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10 Seiten

Ginnys letzter Sommer - Wenn das Glück zerbricht 1Teil

Romane/Serien · Romantisches
Ginny Edwards war gerade dabei das Abendessen vorzubereiten , als ihr plötzlich schwarz vor den Augen wurde. Sie taumelte und ging zu Boden, um sie herum wurde alles dunkel....
Die Küchentür wurde geöffnet und Patrick kam herein. "Ginny, ich habe...", er hielt abrupt inne als er seine Frau sah, die regungslos auf dem Boden lag. Vorsichtig hob er sie hoch, trug sie nach oben und legte sie im Schlafzimmer aufs Bett. Einige Minuten später öffnete Ginny die Augen und blickte Patrick verwirrt an. "Was ist denn passiert?", fragte sie leise.
"Ich habe dich ohnmächtig in der Küche gefunden, Liebes".Besorgt blickte Patrick in das blasse Gesicht seiner Frau.
"Soll ich nicht lieber einen Arzt rufen?", fragte er und nahm Ginny zärtlich n seine Arme.
"Nein,es geht mir schon wieder gut, aber ich werde gleich morgen zu Dr. Morris gehen". Erstaunt sah Patrick seine Frau an, aber sie lachte jetzt und schlang beide Arme um ihn....

XXXXXX



Steven Morris und Patrick Edwards kannten sich seit fünfzehn Jahren, Steven war Patricks Trauzeuge gewesen. Und nun saß ihm Ginnys, Patricks Frau, gegenüber und sah ihn fragend an.
"Nun wie krank bin ich?", fragte sie vergnügt.
"Ginny, du erwartest ein Baby, aber das ist ...."
"Ein Baby? Ist das wirklich wahr?", unterbrach ihn Ginny und sprang freudestrahlend auf. Aber plötzlich flog ein Schatten über ihr Gesicht und sie sank auf den Stuhl zurück. "Steven, du sagtest doch eben ´aber das ist...`Was bedeutet das? Ist etwas mit dem Baby? Bitte sage mir die Wahrheit".
"Nein, Ginny, mit dem Baby ist alles in Ordnung. Aber du Ginny....du hast Leukämie."
"Nein, das darf nicht wahr sein! Bitte sage das du dich irrst!"
"Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen dich zu heilen. Doch unter diesen Umständen ist es besser wenn du..."
"Nein, niemals Steven. Ich weiß was du sagen wolltest, aber ich werde das Baby nicht abtreiben lassen. Es ist das einzige was ich Patrick hinterlassen werden, falls ich...." Sie sprach nicht weiter, aber Steven wusste was sie hatte sagen wollen.. Er stand auf, ging auf Ginny zu und nahm ihre Hände in die seinen.
"Also gut, Ginny, ich werde alles tun was möglich ist, das verspreche ich dir..."

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Leise kam Patrick ins Schlafzimmer.
"Ist alles in Ordnung? Was hat Dr. Morris gesagt?"
Er setzte sich aufs Bett und zog seine Frau sanft an sich.
"Ich bekomme ein Baby", sagte Ginny leise.
"Ein Baby? Aber das ist doch wundervoll und ganz sicher kein Grund zum weinen. Jetzt wird unsere Familie endlich..."Patrick hielt erschrocken inne, als er hörte wie Ginny verzweifelt aufschluchzte.
"Patrick, ich habe Leukämie. Steven hat gesagt, er will alles tun um mir zu helfen, doch es gibt keine Garantie das ich...." Ginny sagte nichts mehr, sie klammerte sich an Patrick wie eine Ertrinkende an einen Rettungsring. Patrick küsste sie, dann ließ er sie abrupt los....

XXXXXX

Es war Juli geworden. die Sonne brannte heiß vom strahlend blauen Himmel. Ginny war im sechsten Monat schwanger. Die Hitze machte ihr schwer zu schaffen. Ihre einstige Fröhlichkeit war gewichen, in ihren blauen Augen standen Schmerz und Trauer. Patrick hatte sich Urlaub genommen um immer bei Ginny zu sein, die mit jeden Tag schwächer wurde.
Im Oktober ließ Steven Ginny in seine Privatklinik bringen. Es waren nur noch wenige Tage bis zur Entbindung. Er machte sich aber nicht nur Sorgen um Ginny und das ungeborene Kind, sondern auch um Patrick, der Tag und Nacht an Ginnys Bett saß und kaum noch schlief.
An diesen ziemlich heißen Oktobertag gelang es Steven, Patrick zu überreden sich für einige Stunden hinzulegen.
"Es hilft Ginny nicht, wenn du zusammenbrichst, Patrick. Mach dir keine Sorgen um Ginny, eine Schwester kümmert sich um sie ".
"Du hast recht, Steven".
Es war gegen Spätnachmittag als Steven ins Büro kam und Patrick wachrüttelte. Patrick fuhr hoch und sah sofort an Stevens Gesichtsausdruck das etwas passiert war.
"Was ist los? Ist etwas mit Ginny?"
"Es tut mir Leid, Patrick, wir mussten Ginny vor einer Stunde in den Kreißsaal bringen. Es ging alles so schnell. Sie ist kurz nach der Geburt ihres Babys gestorben."
"Sie ist tot? Und ich war nicht bei ihr, als sie unser Baby bekam? Wo ist sie?"
"Beruhige dich Pat, sie..." Aber Patrick hörte die folgenden Worte nicht mehr, er war bereits hinausgestürzt. Wenig später stand er vor dem Bett auf das man Ginny gelegt hatte. Er beugte sich über sie und küsste ihre blassen Lippen. "Verzeihe mir mein Liebling, dass ich nicht bei dir war. Ich habe geschlafen, während du darum gekämpft hast mir das Kind zu schenken das, unser Glück vollkommen machen sollte. Doch nun werde ich es alleine großziehen".
Noch ein letztes Mal küsste Patrick seine über alles geliebte Frau, dann verließ er das Zimmer und ging zur Säuglingsstation. Die Schwester hinter der Scheibe erkannte ihn. Sie ging zu einen der Bettchen und hielt kurz darauf ein Baby hoch. Patrick schwankte leicht und lehnte sich gegen die Wand. Die Schwester kam heraus.
"Sie haben eineTochter, Mr. Edwards. Es tut mir Leid wegen Ihrer Frau." Ganz kurz legte sie ihre Hand auf seine Schulter und er nickte.
"Danke Schwester".
Sie ging zurück in ihre Station. Dann sah Patrick die Frau, die den Flur entlangkam.
"Ginny? Das ist doch unmöglich". Er machte einige Schritte auf die junge Frau zu, sah in ihr erschrockenes Gesicht und taumelte. Der Flur begann sich zu drehen.
"Ginny", murmelte er noch einmal, dann ging er zu Boden.....

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Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Sofa in Stevens Büro. Er sah Steven, der sich mit einer Frau unterhielt, die Frau die er für Ginny gehalten hatte. Es musste ein Irrtum gewesen sein. Ginny war tot, gestorben , kurz nach der Geburt ihres Babys, das sie nicht einmal mehr hatte sehen können. Die junge Frau drehte sich jetzt um und er stöhnte unwillkürlich auf. Doch bevor er etwas sagen konnte, kam Steven zu ihm und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter.
"Reg dich nicht auf, die Frau dort ist nicht Ginny, sondern Alison, Ginnys Zwillingsschwerste".
"Ginnys Zwillingsschwester? Ich habe nicht gewusst das Ginny eine Zwillingsschwester hat".
"Es gab einige Schwierigkeiten zwischen uns. Ich habe drei Jahre in Europa gelebt. Gestern kam ich zurück , musste feststellen das Ginny das Haus in dem wir gelebt haben vermietet hatte. Die Frau dort gab mir mehrere Briefe, die Ginny an mich geschrieben hatte. In dem letzten Brief schrieb sie, dass sie schwerkrank ist und dass sie nichts so sehr wünschte, wie mich noch einmal zu sehen. Ich nahm die nächste Maschine , fuhr zu euren Haus und erfuhr von einer Nachbarin, das Ginny in einer Privatklinik sei. Ich fuhr sofort hierher und musste erfahren das Ginny, kurz nach der Geburt ihres Babys gestorben ist. Es tat so weh, dass ich zu spät kam. Wäre ich doch nur früher gekommen."
Alison konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. Patrick war aufgestanden und nahm seine Schwägerin in die Arme.
"Du kannst bei mir bleiben, solange du willst."
"Danke Patrick.Ich bleibe noch bis nach der Beerdigung, dann werde ich mir ein Haus suchen."
"Was auch immer zwischen dir und Ginny vorgefallen ist, Ali, ich weiß sie wäre glücklich, wenn sie wüsste das du hier bist. Ginny hat die ganzen neun Monate darum gekämpft, mir das Kind zu schenken, das unser Glück vollkommen gemacht hätte. Jetzt habe ich eine kleine Tochter, kaum ein paar Stunden alt, und ich muss sie alleine großziehen. Aber eines Tages wenn sie alt genug ist, werde ich ihr erzählen, dass ihre Mutter schwerkrank war und sich dennoch dafür entschieden hatte, ihr das Leben zu schenken und ihr eigenes dafür hinzugeben"...

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Eine Woche später war die Beerdigung. Patrick warf einen Strauß roter Rosen auf den Sarg. Es waren 32 Stück, denn am 20 November wäre Ginny 32 Jahre alt geworden. Doch jetzt lag sie in dem dunklen Sarg dort unten und schlief für immer. Gerade mal zwei Jahre und drei Monate waren sie verheiratet gewesen und sie hatten sich ein Dutzend Kinder gewünscht. Doch nur eines hatte sie ihm schenken dürfen. Ein einziges das Ginny unter Schmerzen geboren hatte. Und dann war Ginny gestorben, bevor man ihr das Kind in die Arme hatte legen können.
Patrick schwankte leicht und sowohl Steven, wie auch Alison warfen ihm besorgte Blicke zu, doch er bemerkte es nicht einmal. Der Schmerz, die über alles geliebte Frau verloren zu haben, war zu groß.
Die Beerdigung war zu Ende und Patrick nahm die Beileidsbekundungen wie in tiefer Trance entgegen.
Steven zog Alison beiseite. Sie wollten noch eine Weile hier bleiben und sich um Patrick und Ihre Nichte kümmern. "Es wäre nicht gut für ihn, wenn er ganz alleine in dem großen Haus bliebe", meinte Steven.
"Das ist doch selbstverständlich.",erwiderte Alison. "Ich habe Ginny auch geliebt und es tat mir fruchtbar weh, dass ich sie nicht noch einmal sehen durfte. Sie ist gestorben, bevor wir uns versöhnen konnten."
Steven drückte Alisons Hand und sie gingen zu seinem Wagen....

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Es war kurz nach Mitternacht, als Alison erwachte. Sie knipste die Nachtischlampe an und horchte. Irgendein Gefühl sagte ihr, dass etwas nicht stimmte. Sie stand auf und zog ihren Morgenmantel über, öffnete die Tür und trat auf den Flur. Die Tür zu Patricks Zimmer stand halb offen. Eine Lampe brannte. Sonst war alles ruhig. Sie entschloss sich nach unten zu gehen und nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Gerade wollte sie die erste Treppenstufe betreten, als sie sanft herumgezogen wurde und ehe sie wusste wie ihr geschah, hatte Patrick sie an sich gezogen und küsste sie. Alison wehrte sich mit aller Kraft und stieß Patrick zurück.
"Ginny, bist du denn immer noch böse auf mich?", hörte sie Patrick fragen.
"Ich bin nicht Ginny, sondern Alison". Ihre Stimme klang härter, als sie eigentlich wollte.
"Nicht Ginny?, murmelte Patrick und sah sie an, als könne er nicht glauben, dass die Frau, die vor ihm stand, nicht Ginny sondern Alison hieß." Verzeihe mir bitte, ich...."
Alison hörte die weiteren Worte nicht mehr. Sie war bereits in ihr Zimmer gelaufen und hatte sich dort auf ihr Bett geworfen. "Ginny, immer nur Ginny",dachte sie wütend. Alle hatten immer nur Ginny geliebt. Ginny hatte die meisten Freundinnen, die bestaussehendsten Verehrer gehabt, obwohl sie Zwillingsschwestern gewesen waren.
Und jetzt Patrick. Er hielt sie für Ginny. Und auch der Kuss hatte Ginny gegolten. Ginny die nun tot war, in einem Sarg unter der Erde lag und dennoch nie vergessen wurde....

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Am nächsten Morgen saßen sie sich schweigend am Frühstückstisch gegen über. Patricks Hände zitterten so sehr, dass die Kaffeetasse runterfiel und klirrend am Boden zerbrach.
"Alison, was gestern Abend geschehen ist, tut mir leid. Bitte bleib trotzdem hier. Ich habe niemanden, der sich um meine Tochter kümmern könnte und sie kommt morgen nach Hause."
"Okay Patrick, ich bleibe. Aber jetzt entschudige mich bitte, ich habe heftige Kopfschmerzen und möchte mich gerne eine Weile hinlegen."
Alison sprang auf und verließ fast fluchtartig das Wohnzimmer. Patrick sah ihr nach, dann stand er ebenfallls auf und verließ das Haus. Alison, die oben in ihrem Zimmer auf dem Bett lag, hörte einen Motor aufheulen. Sie lief zum Fenster und sah gerade noch den schwarzen Trans Am um die Ecke schießen. Langsam ging sie zum Bett zurück, legte sich wieder hin und war kurz darauf eingeschlafen.
Das Telefon klingelte und Alison fuhr hoch. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, es war kurz nach elf. Das Telefon klingelte immer noch und sie stand auf ging in den Flur und blieb vor dem kleinen Tischen, auf dem das Telefon stand, stehen. Zögernd griff sie nach dem Hörer.
"Alison Stuart?"
"Alison, hier ist Steven. Können Sie bitte sofort ins Memorial Hospital kommen? Patrick hatte einen Unfall und es geht ihm nicht sehr gut".
"Ich komme."
Eine halbe Stunde später standen Steven und Alison vor der Intensivstation und schauten betroffen durch das kleine Fenster. Patrick lag dort in dem Bett, angeschlossen an mehreren Geräten.
"Was ist denn nur passiert?", fragte Alison.
"Er hat die Kontrolle über seinen Wagen verloren und ist frontal mit einem Laster zusammengestossen. Es ist ein Wunder, dass er noch lebt. Seine Wirbelsäule wurde verletzt, und es ist nicht ausgeschlosssen, dass er gelähmt bleibt. Es ist auch möglich, dass er sich an nichts erinnert, wenn er aufwacht. Weder daran das seine Frau tot ist, noch daran, dass er eine kleine Tochter hat. Es könnte gut sein, dass er Sie für Ginny hält. Ich bitte Sie Alison, spielen Sie Ginnys Rolle. Sagen Sie ihm nicht, dass Sie Alison sind. Werden Sie das tun? Solange bis er außer Gefahr ist und seine Erinnerung zurückkehrt, oder bis er die Wahrheit verkraften kann?"
"Ja ich mache es, Steven. Ich tue es für meine Nichte Ginny Alison, die nicht auch noch ihren Vater verlieren soll."

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Acht Wochen waren inzwischen vergangen. Alison hatte ein Kindermädchen eingestellt, das sich vorübergehend um die kleine Ginny Alison kümmern sollte. Alison fuhr jeden Tag ins Krankenhaus und verbrachte mehrere Stunden an Patricks Bett. Wenn er sie anschaute, ihre Hände nahm oder sie zärtlich streichelte, dann wusste Alison, dass niemals sie damit gemeint war, sondern immer nur seine verstorbene Frau Ginny. Nie würde er ihr, Alison, diese zärtlichen Worte sagen. Es tat weh, denn sie hatte längst erkannt, dass es mehr als nur Mitleid war, welches sie für Patrick empfand. Sie liebte ihn. Und denoch wusste sie, dass er niemals so empfinden würde, wie sie. Noch nicht einmal drei Monate war ihre Schwester Ginni tot, aber nur für sie, denn für Patrick lebte Ginni. Sie würde so lange leben, bis seine Erinnerung zurückkehrte. Und dann- es waren bereits zehn Wochen vergangen seit dem Unfall - passierte es.
Alison betrat das Krankenzimmer und blieb einen Moment an der Tür stehen. Irgend etwas war nicht wie sonst? Patrick sah sie mit einem so merkwürdigen Blick an, dass sie fast Angst bekam.

Alison ging zu dem Bett, küsste Patrick auf die Stirn und fragte dann zärtlich besorgt: "Ist etwas nicht in Ordnung?"
Es dauerte eine Weile bis Patrick antwortete. Seine Stimme war kühl und so leidenschaftslos wie niemals in der ganzen Zeit zuvor, seit sie ihn besucht hatte.
"Du brauchst dich nicht mehr zu verstellen, Alison. Ich weiß, dass du nicht Ginny bist. Ginny ist tot und wird niemals zurückkehren."
"Patrick, du hattest einen schweren Unfall. Es ging dir sehr schlecht und in deinem Zustand hättest du die Wahrheit nicht verkraftet. Nur deshalb ließ ich dich in dem Glauben, ich sei Ginny. So wie es Steven mir geraten hatte."
"Nun gut Alison. Du hast es aus Mitleid getan. Damit ist Schluss, ich werde...." Patrick brach abrupt ab, als er sah, dass Alison währenddessen aus dem Zimmer gelaufen war. Wenig später kam Steven ins Zimmer.
"Was ist los, Pat?" knurrte er. "Hast du dich mit Ginny gestritten?"
"Nicht mit Ginny, sondern mit Alison. Ja, ich kann mich wieder an alles erinnern. Ich war vermutlich etwas zu heftig zu Alison. Bitte hol sie wieder zurück. Ich werde mich bei ihr entschuldigen".
Patricks Atem ging schwer. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
"Beruhige dich Pat, ich werde zu Alison hinfahren und sie bitten wieder hier her zu kommen."
Patrick hatte Stevens Worte kaum mitbekommen. Er starrte nur gegen die Wand und flüsterte. "Ginny ist tot. Warum nur?"
Steven hatte keine Antwort darauf. Er legte seine Hand auf Patricks Arm und meinte besorgt: "Ich hole eine Kankenschwester. Sie wird dir eine Spritze geben"......

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Alison stellte ihre beiden Koffer ab und betrat das Kinderzimmer. Sie beugte sich über das Kinderbettchen und streichelte liebevoll über die Wangen des Babys, das sie aus großen blauen Augen anblickte.
"Dein Daddy wird bald wieder zu Hause sein, mein Kleines. Und eines Tages wird er wieder heiraten und du bekommst wieder eine Mom".
"Alison, sind Sie oben?"
Alison zuckte zusammen. Sie verließ das Zimmer und ging nach unten. Steven stand an der Tür, die zum Wohnzimmer führte.
"Ein Glück, Alison, ich dachte schon Sie wären weg. Patrick hat das, was er gesagt hatte, nicht so gemeint. Er hatte vorhin einen leichten Herzanfall. Keine Sorge, es geht ihm gut, aber ich glaube, es würde ihm mehr helfen, wenn er zu Hause wäre. Werden Sie bleiben? Ich weiß, wie schmerzvoll es für Sie ist, dass er nur Ginny in Ihnen sieht. Aber es wird nicht ewig so sein. Eines Tages wird es wieder eine neue Liebe für ihn geben. Vielleicht werden Sie das sein, Alison. Aber all das braucht seine Zeit".
"Ich werde hier bleiben und ich werde ihn pflegen. Ich habe ein wenig Erfahrung in der Krankenpflege."
"Gut Alison..."

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Zwei Tage später wurde Patrick entlassen. Er war froh, dass Alison ihn abholte. Er hatte sich damit abgefunden im Rollstuhl zu sitzen. Vielleicht sogar für immer, aber er gab die Hoffnung nicht auf, eines Tages doch wieder laufen zu können. Denn es gab da einen Spezialisten- Dr. Landers. Der hatte schon viele erfolgreiche Operationen durchgeführt und vielleicht konnte er auch Patrick helfen?
Patrick war ein zärtlicher Vater und er verbrachte sehr viel Zeit mit der kleinen Ginny Alison. Manchmal tat es ihm zwar weh, wenn er seine Tochter ansah und feststellen musste, dass sie ihrer Mutter jeden Tag ähnlicher sah. Aber er dachte dann daran, dass Ginny bis zum letzten Augenblick darum gekämpft hatte, um ihm dieses Kind zu schenken.
"Patrick?" Alison kam ins Wohnzimmer. Sie hatte einen Mantel an. "Ich gehe jetzt einkaufen. Soll ich dir etwas mitbringen?"
"Nein, ich brauche nichts. Triffst du dich mit Steven? Ich habe festgestellt, dass er in letzter Zeit oft hier war. Magst du ihn?"
"Er ist ein Freund, mehr nicht. Ich gehe jetzt."
Patrick sah aus dem Fenster und konnte sehen, wie Alison den Kinderwagen den Bürgersteig entlang schob. Er war sich sicher, dass sich Alison mit Steven traf. Bald würde sie ihm sagen, dass sie gehen wollte, weil sie Steven heiraten wollte. Sollte sie nur gehen. Er kam auch ohne sie zurecht. Und Ginny Alison? Nein, sie war seine Tochter und selbst wenn er für immer im Rollstuhl sitzen würde, Ginny Alison blieb bei ihm.
Zwei Stunden später sah er Alison zurückkommen.
Sie blieb an der Gartenforte stehen und sah auf die Uhr. Also hatte er richtig getippt. Alison wartete auf Steven oder auf einen anderen Kerl. Fünf Minuten waren vergangen, dann kam ein roter Mercedes und hielt neben Alison. Der Fahrer stieg aus. Es war tatsächlich Steven. Er unterhielt sich einige Minuten mit Alison, nickte ein paar Mal, öffnete dann den Kofferraum und holte einige Einkaufstüten heraus, die er Alison reichte. Bevor er einstieg, küsste er sie auf die Wange. Alison winkte dem davonfahrenden Wagen nach. Dann schob sie den Kinderwagen den Kiesweg hoch und kurz darauf hörte Patrick wie die Haustür geöffnet wurde. Zehn Minuten später betrat Alison das Wohnzimmer. Ihre Wangen waren von der Kälte gerötet und ihre blauen Augen glänzten.
"Ich habe eben kurz mit Steven gesprochen und ihn für heute Abend zum Essen eingeladen. Ich hoffe du hast nichts dagegen?"
"Natürlich nicht, Alison. Ich habe dich und Steven gesehen. Er ist mein bester Freund und nicht an den Rollstuhl gefesselt wie ich. Ich will eurem Glück nicht im Wege stehen. Du weißt, du kannst jederzeit gehen."
"Patrick, was soll das ganze?",knurrte Alison. "Ich habe dir vorhin schon gesagt, Steven ist nur ein guter Freund. Ich habe ihn im Einkaufszentrum getroffen. Er hatte noch etwas zu erledigen, hat mir aber angeboten, meine Einkäufe nach Hause zu bringen. Deshalb wartete ich vor dem Haus. Du hast uns gesehen? Dann hast du sicher auch gesehen, dass er mir einige Einkaufstüten gegeben hat, nicht wahr?"
"Ja das habe ich. Entschuldige, ich bin manchmal sehr ungerecht."
Alison lächelte nur, obwohl ihr Patricks Worte sehr weh getan hatten. Sie drehte sich um, verließ das Zimmer und ging nach oben...

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Alison warf Patrick einen besorgten Blick zu. Er hatte sein Abendessen kaum angerührt. Er sah sie und Steven mit einem merkwürdigen Blick an. So als würde er auf etwas ganz Bestimmtes warten. Schließlich legte er Messer und Gabel beiseite und sagte leise:"Entschuldigt mich bitte, ich fühle mich nicht ganz wohl. Ich werde schlafen gehen. Ich wünsche euch einen schönen Abend".
Als Patrick das Zimmer verlassen hatte, konnte Alison ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Steven stand auf, ging zu ihr und legte seinen Arm um ihre Schulter. "Was ist denn los, Alison? Habt ihr euch gestritten?"
Alison schüttelte den Kopf. Es dauerte eine ganze Weile bis sie sprechen konnte. Steven hörte ihr zu. Als sie geendet hatte, herrschte eine Weile Schweigen.
"Alison, ich habe dich sehr gern, aber ich weiß, dass dein Herz Patrick gehört."
Er streichelte sanft ihr Gesicht, küsste sie auf die Wangen und setzte sich dann wieder hin. Ein trauriger Ausdruck stand in seinen Augen.

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Patrick lag auf dem Bett und hielt Ginnys Foto in den Händen. Die Frau auf dem Bild lächelte glücklich und die Augen strahlten in die Kamera. Nie wieder würde er sie so lächeln sehen, nie wieder lachen hören. Er streichelte mit den Fingern über das Foto. Er hatte Steven und Alison den ganzen Abend beobachtet und er hatte gemerkt wie Steven Alison angesehen hatte. Sein Freund war verliebt in sie und wahrscheinlich erwiderte Alison seine Gefühle, auch wenn sie es abstritt. Das tat sie wahrscheinlich nur um ihm nicht wehzutun. Oder hatten die beiden etwas vor? Wollten sie heiraten und ihm seine kleine Tochter Ginny Alison wegnehmen? Der Gedanke machte ihn so wütend, dass er das Glas Wasser , das auf den Nachttisch stand in die Hand nahm und zornig gegen die Wand warf. Nein, Ginny Alison war seine Tochter und niemand würde sie ihm wegnehmen.


Ende 1Teil

Fortsetzung folgt....
 
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Kommentare  

Sehr schön traurig. Endlich werden mal wieder ordentlich viele Papiertaschentücher verbraucht.

Jochen (12.07.2009)

Der Anfang einer typischen Herzschmerzgeschichte. Gefällt mir gut.

Petra (11.07.2009)

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