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Fahrschulgeschichten 3

Romane/Serien · Aktuelles und Alltägliches
Mittlerweile.....
Mittlerweile weiß die halbe Welt, dass ich den Moppedführerschein mache. Wir wohnen hier eben auf dem Dorf, und da wird man gesehen, da wird beobachtet, da wird getratscht. Habe eine SMS bekommen: "Warst du das mit Motorradklamotten vor der Fahrschule?" Ja, ich war das.

Der Juniorchef unserer Firma hat mich trotz Helm beim Üben im Industriegebiet erkannt. Muss er denn seinen Hund auch ausgerechnet dann Gassi führen, wenn ich dort den Slalom übe und diese kleinen Bimolen oder wie die Dinger heißen, umfahre? Peinlich, peinlich. Als ich ihn das nächste Mal sehe, fragt er auch sofort:
"Warst du das auf der Kawa?" "Jepp." "Stark! Was isn das für eine?" "Ne 750er." "Stark. Wieviel PS?" "76." "Stark. Machste den Lappen?" "Jepp." "Stark!"
Liebe Leute, ich muss die Prüfung bestehen! Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg.


Murphy´s Gesetz
Das Fahren hab ich recht schnell gelernt. Sogar das Schalten klappt prima. Aber das Halten!!! Vor jeder Ampel bete ich, bitte sei grün! Solche Gebete werden aber leider nicht erhört. Eine Ampel ist ein grünes Licht, dass bei Näherkommen grundsätzlich rot wird.
Bernd fährt im Auto hinter mir her. Ich habe einen Knopf im Ohr, über den er mir Anweisungen gibt. Und mehr als einmal ärgere ich mich darüber, dass ich nicht antworten kann. Wir fahren über die Dörfer. Kopfsteinpflaster, ich hasse es. Auch noch Tempo 30, dabei würde ich lieber Gas geben und wieder auf ner ordentlich geteerten Straße landen. Da ich jedoch schon etliche Anschnauzer wegen zu schnellem Fahren in geschlossener Ortschaft über mich habe ergehen lassen müssen, halte ich die 30 brav ein. Ruckel, ruckel, ruckel........und dann endlich die Erlösung, das Kopfsteinpflaster wird von einer fein geteerten Straßendecke abgelöst. Bernd´s Stimme erklingt: "Na, das war doch prima, Kopfsteinpflaster. Ist gut gegen Cellulites. Das machen wir doch gleich noch mal." Ich höre sein Grinsen regelrecht und, linke Hand zum Gruß, zeige ihm frech den Mittelfinger. (Ups, war ich das? Bin ja selbst über mich erschrocken). Er lacht und schickt mich weiter über die Dörfer.

Nebenbei seine frechen Bemerkungen über den Knopf im Ohr. Wir fahren kurvenreiche Landstraßen. "Sieht klasse aus von hier hinten. Du hast tolle Kurven. Ähm, wollte natürlich sagen, du hast ne tolle Kurvenlage." Frechdachs, ich mag dich.
Wir verstehen uns gut, bis zu den Momenten, wo ich anhalten muss. Ich zappel schon vorher aufgeregt auf dem Mopped rum, werde unsicher, nervös. Die Angst vor dem Anhalten lässt mich genau die Fehler machen, die ich eben nicht machen will. Und immer wieder falle ich einfach um. Er schreit ins Mikrofon: "Du fällst diesmal nicht!!!!" Ich kämpfe, kämpfe, kämpfe.........und falle doch ;-(. Wieder ein Blinker kaputt, ich traurig, Bernd wütend. Doofes Spiel.


Theorie
Zu Hause sitze ich vor den Fragebögen. Die Fragen sind zum Teil richtig blöd, finde ich. Und einige lassen mich erkennen, dass mein Autoführerschein doch schon etliche Jahre zurückliegt. Ich frage mich ernsthaft, ob es nicht sinnvoll ist, nach 20 Jahren erneut eine theoretische Prüfung abzulegen. Aber ganz gleich, wo ich dieses Thema auch anspreche, ich werde fast gesteinigt. Davon wollen die "erfahrenen" Autofahrer nichts hören. Sie kennen sich aus im Straßenverkehr, ganz klar. Auf konkrete Fragen von mir erhalte ich aber doch oftmals nur ein ratloses Schulterzucken. Na guck!

Ich finde die Fragen mit den Beiwagen doof. Also, wenn Mopped mit Beiwagen z. B. rechts in die Kurve geht (wo ist noch mal rechts?), zu welcher Seite könnte es dann umfallen? Komische Frage. Ich sehe hier keine Logik. Muss sich ein Mann ausgedacht haben. Ich frage Bernd, ob ich mir nicht einfach in den Führerschein eintragen lassen kann: Jutta darf niemals mit Beiwagen fahren. Und noch ein Zusatz müsste in den Führerschein: Jutta darf niemals in Ortschaften fahren, in denen eine Straßenbahn unterwegs ist. Das sind nämlich auch so komische Fragen.

Gedankensprung: Januar 1980. Autoführerschein. Kurz vor der Prüfung kommt mein Fahrschullehrer Hans auf die Idee, mal in eine große Stadt zu fahren. Nach Kassel. Wir stehen an einer riesengroßen Kreuzung, Feierabendverkehr. Neben uns steht eine Straßenbahn, und deren Schienen führen genau, ich kann es sehen, über meine Straße. "Du hast grün, fahr" sagt Hans. "Nein, ich hab Zeit, ich warte bis die Straßenbahn weg ist." "Jutta, du musst fahren, du hast grün!" "Lieber nicht, guck mal die Schienen." Der arme Hans, er war der Verzweiflung nahe....

Motorradladen
Zwischendurch wage ich mich mal in einen Motorradladen. Mal gucken, ob es vielleicht ein echtes Motorrad gibt, so mit genug PS, aber vielleicht ein bißchen kleiner als all die anderen. Eins, auf dem ich sitzen kann und mit den Füßen bis zur Erde komme. Und nicht immer umfalle. Vier Blinker mussten mittlerweile dran glauben. Ich beschließe, meiner Fahrschule Blinkergläser zu schenken, wenn ich denn endlich den Führerschein habe.
Ich soll eine Chopper fahren, haben Bekannte mir empfohlen. Das möchte ich aber nicht. Ich möchte ein Motorrad, mit dem ich durch die Kurven heizen kann. Und egal welche Farbe, Hauptsache schwarz.
 
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