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Schneewittchen Teil 8

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
Sie hatte sich als Zigeunerin verkleidet. Mit roter Perücke, Zöpfen, etwas
Schminke und dem richtigen Gewand sah sie schon sehr stilecht aus. Sie
setzte sich wieder vors Haus, nahm eine Fiedel zur Hand und spielte auf, dass die Vögel in ihren Nestern swingten.
Vorsichtig schaute Schneewittchen zum Fenster heraus. Die Rothaarige
lächelte ihr zu und bat um einen Becher Wasser. Das gutmütige und freundliche Schneewittchen tat ihr den Gefallen und
reichte ihr den Becher zum Trank.

„Vergelts Gott! Ihr seid ein liebes Ding, zum Dank dafür schenke ich euch
diesen wunderschönen Apfel" schmeichelte sie und reichte ihr den Apfel hin.

„Ich darf nichts von Fremden annehmen, die Brüder haben’s mir verboten."

„Recht habt ihr, zuviel Böses passiert auf der Welt. Damit ihr seht, das
ihr nichts zu befürchten habt, beiße ich selbst in den Apfel" flötete sie
lieblich und biss in die grüne Seite.

„So seht ihr, die herrliche rote Hälfte soll für euch sein. Nun nehmt
schon."

Da war Schneewittchen überzeugt, das die Frau ihr nichts Böses wollte und
biss selber herzhaft in die rote Apfelhälfte. Und kaum hatte sie das getan, sank sie auch schon um und hing ohne eine Bewegung über dem Fensterbrett.
Die böse Königin beugte sich triumphierend über sie, horchte nach einem
Atemhauch und tänzelte dann jubilierend davon.

Eine ganz und gar unheimliche Stille breitete sich über den Wald aus, kein
Vogel sang mehr, der Wind wehte klagend durch die Wipfel, und die Wolken
verdunkelten die Sonne.
Die Brüder spürten natürlich auch, als sie ihren Stollen verließen diese
eigentümliche Stimmung.

„Da ist etwas Schreckliches passiert, lasst uns nach Hause eilen, Brüder"
fürchtete Johann Sebastian.

„Hoffentlich hat Schneewittchen keine Dummheiten gemacht!", greinte Fridolin.

„Das ist immer wieder das Gleiche, nichts als Ärger hat man mit den
Weibern. Ich hab’s euch gleich gesagt" nörgelte der dicke Zacharias.

Die Brüder liefen sich die Lunge aus dem Hals und stürmten quer durch das
Dickicht zu ihrem Häuschen. Als Johann Sebastian sah, wie das
Schneewittchen leblos über der Fensterbrüstung hing, blieb er abrupt
Stehen, und einer nach dem anderen purzelten die Brüder übereinander. Bis
auf den dicken Zacharias, denn der war nicht so gut zu Fuß und hatte einen
geraumen Abstand.

„Sakradi", schnaufte er etwas außer Atem, „Sakradi. Das schaut schlimm
aus."

Sie eilten ins Haus und legten Schneewittchen vorsichtig auf den Teppich,
einer öffnete ihr die Bluse, der andere versuchte sich an Mund zu Mund
Beatmung, ein dritter fühlte den Puls, die Kleinen rannten wie
aufgescheucht durcheinander und jammerten. Nichts! Keine Reaktion!

„Das war die böse Königin, Schneewittchen ist tot, Brüder" murmelte mit
brechender Stimme Johann Sebastian.

Wie ein Häufchen Elend hockten die Brüder im Kreis um das tote
Schneewittchen herum und weinten und jammerten. Zwei Tage rührte sich
niemand vom Fleck.
 
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ciao scrittore


Wolfgang scrittore (15.12.2007)

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