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4 Seiten

Fahrschulgeschichten 7

Romane/Serien · Aktuelles und Alltägliches
Eine anspruchsvolle Tour
Witzig finde ich, wenn uns Biker entgegenkommen und mich grüßen. Sie sehen ja den Fahrschulgurt von vorne nicht. Ganz zaghaft grüße ich zurück. Bernd schmunzelt darüber. Zu Anfang der Fahrschulzeit ging das noch nicht, weil ich noch zu sehr mit dem Fahren beschäftigt war und meine Umwelt nicht so wirklich registriert habe.

Heute wollen wir in einem Wohngebiet fahren, also wohl oft rechts vor links, sicher auch Tempo-30-Zonen, vermutlich Fußgängerampeln. Wird schon werden. Bernd schickt mich in einen Ort, den ich normalerweise nicht besuche. Die örtlichen Begebenheiten sind mir also unbekannt und das Fahren erfordert tatsächlich eine Menge Aufmerksamkeit. Erschwerend kommt hinzu, dass hier viele kleine Geschäfte an den Seiten sind, und noch mehr Menschen, die eben diese Geschäfte besuchen. Oft werde ich abgelenkt durch das lebhafte Treiben am Straßenrand. Ich bin einfach zu neugierig! Also, Blick wieder auf die Straße und konzentrieren.

Es geschehen seltsame Dinge. Erstaunlich viele Ampeln auf dieser relativ geraden und übersichtlichen Straße. Fußgängerampeln. Alle grün. Aber jede schaltet auf rot, kurz bevor ich da bin. Ständig muss ich halten. Nicht sehr witzig, das nervt total. Es sind keine Fußgänger da, wirklich nicht. Bernd möchte, dass wir genau diese Strecke noch mal fahren. Okay. Und wieder irritiert mich die seltsame Ampelschaltung. Aufmerksam suche ich nach Gründen. Nein, es sind wirklich keine Fußgänger da.

So, dann noch ein paar Einbahnstraßen, Kreisel, Achtung rechts vor links............und zurück zur Fahrschule. Bin stolz auf mich, habe keine Fehler gemacht!
"Na? Ist dir heute irgendetwas aufgefallen?" fragt Bernd. Ich strahle ihn an und sage: "Ja, ich war gut, oder?" "Ja, du bist gut gefahren. Es war eine anspruchsvolle Tour heute. Aber ist dir nicht vielleicht doch etwas aufgefallen?" Ich denke mal einen Moment nach. Ach ja, die Ampeln. Man sollte irgendjemandem von der Gemeinde Bescheid sagen, dass die Ampelschaltung in der Hauptstraße nicht korrekt ist. Bernd kann sich kaum halten vor Lachen. "Meine Liebe, diese Ampeln reagieren auf Geschwindigkeit. Und jedes mal, wenn jemand zu schnell fährt, schalten sie auf rot!"
Oha, ich bemühe mich um den liebsten und unschuldigsten Unschuldsblick, der mir nur irgendwie gelingen kann und warte auf Mecker. Bernd zeigt auf den Tacho meiner Maschine: "Da Tacho, Zeiger zeigt auf Zahl, Ortschaft 50, kapiert?" Jepp, ich werde mich bemühen.


Ärger mit Bernd
Supertolle Überlandfahrt, geniales Wetter, wunderschöne Strecke..............Ich genieße es, die Luft zu riechen, die wunderschöne Landschaft anzuschauen, die Geräusche zu hören, den Wind zu spüren......einfach nur schön!

Zurück in unserer kleinen Stadt gehe ich einfach mal davon aus, dass wir wieder in die Fahrschule fahren. Da ich den Weg ja kenne, warte ich gar nicht auf die Anweisungen über den Knopf im Ohr, sondern blinke fröhlich rechts und ordne mich auch fein dort ein. Doch da habe ich die Rechnung ohne Bernd gemacht. Er schreit wütend in das Mikrofon, was mir wohl einfallen würde. "Wird Madam jetzt größenwahnsinnig? Hab ich was von rechts abbiegen gesagt? Seit wann bestimmt der Fahrschüler die Strecke?"

Oha, ich zucke hilflos mit den Schultern und ziehe den Kopf ein, soweit dies mit Helm möglich ist. Er tobt weiter: "Warte nur ab, wenn wir in der Fahrschule sind, versohle ich dir den Hintern, dass du nicht mehr sitzen kannst."

Zur Strafe schickt er mich nun noch durch die Fußgängerzone (mag ich gar nicht), Kopfsteinpflaster, ein paar gemeine Einbahnstraßen, zum Bahnhof hoch und links abbiegen (wo ich doch schon einmal umgefallen war), enge Straßen mit am Rand parkenden Autos..........und dann erst zurück zur Fahrschule. Ganz ruhig hat er alle Anweisungen gegeben. Also alles okay, er ist wieder cool.

Am Hof der Fahrschule angekommen springt Bernd regelrecht aus dem Auto, lässt sogar die Tür offen und rennt auf mich zu. Schnell steige ich von der Maschine und laufe Richtung Straße, Helm noch auf. Bernd hinterher. Horst kommt aus dem Büro und blickt uns entgeistert an. "Hiiiiilfeeeeee!" Bernd ist schneller als ich und holt mich leider ein. Okay, wirklich wehgetan hat es nicht, schmunzel, hab ja die Lederhose an.


Der erste Regen
Natürlich gab es in diesem Sommer auch Regentage. Aber doch nicht, wenn ich Fahrstunde hatte. So kam es denn, dass ich nicht ein einziges mal im Regen gefahren bin. Eine Regenkombi besitze ich. Aber ich mag sie nicht. Ist viel zu groß und ungemütlich. Und sieht absolut blöd aus. Bis man da drinnen steckt, hat man schon keine Lust mehr auf das Fahren.

19. September, mein letzter Fahrschultermin. Wir wollen so tun, als sei es die Prüfung, also alle Übungen hintereinander weg, dann Strecke fahren, über Land, Autobahn, durch die Stadt. Und es regnet! Ich ziehe die Regenklamotten nicht an, weil ich beschließe, es hört sicher gleich auf zu regnen.

Bernd gibt mir ein paar Anweisungen, so von wegen jetzt nur keine Angst haben wegen dem Regen, einfach fahren wie immer. Und es hört nicht auf zu regnen.
Es klappt gar nichts!!! Beim langsamen Slalom kippe ich fast um, beim schnellen Slalom fahre ich die Bimolen (ich werde mir nie merken, wie die Dinger heißen) alle um, beim Bremsen habe ich Angst und bremse viel zu zaghaft. Sogar bei der Tour mache ich doofe Fehler. Abknickende Vorfahrtstraße, da muss man blinken (jahaaa, habe ich neu gelernt), vergesse ich heute natürlich. An einer Ampel fahre ich bei dunkelgelb einfach durch (Angst zu bremsen, der Regen!) und Bernd meckert ein bisschen. Ich bin traurig, ich bin schlecht gelaunt. Morgen soll Prüfung sein. Und ich komme mir gerade vor wie ein Anfänger, der gerade erst mit der Schule begonnen hat.

Zurück in der Fahrschule nehme ich den Helm ab und Regentropfen vermischen sich mit meinen Tränen. Ganz klein fühle ich mich. Noch viel kleiner, als ich ja eigentlich schon bin. Aber Bernd lächelt. Er nimmt mich in den Arm und sagt: "Nun mach dir mal keine Sorgen! Das ist wie bei einer Generalprobe, und wenn die schief läuft, dann wird die Premiere prima!" Ich hoffe, du hast recht, lieber Bernd.


Vor der Prüfung......

Frühstücken? Unmöglich. Keinen Bissen bekomme ich herunter. Bin aufgeregt ohne Ende. Es regnet. Alles grau in grau draußen. Hört sicher gleich auf, wünsche ich mir. Aber mein Wunsch wird nicht erhört. Also packe ich die Regenkombi mit ein.

Kennst du das Gefühl, du kommst irgendwo an und weißt gar nicht mehr, wie du da hingekommen bist? So geht es mir heute. Ich fahre mit dem Auto zur Fahrschule, habe soooo viele Gedanken im Kopf. Ich muss an meine Auto-Führerscheinprüfung denken.

6. Februar 1980. Ich sitze im Fahrschulwagen und warte auf Prüfer und Lehrer. Sie kommen ans Auto und der Prüfer sagt zu mir: "Mädchen, du musst hier raus. Heute ist nämlich Führerscheinprüfung." Entgeistert starre ich ihn an und Hans klärt die Situation lachend auf: "Das ist die Fahrschülerin, auch wenn sie nicht aussieht, als sei sie schon volljährig." Vermutlich lag das an meiner Kleidung. Ich hatte eine Jeans mit Kniepolstern an, und einen rosafarbenen Pullover mit dicker Ente auf der Brust. Ehrlich, das war damals schick und modern.

Wenn ich den Führerschein bestehe, fahre ich dann mit Auto oder mit Motorrad nach Hause? Mit Motorrad, beschließe ich. Sie soll dann nicht in der Fahrschule noch mal warten müssen. Und wenn ich NICHT bestehe??? Traue ich mich dann noch mal ran oder ist dann der Zug abgefahren? Und wenn ich bestehe, wie wird es sein, allein auf der Straße, ohne Knopf im Ohr? Und wenn ich nicht bestehe, was sage ich dann all den Menschen, die jetzt wohl gerade an mich denken und mir die Daumen drücken, die auf Nachricht von mir warten?

Plötzlich und unerwartet stehe ich mit Auto auf dem Parkplatz vor der Fahrschule. Ich sitze ganz still und schaue dem Minutenzeiger der Uhr zu, wie er langsam nach vorne krabbelt. Ich sitze ganz still, bewege mich kein Stück. Weiß nicht, wie lange. Bis die Fahrertür aufgerissen wird und Bernd mich anfaucht, ob ich wohl den Führerschein ins Auto gebracht haben möchte.

Es geht los........................


Fortsetzung folgt
 
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Kommentare  

vielen dank. um ehrlich zu sein, ich habe das wirklich nicht gewusst. werde ich berichtigen ;-)

nachtigall94 (04.12.2004)

Hi,

eine Sache ist mir aufgefallen und da "technische" Details gerade beim Motorradfahren von Wichtigkeit sind, dachte ich, dass für Dich beim Schreiben die eine oder andere Regel auch von Interesse sein könnte.

Es geht um die Auslassungspunkte:
Davon werden immer nur drei gesetzt. Wenn Sie einen weiterführenden Gedanken offenlassen sollen, dann muss zwischen dem Wort und den Auslassungspunkten eine Leerstelle erfolgen:
z. B.: So, dann noch ein paar Einbahnstraßen, Kreisel, Achtung rechts vor links ... und zurück zur Fahrschule.
Nur wenn die Auslassungspunkte für fehlende Buchstaben eines Wortes stehen, werden sie direkt an das Wort gesetzt:
z. B.: Sch… statt Scheiße)

Ansonsten lese ich die Fahrschulgeschichten gerne!

LG


Evel Knevel (03.12.2004)

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