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2 Seiten

Die Royo-Stories: Die Quelle

Fantastisches · Kurzgeschichten
* Eine Geschichte von BeautifulExperience *

Inspiriert von „Honey from the shadows“ von Luis Royo


Diese Wesen waren abgrundtief hässlich, und es gab nichts, was sie an ihnen liebenswert finden konnte. Ihre riesigen, haarigen Körper, die messerscharfen Klauen, die kräftigen rattenähnlichen Schwänze, mit denen sie so geschickt nach ihr greifen und sie festhalten konnten, die warzenübersäte Haut und die Ohren, die in ihrer Form an die Hörorgane von Fledermäusen erinnerten – all das war schon abstoßend genug, doch noch mehr entsetzten sie die Jagdgewohnheiten dieser Bestien, die ihre Beute bei lebendigem Leib zerfetzten und sich die noch zuckenden Körperteile gegenseitig in den Rachen warfen: Leben, saftiges Leben; das war alles, was sie interessierte. Aas ließen sie unberührt; das war Fressen für die Geier.
Sie aber wollten es heiß und blutig, und die Schreie ihrer Opfer stachelten sie an.

Es waren Bestien der Nacht, denen sie nun schon so lange ausgeliefert war, und sie zählte mindestens zehn Vollmonde seit ihrer Gefangennahme. All ihre Gefährten waren tot, Futter für die Kreaturen, doch sie war die einzige Kriegerin gewesen, jung und saftig – und dass sie es gewittert hatten, war der Grund ihres Überlebens.
Sie hatte etwas, das nur sie ihnen geben konnte, und auch jetzt glänzte das fahle Licht des Vollmondes wieder auf ihrer nackten Haut.

Arub war der dritte in dieser Nacht, der von ihrem Honig kostete, und vier würden noch folgen. Seine Zunge war rau und sanft zugleich, und sie liebte das Gefühl der Nässe an den Innenseiten ihrer Schenkel, das stetige Auf und Ab seiner Zunge und das vibrierende Grollen in seiner Kehle, das sich so wunderbar auf sie übertrug. Sie hielt die Augen geschlossen und kostete das Gefühl voll aus, den Augenblick, in dem sie ihm leise aufstöhnend das geben würde, worauf er so eifrig hinarbeitete. Seine Krallen verletzten sie nur leicht, als es soweit war, ritzten die Haut ihrer Oberschenkel; doch das Blut machte ihn nicht rasend, nachdem er sich an ihrem Honig gelabt und gestärkt hatte. Sie würde sicher sein, solange sie ihnen das geben konnte, was sie so sehr brauchten.

Arubs Durst war gestillt, und es war nun Gan, der sie mit langsamen Zungenschlägen aufstöhnen ließ. Sie erkannte ihn an seinem unverwechselbaren Geruch. Mit geschlossenen Augen konnte sie sich ausmalen, dass sie sich im Gesicht eines Liebhabers bewegte, während die Bestie vor dem Podest ihres Felsens kniete und nun zunehmend gieriger leckte, die zarte Haut auf beinahe unerträgliche Weise reizte.
Gans Atem fuhr heiß zwischen ihre Beine, und sie konnte die Kälte des Stahls in ihrer Linken durch den Lederhandschuh kaum spüren, aber sie nahm das Gewicht der Klinge wahr.
Doch noch behielt die Lust an ihren Zungen die Oberhand über sie, noch kamen drei, die ihr unendliches Vergnügen bereiten würden.
Einen weiteren Vollmond würde sie dann nicht mehr warten. Sie waren unvorsichtig geworden, ihrer Qualitäten als Liebhaber zu sicher. Sie war die Quelle, und beim Letzten dieser Nacht musste sie im entscheidenden Augenblick schnell und unbarmherzig handeln. Die Blutgier der Bestien würde dann ihr größter Verbündeter sein.
 
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