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Big Brother V: BIG M oder: Das Überraschungsei

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
Der Micha ging mir schon von Anfang an auf die Eier - echt, Mann. Diese versifften Haare, das ganze Survivor-Getue und die Rocker-Masche, die ganzen blöden Sprüche, und nicht zuletzt seine beschissenen Outfits. Der Typ hat null Style.
Und dann vergeigt er noch jedes Match. Aber Hauptsache, danach die coolen Sprüche. Ist vielleicht zehn Jahre älter als ich und macht groß auf Erfahrung. Ey, Alter, nicht mit mir!
Ich hab nicht von Anfang an über dich gelästert, aber spätestens nach ein paar Wochen hab ich gesehen, dass du voll der Versager bist. Was war's denn groß in deinem Leben? Ist mir zu blöde, jetzt drauf rumzuhacken, aber jeder weiß ja, wo du deine Kohle her bekommst. Ich dagegen hab meinen Traum, und ich werd was aus mir machen, wenn ich hier raus komme. BB ist ein Spiel, und für mich ist es das Sprungbrett. Wenn ich raus komm, bin ich bekannt, und dann kann ich mir aussuchen, was ich machen will. Und hab ich dann vielleicht 'nen coolen Job bei VIVA, dann läuft es ganz von selbst weiter. Darum kenn ich auch hier drin keine Freunde, und ich hab meine Taktik, um es soweit wie möglich zu packen. Ein Loser wie du hält mich da nicht auf, so ein Sozialschmarotzer, der auf dicke Arme macht.

Ich kann gar nicht glauben, dass ich schon draußen bin. Was geht denn? Ich kann's mir nur da drüber erklären, dass meine Fans sich zu sehr darauf verlassen haben, dass ich sowieso drinnen bleibe, und darum haben dann zu wenige angerufen. Voll Kacke, weil es mindestens drei Wochen zu früh passiert ist. Ich wollte 'nen ganz anderen Abgang machen. Und ausgerechnet dieser Versager, diese Supernull ist weiter drinnen. Was geht da ab? Alter, das kann ich so nicht stehen lassen.

**

Gut, ich bin ja auch manchmal ein Poser und mach härter, als ich bin, aber das, was der Markus von Anfang an abgezogen hat, ging mir nicht rein. Mich hat nicht die Schminke gestört - man kann ja auch über meine Strings lästern; aber das betont Coole und das Dauergepose...
Gut, ich hab mir gesagt: seine Sache. Leben und leben lassen.
Aber bei Markus war immer etwas Unausgesprochenes. Der Typ war einfach nicht ehrlich, und ich hab mir gesagt: Vorsicht, Micha!
Ich mag sie ja alle irgendwie, und inzwischen bin ich sicher, dass manche mich auch mögen, aber der Markus war immer kalt wie ein Fisch, aalglatt. Die Zoya war ehrlich, die hasste mich bis aufs Messer, und ich weiß ja auch, dass ich manchmal rumeier und scheiße rüber komm. Mit Zoya war der Zug irgendwann abgefahren, und da ging dann nix mehr - egal, was ich gemacht hätte. Aber sie war ehrlich. Zoya hat es mir ins Gesicht gesagt.

Vor der Stunde der Wahrheit hatte ich ein bisschen Bammel, geb ich zu. Aber als ich dann drinnen saß und alles gesehen hab, war ich plötzlich ganz ruhig. Es war ja auch 'ne Chance, mal zu erfahren, wie einen die anderen sehen. Aber als ich dann Markus mit Carsten erlebt hab, war es schon hart, weil es gemein und verletzend war. Das ging voll unter die Gürtellinie. Ich krieg nicht alles auf die Reihe, aber ich bin kein Versager.
Ich bin nicht raus und hab rumgeschrien. Das hätte ja auch nix gebracht. Aber ich wusste jetzt, woran ich war.

Als Markus mich dann herausforderte, hab ich angenommen. Ein Boxkampf ist 'ne faire Sache unter Männern. Ich weiß, dass viele gedacht haben, dass ich von Markus die Fresse voll kriege, und ein bisschen dachte ich das auch am Anfang.
Aber je länger ich trainiert hab, umso mehr hab ich mir gesagt: Micha, egal, ob du gewinnst oder verlierst - du gibst alles, was in dir drin steckt, und leicht machst du es ihm schon mal gar nicht. Vielleicht bist du ja am Ende so was wie ein Überraschungsei.

Der Kampf ist gelaufen, und ich fühl mich gut. Nicht, weil der Markus einiges abbekommen hat und nicht mehr ganz so die großen Sprüche macht. Mir hat's ja auch scheiße weh getan.
Ich fühl mich gut, weil ich's mir selbst gezeigt hab.
 
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Kommentare  

Etwas verwirrend. Das liegt wohl daran, daß ich noch nie Big Brother gesehen habe.
Aber ich bin mir sicher, daß dort keine Versager hingehen.
Ich hätte den Text eher unter Satire eingeordnet, nicht unter Nachdenkliches.


Chris Stone (01.03.2005)

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