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Die Erkenntnis aus der Zukunftsmusik

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Es war Punkt 7 Uhr als der Wecker ihn förmlich aus dem Bett schrie. Kopfschmerzen hatten sich in ihm breitgemacht. Eigentlich ging er nie auf eine Feier, wenn er am nächsten Morgen arbeiten mußte, aber die gestrige Nacht war einfach völlig anders. 29 Jahre alt, voll motiviert und mit beiden Beinen im Leben stehend. Jedenfalls dachte er dies von sich selbst, bis zu diesem einen Abend. Gestern Abend. Er war immer der Meinung, sein Leben wäre wunderbar gelaufen, nun, jedenfalls bis zu besagtem Abend. Es fing ganz harmlos an. Montag Abend, ein ganz normaler Tag, der seinen Ausklang in einem ganz normalen Abend finden sollte.
Doch wie das im Leben nun mal so ist wurde ihm dieser Gefallen nicht getan.
Montag war genau der Tag, an dem sie sich immer trafen. Wenn er genauer darüber nachdachte war es sogar der Tag in der Woche, auf den er sich am meisten freute.
Ja, das war sein Wochenhighlight.Videoabend mit allen Freunden, genau wie vor elf Jahren. Wie vor elf Jahren? War es wirklich so? Irgend ein unbestimmbares Gefühl nagte an seinem Verstand, irgend etwas sagte ihm, dass hier etwas fehlte. Naja, alles hatte sich ein wenig verändert, der kleine Fernseher war zu einem Beamer mutiert und anstatt sich im Keller zu treffen taten sie dies im Haus von einem von ihnen. Aber das war nicht der Grund, das spürte er. Des öfteren fragte er sich, wie zum Teufel sein Freund schon so ein großes Haus besitzen konnte und er nur eine kleine Wohnung. Aber nach wenigen Sekunden erinnerte er sich, das ihm im Gegensatz zu seinem Freund Aktiengeschäfte zu unsicher waren. Am Montag Abend ging es jedenfalls auf 23 Uhr zu und er war gerade im Begriff nach Hause zu fahren,als ein weiterer Freund mit, wie er sagte, leichter Verspätung zu ihnen stieß. Dieser sagte, er wolle noch auf eine Feier gehen und nach einigem hin und her hatte dieser sie alle zum Mitkommen überredet. So eine Spontanentscheidung hatte er seit Jahren schon nicht mehr getroffen, aber er fühlte sich irgendwie gut dabei. Vor elf Jahren passierte so etwas andauernd. Doch sagte ihm sein Verstand, er solle es mit dem Bier und dem lange Aufbleiben nicht übertreiben, er müsse schließlich morgen arbeiten. Aus wenig Bier wurde mehr und schließlich viel. Mit einem mal spürte er, wie irgend etwas von ihm abfiel. Es war, als würde ihm plötzlich klar geworden sein, was falsch gelaufen war.Klar, er war offensichtlich relativ erfolgreich im Leben. Er hatte einen klasse Job, gute Freunde und eine Lebensgefährtin, mit der er alt werden wollte und auch sollte. Kinder wollten sie beide gern haben, darüber waren sie sich einig. Auch an Geld mangelte es nicht, man sparte ja wo man konnte. Doch seit einigen Jahren hatte sich ein schweres, kaum greifbares Gefühl der Taubheit in ihm ausgebreitet. Nun, an diesem Abend, gestern Abend, konnte er es endlich fassen. Im Vollrausch auf einer Party unter Freunden ließ er die Erkenntnis mit voller Wucht über sich hereinbrechen. Er war unzufrieden, nicht so glücklich wie er es eigentlich sein sollte und vor allem nicht mehr spontan. Er hatte begriffen, dass er bei allem, was er tat, den Spaß an der Sache selbst ganz vergessen hatte. Er hatte vergessen, dass man immer Spaß haben konnte, auch mit 30. Und mit 50 und sowieso immer. Nun war es also Dienstag und er lag mit einem ausgewachsenen Kater im Bett und ihm war klar geworden, dass es so nicht weitergehen konnte. Der Spaß, den er sonst immer hatte, war verlorengegangen. Mit diesem Dienstag jedoch sollte sich das wieder ändern. Jawohl. Und anfangen sollte dies damit, dass er nicht zur Arbeit ging. Ja, er würde wieder werden wie vor ein paar Jahren. Und nicht zur Arbeit zu gehen war sein volles Recht. Schließlich hatte er einen Kater und deswegen war sein Blaumachen auch völlig berechtigt.
Und tatsächlich änderte sich mit dieser durchzechten Nacht mit Freunden sein Leben völlig. An diesem Montag lernte er die wichtigste Lektion seines Lebens.
 
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Kommentare  

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Klasse Geschichte! Schöne Gedankengänge, sie gefällt mir!


Reason (06.07.2005)

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