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6 Seiten

Kein Schlachtfest III

Kurzgeschichten · Frühling/Ostern · Für Kinder
© Seal
„Kar“

„Na sagt mal ihr Beide, wie seht ihr denn aus …?“
Gerade als Gan und Has sich am köstlichen Wasser des Waldsees erfrischen wollten, streckte ein Karpfen seinen Kopf aus dem Wasser und ruderte mit der Schwanzfloße dem durstigen Gan und dem durstigen Has, das herrliche klare Wasser zu, direkt vor die Nase.
„Wo kommt ihr denn her?“, fragte Kar, nun die Beiden ganz neugierig.
"Ich habe euch zuvor noch nie, nimmer, hier zusammen gesehen.
Ich bin Kar der Karpfen … und ihr, wer seid ihr?
Dich großer weißer Vogel- habe ich aus der Ferne schon öfters vorbei watscheln gesehen, sozusagen- registriert und inspiziert.
Aber dich mit den komischen Rundern am Kopf, habe ich hier, noch nie, nimmer, gar nicht gesehen!!!"
Sofort wehrte sich Meister Lampe und maulte halblaut: “Das sind doch keine Ruder an meinem Kopf, das sind meine Ohren, oft auch Löffel genannt!“
"Ach so", erwiderte Kar, lässig, "Löffel nennt man die Ruder bei dir.
Entschuldige wenn ich dir zu nahe getreten bin, aber so langeeeeee Ohren, die bis zum Boden hängen, habe ich nie, nimmer, zuvor gesehen. Nur an den Ruderbooten im Sommer, sind auch so lange Ohren bis zum Boden. Da kannst du bestimmt gut damit schwimmen", überlegte Kar laut.
"Nein, kann ich nicht", antwortete Lampe, jetzt ein wenig beleidigt und lenkte das für ihn unliebsame Gespräche über seine Löffelohren in eine andere Richtung …

"Das kann schon sein, dass du mich vorher noch nicht gesehen hast", gab Lampe Kar zu verstehen.
"Ich bin auch noch nicht lange hier im Wald unterwegs, eigentlich erst seit gestern. Und seit heute bin ich mit meinem Freund Gan zusammen."
"Ach, du bist auf Urlaub hier, bei deinem Freund Gan!"
" Nein, das bin ich nicht, ich musste den alten Bauernhof unten im Dorf, Hals über Kopf, verlassen", meinte Lampe seine Anwesendheit im Wald, Kar erklären zu müssen.
Der Karpfen rollte die Augen wurde still und nachdenklich, schwamm ein paar Bahnen im See umher, plätscherte gekonnt mit dem Wasser und kam zurück ans Seeufer.
Nach einiger Zeit fragte er dann naseweis, "Wie meintest du das eigentlich „Hals über Kopf“? Das verstehe ich nicht Lampe."
Da mischte sich Gan vorlaut zu Wort, der Arme wäre beinahe geschlachtet worden – er sollte sozusagen ein Osterbraten werden!
"Has, wie war das noch? Erzähl ihm deine Lebensgeschichte und Leidensgeschichte! Da von Has nicht gleich eine Antwort kam, fing Gan für Has an zu erzählen.
„Mit Füllung, so mit gerösteten Wecken, Lauch, Zwiebel, Möhren, Kräuter, Speck anschließend gut gewürzt mit Salz und Pfeffer … so wollte man ihn füllen und anrichten fürs Osterfest! Entrüstete sich Gan!“
"Das Gleiche wäre mir beinahe zur Weihnachtszeit passiert, ich sollte ein Weihnachtsbraten werden", erzählte Gan eifrig dem verdattert drein schauenden Kar.
„Aber ich sollte, süß sauer, zwei Tage eingelegt werden, was das auch immer heißen soll,
Bratäpfel noch zum Nachtisch und es sollte einen guten Tropfen dazu geben!“
Gan schüttelte sich und machte seinem Unmut über die Tatsache, dass er damals zu Weihnachten fürs Festessen herhalten sollte, ordentlich Luft, wild gestikulierte er am Seeufer im Schilf, bis er versehentlich ausrutschte und im Waldsee landet.
Jetzt hüpfte Has ihm besorgt zur Hilfe und bat Kar ihm ebenfalls behilflich zu sein um Gan zu besänftigen.
Kar und Has hatten ihre Mühe Gan zu beruhigen, den die Vergangenheit in diesem Moment des Erzählens eingeholte.
Endlich wurde Gan ruhiger, er legte sich neben Lampe ins Gras und beide blickten zu Kar ins Wasser, der noch immer mit offen stehendem Mund, sie sprachlos anschaute.
"Ja, sagte Kar – da hat sich wohl nichts geändert auf dem alten Bauernhof!"
" Wieso?", kam es sofort, von Gan und Has, aus einem Munde.
"Na, da komme ich auch her", antwortet Kar sogleich, zur Überraschung von Gan und Has.
"Erzähl Kar, wie ist es dir ergangen", riefen die Beiden neugierig aus.
"Wie kommt es, dass du jetzt hier im Waldsee bist? Wie ist es dir dort ergangen?"

"Ganz einfach, das kam so-" und Kar erzählte seine Lebensgeschichte.
"Ich war über den ganzen Sommer im Karpfenteich, direkt neben dem alten Bauernhof, täglich bekam ich eine extra Ration Futter, wirklich aller feinstes Futter und so anderes Zeugs, lecker, lecker alles war soooo lecker! Die Futterzusammensetzung war exzellent, zum Beispiel: “Sojaextraktionsschrot (dampferhitzt), Weizenkleie, Weizen, Sonnenblumenextraktionsschrot, Fischöl, Maiskleber, Premix und Fischmehl!“ Lecker, lecker, lecker kann ich euch nur empfehlen. Wir Karpfen lieben es, sich in süßem Wasserteich zu Tummeln. Auf meinem Weg an die Wasseroberfläche schwamm ich gerne an Schwimmpflanzen und Bundpflanzen entlang, um dann genüsslich mein Naturfutter, wie Grillen, kleine Fliegen und andere Insekten aufzuspüren und zusätzlich zu genießen. Andere Mitbewohner im Teich, wie etwa die alte Wasserschildkröte störten mich dabei gar nicht. Ich galt als besonders stark als Zuchtkarpfen oder Speisekarpfen, das sollte allerdings mein Verhängnis sein und werden …

Ich habe gefressssen wie blöde und bemerkte nicht, dass ich immer dicker und fülliger geworden war. Man konnte schon sagen ich war ganz träge und fett geworden, da war nix mehr mit Purzelbaum schlagen im Wasser, einfach nur behäbig und faul war ich geworden.

Durch meine stattliche Größe war ich im Karpfenteich ein echter Blickfang.
Mit dem richtigen Karpfenfuttersortiment sorgte der Bauer für eine optimale Ernährung, ich bekam ein ordentliches Gewicht, Flockenfutter fraß ich für mein Leben gern, obwohl es nur Futterergänzung für mich war. Ich bemerkte einfach nicht, dass es spezielles Aufzuchtfutter war! Dummheit frisst sich blöde, das kann ich echt von mir behaupten, bis, bis, bissssss …


Bis die kleine Luzie eines Tages am Karpfenteich vorbei kam und leise flüstert: „Hey, dicker übergewichtiger Karpfen- mach mal Pause mit deiner Futterei, verschling nicht alles Futter so gierig! Weißt du nicht was man damit bezweckt?“
Nein, ich denke man mag mich, daher bekommet ich immer eine so schöne Portion Futter, habe ich stolz, in meiner grenzenlosen Dummheit, zu Luzie gesagt. Ich dachte damals wirklich, meinte Kar zur Erklärung seiner Fresssucht, dass ich der Lieblingskarpfen des Bauern sei und daher mehr Futter als die anderen bekommen würde, dass das der Grund für die exzellenten Leckereien wäre. Doch das stimmte nicht! Luzie hat mir dann gesteckt was der Bauer damit bezweckte!!!
„Sag – Kar, was hat man damit bezweckt!“, fragten die Beiden gleichzeitig
Warum wollte man dir so viel Gutes tun?",riefen Gan und Has spontan aus, "Warst du der Liebling? Sag schon!"

"Nein, Luzie meinte damals: „Dummer Karpfen, man füttert dich so gut, damit du ein guter Silvesterschmaus wirst und drei Personen von dir satt werden, in der Neujahrsnacht!“
Da bin ich fast vom Glauben abgefallen, das konnte und wollte ich einfach nicht glauben, ich und ein Speisefisch, nie und nimmmmmmer …"
"Ja, wie ging es denn weiter Kar, sag schon, wie bist du entkommen?"
Gan und Has wurden unruhig, waren sie doch wie Flitzebogen gespannt, sogleich wollten sie wissen wie Kar der „Silvester-Speisekarte“ des Bauern entkommen war.

Eigentlich könntet ihr selbst darauf kommen, meinte Kar! Wir haben keine Ahnung wie du das alleine geschafft hast, gaben Gan und Has nun Kar nachdenklich zu verstehen.

Es war eine schwere Zeit für mich, alle Leckereien habe ich ab diesem Tage, nicht mehr angerührt, mir ist das Wasser im Munde zusammen gelaufen, aber ich habe meiner vorherigen Fresssucht widerstanden und habe so nach und nach einige Pfunde abgespeckt!!!"

"Ohhhh, da hast du dich aber bestimmt sehr gequält, Kar oder?"
"Ja, das kann man so sagen, war Scheiß Kohldampf, den ich täglich geschoben habe und dann immer das leckere Futter, das vor mir her, auf der Wasseroberfläche geschwommen ist, echt Scheiße- Entschuldigung ich meinte natürlich Schade, um das gute Futter, drum.

Nach zwei Monaten war es dann soweit. Der Bauer meinte, es wäre egal wie schwer oder leicht ich sei, ich hätte lange genug, unnötig geplanscht!
Es wäre nun an der Zeit für mich- sich für das gute Futter zu revanchieren …
„Ach du meine Güte … Schlachtfest für Fische- gibt es auch? !“ riefen Gan und Has erschrocken aus
Dann fragten Gan und Has, mit Entsetzen im Blick,"Wie gings’ dann weiter erzähl."
"Das weiß ich nicht, aber der Bauer sagte ganz grimmig er würde mir den Hals umdrehen."
„Und dann?"Mit zittriger Stimme rief Gan dazwischen“ „So ein gemeiner Kerl, kann der sonst nichts als uns Tiere quälen?"

Erst füttern und dann schlachten und ausnehmen!?
Eine Schande ist das, mit dem bösen Kerl." Da waren sich die drei Freunde einig.

"Doch zurück, zu deiner Geschichte wie bist du entkommen?"

"So zwei Tage vor Silvester, als der Bauer kundtat, dass er mich zu Silvester auf dem Teller haben wolle, auch wenn ich nur für einen hohlen Zahn ausreichen würde, das sei egal, ich wäre reif und endlich drannnnn …
Passierte etwas ganz Schlimmes!" Flüsterte Kar leise.
"Es war eine eisige Nacht, früh morgens wollte die kleine Luzie auf dem zugefrorenen Karpfenteich die Eisschicht testen."
"Wie Testen, was meinst du damit?", fragten Gan und Has.
"Na sie wollte Schlittschuhlaufen auf meinem Teich. Ich habe sie beobachtet durch das Eis!
"Ja und dann ist es passiert", sprach Kar ganz andächtig.
"Wasssss ist passiert…?, kam es hektisch von Gan und Has in Richtung Kar.“
Sie ist eingebrochen in das Eis, die Eisschicht, war noch zu dünn!
Und dann, sag schon Kar, was ist mit Klein Luzie passiert?
Luzie, Luzie…, sag Kar, was war dann mit Luzie?"
"Ich natürlich sofort zu ihr, auf den Teichboden getaucht, und habe ihr ein paar Sprudelblasen runter gebracht, das war ganz schön anstrengend, einige Wochen vorher hätte ich das nicht so locker gekonnt.
Aber ich hatte ja abgespeckt und war wieder fit, trotz der scheußlichen Kälte und da konnte ich Luzie helfen und sie mit meinen Sauerstoffblasen versorgen und damit retten."
"Gut Kar- das hast du wirklich gut gemacht, hättest du Luzie damals nicht geholfen, hätte sie mich nicht retten können", seufzte Lampe ganz nachdenklich in sich gekehrt.

"Aber wie bist du hier her gekommen Kar?"
"Der Dackel vom Hof hatte so ein Rabatz gemacht, dass der Bauer raus kam und sofort die Situation erkannte und Luzie eilig rausfischte …
Am nächsten Tag kam er mit Klein Luzie wieder an den Teich und ich hörte wie sie erzählte, dass sie durch meine Luftküsse mit den vielen Sprudelblasen wieder hätte atmen können und so den schrecklichen Eis-Einbruch nur überstanden hätte.
Sie verlangte als Gegenleistung vom Bauer, für ihre Rettung, dass ich nicht zu Silvester im Topf garen sollte, um letztendlich nicht doch noch, auf dem Teller zu landen!
Sondern sie wünschte sich meine Umsiedlung in den herrlichen Waldsee, als kleines Dankeschön.
Hier, wo natürlich Angelverbot ist, so dass ich bis an mein Lebensende in Freiheit planschen kann.
Das musste er Luzie versprechen und seht her, hier bin ich noch immmmmmmmmmer …

Gan uns Has waren beeindruckt, konnte sie es doch fast nicht glauben, wie wacker sich Kar geschlagen und verhalten hatte.
Und, dass ihre geliebte Luzie nicht zu Schaden kam freute sie gar ehrlich …
In diesem Moment hörten sie eine glockenhelle Kinderstimme!
"Hey – Has, Gan und Kar wo seit ihr?"
Verdutzt drehten sich die drei Freunde um und sahen Luzie vor sich stehen,"Schaut her was ich euch mitgebracht habe!" Mit einem strahlenden Lächeln zog sie für jeden der drei Freunde etwas aus ihren Rocktaschen, sie hatte für Has, Gan und Kar einen kleinen Leckerbissen mitgebracht.Luzie gab Has einen herrlichen riesigen Bund Möhren aus dem Bauerngarten, Gan bekam eine Kindermilchschnitte und für Kar hatte sie einen kleinen Beutel voller Karpfenweizenleckereien …!
Gemeinsam saßen sie am Waldsee scherzten, lachten und freuten sich über das Wiedersehen …
Sie freuten sich über das ungewöhnliche Ostertreffen, am Waldsee, mit ihrer geliebten Spielgefährtin vom Bauernhof mit Luzie.
 
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Kommentare  

Und nun sind es drei Freunde geworden. Ein süßes Kapitel das sich nahtlos an die vorherigen anfügt. Niedliche Kindergeschichte für die Kleinen und auch für mich.

Petra (15.04.2011)

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