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Der Traum und der Brunnen

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Diese Nacht hatte ich einen wirklich seltsamen Traum, der mich heute morgen immer noch beschäftigt: ich habe an einem alten, steinummauerten Brunnen gestanden, in dem kristallblaues Wasser schwappte.
Die Sonne, die fast senkrecht am Himmel stand, spiegelte sich im Wasser, und ich beugte mich vor, dass meine Haare die Wasseroberfläche berühren konnten und wie wilder Seetang auf der Oberfläche schwammen. Das Sonnenlicht glitzerte und funkelte, spiegelte sich in meinen Augen, und ein warmer Wind strich liebkosend über meinen Rücken, während ich mich in der Betrachtung der Wasseroberfläche verlor...die mir plötzlich viel größer vorkam, als sie tatsächlich sein konnte.

Je näher ich der Oberfläche kam, desto mehr glaubte ich richtige Wellen erkennen zu können, windgepeitschte See und...winzig kleine Inseln! Ein wohliger Schauder ging durch meinen Körper, als die Wellen über meinem Kopf zusammenschlugen und alles so unendlich tief blau wurde, als ich in den Brunnen eintauchte..

Er war so tief, dass ich den Grund nicht sehen konnte, alles glitzerte um mich, und ich sank wie ein Stein in die Tiefe, immer tiefer, obwohl ich mit den Armen und Beinen arbeitete, um nach oben zu kommen! Panik erfaßte mich für einen Moment, als ich begann...das Wasser zu atmen - doch als ich realisierte, dass es mich nicht tötete, durchströmte ein wunderbares Glücksgefühl jede Zelle von Kopf bis Fuß, und ich glaubte, die Grenzen des Brunnens sprengen zu können. Irgendetwas unglaublich weiches, kühles umspülte meinen Körper, liebkoste meine Haut und trug mich nach oben, der Sonne entgegen...einen Moment lang sah ich wieder das Spiel der Wellen, diesmal von unten, bevor ich die Oberfläche durchstieß und die Atemluft in meinen Lungen fast als schmerzlich empfand.
Einen Moment lang war ich orientierungslos, doch dann schwamm ich aufs Ufer, auf die große Landzunge innerhalb des riesengroßen Sees zu, und als ich das Wasser verließ, warf ich den Kopf in den Nacken und sah die Sonne über mir, ein wunderschönes Gleißen, und es trommelten Farben, unglaubliche, unmögliche Farben auf mich ein (ich konnte es körperlich spüren), als sei ich auf einem halluzinogenen Trip.
An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern, aber alles andere sehe ich noch wie im Detail vor mir.

Und als mir plötzlich schwarz vor Augen wurde und ich wieder in den tiefen, tiefen Schacht meiner Träume fiel, da wußte ich mit einem Mal, dass nichts, wirklich überhaupt nichts von Bedeutung ist an mir selbst - mit Ausnahme all der Dinge, von denen ich träume.
 
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Kommentare  

Eigentlich muss ich schmunzeln darüber, was
alles ich in dem Traum sehe. Ich weiß aber, dass
der Gedanke ganz schön blöd ist, weil du anderes
siehst und es anderes bedeutet. Aber deine
Schilderung ist so eindrucksvoll, dass ich etwas
verharrte in diesem Traum - so, als hätte auch
ich ihn geträumt. Oder so, als hätte ich
mitgeträumt - mitträumen dürfen ;-)


Robert Kühl (18.09.2013)

Schön. Einfach nur schön!

Crazy Diamond (22.01.2012)

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