Das Leuchten in den Augen der Männer war ihr natürlich sofort aufgefallen, aber die Bestätigung brauchte sie eigentlich nicht: Geraldine wußte um ihre Schönheit nur zu gut Bescheid.
Es hatte schon in der Grundschule angefangen, dass die Jungs ihre Nähe suchten, und später war es einfach nichts Besonderes mehr. Es gehörte dazu, dass sie umschwärmt wurde, und Geraldine lernte, alles zu tun, um nicht nur in den Augen der Jungs, sondern auch in ihren eigenen Augen - wenn sie in den Spiegel schaute - hübsch zu erscheinen.
Sie schaute oft in den Spiegel, und mit der Zeit tat sie es immer öfter.
Ihre Entscheidung, bei Big Brother mitzumachen, war eine ganz spontane. Ihre beste Freundin schlug es ihr vor, und sie meinte mit einem strahlenden Lächeln: "Oh ja, könnte ich machen!" Alles Weitere ging wie von selbst, und ehe sie es sich versah, war sie schon im Haus, und da nahm das Unglück seinen Lauf. Das Badezimmer ihres Bereichs hatte dermaßen schöne, große Spiegel, dass sie es kaum schaffte, den Blick von ihrem Spiegelbild zu wenden. So kämmte sie sich oft stundenlang die Haare, geriet in eine träumerische Trance nach der anderen und vergaß mit der Zeit ganz und gar, dass da noch mehr war im Haus außer der verführerischen Tiefe der Spiegel, in denen sie sich bald so vollends verlor, dass die Tür des Badezimmers in einem surrealen, mentalen Kraftakt beschloss, ganz eigene und wundersame Wege zu gehen - und so verwandelte sie ihre Innenseite in einen weiteren Spiegel. Berauscht von ihrem Spiegelbild nahm Geraldine das immer heftiger und verzweifelter klingende Pochen an der Außenseite der Tür - ihres Spiegels - nicht wahr.
So kam es, dass einige Bewohner ihres Bereichs in ihrer Verzweiflung, eine Toilette aufsuchen zu müssen, in den Survivor-Bereich flüchteten und drakonische Strafen in Kauf nahmen, während Geraldine im Land hinter den Spiegeln verloren ging.
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