anders gesagt, schweineteuer!

Kamera schwenkt nähert sich dem Fenster. Draussen dunkel, Zikarden-Gezirpe in der Luft, allerlei Vogelgezwitscher. Bild versucht die Sterne den Mond zu erreichen. Schwenk zum Garten mit dem Pool, in dem sich still und glatt einige Lichter spiegeln.

2.6.4

C: (Stimme aufgeregt) Ich glaub da steht einer !

P: Was? Wo?
Die Silouette eines Menschen im Halbschatten eines Busches hinter dem Pool wird erkennbar, wenn auch nicht ganz deutlich. Sie bewegt sich nicht.

P: ich seh nichts!

C: Dort drüben, bei den Büschen, da steht doch jemand.

S: Scheisse, da ist einer. (flüstert aufgeregt) ich sehn ihn - dort hinten, hinterm Pool, genau hintendran.

T: ich seh nichts. Wo denn verdammt! - Mir wird ganz anders. Das sind doch Büsche.

C: Jetzt ist er weg. Seh ihn nicht mehr. Aber echt, da drüben stand jemand, ich schwöre‘s.

S: (steht immer noch neben dem Fenster und lookt vorsichtig hinaus in die Nacht) Auf alle Fälle, gründlich überprüfen, ob alle Fenster und Türen und die Garage abgeschlossen sind. In der Garage sollte der Wagen hoffentlich sicher sein.

T: Mann Charlie, ihr habt doch Spaß gemacht oder? Das war doch nur ein Spaß oder?

Kamera schwenkt zwischen Pool und Büschen, ohne dass etwas Auffälliges ins Blickfeld kommt. Tamara kommt ins Bild, der der Schrecken ins Gesicht geschrieben steht.

C: zu 90 Prozent bin ich sicher. Sven hat ihn auch gesehen. Ob es aber eine Bedeutung hat oder Bedrohung, weiss ich nicht, glaub ich eigentlich auch nicht. Irgendwie unheimlich war das schon.

S: ok, gehen wir den Fragenkatalog nochmal durch.

<Ausblende, Einblende>


3.1

Johannesburg

Trollies schiebende Tamara, Patrick und Sven. Kulisse des Jan Smut Airports.
Ein Mann löst sich aus der Menge am Ausgang, kommt mit erhobenen Armen auf Sven zu, umarmt ihn herzlich. Norbert, ca Mitte 40, leicht intelektuell, Brille, begrüsst auch die andern. Schaut in die Kamera bzw zu Carl.

N: Hallo, schon kräftig am filmen. Hallo.

C: Hi Norbert, ich bin übrigens Carl oder Charlie.

N: Sehr erfreut, schlage vor, wir fahren zunächst zu uns. Kann ich was tragen helfen? Habt ihr schon was gegessen? Moni, hat glaube ich ne Kleinigkeit vorbereitet.

Norbert schaut zur Kamera

Sag mal, nehmt ihr alles auf? Gehört das auch zum Projekt?

Sven erklärt, während seinen Trolly durch das Gedränge bugsiert, gestenreich und angeregt. Worte sind nicht mehr zu verstehen. Steigen in einen Wagen. Fahrt Richtung Johannesburg, Silhouette von Johannesburg, Aufnahmen während der Fahrt durch das Fenster.

3.2

Nächste Aufnahmen, sitzen im Garten um einen Tisch, auch Carl ist dabei, Patrick fehlt. Norbert mit Grillbesteck steht am Grill. Viel Gelächter. Erzählen vom Cap der Guten Hoffnung, vom Projekt, vom Schatten im Garten.

N: wendet sich vom Grill zur Gruppe: In Jo’burg müsst ihr echt aufpassen, es gibt mehr Verrückte, Räuber und Killer als in ganz Europa. Um Mitternacht durch Hillbrow zu spazieren oder in diesen Schmuddelvierteln Downtown zu lustwandeln ist im Ergebnis gleichbedeutend wie sich vor einen Schnellzug zu werfen.

Charlie und Sven schauen sich an, ziehen die Augenbrauen hoch.

T: wir gehen kein Risiko ein, das ist klar

N: Aber wenn man gewisse Vorsichtsmassnahmen beachtet wird es kein Problem sein.

Monika kommt mit einer Salatschüssel, stellt sie auf den Tisch. Lächelt.

N: bringt eine Platte mit gegrilltem Fleisch und Würsten zum Tisch.
So jetzt kann‘s losgehen. Greift zu. Nachher werde ich euch einige Ratschläge geben, wo ihr anfangen könnt mit eueren Interviews.

3.3

<Ausblende, Einblende>

Bild vom Balalaika Hotel Sandton. Bilder aus dem Fenster ca. 6. Etage.

Patrick liegt gestreckt auf seinem Bett, Arme hinterm Kopf verschränkt:

P: Also heute möchte ich nur noch ausruhen.

S: Was? Ausruhen können wir noch jahrelang. Ich hab ne Idee. Es gibt hier gleich um die Ecke Sammeltaxis, da könnten wir in 20 Minuten zu den berühmten Goldminen rüberfahren. Es gibt nicht viele kulturelle Sehenswürdigkeiten in dieser Stadt, aber die Goldminen sind ein Muss!

T: Das mag ja sein, aber ehrlich Sven, ich würde jetzt viel lieber mit einem Cooldrink unten im Palmengarten sitzen und einfach mal nichts machen. Irgendwie streßt mich Johannesburg, weiss auch nicht warum.

C hinter Kamera: Hätte auch nichts dagegen. Wir haben ja sicher noch Zeit.

S: Scheisse, wenn wir erst mitten in der Arbeit sind mit dem ganzen Stress, dem Überspielen der Filme... Morgen Leute, morgen geht das Projekt richtig los, dann müssen wir ran, für Sightseening bleibt dann nicht mehr viel Zeit.
Heute abend wären wir zurück und gehen gemütlich irgendwo Essen.

P: Das ist ja alles richtig. Aber wir sind doch keinem Gruppenzwang ausgesetzt, oder? Du kannst doch gehen, wir bleiben hier im Palmengarten. Mich interessieren die Menschen im hier und jetzt wesentlich mehr, als irgendwelche drittklassigen Sehenswürdigkeiten.

S: Ach, was soll’s. Ihr seid faule Säcke, ihr würdet wahrscheinlich den ganzen Tag im Bett zubringen.

T: warum nicht? grinst zu Patrick.

S: Alleine bringt’s das auch nicht. Geh jetzt auf mein Zimmer, ist ja eh völlig sinnlos mit euch über Kultur zu diskutieren.

Sven steht auf ärgerlich und verschwindet durch die Tür.

C: endlich mal ein bisschen Zoff. Diese Harmonie wurde langsam unerträglich.

T: manchmal geht mir sein Boss-Gehabe auf die Nerven. Der ist aber so, da kann man auch nichts mehr ändern. Vielleicht brauchen wir auch wirklich jemand, der uns ab und zu in den Hintern tritt.

Kamera nähert sich wieder dem Fenster zoomt auf eine Strassenecke. Bild verschwimmt.

3.4

Im Blick der gemietete Kleinbus. Zoomt näher.
Dann ziemlich unvermittelt das Gesicht , das Auge des Security Mannes gross Ausfüllend. Offensichtlich falsch gezoomt. Verkleinert jetzt wieder das Bild.

P: Uups, Sorry, das war ich. Wir sehen unseren Bus, mit dem wir die nächsten Wochen durch die Gegend kutschieren werden. Sehr geräumig. Mit von der Partie ist Ezekiel unser Bodyguard, sieht richtig gefährlich aus. Das erste Mal in meinem Leben mit einem Bodyguard.

Ezekiel schaut etwas amüsiert Richtung Kamera. Er ist sehr vornehm mit Sakko, weissem Hemd, dunkler Hose und schwarzen Schuhen bekleidet. Generell ist er ein schweigsamer Mann, der ständig misstrauisch die Umgebung beobachtet.

C: klappt‘s. Los, wir fahren, an die Arbeit !

Carl schleppt einen Hartschalenkoffer und ein Stativ zum Wagen.

Sven taucht auf, positioniert sich vor der Kamera:

S: wir fahren jetzt zu unserem ersten Interview. Gefilmt wird immer nur der Anfang, die häusliche Umgebung, das Klingeln, Öffnen der Tür, eventuell die Wohnung und die Interviewpartner, die sich jeweils kurz vorstellen.
Unser Bodyguard, unser sündhaft teuerer Bodyguard Ezekiel, wird uns zu diesen Terminen bekleiden. Natürlich spricht er kein Wort Deutsch, dafür Zulu, Afrikaans und Sotho und natürlich Englisch. So und jetzt alles einsteigen.

Ausblende

3.4.1

die Gruppe steht vor einem ehemals recht schmucken viktorianisch angehauchten Gebäude mit weissen Säulen. Die Tür öffnet sich. Ein älterer Schwarzer lugt vorsichtig zur Tür heraus.

S (auf Englisch): Hallo, mein Name ist Sven, wir kommen aus Deutschland und arbeiten in einem Projekt, the project family2000. Wenn Sie erlauben würden wir gerne etwas über Ihre Alltagssituation, über ihre Familie und ihre Probleme erfahren. Für das Interview bekommen Sie 20 Rand.

Nach einigem Zögern, werden Sie hereingelassen.
Sehr einfache Ausstattung. Insgesamt düster. Ein altes kleines TV-Gerät quasselt. Eine ältere Frau und mehrere Kinder schauen fragend.
Der Mann schaut finster, mistrauisch. Unser Bodyguard spricht ihn auf Sotho an. Der Mann antwortet ebenfalls auf Sotho. Patrick schaut fragend zu Sven.

S: Ezekiel, was hat der Mann gesagt.

E: nicht viel, er weiss nicht, was ihr wollt.

S: er spricht doch englisch, oder?

E: sehr schlecht, sehr schlecht. Sein Sohn ist nicht zuhause, kommt erst morgen wieder.

die Frau schaut ängstlich von einem zum andern.
Sven wendet sich zu der Frau, die leicht erschreckt zurückweicht.

S: sprechen Sie Englisch?

Die Frau läuft erst ein paar Schritte rückwärts, schüttelt den Kopf und, dreht sich um und entschwindet hastig durch eine Tür. Die Kinder sitzen stoisch und gucken aus grossen Augen.

C: ich glaube wir gehen jetzt.

E fuchtelt mit den Armen, deutet auf die Kamera: aus aus!
Ein Kind beginnt zu weinen. Der Mann, der noch hilflos am Tisch steht wird auf einmal böse.

Get out please! Leave my house!


3.4.2

Gruppe sitzt auf einer Wiese, offensichtlich in einem kleinen Park. Ezekiel steht etwas abseits und beobachtet die Umgebung.

S: Unser erstes Interview ging voll in die Hose. Wir haben uns vollkommen dilettantisch und naiv verhalten. Er kannte uns nicht, wir waren in der Überzahl, er wusste nicht, was wir wollten. Vielleicht dachten sie, wir seien cops. Die waren schlicht und ergreifend überfordert durch unsere Schuld !

T: ich glaube wir müssen uns alle zunächst vorstellen und die Hand reichen.

P: Es hätte ja auch ein Überfall sein können und das mit der Kamera ein Trick. Erst wenn wir genau wissen, dass man uns verstanden hat, macht es Sinn, mit dem Interview zu beginnen. Wir müssen eine Vertrauensatmosphäre schaffen und erst aus dieser heraus, so fast nebenbei die Interviews führen.



3.4.3

Patrick wird unterbrochen, denn plötzlich kommt Ezekiel fast panisch zur Gruppe

E: schnell, schnell zum Wagen.

Er packt Tamara recht unsanft am Arm und zieht sie in die Höhe.
Die Kamera schwenkt in die Umgebung, aber zu rasch um die Ursache der überstürzten Flucht erkennen zu können. Rasch nähert man sich über den Rasen dem Wagen, der direkt am Park geparkt stand. Man sieht vor allem den Rasen vorbeiflitzen. Heftiges Atmen, Keuchen, Fluchen.
Alle reden durcheinander :

P: Was verdammt ist los? (schreit) Au Scheisse, da hinten, die kommen uns nach!

E: weg weg schnell ! Wegfahren. Los geht’s!

Schräge Bilder aus dem Fenster. Start mit quitschenden Reifen. Plötzlich rüttelt jemand an der Tür.

T (schrill): Scheisse, da sind sie! Oh Gott, die Türen, die Türen!!

S.: Schon passiert, alle verriegelt. Was zum Teufel war das. Wollten die uns überfallen? Ich hab das gar nicht geschnallt. Waren die Typen wirklich hinter uns her?

Blick von der Seite, das Gesicht von Ezekiel, der fährt, Schweiss gebadet:

4 oder 5 Zu viel ! Zu viel! Scheisse.

Dann fängt E auf einmal an zu lachen. Schüttelt immer wieder den Kopf, lacht schließlich schallend.

S: Charlie hast du das gefilmt?

C: klar, alles drauf, aber ziemlich verwackelt. Wo fahren wir jetzt hin?

S: Klingt vielleicht irgendwie unpassend, aber wir sollten mindestens noch 2 Interviews schaffen. Eigentlich war die Gegend nicht schlecht. Nicht reich, nicht besonders arm. Wir müssen es noch einmal probieren.

T: ich glaub ich pack das heute nicht mehr, meine Hände zittern, guck mal, ich zittere am ganzen Körper.

P: Ich hab ne Idee. Wir essen gemütlich irgendwo in einem Strassencafe ein Eis und erholen uns von dem Schrecken.

S: wahrscheinlich ist das hier gar nichts besonderes. Auf alle Fälle müssen wir die Augen offen halten.


3.5.1

Sitzen in einem Cafe jeder ein Eis bzw. Cooldrinks vor sich.
Sven interviewt einen adretten Schwarzen. Patrick macht sich Notizen. Relativ hoher Lärmpegel. Tamara mit Sonnenbrille liegt fast in ihrem Stuhl. Ezekiel mit Spiegelbrille sitzt regunglos ebenfall am Tisch, trinkt ein Bier. Der Blick geht die belebte Strasse entlang.

C: Mist schon wieder der Akku leer !


3.6.1

Zurück im Hotel

Liegen erschöpft etwas abseits der Hotellobby in Sesseln , Taschen, Rücksäcke, Metallkoffer stehen oder liegen neben dran.

S: Heute haben wir doch noch zwei Interviews geschafft und zwar mehr oder weniger nebenbei. Strassencafes sind offensichtlich gar nicht schlecht. Nachteil, wir erwischen keinen repräsentativen Durchschnitt.
Immerhin eine Nullrunde und 2 recht informative Gespräche. so schlecht ist das für den Anfang nicht. Und dann noch ein versuchter Überfall. Ich habe einfach so ein Gefühl, dass wir uns hier nicht langweilen werden.

T: Sorry, Ich fand das gar nicht witzig! Wir könnten Tod sein, ich darf gar nicht darüber nachdenken. Warum hat Ezekiel eigentlich so gelacht?

C: das hab ich mich auch schon gefragt, irgendwie sonderbar, so plötzlich. Vielleicht so ne Art Entspannung nach der Gefahr.

S: wahrscheinlich die Nerven. Obwohl mich das schon wundert. Es war ja nicht mal ein richtiger Überfall. OK da haben einige eine fette Beute gerochen und wollten uns ausnehmen. Wollten! Es ist ja nichts passiert. Immerhin muss man Ezekiel zugestehen, dass er die Situation richtig eingeschätzt hat.

T: Das kann ich nicht glauben, was ich da hör! Wenn schon Ezekiel, der hier wohnt und Profi ist, nervös wird, dann war das echt gefährlich, Mann!
Wenn ich mir vorstelle, was ohne ihn passiert wäre! Sorry Sven, das war knapp, es hätte schief gehen können.
(nach kleiner Pause) Geht es nur mir so ? Ich hatte echt das Gefühl, dass das gar nicht real war, irgendwie wie im Film.

P: Genau, das hab ich auch gedacht. Aber so ist wohl die Wirklichkeit. Die hätten uns ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Vermutlich säßen wir jetzt auf der deutschen Botschaft, um ein Heimflugticket zu erbetteln.

T: oder verdammt tot unter einem Tuch.


3.6.2

Gruppe läuft über einen Markt. Viele Gewürze, Obst, Fleisch. Kleine finstere Läden mit sonderbarem Sortiment wie Wurzeln, Federbündel, Knochen, Flaschen mit undefiniertem Inhalten.

C: Buuh, das riecht ja abartig. Schade, dass man die Gerüche nicht aufnehmen kann. Schon wahnsinnig, durch welche Duftwolken wir tauchen. Wild romantisch hier. Wir laufen durch den berühmten Indischen Markt und durch ein bekanntes Viertel, in dem allerhand Zauberzeug feilgeboten wird. Wie man weiss, glauben die schwarzen Südafrikaner wie alle Afrikaner an Zauberei und Geister und natürlich Hexen, wie bei uns im Mittelalter.

<Ausblende Einblende>


3.7.1

Interview

eine fette Frau sitzt auf einer umgedrehten Kiste, Zigarette in der einen, Bierdose in der anderen Hand und redet mit pipsiger sich überschlagender Stimme, immer wieder durch Lachkrämpfe unterbrochen ihre Geschichte in einem kaum zu ertragenden Redeschwall. Im Mund zeigen sich nur noch einige Zahnruinen. Auf dem Boden verstreut Unrat und leere Bierdosen. Nebendran sitzen einige Typen mit zernarbten Gesichtern rauchend und trinkend, ebenfalls von Lachkrämpfen geschüttelt.

Ezekiel macht sich Notizen, übersetzt die Fragen von Sven. Sven, Patrick wirken etwas unsicher, Tamara ist nicht im Blickfeld.

S: ich glaube das bringt nichts, hören wir auf. Völlig zugedröhnt.

Er erhebt sich und gibt allen die Hand.

<Ausblende Einblende>



3.7.2


In Liegestühlen am Hotel-Pool

C: heute haben wir 4 Interviews geschafft. Eines, natürlich eines, das wir filmen wollten, war eine Niete. Die Leute waren voll zugedröhnt, ich bezweifel, ob die irgendwas mitbekommen haben, die Frage verstanden habe, oder realisierten, was wir wollten. Das was rüberkam hatte keinerlei Zusammenhang mit der Fragestellung. Ezekiel sagte, dass es keine Schwarzen gewesen wären, sondern coloreds, wie die Mischlinge hier heissen. Auf fünf wollen wir es bringen. Fünf ist das Ziel. Wir werden nur einzelne, so jedes fünfte oder sechste Interview filmen. Das Filmen macht die Leute nervöser, als wir vorausgesehen haben. Patrick willst du mal hinter die Kamera?

Patrick erhebt sich kommt auf die Kamera zu. Verzoomt sich zunächst.

S: ich hab mir überlegt, ob es nicht sinnvoller ist, gerade auch wegen unserem Projekt, in ein weniger prunkvolles Hotel zu ziehen. Ehrlich gesagt, komme ich mir immer irgendwie bescheuert vor, wenn wir aus diesem Paradies raus fahren sozusagen in das wirkliche Leben und , fast wie im Zoo, diese Menschen aufsuchen, um sie zu interviewen. Wir verhalten uns total künstlich, spielen den verständnisvollen Partner und verziehen uns wieder ins 5-Sterne Luxus-Paradies. Wir passen da eh nicht hin zwischen den ganzen Snobs und indischen Milliardären. Hätte nie gedacht, dass die hier so viel Kohle machen.

C: da ist was dran. Hatte auch schon ein zwiespältiges Gefühl. Irgendwas hat mich die ganze Zeit gestört. Ein sauberes 3-Sterne Hotel tut‘s doch auch.

T: Abends können wir ja irgendwo in ein Restaurant zum Essen. Genau, (richtet sich auf) mit dem gesparten Geld können wir richtig gut essen gehen, oder Klamotten kaufen. Wir waren noch kein einziges Mal shoppen!

S: OK, morgen checken wir aus und suchen uns ein schmuckes, kleines, ehrliches 3-Sterne Hotel nicht zu weit ausserhalb des Zentrums.

Blick schweift über die Hotelanlage

P: also jetzt gibt es nichts Spektakuläres mehr aufzunehmen.

C: du mußt jetzt ausblenden

P: keine Ahnung wie das geht. Ich drück jetzt einfach den Knopf.



3.7.3

Blick aus dem Wagenfenster. Ein eher unscheinbares Hotel. Welten entfernt vom Glaspalast des Balalaika Hotels in Sandton..

S: das muss es aber jetzt sein. Ja, dort steht Rondebush Hotel, endlich. Der Typ am Telefon hat es mir zwar in einem 10-minütigen Redeschwall erklärt, verstanden habe ich allerdings höchstens die Hälfte. Laut Stadtplan hätte ich das weiter oben erwartet, müsste viel weiter oben sein. Tja, Afrika. Ich sag nur Afrika.

P: Sorry Sven, in diesem Afrika gab es immerhin die erste Herztransplantation.

S: So jetzt raus. Hoffentlich haben die einen bewachten Parkplatz.

Bescheidenes Foyer, ein alter weisser Mann hinter der Rezeption schaut erst etwas erstaunt, begrüsst die Gäste dann geradezu überschwenglich. Etwas im Hintergrund ein Tisch, schwere Sessel, in denen einige Schwarze sitzen , unbeweglich, wortlos, zum Teil mit Sonnenbrillen. Sven und die anderen an der Rezeption sprechen gestenreich mit dem Mann. Sie bekommen den Schlüssel ausgehändigt. Sven winkt in Richtung Kamera.

3.7.4

Blick aus dem Hotelfenster, weniger hoch. Unten auf dem Parkplatz der Wagen. Es wird bereits dunkel. In einem der Zimmer.

T: Wie früh es hier dunkel wird. Hast du die Typen gesehen, sahen nicht sehr vertrauenswürdig aus. (liegt auf dem Bett) die Matrazen sind krass, hängen fast bis zum Boden durch. Hoffentlich kann ich auf diesen Dingern schlafen und wie die quitschen – Grässlich.

P: Es riecht auch modrig. Das mit den Typen muss nichts heissen. Die wollen hier alle obercool aussehen. Es überrascht mich auch in keinster Weise, dass hier ein anderes Publikum verkehrt.

Was machen wir heute abend?

S: Interviews überspielen und Kassensturz. Vom Budget her liegen wir aber ganz gut. Bei den Logikosten können wir jetzt einiges einsparen.

C: wie wär’s mal mit einer Disco oder Kneipenbesuch.

S: Ezekiel hat von Discos abgeraten. Obwohl ich ehrlich gesagt schon Lust hätte. Bis jetzt haben wir ja nur gearbeitet in Johannesburg. Eine flotte Disco mit heissen Girls – hätte wirklich nichts dagegen.

Carl guckt in die Kamera: habe den Selbstauslöser drin:

C: ich sag dir, die Frauen hier haben eine wahnsinnige erotische Ausstrahlung. Wenn die dich anlächeln, da strahlen die Augen, die weissen Zähne, und ein Vorbau, das haut dich glatt um.

Grosses Gelächter, besonders Patrick fällt fast vom Stuhl. Bekommt auch gleich den Ellenbogen von Tamara in die Rippen.

T: Oh Hilfe, ihr seid doch genauso wie alle Männer immer geil und rammlig, jedem Arsch glotzt ihr mit offenem Mund und aufgerissenen Augen hinterher, als hätte der Verstand ausgesetzt. Meinst du Charlie, ich hätte das nicht gesehen, wie du Weibern hinterher schaust.

C: kann gar nicht sein! (grinst)

S: Ja hallo, jetzt übertreibst du aber. Um beim Thema zu bleiben,
Norbert meinte, es gibt hier keine Kneipen wie bei uns. Dafür hat fast jedes Hotel eine Hotelbar, in der abends die Post abgeht. Wir können ja heute abend mal die Bar testen. Pause Morgen müssen wir aber ran

Plötzlich kräftiges Klopfen an der Tür. Carl, Sven schauen sich an, Patrick springt auf.

S: herein!

Carl geht zur Camera. Kamera schwenkt zur Tür.

S: herein ! Hallo!

Patrick erscheint, nähert sich der Tür , schaut zur Gruppe und öffnet vorsichtig die Tür. Das Kamerabild nähert sich ebenfalls. Die Tür öffnet sich. Man sieht Patrick links und rechts den Flur entlang schauen.

P: Kein Mensch zu sehen. Will uns da jemand ärgern?

Kamerabild schwenkt in den düsteren Gang. Niemand zu sehen, nichts bewegt sich.

C: Huch, da liegt was.

Kamera zoomt auf ein gefaltetes Papier , das vor der Tür auf dem Boden liegt. Patrick hebt es auf, faltet umständlich das Papier auseinander.

P: Iiihh, da klebt was drauf. Sieht aus wie Hühnerknochen mit angegammeltem Fleischrest oder Hühnerkacke. Da steht noch was drauf. Kann ich aber nicht entziffern.

Die anderen sind jetzt alle an der Tür versammelt schauen in den Gang, der verlassen und düster daliegt. Niemand zu sehen.

S: Gehen wir wieder rein, sieht ungemütlich aus hier draussen.
Zurück im Zimmer
Das könnte Zulu sein oder Sotho. (riecht dran, verzieht das Gesicht)
Das Zeug stinkt auch noch, aber Kacke ist es nicht.

T: Pfui Teufel, besser nicht berühren. Sieht eklig aus. Aber vielleicht bedeutet das was. Eine geheime Botschaft oder sowas. Derjenige, der geklopft hat, hat das Zeug auch hierhin gelegt.

P: Moment mal, irgendwie kommt mit die Anordnung dieser Teil bekannt vor. (nachdenklich) Sieht das nicht, aber das ist Quatsch, sieht das nicht dem Grafitti an der Hauswand in Cape Town ähnlich?

S: Du siehst Gespenster, ich geh zur Rezeption, da kann bestimmt jemand übersetzen. Charlie gehst du mit?

Kamera wandert durch die schlecht beleuchteten Flure, 2-3 Treppen hinunter. Einige Flure entlang, um 2-3 Ecken.
An der Rezeption immer noch der alte, weisse Mann. Der schaut in die Kamera, dann zu Sven. Sven zeigt den Zettel. Der alte Mann wirkt beunruhigt, schaut sich um, schaut zur Kamera und wieder auf den Zettel. Schüttelt den Kopf, reicht den Zettel hastig zurück. Seine Haltung bekundet Abwehr, Angst. Die Sessel, auf denen bei der Ankunft die obercoolen Männer saßen, sind jetzt verwaist. Keine Menschenseele im Foyer. Draussen ist es bereits dunkel.

P: der Typ kann das auch nicht übersetzen. Irgendwie ist der richtig nervös geworden, als er das aufgeklebte Zeug sah. Heute abend treffen wir bestimmt jemand der Zulu versteht. Bin schon gespannt, was das heissen soll.

T: Wirf das Zeug weg.

S. Erst möchte ich wissen, was es bedeutet. Der Opa an der Rezeption wirkte richtig betroffen. Ich denke irgendwas steht da drauf, das ihm Angst gemacht hat.

faltet das Blatt mit den aufgeklebten Teilen sorgfältig zusammen und steckt es in die Tasche.


3.7.5

Bilder vom Badezimmer, Sven stylt sich, Badetuch um die Hüfte. Als er der Kamera gewahr wird, schließt er die Tür.

C: Jetzt wollen wir schauen wie weit das B-Team vorankommt.

Geht aus der Tür. Klopft an der Nebentür. Keiner öffnet, klopft nochmals. Vorsichtig wird einen Spalt weit geöffnet.

P: Mann, echt, das muss nicht sein, dass ist geschmacklos! Gott sei dank hat Tamara das nicht gehört. Die wäre vermutlich ausgeflippt, zuckt eh bei jedem Geräusch zusammen.

C: Pssst! nähert sich der angelehnten Tür zum Badezimmer.

C: Achtung Überfall!

Tamara, nackt, mit nassen Haaren hält ein etwas zu kleines Handtuch vor sich, Hintern und Busen sichtbar.

T: Mann Charlie, jetzt übertreibst du aber. Das gehört aber jetzt nicht in die Dokumentation! Wehe, wenn das nicht geschnitten wird.

C: von wegen! das gibt einen Extrafilm: weisses Fräulein in Afrika oder so ähnlich. Da werde ich richtig Kohle machen.

Patrick erscheint.

P: Aber, aber Charlie! Geht das jetzt ins Internet? oh Gott oh Gott !
Wie weit seid ihr drüben? doch nicht schon fertig? Tamara braucht sicher noch ne Stunde.

T: Idiot!

C: Habt ihr auch Kakerlaken im Badezimmer? So ein Viech hat mich fast über den Haufen gerannt! (macht entsprechende Geste mit der Hand). Viertel Stunde, kommt ihr dann rüber? Bis später! Bye bye.


3.7.6

Kamerablick durch Flure, Treppen runter, durch die Lobby, Stimme von Charlie:

C: es ist kurz nach 23 Uhr, wir werden jetzt die Hotelbar testen, gleich müssten wir da sein.

S: Ohps, hier stehen wir vor einer verschlossenen Tür. Das reinste Labyrinth. Zur Bar müssen wir oben links an der Lobby vorbei.

Kameraauge öffnet Tür. Recht dunkel, laute Musik, Rauch, Theke stark belegt.
Einige winken in die Kamera. Mädchen tanzen.

Man hört Charlie: Wow, nicht übel, uups, werde die Kamera jetzt ausschalten, der Akku blinkt ! Habe natürlich den zweiten dabei.

Eine Hand mit erhobenem Daumen erscheint noch kurz im Bild


3.7.7

Sven Patrick Tamara und eine Schwarze an einem Tisch unterhalten sich angeregt, Gelächter ist zu hören, Musik im Hintergrund. Ziemlich verraucht.
Kamera schwenkt durch den Raum. Weisse sind sonst keine zu sehen.
Plötzlich wird’s laut am Tisch mit den drei Freunden. Kamera schwenkt rasch zurück.
Patrick hat das Blatt mit diesem Ding entfaltet und auf den Tisch gelegt. Die Schwarze war aufgesprungen und ruft was auf Zulu, hält sich die Hand vor das Gesicht, die Augen weit aufgerissen.
Man versteht Muti, ein Wort, das sie immer wieder betont. Plötzlich verstummen alle Gespräche, Köpfe drehen sich, alles guckt zu dem Tisch mit Sven, Patrick und Tamara. Eeinige erheben sich und gehen rüber, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. Sven zuckt mit den Achseln und lächelt verlegen, die anderen schauen verwirrt in die Runde. Es wird jetzt wieder lauter. Eine ältere dicke Frau fängt an zu kreischen immer lauter, völlig ausser sich, schreit in Zulu, deutet auf die Gruppe, in die Kamera. An der Bar klirrt zerspringendes Glas.

C: Scheisse, was ist denn jetzt los!!!

C: kommt zum Tisch zurück (Kamera): Was zum Teufel ist los.

S: schreit: ich weiss es nicht. Ich weiss es nicht. Irgendwas mit diesem Ding da. Die Frau hat es Muti genannt oder so ähnlich. Habe kaum was verstanden.

Die Frau, die vorher noch am Tisch sass, ist verschwunden.
Der Barkeeper, ein Schwarzer, kommt ins Bild:
„ Ihr müsst gehen sofort. Es wird zu gefährlich!“
deutet auf das Ding. „Ein Muti, das schlimmste! Geht jetzt!“

Packt Sven am Arm, der sich dem Griff zu entziehen versucht.

S: Heh, was soll das. Loslassen! Springt auf, wie auch die andern.
Die sind alle total übergeschnappt! Los weg hier!

Tamara mit verzweifeltem Gesichtsausdruck hält sich an Patrick fest.

„Nehmt das mit!!“ Oh Gott, nehmt das mit!“ schreit der Barkeeper.

Sven nimmt das Muti, steckt es in die Tasche. Es hat sich ein Kreis gebildet. Alle schauen entweder entsetzt oder drohend finster. Plötzlich rennen mehrere Männer fast panikartig zur Tür und verschwinden. Man hört immer noch das Gekreische der Frau.

C: nur raus hier! Raus, Raus! (schlecht zu verstehen)

Verwackelte Bilder Richtung Ausgang.

S: schreit: hier ist ein Lift. Rein.

3.7.7

Zwei Schwarze mit Baseballmütze und Sonnenbrille stehen an der Treppe, drehen sich um, als die Kamera sie erfaßt. Das Geschrei (Zulu?) der Frau übertönt alle anderen Geräusche.

Stehen im Lift, man sieht die Füsse, Beine
C: Was zum Teufel ist ein Muti?

S: Scheisse, ich weiss es nicht. Die sind jedenfalls ausgeflippt, wegen diesem Ding. Dieser Scheiß Aberglaube!

T: (panikartig) hast du gedrückt? Drück endlich den Knopf!

Immer noch: nur Beine und Füsse in Kamera.

Lifttür öffnet sich.

C: (krampfhaft) Irgendwie spannend ist das ja schon.

T: Darauf kann ich verzichten. Ich habe echt Angst, richtige Angst. Ich weiss nicht was die wollen. Ich dachte, jetzt stürzen sie alle auf uns und hacken uns in Stücke. Wo müssen wir lang. Scheisse.

Kamerablick in einen schwach erleuchteten Flur.

C: das ist nicht unser Flur. Da vorne geht es noch um die Ecke. Warte mal ich zoom auf das Schild dort hinten.

Schild mit Pfeil und Zimmer-Nummern werden rangezoomt.

C: Ne Ne, muss auf der anderen Seite sein.

S: hier geht’s lang.

Kamera folgt Sven in die entgegengesetzte Richtung, zwei Abbieger, einige Stufen abwärts. Nur die Schritte und das Keuchen sind zu hören. Sonst alles still.

T: ihr rast ja wie verrückt. Verdammt, was ist los, geht bitte langsamer !

S: endlich wir sind da, dahinten sind unsere Nummern.

Laufen hastig den Flur entlang. Schauen sich ständig um. Vor der Tür kramt Patrick in den Taschen

P: verdammt, wir haben unseren Schlüssel noch unten.

S: kommt zu uns rein, müssen eh die Lage checken.

Kamera schwenkt zitternd den Gang zurück. Nichts zu sehen.

<Aus-Einblende>



3.7.8

Gruppe liegt auf Bett oder hängt erschöpft in den zwei Sesseln.

T: also ich will hier weg und zwar sofort. (schreit) Und schmeiss endlich dieses Scheiss Muti zum Fenster raus.

S: Wißt ihr was ich denke? Dieses Muti muß ein böses Zeichen , ein schlechtes Omen oder eben ein böser Zauber sein. Vielleicht dachten die, wir wollten sie verhexen. Jedenfalls die Wirkung dieses Dings war irre, das glaubt uns kein Mensch.

P: Schwachsinn! das war eine klassische Massenpsychose. Die haben sich durch das Geschrei der Frau in eine Hysterie gesteigert. Aber ehrlich, meine Stimmung ist am Arsch. Dieses Hotel gefällt mir überhaupt nicht. Wir rufen jetzt ein Taxi und verschwinden.

C: Weißt du denn wieviel Uhr wir haben? Es ist kurz nach 1 Uhr morgens. Bis wir wieder zusammengepackt und ausgecheckt haben, ist es Zwei oder noch später.
Ist es nicht besser bis morgen zu warten, dann kommt auch Ezekiel, - den hätten wir heute gut gebrauchen können?

T: ich möchte hier weg! Ich kann hier nicht mehr schlafen!

S: Warte, ich ruf mal unten an, ob wir gleich auschecken können.

Sven greift zum Hörer, wählt. Offensichtlich nimmt keiner ab.

S: Entweder pennen die alle schon, oder liegen besoffen in einer Ecke.

P: Ich muss noch den Schlüssel holen. Ich frag dann einfach mal. Bezahlen müssen wir eh für die Nacht.

C: und was sagst du ,wenn er fragt, warum wir plötzlich mitten in der Nacht auschecken wollen?

P: Plötzliche Geschäfte, dringender Anruf. Was geht das den überhaupt an?
Ich sage einfach, wichtige Gründe, mehr nicht. Das kann dem Hotel ja egal sein. Und bezahlen tun wir sowieso für 1 Nacht.

Patrick geht zur Tür, zeigt den Mittelfinger, schneidet eine Grimasse Richtung Kamera, und verschwindet. Kamera geht zu Tamara, die immer noch leicht verstört in einem Sessel sitzt, Kamera bleibt vielleicht 10-15 Sekunden auf ihrem Gesicht und vor sich hin schaut. Sven steht am Fenster und starrt hinaus.

S: ich versteh das nicht. Was ist eigentlich abgelaufen. Das ist doch irrational. Gott verdammt, aber wir sind in Johannesburg, da haben witchdoctors nichts verloren.
(versucht wieder das Telefon zu benutzen, wieder ohne Erfolg, wirft frustriert den Hörer auf die Gabel)

T: fast hysterisch, heulend: was weißt du denn! Du machst immer so besserwisserisch, das geht mir auf die Nerven. Wissen wir denn, ob da vielleicht nicht doch was dran ist, an diesem Muti. Vielleicht will uns jemand loswerden und hat uns dieses Zeugs vor die Tür gelegt. Scheisse, verdammte Scheisse, ich will hier weg. Ich spüre, da ist was, da ist was, das uns bedroht. Ich brauche Menschen um mich – normale Menschen. Ich möchte so schnell wie möglich hier weg. – Pause- Schaut wütend zu Carl:
Diese Kamera nervt. Warum filmst du eigentlich pausenlos. Was soll das für einen Sinn machen?

C: Zuhause wirst du dich totlachen, wenn du den Film anschaust.

S: Macht es Sinn, jetzt völlig planlos aus dem Hotel zu flüchten ? Mitten in der Nacht! Wir sind in einer Verbrecherhauptstadt !
Quatsch! Wo sollen wir hin ? mit dem ganzen schweren Gepäck, den Filmen. Nein, wir warten bis morgen und checken in aller Ruhe aus. War ein Fehlgriff, kann ja vorkommen. Obwohl der Abend gut angefangen hatte.

Kamera tastet langsam durch den Raum.

T: Wo nur Patrick bleibt. So lange kann das nicht dauern.

S: Der geht sicher über die Treppe.



3.7.9

Sven horcht zur offen Tür hinaus.

S: nichts zu hören.

Kamera nähert sich der Tür, verweilt im düster beleuchteten Gang

T: (schluchzend): Da stimmt was nicht. Kamera schwenkt zu Tamara Wo ist Patrick. Er müsste längst wieder da sein, das sind jetzt über 20 Minuten! Sven, du musst runter und ihn suchen, sofort schluchzt, zittert.

S: Scheisse, allein geh ich bestimmt nicht runter. (ruft) Patrick, Patrick !!

T: (schreit ebenfalls fast hysterisch): Patrick, Patrick !!

Sven und Tamara lauschen. Schauen sich an. Entsetzen im Gesicht.

Sven geht vorsichtig bis zur Biegung und schaut um die Ecke. Kommt dann hastig zurück.

S: nichts !

T: Patrick !!

S: Ich höre absolut nichts, ich sehe nichts ! kein Mensch, nichts! Wie ausgestorben. Das ist doch nicht normal! Es müssen doch mehr Gäste hier wohnen, selbst wenn es nur schwach belegt ist oder sind wir die einzigen ?!

Kamera schwenkt durch die düsteren Flure, verharrt kurz. Das Bild endet jeweils in Dunkelheit. Plötzlich schreit jemand irgendwo aus dem dunklen Hotelkomplex schrill, gellend ein unverständliches Wort, zweimal, ohne daß man etwas verstehen könnte.

Wieder schauen sich die drei Personen sprachlos vor Entsetzen an.

S: Was war das? Habt ihr was verstanden?

Pause
Das ist jetzt kein Spaß mehr, wir sind in Schwierigkeiten! Shit, die Kamera nervt echt. Du machst so, schaut aggressiv zu Carl als ob es dich überhaupt nichts anginge.
Scheisse, da ist irgendwas in Gange, da stimmt was nicht!

C: (schreit)Ich bin absolut gestreßt, Mann! Was war das für ein Schrei? Buh, das ging richtig rein. Ich kotz gleich, was zum Teufel war das für ne Scheiß? (kurze Stille, alles lauscht) Er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben! Wir müssen runter gehen und ihn suchen! Wir fahren mit dem Aufzug.

S: auf gar keinen Fall. Der sah verdammt altertümlich aus. Wenn der stecken bleibt, was dann, dann sitzen wir wirklich in der Falle. Ausserdem müssen wir um einige Ecken und Flure. Ohne mich. Gehen wir den kürzesten Weg. Tamara bleibst du oben, falls Patrick in der Zwischenzeit auftaucht.

T: (mit weinerlicher Stimme) Was, alleine, nein, das schaff ich nicht, ich bleibe auf keinen Fall allein in diesem verdammten Zimmer, ich gehe mit.

S: einer muss oben bleiben.

C: ok, ich bleibe, aber spätestens in 10 Minuten seid ihr wieder hier.
Seid vorsichtig. Scheisse, laßt mich ja nicht zu lange alleine.
Nimm meine Taschenlampe mit!

S: let’s go

Tamara klammert sich an Sven. Das unruhige Licht der Taschenlampe huscht über die Wände und den Boden. Eine Zeitlang hört man noch die Stimme von Sven, dann ist alles ruhig, nur der düstere Gang liegt im Blick. Plötzlich vielleicht nach 1 Minute, ein fürchterlicher Schrei, markerschütternd, das Kamerabild ist kurz unkontrolliert heftig hin und her gezuckt. Man hört einige undefinierbaren Geräusche, dann kehrt Stille ein.


3.7.10


C: Fuck !

Kamera hastet ins Zimmer zurück, Tür wird zugeknallt, verriegelt.

C: (atemloses Flüstern) Was soll ich jetzt machen. Verfluchte Scheisse! Das kann doch alles nicht wahr sein. Ich bin in einem Film, ich träume. Verflucht, was mach ich nur.
Ich muss weiterfilmen, dokumentieren, Beweise sammeln!
Fuck, Fuck, Fuck !!

Kamerabild ist auf die Tür gerichtet.
(nach einer Weile, vielleicht 1-2 Minuten)

Carl steht vor der Tür. Schaut in Richtung Kamera, spricht leise, mit rauher Stimme

Habe den Selbstauslöser reingemacht. Ich warte hier, bis jemand kommt. Scheissegal.

Lauscht an der Tür. Steht unschlüssig. Geht ruhelos hin und her, immer wieder stehenbleibend um zu lauschen. Verschwindet aus dem Blickkreis. Läßt sich in einen Sessel plumpsen. Man sieht nur die Beine. Weiter im Bild, die Tür mit Knauf. Nach einer Weile. Carl springt auf, man sieht und hört, nicht ganz deutlich, wie er versucht über das Hoteltelefon zu telefonieren. Offensichtlich werden mehrere Nummern gewählt, offensichtlich nimmt keiner ab. Schmeisst den Hörer wutentbrannt zurück.

Scheisse ! Nichts funktioniert !

Kommt wieder zur Tür – lauscht. Verharrt eine Weile regungslos.

(flüstert) Scheisse ich muss raus, vielleicht, vielleicht ist ein Unfall passiert? die Treppe runtergestürzt oder so. Kann nicht sein !

Verflucht ich muss raus hier! Fuck!

Offensichtlich wird die Kamera wieder aufgenommen. Bilder der Kamera sehr unruhig.

Tür öffnet sich. Der Gang liegt links und rechts bedrohlich ruhig und unverändert düster. Nichts zu sehen oder zu hören.

3.8.1


C: Scheisse, was ist das!

Kamera schwenkt auf den Boden. Man erkennt, dass da etwas liegt. Zoom, offensichtlich wieder eine Art Muti.

Carl streckt die Hand, um es aufzuheben. Doch bei der ersten Berührung zuckt er zurück, die Finger, die das Muti berührt hatten, sind blutverschmiert. Die Hände zittern vor der Kamera.

C: Oh nein! Bitte nicht! Fuck, Fuck Fuck

Es ist zu erkennen, daß Carl das Muti oder was es auch immer ist, mit einem kräftigen Fußtritt wegschlägt, so daß es an einer Wand häßliche Blutspuren hinterläßt. Bild zoomt zu sonderbaren hingemalten Zeichen an der Wand, bleibt zitternd einige Sekunden darauf.

C: Das war vorher noch nicht da. Sicher nicht ! Oh nein, also doch!
(atemlos) ich muss raus hier. Erstmal raus und dann die Polizei verständigen. Lift oder Treppe, Lift oder Treppe. Der Lift war auf der anderen Seite.
(Keuchen)

Kamerabild wandert durch den Flur, verweilt kurz auf den sonderbaren Zeichen an der Wand, biegt um eine Ecke, einer neuer langer Flur tut sich nach beiden Seiten auf. Bild wandert auf und ab.

C: (flüsternd) woher kamen wir .

Kamerabild wandert entlang eines Flurs immer wieder wird angehalten, gelauscht, Nur das Keuchen ist hören. Stoppt dann plötzlich vor einer Wand.


C: Ende, Scheisse! Zurück!


Eine Treppe. Kamerabild schwenkt nach oben und unten. Nichts Aussergewöhliches zu sehen. Nach kurzem Zögern geht es die Treppe abwärts. Stufe für Stufe.
Wieder Zeichen an der Wand, Kamera verweilt aber nicht darauf.

Plötzlich stoppt die Bewegung. die Kamera erfaßt langsam eine Gestalt auf einer Bank, die bewegungslos sitzt. Die Gestalt entpuppt sich als eine alte Frau in traditioneller ZULU-Tracht. Unter der Bank und auf der Bank schlafen zwei Kinder.
Die Frau starrt aus ausdrucklosen Augen erst gerade aus, dann dreht sie den Kopf ein wenig in Richtung Carl, schaut aber vorbei.

C: Hello, Exit, where is the exit?

Keine Antwort.

C: Sorry, do you understand me? Hello, do you understand me???

Keine Reaktion

C: Scheisse!

Weiter geht es die Treppe abwärts. Etwas schneller. Plötzlich Blut auf der Treppe, im schwachen Licht eben noch zu erkennen.
Der Schuh von Carl streift Blut auf einem sauberen Teil ab, so dass es verschmiert.

C: (schwer atmend) Blut! das darf nicht wahr sein. Das kann einfach nicht wahr sein. Scheisse ! Ich werde alles Filmen, alles Beweise !
(schreit) Hallo, Haaalloooo!!

lauscht, nichts zu sehen oder zu hören

Weiter.

C: Welche Etage bin ich ?!

Plötzlich schreit C: Eh was soll das! Neeeeeein !!!

die Kamera hastet die letzten Stufen wieder hoch, offensichtlich läuft Carl in Panik einen Flur entlang, biegt um eine Ecke. Der Flur gabelt sich. Kamera schwenkt erst links in die Düsternis hinein. Ganz hinten glaubt man eine Gestalt zu sehen. Hastiger Schwenk zurück. Kurze Eintritt in den Flur rechts. Schweres Keuchen. Eine Weile ist nur die Ecke im Bild. Da bewegen sich auf einmal Schatten, die vom Licht des verdeckten Flurs auf Boden und Wand fallen. Es läßt sich nicht erkennen, ob die Schatten von Menschen herrühren, die sich nähern.

C: Tamara!!

Die Kamera schwenkt erneut, hastet den Gang weiter, begleitet von schwerem Keuchen und Fluchen.

Plötzlich ist der Flur zu Ende. Verzweifeltes Rütteln an Türen. Alle geschlossen.

C: Sven, wo wo seid ihr !

Seitwärts läßt sich Bewegung erkennen.

C: (schrill): Stopp! Hallo Stopp. Nein, Neeeein !

Dann purzelt die Kamera und mit ihr das Bild

- ENDE -
 
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Kommentare  

salu
Also zuerst mal verstehe ich nicht viel vom Drehbuchschreiben. Hie und da war ich mir nicht sicher, ob es nicht ein wenig zu ungenau ist. Aber egal.
Ist Story fand ich sehr spannend, wenn auch ein wenig rassistisch angehaucht. Schwarze werden hier nur als hysterisches und abergläubiges Gesocks dargestellt.
Am Ende ziehst du die Spannungsschraube nochmal schön an, ich verlor als Leser jedoch ein wenig den Überblick und die Orientierung. Besonders schade fand ich, dass es keine Âuflösung, noch eine richtige Pointe gab.
Ein Abschluss wie in der Einleitung hätte mir auch sehr gefallen.
Die Dialoge fand ich grösstenteils passend, nur einzelne Male wirkte es auf mich, als ob du noch dringend Dinge erklären müsstest und es eben den Dialogen aufdrückst.
Insgesamt gebe ich vier Punkte für die gute Unterhaltung.
gruss presko


Presko (16.03.2006)

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