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2 Seiten

Zug 2

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
© Mandala
Er hatte lange Angst vor dieser Fahrt, wusste nicht, was vor ihm lag. Dennoch voller Mut und Tapferkeit begab er sich auf die Reise. Das Gepäck schnitt ihm auf dem Weg tief in die Haut und das Fleisch seiner Finger. Nach langer Flucht begibt er sich zurück in seine Heimat. Damals war es eine wichtige Flucht, kein Wegrennen.
Doch jetzt, seiner Heimat, den Geruch des Vertrauten so nah, weckte es etwas in ihm, was er lang nicht gefühlt hat.
Vertrautheit aber auch Verletzbarkeit.
Unsicher vor dem, was kommt, versteckte er sich hinter seiner Fassade des immer lachenden smarten Typen, den niemand etwas anhaben kann.
Nach der langen Fahrt endlich am Ziel. Heimat. Salzige Luft. Eine ganz andere, als ihm sein Zufluchtsort geben kann. Zwar findet er in der Zuflucht die Liebe und Geborgenheit, die er sonst nirgends fand, aber sein Körper sehnt sich nach dem Wind, der nassen Luft um ihn. Er ist da. Nervosität, Vertrautheit und auch das Bewusstsein, dass in dieser Region viel Schlechtes ist. Dennoch seine Heimat...
Hauptbahnhof. Genug Zeit, sich umzusehen und eine Zigarette am Taxistand zu rauchen. Sein Packet wie eine Last schleppend. Sein Hab und Gut bewachend, egal wie trüb und benebelt sein Bewusstsein ist.
Im Zug Richtung Heimat nachdenklich, alles um ihn herum verschwimmend. Schemenhaft. Ein eigenes Abteil für sich allein. Gepäck verstaut, Fenster wegen der Hitze im Zug geöffnet. Herausträumend. Da packt es ihn, sich aus dem Fenster lehnend, ja klammernd geifert seine Seele nach den Lichtern der Stadt, der Vertrautheit vorbei schwebend. Vorbeijagend an den Fenstern, bunt geschmückt, Familien, die darin leben. Hell erleuchtete Häuser voll Wärme ziehen ihn an. Der Smog über der Stadt ist wie Magie für ihn. Aussteigen, durch die Nacht der Stadt laufen, schreit es in seiner Seele. Doch wie? – Der Zug fuhr ohne Unterlass vorbei am Funkturm, an der Brauerei, dem besten Hotel, das die Stadt zu bieten hat. Ihn hält nichts.
Seine Gedanken schweben, sie rasen hinein in die alten, längst vergessenen Erinnerungen.
Er geht an das geöffnete Fenster, lehnt die Arme auf die Kante und schaut in die beleuchtete Dunkelheit. Egal, wie kalt der Wind ihm an die Arme, Hände und ins Gesicht strömt, er schaut tief in seine Heimat. Der Zug jagt durch die Nacht, immer tiefer hinein. Ebenso eisig und schneidender wird der Wind, der über die Haut peitscht, unter die Augenlider fährt.
 
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Kommentare  

Hallo NewWolz!

Ich dachte ´mir, das die Zeile "Nach langer Flucht begibt er sich zurück in seine Heimat" die Phantasie anregt und wollte deshalb keine Vorgaben machen, ob die Person nun Student oder Anderes ist!

Liben Gruss
*M*


 (08.10.2004)

Zumindest sollte der Leser wissen was das für ein Typ ist. Asylant? Student? Wo kam er her, wo will er hin? Die Geschichte wirkt etwas unvollständig für mich.

NewWolz (07.10.2004)

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