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3 Seiten

Opa Trischowski, 1

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
© Faddah
Die kleine Ortschaft lag in völliger Dunkelheit. Nur die Laternen erhellten die breiten Straßen und schmalen Gassen. Ab und an war das Krähen der Raben zu hören, die sich wie immer kahle Bäume gesucht haben, um sich auf diesen niederzulassen und gelegentlich vorbeikommende Passanten zu erschrecken.
Manch einer hätte dies vielleicht für den misslungenen Beginn einer Horrorgeschichte gehalten, doch so ist es nicht. In der Tat wäre dieser Beginn ziemlich misslungen*, wenn es denn eine Horrorgeschichte wäre.
Nein, dies ist die Geschichte von Opa Trischwoski, der zusammen mit seiner Frau Berta in einem kleinen Ort wohnt. So klein, dass sich die acht Einwohner nicht auf einen Namen einigen konnten.

Es war Nacht, wie so oft nach dem Tag. Aber dies war eine besondere Nacht. Denn in dieser Nacht wurde Opa Trischowski zum ersten Mal in seinem Leben aus dem Tiefschlaf gerissen.

Man stelle sich eine Kamera hinter Opa Trischowskis Augenlidern vor.
Langsam auf. Dann schnell wieder zu. Es bilden sich viele bunte Pünktchen **, während Opa Trischowski angestrengt versucht die Augen nicht zu öffnen.
Doch dann passiert es, Opa Trischowski hält die zunehmende Neugier nicht mehr aus.
Er öffnet die Augen.
Tränen der Enttäuschung strömen, wie ein Tsunami, der Kamera entgegen. Der Bildkontakt bricht und für den Kameramann wird es wohl in naher Zukunft eine gemütliche Zeremonie in einer kleinen Kapelle geben, bei der er sogar den Ehrenplatz in einer Holzkiste ergattert. Doch zurück zum eigentlichen Thema.
Auf Grund von technischen Problemen bleibt uns nichts anderes übrig, als in die Regie Gottes *** zu gehen und Opa Trischowski von dort aus zu beobachten.

Dafür spulen wir besser zurück.

Opa Trischowski lag gerade im Tiefschlaf und träumte einen wundervollen Traum, als plötzlich ein massiges Etwas, das aussah wie eine überdurchschnittlich große Bockwurst, direkt auf seinem Kopf einschlug.
Opa Trischowski, der ab hier wegen Faulheit des Autors nur noch bei seinem Vornamen Erwin genannt wird, grunzte kurz und öffnete dann langsam die Augen.
Sofort schloss er sie wieder.
Was könnte dies sein? Neugierde und große Erwartungen stiegen in Erwin auf und fegten den Staub aus seinem alten Oberstübchen.
War es etwa eine riesige Wurst, dank der er sich den Weg in die Küche sparen könnte?
Oder war es sogar der langerwartete Besuch von einem anderen Stern, dank dem Erwin zu ewigem Ruhm gelangen könnte?
Er konnte die Augen nicht mehr geschlossen halten und so öffnete er sie.
Schnell realisierte er, was dort auf seiner Nase ruhte und Tränen der Enttäuschung und sicherlich auch des Schmerzes füllten seine Augen.
„BERTAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!"

Man stelle sich eine zweite Kamera vor, diesmal hinter den Augenlidern von Oma Trischowski, besser bekannt als Berta.
Lange zu. Dann urplötzlich auf. Die Kamera schwenkt nach rechts, um somit der Kopfbewegung zu folgen. Ein dickes Etwas wird sichtbar. Da an diesem Etwas fünf weitere „Etwasse“ hängen, könnte man fast meinen einen Arm zu sehen. Doch wehrt sich der menschliche Verstand vehement dagegen.
Nun gut, weiter im Text. Unter diesem Etwas befindet sich ein weiteres Etwas. Ein Ball mit einem roten, angeschwollenen Hütchen oben drauf, sowie zwei kleinen Teichen oberhalb des Hütchens.
Bei näherem Betrachten kann man das faltige Gesicht von Opa Trischowski erkennen, das an einen Ledersessel aus den 50er Jahren erinnert.
Nun wollen wir das ganze Geschehen wieder aus der Regie Gottes beobachten.

„Mensch Erwin! Siehst du denn nicht, dass ich hier gerade seelenruhig geschlafen habe?!“, erklang eine empörte weibliche Stimme. „Tut mir Leid, Berta.“, erwiderte Erwin ebenso sauer. „Aber momentan wird mir die Sicht versperrt. Von diesem pinken Etwas! Mach das weg!“
Berta hob langsam ihren Arm. „So ist es schon viel besser. Berta, ich will dir mitten in der Nacht ja nicht wehtun, aber manchmal habe ich im Bett wirklich ein wenig Platzangst...“
„Soll das etwas heißen, dass du mich zu dick findest?“
Erwin setzte ein beschwichtigendes Lächeln auf. „Aber natürlich nicht, Schatz.“, sagte er in ruhigem Ton. „Du nimmst nur verhältnismäßig viel Platz weg.“ Berta bedachte ihn kurz mit einem misstrauischen Blick. „Na wenn es nur das ist.“, schnaubte sie, legte sich wieder hin und drehte binnen weniger Minuten weg.
Was hat mich damals nur dazu bewegt, diese Frau zu heiraten?, fragte sich Erwin, während auch er sich wieder hinlegte.
Kurz bevor er einschlief fiel es ihm wieder ein... Schon damals liebte er eine Sache über alles: Schweine****.



* Dies wäre natürlich mit völliger Absicht und nicht wegen Unfähigkeit des Autors passiert.

** Ähnlich denen, die einen nach dem Konsum bestimmter Substanzen erscheinen und versuchen einem weiszumachen, dass Hunde fliegen und Steaks laufen könnten.

*** Wir sind nie allein... Gott hat schon früh die Vorzüge einer guten Unterhaltungssendung erkannt und dies zu einem sehr produktiven Geschäft gemacht.

**** Opa Trischowski liebt Schweine. Vor allem auf einem porzellanen Untersatz, bevorzugt auf vier Rädern, schön braungebrannt und mit einer leckeren Körperlotion.
 
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