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3 Seiten

Meister seines Faches

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
© ThiloS
Da geht die Spülmaschine kaputt und der Handwerker erklärt, er kommt irgendwann am Dienstag morgen. Und natürlich kann er NUR da, weil er so tierisch ausgebucht ist. Leider vergißt er, das Jahr dazu zu sagen und so hocke ich also an einem Dienstag morgen frisch gekämmt und geduscht auf den Menschen, der mich vom täglichen Abwasch erlösen soll.

Kennt Ihr das, wenn man auf jemanden wartet? Man geht im Kreis, guckt Talkshows, traut sich nicht aufs Klo, spielt an seinen Klickern... kurz, man schlägt die Zeit tot, weil: der könnt ja gleich kommen...

Gegen 14.00 Uhr kommt dann ein Anruf, daß es heute nicht mehr klappt, aber morgen, ganz bestimmt!

Am Mittwoch also wieder wartenwartenwarten. Ich glaube, neben den sieben Plagen hat Gott noch den Handwerker dazugebastelt...

9.00: keiner da. Ich verfolge eine Sitcom, in der es um einen Heimwerker geht...

10.00: keine Sau da. Ich binde der Katze eine Coladose an den Schwanz und seh zu, wie sie sich zu befreien versucht

11.00: kommt nix. Die Katze hat sich von der Coladose und mich von meinen Gardinen befreit

12.00: ich bin einsam. Irgendwo muß noch eine Dose Fisch sein

13.00: Stille um mich herum: ich erbreche den Fisch, weil er vergammelt war

14.00: während meines Nickerchens klingelt es an der Tür. ER IST DA.

Ich rolle meinen roten Empfangsteppich aus und initiiere ein kleines Begrüßungsfeuerwerk mit den Resten von Silvester. Vor mir steht ein mürrischer Mann mit Bauch und fettigem Resthaar in einer Latzhose. "Bin ich hier richtig bei Thilos?" "Ja, wenn Sie ein Klingelschild lesen können, dann sind Sie hier richtig." "Ich hab DREI Mal geklingelt, ich dachte schon, SIE hätten mich vergessen." Spricht's und stapft in die Küche zu meinem Patienten.

Alleine das ist ja schon eine Show: der steht da, guckt die Spülmaschine von außen an, wiegt den Kopf und fragt: "Das ist die Spülmaschine?" Erschüttert von so viel Sachverstand antworte ich zaghaft mit "ja".

"Wie alt?" "Ich bin 39." "Nein, die Maschine" "ca 5 Jahre" "Hmmhmmhmm"

Und so stehen wir beide andächtig in der Küche.

"Was ist kaputt?" "Wasser pumpt nicht mehr ab." "Könnte an der Pumpe liegen."





Meine Fresse. Daß ich DA nicht selbst draufgekommen bin!!!

"Haben Sie was zum Hinknien?" Ich beeile mich, ein Kisschen zu holen. Der Boden ist gefliest und man weiß ja, wie belastet Handwerkerkniee sind...

"Da hat schon mal einer was gemacht" stellt er fest. "Ja. Vor zwei Jahren war schonmal was kaputt..."

Und dann kommt der Satz, den ich von Handwerkern am meisten liebe: "Das war aber keiner von unserer Firma - absolut unprofessionell." Ja, was weiß ich? Ich kann keine Spülmaschinen reparieren. Hätte das Gott gewollt, dann hätte er mir statt Intelligenz zwei rechte Hände geschenkt.

Der Mann vom Fach schüttelt den Kopf. "Absolut dilettantisch. Waren Sie das selbst?" "Nö."

Nun folgt seinerseits ein 15-minütiger Vortrag, was es doch für betrügerische Schwachköpfe da draußen gibt, diese ahnungslosen Stümper, das KÖNNTE ja gar nicht funktionieren, das wäre ja KEIN WUNDER und bla...

Ich unterbreche ihn kurz: "Können Sie die Pumpe reparieren?"

Kann er natürlich nicht. Am Besten wäre es, er nimmt die Maschine mit in die Werkstatt, aber billig würde das nicht, er schätzt so 500,- € bis 1.000,- €, unten angefangen.

Aber da kann ich mir ja gleich eine neue Spülmaschine kaufen. Und das hat er hören wollen!

Klar, die seien heute, strom-, wasser-, geräusch- und platzsparender als diese olle Krücke, dieses verdammte Ding, dieser dreckige Auswurf amerikanischer Spülindustrie, der bisher seine Teller recht tapfer und ordentlich reinigte. Wenn ich wolle, dann würde er mir gleich eine Neue bringen und die alte mitnehmen, ich müsse nur das Wasser ablassen, da gäbe es so einen Stopfen in der Mitte...

Und während ich nach dem Stopfen fummle, bemerke ich eine breiige Masse. Anscheinend ist der Syphon voll. Ich ziehe den Syphon raus und voilá: das Wasser fliesst ab.

"Moment" meine ich "vielleicht lags ja nur am verstopften Syphon."

"Glaub ich kaum" sagt er... merklich leiser als sein vorheriger Vortrag...

"Ich probier's" und schmeisse die Spülmaschine an. Die gurgelt kurz und dann schafft und stampft sie wie in alten Zeiten. Pumpt Wasser ein und Wasser ab, putzt und wäscht, als hätte sie nie etwas anderes getan.

"Aber sie klingt komisch" meint mein Handwerker. "Sie klingt wie immer." "Soll ich sicher nicht nach der Pumpe schauen?" "Sicher nicht." "Aber die Anfahrt stelle ich trotzdem in Rechnung" sagt er trotzig und stapft grußlos zur Tür hinaus.

Soll er machen. Hauptsache, die Maschine läuft wieder. Er war mir eine große Hilfe, der HandWERker.
 
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Kommentare  

Höhö, köstlich!

Harald Schmiede (31.07.2009)

Klasse Geschichte. Ich habe mich schlapp gelacht.

doska (11.06.2009)

Herrlich, du hast es echt drauf den Leser zum Schmunzeln zu bringen.

Jochen (11.05.2009)

Hähähähä!
Ich kannte diese Geschichte ja bereits aus Deinem Weblog, aber sie ist es wert, ein zweites Mal gelesen zu werden.
Auch wenn viele unserer Zeitgenossen mit dieser Art von Satire nur sehr wenig anfangen können, so gibt es doch noch einen kleinen Fankreis, der genau solche Texte liebt. Und dazu gehöre ich
Laß Dich nicht beirren!

Beste Grüße vom Mino


Minotaurus (26.05.2007)

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