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4 Seiten

Kleine Ängste - Unter dem Bett

Schauriges · Kurzgeschichten
© Dead Tree
KB: Angst, jeder hat sie mal mehr und mal weniger aber manchmal erscheinen einen die eigenen Ängste so albern, dass man sich nicht traut sie jemanden zu erzählen, aber sind sie wirklich nur Hirngespinste oder steckt mehr dahinter als man sich selber eingestehen möchte?


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Schon wieder ein schlechter Traum oder viel mehr schon wieder ein und der selbe schlechte Traum, eine ewige Wiederholung von Horrorszenarien, ohne Bedeutung aneinander gekettet wie ein splatter Film, der weder Sinn noch Verstand hat sondern nur schlicht und ergreifend den Blutdurst seiner Zuschauer befriedigt, die mit einem perversen Grinsen in ihren Kinosesseln sitzen und klamm heimlich das auf der Leinwand sehen was sie vielleicht gerne tun würden, aber nicht können.
Unförmig verknotet ist nicht nur die Decke sondern auch das Kissen unter Michael Armen, so dass er sich wohl oder übel auf setzen muss um alles wieder zu richten. Das diffuse Halbdunkel macht ihm Angst, jagt ihm einen Schauer über den Rücken obwohl er genau weiß, dass die Sonne schon auf gegangen ist und die Dunkelheit vertrieben hat, er fröstelt. Nervös suchen die Augen den ganzen Raum ab, sehen trotz wieder willen sogar auf den Spiegel der neben dem Bett steht und die gefürchtete Unterseite des Bettes zeigt, nichts. Kein Monster versteckt sich in den Ecken, auf dem Schrank oder unter dem Bett sondern nur Staub und ein paar Spinnenweben, die er endlich weg machen muss. Ächzend stöhnt das Bettgestell unter seinem Gewicht als er sich entspannt auf die zu einem Turm gestapelten Kissen fallen lässt und trotz das da nichts ist zieht er sich die Decke bis zur Nase hoch und lauscht ins Halbdunkel hinein.
Tick-Tick, gleichmäßig kann er die Uhr hören, die ihm vor Kopf steht und immer eine andere Uhrzeit anzeigt, er sollte sie austauschen kommt es Michael in den Kopf, dann kann er vielleicht besser schlafen wenn er nicht immer das Geräusch in den Ohren hat. Ein paar Sekunden lang verschwindet das Geräusch, wird leiser so als hätte er sich in seine Gedankenwelt geflüchtet und dann ist es wieder da, Tick-Tick, diesmal noch lauter als vorher, so als würde ihm die Uhr wütend sein, weil er sie nicht beachtet hat. Die Sekunden fliegen nur so an Michael vorbei, machen ihn tatsächlich wieder schläfrig aber bringen auch Gedanken und Bilder mit sich, die man nur im Halbschlaf richtig erkennen kann. Weit hinten in seiner Gedankenwelt kann er Bilder erkennen, zuerst noch ganz unscharf und dann werden sie immer deutlicher, irgend jemand ist da in seinem Kopf oder zumindest fühlt es sich zu an, denn aus dem Nichts materalisiert sich ein Mann, wie Michael glaubt ohne Gesicht, nein viel mehr ist es noch zu verschwommen. Angst kriecht in ihm hoch, Angst vor dem Unbekannten oder viel mehr vor dem was aus ihm werden könnte und er öffnet schnell die Augen bevor er noch mehr sehen kann, wieder starrt er in das Halbdunkel, betrachtet die Schatten der Bäume vor seinen lichtdurchlässigen Jalousien und lauscht dem Wind der durch die kahlen Äste streift.
Vielleicht sollte er endlich aufstehen, ein Gedanke der ihm kommt, aber auch wieder verworfen wird als die Kälte seine raus gestreckten Hand hinaus läuft und eine fröstelnde Gänsehaut herbei ruft.

Lange starrt er auf die weiß getünchte Decke und die Lampe über seinem Kopf, beobachtet eine einzelne Spinne wie sie versucht in einer Ecke zwischen Wand und Decke ihr Netz zu spinnen.
Die Frage ob es wirklich die Kälte ist oder die Angst davor sein Fuß aus dem Bett zu heben und daneben zu stellen rückt immer näher und wird zu einer albernen Farce über die sicherlich jeder Andere gelacht hätte, immerhin ist es nur sein Bett und was sollte schon unter seinem Bett sein? Staub, Bücher und vielleicht ein paar Taschentücher ist das höchste der Gefühle was er unter dem Holzgestell finden würde, keine Monster die ihn packen um ihn zu töten, nichts wirklich nichts ist unter seinem Bett aber warum hat er dann Angst, hat so ein mulmiges Gefühl tief in seinem Inneren das bis auf sein Herz zu drücken scheint?
Selbst der Griff zur Wasserflasche neben seinem Bett wird eine Tortur aus Angst jemand könnte seinen Arm packen oder er würde etwas sehen, das sich gerade wieder runter sein Bett zurück zieht. Ein neuer Drang in ihm wächst, das Telefon, es zu nehmen und jemand an zu rufen der ihm bei steht in seiner morgendlichen Angst doch ist der Gedanke so albern die Polizei zu rufen um nach Hilfe zu bitten aus seinem eigenen Bett befreit zu werden so albern und abwegig, dass er ihn gleich wieder verwirft, er muss es alleine schaffen.

Mit allem Mut den er aufbringen kann reißt Michael die decke zurück, wirft sie fast über den Bettrand und setzt sich auf, immer noch ist in seinem Schlafzimmer nichts, die Bäume vor dem Fenster wippen immer noch im morgendlichen Wind hin und her, lassen Schatten über die Wände tanzen und auch die Uhr ist immer noch dabei in ihrem Tick-Tick Rhythmus die falsche Uhrzeit an zu geben, alles ist wie immer.
Licht, so denkt sich Michael, wird alles besser machen, wenn das Licht erst einmal an ist wird alles besser sein und so tut er es. Das helle Licht der Deckenlampe macht es nicht besser, nur heller aber nun gibt es kein zurück mehr, denn auch der Drang zu urinieren ist so stark geworden das Michael es keine drei Minuten mehr aushalten würde. Äußerst vorsichtig setzt er erst den linken und dann den rechten Fuß auf das kalte Laminat, lässt die kribbelnde Kälte seine Füße hoch wandern und sitzt dort eine Weile bevor er auf steht.
Kein Monster, keine Hand und kein gar nichts ist da, nichts packt ihn oder zieht....
Die Gedanken brechen ab, Panik steigt in Michael hoch als er ein Moment auf den Spiegel schaut, Augen, ganz deutlich kann er sie sehen ein paar Augen das unter seinem Bett in den Spiegel und vielleicht sogar zu ihm hoch sieht. Wie versteinert steht er junge Mann da, wartet auf ein Zeichen von unter dem Bett als ihm sein warmer Urin an den Beinen entlang rinnt und zu einer rutschigen Pfütze zwischen seinen Beinen wird.
Selbst wenn er sich bewegen wollte, er kann es nicht, die Angst vor dem Unbekannten ist zu groß und selbst als die Feuchtigkeit an seinen Beinen beginnt prickelnd zu schmerzen kann er sich nicht lösen, wie gebannt starrt er auf die Augen, die näher kommen und langsam kommt etwas aus dem Dunkeln unter seinem Bett auf ihn zu, zuerst kann er nur schwarz erkennen, dann wird es deutlicher, bekommt einen Kopf, Beine und einen Schwanz bis sich am ende die Katze seine Nachbarn ganz unter dem Bett hervor gewunden hat.
Nur eine Katze, erleichtert atmet Michael aus und streichelt das Tier, das ihm den schrecken genommen hat. Wieder hat sich das Tier bei ihm ein geschlichen, er schüttelt den Kopf und hebt das vereinsamte Tier hoch, flüstert ihm zu, dass er ihr gleich etwas sucht und setzt sie auf das noch warme Bett.
Auf zittrigen Beinen verlässt der junge Mann das Schlafzimmer, stimmt ein Angst verscheuchendes Liedlein an und verlässt die Katze, die wie gebannt auf den Spiegel und die Augen unter dem Bett starrt, welche nur sie sehen kann bevor sie mit einem Fauchen das Schlafzimmer verlässt.
 
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Kommentare  

Guter Plot, gut geschrieben, schön zu lesen. Bei mir waren es die Schranktüren im Schlafzimmer, die mir als Kind Albträume gemacht haben...

Liebe Grüße Dubliner Tinte


Pia Dublin (06.06.2010)

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