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NEUZEITKIND Teil 3

Nachdenkliches · Experimentelles
...der Wunsch,hundert Stunden zu Schlafen ,drängte sich in meine Gedanken...
...die Augen krampfhaft und mit beiden Händen zugepresst...
Ich fühlte gar nichts -
...Leere ...
Wollte nur noch eine dicke,flauschige Bett Decke -
...und dann alles nur noch schwarz - schwarz -schwarz -


Wie lange ich auf dem Fußboden lag ?
Keine Ahnung...
Irgendwann kam der Schlaf nicht mehr zurück.
"Bitte,NIE mehr schlechte Nachrichten",wünschte ich mir so sehr...


Ewigkeiten später,vor dem Spiegel im Badezimmer,warfen mir meine Hände Fontänen kalten Wassers ins Gesicht - immer wieder -
Die Stirn kommt an die Spiegeloberfläche - stoße langsam wieder zurück - und wieder nach vorne -diesmal härter - noch fester -
...mir läuft schon roter Sirup über das Gesicht - diesmal härter - noch fester -
Höre von weitem,wie die zerborstenen Splitter mit mir auf den Boden plumpsen...
Dann,endlich ,befinde ich mich wieder in einem bewusstlosen Nebel - dämmere dahin...



...einige Zeit später...
Schon wieder das Hämmern an eine Tür.
Krachend verlor sie ihren Halt und brach aus der Verankerung.
Ich wurde auf eine Bahre gelegt - Stimmengewirr -
bläuliche Lichtkegel - schlug die Augen auf - verlor wieder das Bewusstsein -
Über mich beugte sich auf einmal...Pernilla Tiefenthal
...jetzt blickte ich in ihr besorgtes Gesicht -
wollte etwas sagen...fragen...
Sie legte sanft ihren Zeigefinger auf meine Lippen...


Im Krankenhaus...
Ihr ging es auch nicht gut.
Auf meinen fragenden Gesichtsausdruck erwiderte sie:"
Mein Gott Robert , was machst du denn für Sachen.
Wir dachten alle,du wolltes dir was antun.Die Tür war verschlossen,und all das Blut.
Davon habe ich erst mal genug für ein Leben.
Du willst sicherlich wissen,was mit Onkel Herbert passiert ist.Na gut ,dann will ich mal loslegen."
Ich nickte müde - Kopfschmerzen -
"Dieser Idiot,die ganze Zeit jagte er hinter anderen Frauen her.Flirtete mal da und mal mit ner anderen...
tja,und irgendwann traf er die Falsche.
So ein Südamerikaner hat ihn erwischt,mit der Ehefrau...und das Beil sausen lassen...
Ich konnte nur noch mit der Kleidung,die ich am Körper
hatte zum Camping Platz Inhaber laufen ...der hat mir geholfen...meinen Pass gegeben...zum Flugplatz...
Und jetzt finde ich dich hier...dein Bruder ist verschwunden,und dein Opa muss sich um seine kranke Frau kümmern.
In ein paar Tagen nehme ich dich mit.Wir machen es uns gemütlich und dann sehen wir weiter.
Ist das O.K.für dich?"
"Danke Tante Pernilla,aber kann ich nicht jetzt sofort mitkommen?"
"Na , dann will ich mal den Arzt fragen."

Zwei Stunden später waren wir auf dem Weg in die Stadt,erst zur Polizei,wegen der Erlaubnis,wieder ins Haus zu dürfen,und dann n bischen was Einkaufen.

Erst jetzt fiel mir mein Opa ein,der hatte doch bestimmt die ganze Rettungsaktion mit Tante Tiefenthal
gemeistert,wollte ihn sofort anrufen,aber Pernilla
winkte ab :"Alles schon geschehen,dein Großvater kommt uns am Wochenende besuchen!"
Nachdem ich meine Lieblingsspeise verputzt hatte,legte ich mich wieder hin...wollte nur noch eine dicke,flauschige Bett Decke...


Am anderen Morgen kamen all die schlechten Gedanken
wieder,meine Beklemmung wuchs,und ich machte mir große Sorgen um meinen Bruder.
Was um alles in der Welt war blos los mit Ted,wo war er und wie...

Ein Riese von einem Mann stand an meinem Bett.
"Ach du liebe Güte," dachte ich."Der schon wieder."
"Sag mal kleiner,kennst du das Bürschchen hier auf dem Photo?
Ist von seiner Familie als vermisst gemeldet worden.
Herr Graziani will mit seinen Leuten schnell weg aus Deutschland.Übernimmt in Italien das Geschäft eines Bekannten.Sein Sohn wird schon seit vier Tagen gesucht.
Ihr beide ward doch zusammen am Freudenberg Gymnasium ,nicht wahr?"
So viel hatte ich den Riesen während der ganzen Zeit,als ich bei ihm schlafen musste,nicht Sprechen gehört.
"Ja klar,das ist Rafael,mein bester Freund.Der will bestimmt nicht weg von hier."
"Wenn du irgend etwas weißt,dann Rede mein Lieber!
Es ist sehr Kalt draußen,und Geld hat der Bursche wahrscheinlich auch nicht in Mengen bei sich!"
Der Kommissar blinzte mich an."Also?"
Auf eigene Gefahr wollte ich ganz bestimmt nichts mehr unternehmen.
Mensch , na sicher.Hinter dem Bauernhof , die drei Monster Bäume!
Vater hatte mit uns , Ted und mir ,vor einigen Jahren
dort ein stabiles,geräumiges Baumhaus gezimmert -
gebaut -
Hier hatten wir uns immer versteckt,wenn die Familie bei Oma und Opa zu Besuch waren,und unter uns bleiben wollten.
Es gab Licht und sogar einen kleinen Ofen.
Tja und vor einiger Zeit waren Rafael und ich dort mal einige Nächte,als ich bei Großvater in Obhut genommen wurde - schlimme Zeit - schlechte Gedanken wieder - meine Beklemmung...

Ohne Umschweife erzählte ich all das dem großen Mann,und ein paar Augenblicke später gings wieder zurück in das kleine Dorf mit dem schönen Namen
DORNBERGER HÖHE.
Natürlich freute ich mich,dass ich Großvater so schnell wieder Sehen würde,aber es kam alles ganz anders...


Wieso fuhr der Idiot auch so schnell,auf der glatten Fahrbahn.Wir kamen ins Rutschen und Penggg,da war der Baum...die drei Monsterbäume..im Weg.
Scheiße,schon wieder im Krankenhaus,und schon wieder...Pernilla Tiefenthal s besorgter Blick.
Aber mir war nichts passiert.
Der Pkw war allerdings Schrott,und die Kriminal Beamten hatten ganz schön viele Kratzer.
Zurück in die große Stadt,ne Nacht drüber Schlafen,
und am nächsten Tag mit den nächsten Polizisten wieder ins Dorf,wo alles enden sollte...oder...




...kurz vor der DORNBERGER HÖHE...
...schwarzer Rauch lag über dem land,als wenn man in eine späte Abenddämmerung hereinfährt.
Wir sahen die lodernden Flammen - gleissende Hitze weichte die Straße auf.
Hinter dem brennenden Bauernhof sahen wir die drei Monsterbäume.
Nur noch abgepellte Asche - glimmende Stumpen - ehemals so majestätisch -
Nun dem Erdboden gleichgemacht - genau wie das ganze Anwesen -
Feuerwerker rannten überall rum - unzählige bläuliche Lichtkegel - Sirenen -
Rettungswagen fuhren mit quitschenden Reifen hin und her.
...und zwei Leichenwagen stehen mitten im Getümmel...mit gefüllten silbergrauen Säcken ...vier ...
Die beiden Beamten hörten den Berichten zu.
Ich zitterte - fing an zu frieren -


"Das ist eindeutig Brandstiftung,wir haben überall
Beschleuniger gefunden.Drei Männer und eine Frau sind ihren schweren Verletzungen erlegen.
Ein zuckendes Etwas konnte noch geborgen werden.
Unglaublich,ein Junge mit schwersten Verbrennungen.
Ist im Hospital,sieht aber nicht gut aus.
Die Bauern der Nachbarschaft haben sich erst alle hier versammelt,um dann die Kollegen der Polizei und uns zu rufen,welch ein Schwachsinn,es ging doch wertvolle Zeit verloren.
Die Identifizierung der Leichen ist gerade abgeschlossen."


Wie der Blitz sausten Pernilla und ich ins Hospital.
Verdammt !War Rafael wirklich hier gewesen,und wer waren die Leute da in den silbernen Säcken?
"Sind sie Verwandte?",fragte eine Krankenschwester.
"Mein bester Freund",schrie ich und rannte los wie wild.
"Welches Zimmer,welches Zimmer",wollte ich wissen.
Auf dem Gang kam uns ein alter Bekannter entgegen,ein Riese von einem Mann,im Rollstuhl.
"Du ziehst das Unheil ja gerade zu magisch an,was Robert",sagte er freundlich.
"Dein Freund wird gerade operiert.Aber so wie s aussieht,hat er Glück im Unglück gehabt,kann weiter Leben,nur..."
"Was ?,fauchte ich ihn an.
"Sehr starke Verbrennungen,und beide Beine mehrmals gebrochen,auch die Hüfte sieht übel aus,ist wohl misshandelt worden oder so was..."
Der Typ redete vieleicht viel, in letzter Zeit.
"Hab mich mal so n bischen schlau gemacht.Als Polizist biste immer im Dienst,sogar mit all den
Blessuren",zeigte auf seine Verletzungen an Beinen und Armen.
Ein Arzt führte uns dann ins Wartezimmer.
"In ein paar Stunden kannst du deinen Freund sehen",
meinte er.

"Frau Tiefenthal ! ,hätten sie wohl einen Moment Zeit für uns?",rief einer der nächsten Polizeibeamten
Pernilla zu.
Ich rannte unentwegt im Kreis.


Meine Tante berichtete mir.
"Wir haben es hier mit einem richtigen Drogen Krieg zu tun.Harte Drogen - Heroin - Kokain - Extasy -
dein Bruder scheint da mitten drin zu stecken.Die beiden Verblichenen in Herberts Haus waren albanischer Herkunft,und die drei Verbrannten hier im Dorf ebenfalls.
Die vierte Tote ist keine Frau,sondern ein 17 jähriges Mädchen,ihre Arme waren übersäht mit Einstichen.
Sie hatte das hier in ihrem Kleid eingenäht."
Ich nahm die Indianer Kette mit einem Anhänger an mich,schaute da rein und fing wieder an zu Weinen.
"Mamas Lieblingsschmuckstück,hier schon zum zweiten mal in einem Kleid voller Feuer",schluchzte ich.
"Glaube,das war die Freundin von Ted.
Der Arsch hat immer schon gerne mit dem Feuer gespielt."
"Im wahrsten Sinne des Wortes",hörte ich noch.



...ins Zimmer von meinem besten Freund...

Rafael sah furchtbar aus,sein ganzer Körper war ein einziger Mull Verband.
Beide Beine waren in Gibs.
Seine Augen funkelten,aber sprechen konnte er noch nicht.
Durch die vielen Tränen brachte ich auch nichts hervor.
Schreiend lief ich aus dem Zimmer.
Verständnisvoll sprach mich der Chef Arzt an:"Dein Freund wird ganz bestimmt wieder Gesund,von ein paar Brandnarben abgesehen.Allerdings wird er wohl den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen müssen.
Aber ich bin mir sicher,dabei wirst du ihm doch helfen oder?"
Ich nickte Stumm,wollte eigentlich nur noch Schlafen,weg von diesem Ort,die bösen Mächte herausfordern und vernichten.


So fuhren wir mit den beiden Polizisten erstmal zum
Appartement vom Großvater,der bestimmt so früh am Morgen noch schlief.
Hier wartete die nächste schmerzliche Überraschung auf uns.
An der Tür klebte ein Zettel."Bin im Krankenhaus.
Hermine ist sanft eingeschlafen." - ein Zettel an der Tür -
Alles drehte sich - höre von weitem,wie ich mit dem Schlüssel in der Hand auf den Boden plumpse...


Wenig später war ich wieder auf den Beinen,meine Tante stützte mich.Wir verabschiedeten uns von den Polizisten,und traten in die Wohnung ein.
...hörten ein Geräusch wie Rascheln von Mäusen oder ...Wasser einlaufen lassen in eine Badewanne...
Fröhlich pfeifend,nur mit einem Badetuch bekleidet ,stampfte uns...TED ...entgegen...
Ein müder,gottverdammter Ted ...schloß mich in seine Arme.


Mit kam es so vor,als ob wir beide da so Ewigkeiten standen,dann drohte die Badewanne überzulaufen,und ich wachte auf,aus meiner Lethargie...
Wütend trommelte ich mit meinen Fäusten gegen die Brust von meinem Bruder:"Du blöder Penner,was hast du mit Rafael gemacht,wieder mit dem Feuer gespielt was,und sogar Janaina war dir egal!
Verbrannt,alles Verbrannt."
Er schüttelte mich ab,lachte ,und meinte:"Und ich , bin dir wohl schnuppe ,wie?Die albanischen Arschlöcher
wollten mich kalt machen,verstehste,Umbringen.Töten!!!
Aber nicht mit mir.Jetzt sind die Kalt,oder sollte ich sagen,heiß wie die Hölle,hehehe...
DIE haben Rafael so zugerichtet,nicht ich.
Die Gerechtigkeit ist auf meiner Seite.
Und Janaina hat die Mörder erst hierhin an die DORNBERGER HÖHE geführt.Für n Schuß machen die Junkies
doch alles.Konnte sie leider nicht von den Drogen herunterholen.Auch n bischen meine Schuld,ich weiß.
Schade um sie."
"Schade um sie?Mehr hast du dazu nicht zu sagen?Du bist ja ganz schlimm Gefühlskalt",meinte Pernilla erschüttert.
Ich fragte ihn:"Und Opa hat dir die ganze Zeit geholfen?"
"Ja klar,der hat schon immer den guten Kern in mir gesehen.
So Robbie,jetzt pass mal auf.Ich verschwinde von hier,
nach Norden,will zur See fahren,bloß weg hier,weg!
Komme dich n paar mal besuchen im Jahr.
Tante Pernilla wird schon auf dich aufpassen.
O.K.du kleiner Hosenscheißer?"
Wir lagen uns schon wieder in den Armen,und ne kleine Träne glaubte ich aus seinem Gesicht kullern zu Sehen.


Nachdem er sich angezogen hatte,kniff er mir noch mal in die Wange und schlug die Haustür mit voller Wucht zu.


Bei der Beerdigung von Oma sah ich ihn nochmal von weitem.Er trug einen knallroten Anzug,und hatte so n kleinen Seesack über die Schulter geworfen.
Unmerklich grinste Teddy mir zu.
Wie ein Engel flog er mit den Wolken hinaus aufs Meer.


...morgen werde ich Rafael erzählen von dem...
 
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Kommentare  

Dramatisch, ich kann mich nur anschließen.

doska (24.11.2009)

Eine schreckliche Kindheit. Es ist die reinste Hölle. In meinen Augen ist dein kleiner Protagonist ein richtiger Held. Einfach, weil er das alles übersteht, ohne anderen zu schaden.

Jochen (23.11.2009)

Jetzt wird mir erst richtig klar, weshalb du gleich am Anfang deiner Geschichte den Namen Rafael erwähnt hattest. Der beste Freund deines Protagonisten erlitt also schwere Verbrennungen und war der einzige Überlebende. Ich hoffe man konnte ihn später wieder einigermaßen herstellen. Na, das wirst du ja bestimmt noch im nächsten Kapitel näher beschreiben.

Petra (21.11.2009)

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