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13 Seiten

80 Days, Kapitel 17, Tarnen und Täuschen

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
Tag 17.

12.32Uhr


„Mogi......“
Das Licht war unangenehm. Er wollte sich abwenden um zurück in die Dunkelheit zu flüchten, aber sein Kopf schien wie fest getackert.

„Mogi.....“

Er spürte eine Speichelansammlung in seinem Mund. Hart versuchte er zu schlucken. Aber es ging nicht wirklich. Da war ein Widerstand in seinem Mund. Seine Zunge fühlte sich gelähmt an. Wie beim Arzt, der mit eines dieser Holsstäbchen die Zunge herunter drückt, um besser in den Hals sehen zu können.

„Mooogii....“

Er hörte seinen Namen wie durch einen Nebel. Er würde ja antworten, aber es schien nicht in der Lage zu sein. Er wollte etwas sagen. Wollte es wirklich gerne, aber es funktionierte nicht.

„Mogi..“

So langsam wurde er ungehalten. Er kniff die Augen fester zusammen, um sie gleich darauf blinzelnd einen kleinen Spalt breit zu öffnen.
Das Licht war wahnsinnig. Es brannte sich förmlich in seine Netzthaut. Sofort fingen seine Tränendrüsen an zu arbeiten.
Er schaffte es sogar, seinen Kopf für vielleicht einen Zentimeter zur Seite zu drehen. Ärgerlich brummelte er etwas. Es klang wie : Hm...pfmf. Aber er wollte eigentlich sagen : Kann mal jemand das verdammte Licht ausschalten!

„...Mogi.“

Er stöhnte, machte einen kehligen Laut und blinzelte wieder.
So langsam zwangen ihn die Umstände, sich aus der tiefen Dämmerung heraus zu arbeiten.
Er sagte: Hmpf.“ Und meinte : Wo bin ich hier?

**

Aizawa beobachtete, wie Mogi langsam aber sicher die Augen öffnete. Er stand an der rechten Seite des Krankenhausbettes und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Zunächst ließ sein Gesichtsausdruck weder Erleichterung noch Verbitterung erkennen. Doch als Mogi flatternd die Augen aufschlug, erkannte der Große das Gesicht seines Kollegen und sah die Sorge darin.
„Grmpf?“
Aizawa grinste.
„Du kannst nicht sprechen, du hast einen Schlauch in deinem Hals.“
„Hm....pfgr..“
Für einen Augenblick wurden Mogis Augen groß, dann fasste er sich wieder. Er brauchte zwar eine Weile um alles zu realisieren, aber wenn er schon mal im Krankenhaus war, dann war er zumindest nicht tot. Also so weit, so gut.
„Die erste Kugel traf dich im oberen Lungenlappen.“, hörte er Aizawa erklären.
„Ich habe einen Krankenwagen gerufen.“
Mogi zog die Augenbrauen hoch um seiner Verwunderung Ausdruck zu verleihen.
„Tut mir leid, alter Freund. Es ist nicht so, dass ich dich verletzten wollte. Es war nur so das ich....“
Er stockte. „Du hast mich einfach überrascht.“
Mogi nickte kaum merkbar.
Aizawa ging sich durch das Haar.
„Ich meine....ich meine. Hast du gesehen, was ich gesehen habe?“
Aizawa sah ihn an, als würde er eine Antwort erwarten, aber Mogi blieb still.
„Ich dachte, ich hätte Ryuzaki gesehen.“
Nun nickte Mogi wieder kaum merklich.
„Ich habe also keinen an der Klatsche, oder?“
Mogi schüttelte leicht den Kopf.
„Ich habe keinen an der Klatsche....“, wiederholte Aizawa und wischte sich durch das Gesicht.
„Das erschwert natürlich alles ein bisschen. Das macht alles ein bisschen Komplizierter.“
Aizawa zog sich einen der unbequem aussehenden Stühle zum Bett und ließ sich darauf fallen. Seinem undurchsichtigem Gesichtsausdruck war einem völligem Gefühls Chaos gewichen.
„Heilige Scheiße.“


**

Mattie setzte ihre erst vor wenigen Stunden gekaufte Sonnenbrille ab und rückte ihren theatralisch riesigen Hut zurecht.
Für einen Augenblick wurde ihre Erscheinung von einem Schaufenster reflektiert und entlockte ihr ein unwillkürliches Grinsen. Sie sah aus wie ein Filmstar der späten sechziger. Sie hatte sich einen bunten Schal um den Hals gewickelt, und zwar so, dass er die untere Hälfte ihres Gesichtes bedeckte. Ihren riesigen Strohhut mit auffallend bunten, aber irgendwie zu dem Schal passenden Hutband hatte sie tief ins Gesicht gezogen und verbarg somit ihre Stirn und mit der Sonnenbrille verbarg sie ihre Augen. Abgerundet wurde das Ganze durch ein furchtbares Make up, das vor allem durch einen grell roten Lippenstift glänzte und tonnenweise aufgetragenen Rouge, der ihre Wangen so stark hervorhob, dass sie den Eindruck einer permanent vor Scham erröteten Lady machte. Alles in allem war sie ein grauenvolles Abbild einer Witzfigur. Nahezu einer Parodie auf die großen Diven jener Tage.
Und zu allem Überfluss hatte sie für diesen Kram auch noch ihr allerletzten Geld ausgegeben. Sie war müde, deprimiert und so unfassbar besorgt, dass sie ihr schlecht davon wurde. Nachdem sie gestern geflüchtet war, stand sie noch weinend und fassungslos auf der gegenüber liegenden Straßenseite und registrierte mit Erleichterung, wie zwei Krankenwagen mit Blaulicht in die Einfahrt des Gebäudes bogen und Männer in Sanitätskleidung aus ihnen heraus stürmten. Nur ca zehn Minuten später, die sich im Schatten des Einganges des gegenüberliegenden Hauses verbarg, wurde eine Bare heraus getragen, auf der sie Mogi erkennen konnte. Ein Sanitäter bediente unablässig einen Beatmungsbeutel und ein weiterer hielt einen Infusionsbeutel hoch. Der arme kam kaum hinter her und...

**

...Mattie schaute zu, wie Mogi ratternd in den Krankenwagen befördert wurde und die beiden Sanitäter mit hinten rein sprangen, ehe der Wagen dann endlich losfuhr.
Sie schluchzte, rieb sich mit der bloßen Hand den Rotz von der Nase und biss sich auf die Unterlippe.
Fest kniff sie die Augen zusammen und atmete wie bei einer Geburt um sich zu beruhigen. Ihre ganze Welt war gerade in sich zusammen gebrochen und....
Sie stockte.
„Mein Gott. Souta!“
Sie musste ihn erreichen. Und zwar schnell.
Ihr abgefucktes Handy war oben. Da würde sie auf keinen Fall wieder hin können und wenn der Typ, der Mogi offenbar kannte auch noch wußte, wo er wohnte dann.
Ihr wurde klar, dass sie keine Zeit verschwenden durfte. Nicht den Bruchteil einer Sekunde.
„Ok Mattie. Ok, komm wieder runter. Nun kommt es auf dich an. Beruhig dich, beruhig dich......“
Wie bei einem Refrain eines Liedes wiederholte sie es immer wieder.
„Beruhig dich....beruhig dich.“
Ein Schluchzten schüttelte ihren Körper und wollte her ihrer gerade geordneten Gedanken werden.
Mit aller Willenskraft zwang sie sich zur Ruhe.
Die Daten, die Seiten, alles musste gerettet werden.
Sie sah an dem Koloss von Gebäude hoch.
Dieses verfluchte Gebäude war mehr als nur ein Geheimnis. Es war die Büxe der Pandora und wenn die jemand fand.
In ihrem Kopf nahmen die Gedanken Formen an.
Sie wischte mit der gleichen Hand, mit der sie eben noch den Rotz von ihrer Nase abgeschmiert hatte, ihre Tränen von den Wangen.
Eine ungewohnte Entschlossenheit hatte ihre Verzweiflung verdrängt und forderte den ganzen Raum.
„Du kannst dich auf uns verlassen Mogi.“, sagte sie.
„Du kannst dich verlassen!“
Wieder holte sie tief, sehr tief Luft und verließ ihr notdürftiges und kaltes Versteck. Sie musste Souta erreichen. Die Sonne blendete sie, als de auf den Gehweg trat, aber sie ignorierte es.

**

Sie erreichte Mogis Wohnung eine Halbe Stunde später. Ohne zögern betrat sie die kühlen Räume, wanderte ins Schlafzimmer, holte sich eine von Mogis zwei Reisetaschen und schüttelte die sich darin befindlichen Socken auf das Bett.
Sie betrachtete den Haufen kurz, zuckte dann mit den Schultern und packte sich zwei Paar Socken wieder in die Reisetasche. Zwar waren es Mogis und nicht ihre, aber sie wußte, dass sie nicht mehr an ihre Sachen kommen würde.
Dann öffnete sie den Kleiderschrank, warf irgendwelche T-Shirts hinein und eine Hose. Sie griff die Tasche, stapfte ins Wohnzimmer und warf alles hinein, was sie finden konnte. Die Daten, den Lapptop, auf den die Daten aufgespielt waren, die Seiten des Buches.....sie faltete sie ganz eng zusammen und stopfte sie in ein Paar zusammen gerollte Socken, dann suchte sie all ihre Aufzeichnungen und die ausgedruckten Blätter über die Überlebenden zusammen, zerknüllte sie , warf sie in die Tasche und schloß den Reißverschluß. Noch einmal sah sie sich um, glaubte aber nicht, dass sie noch etwas davon würde gebrauchen können.
Ihr Blick viel auf den Festrechner. Sie riss den Stecker aus der Wand, hievte das schwere Ding hoch, stolperte damit in das Badezimmer und warf ihn in die Wanne. Nach Luft japsend öffnete sie das kleine Fenster und zog dann den Duschvorhang von seiner Leiste.
Mit Kraft schob sie das kleine Badezimmerschränkchen aus den kleinen Raum, klaubte Handtücher und alles was sonst noch Feuer fangen konnte zusammen, schmiss es in die Küche und suchte die Packung Streichhölzer, die sie.....Plötzlich viel ihr Blick auf den Aschenbecher und den Brief, den sie zusammen mit Mogi entschlüsselt hatte. Wataris Brief. Schnaufend packte sie beides und warf es zu dem Rechner in die Badewanne.
So weit, so gut. Dann brauchte sie nur noch einen Brandbeschleuniger.
„Brandbeschleuniger......“, murmelte sie und drehte sich im Kreis. Woher zum Teufel sollte sie so was nehmen?
Gut, Alkohol brennt....aber alles, was die da hatten war Wein und sie bezweifelte, dass Wein tatsächlich richtig brennen würde. Der würde wohl eher löschen, wie brennen. Also, was dann.
Sie legte ihre Stirn in Falten und ärgerte sich. Das kam also dabei raus, wenn man planlos Plante.
Sie konnte ja jetzt unmöglich raus gehen und noch irgendwas kaufen.
Wütend über sich selbst suchte sie einen Schraubenzieher, den sie nicht fand und wich schließlich auf ein Messer aus.
Umständlich öffnete sie das Gehäuse. Ein scheinbar geordnetes Wirrwar aus Kabeln glotze sie verständnislos an.
Zunächst stopfte sie den Brief in das Gehäuse, suchte sich dann im Wohnzimmer am Drucker Papier zusammen, zerriss und zerknüllte es und stopfte es ebenfalls hinein.
Das sollte erst einmal reichen. Mit zittriger Hand zündete sie ein Streichholz an und bewunderte, wie das Feuer nun auf das Papier übergriff. Es dauerte überhaupt nicht lange, und das Feuer hatte eine beachtliche Hitze entwickelt. Sie musste von der Wanne zurückweichen, aber so konnte sie sich zumindest davon überzeugen, dass wirklich nur das Rechner brennen würde und nicht gleich die gesamte Wohnung. Mittlerweile hatte das Feuer auf auf die Kabelteile übergegriffen und beißender Rauch füllte das kleine Badezimmer. Zeit für Mattie zu gehen.

Entschlossen packte sie die Reisetasche, ging vor die Tür und zog sie behutsam ins Schloß.
So weit, so gut.
Sie sah auf die Uhr. Es waren nicht mal 40 Minuten vergangen. Man sollte annehmen, dass sie gut in der Zeit lag.
Nun musste sie Souta erreichen und.....

**

...wartete in ihren sechziger Jahre Diva Outfit an der Straßenecke auf ihn.
Sie wurde schon ungeduldig, als hinter ihr jemand mit einer Zeitung so auffällig, wie es nur eben möglich war, an sie heran trat.
„Der Adler ist gelandet....“, sagte der Mann mit Sonnenbrille und Fliegerschal.
Mattie nahm die Brille wieder ab und glotze ihn an.
„Hä?“
„Na, so sagt man doch in den Agenten Filmen? Du siehst ja schräg aus.“
Mattie seufzte.
„Du siehst nicht besser aus, Souta. Wir sind wirklich Lächerlich. Wie geht es Mogi?“
Souta fröhlicher Miene wich Sorge.
„Naja. Im Krankenhaus sind Polizisten vor seiner Tür postiert. Ich konnte also nicht rein. Aber eine Krankenschwester sagte mir, dass er aus dem gröbsten raus ist. Aber er muss künstlich beatmet werden, da seine Lunge angeschlagen ist. Ist aber wohl nichts ernstes. Irgendein Zusammenzurren eines Lungenlappens, dass sich aber beheben lässt. Ist wohl keine große Sache. Aber wir kommen nicht an ihn ran. Was ist mit den Daten?“
Mattie grinste.
„Die habe ich ganz klassisch versteckt.“
Nun sah Souta sie an, indem auch er die Sonnenbrille abnahm.
„Und wo?“
Sie stupste ihn an.
„Was ist das klassischte Versteckt, dass du kennst?“
Er überlegte.
„Unter einer Matratze.“
Sie zwinkerte ihm zu.
„Bingo.“
So verdattert wie Souta jetzt guckte, konnte sie nicht anders als Lachen.

**

Souta hatte ein kleines Zimmer angemietet, dass nun, wie er hoffte, ihnen erst mal Unterschlupf bieten konnte.
Souta hatte sie über unglaublich viele Umwege hier her geführt. Sie waren ein Stück mit der Bahn gefahren, dann mit dem Bus, dann etwas gelaufen bis sie schließlich an dem schmucklosen und offensichtlich herunter gekommenen Mehrfamilienhaus ankamen. Mattie hatte das Gefühl, seid Stunden unterwegs zu sein. Als er sie nach oben in den sechsten Stock führte und aus dem Fenster guckte, war sie nicht wenig überrascht, dass sie das kolossale Gebäude des Detektivs nur wenige Straßen weiter ausmachen konnte.
„Das sind ja....wir sind ja....“
Souta nickte und legte seine Jacke über das unappetitliche Sofa.
„Ablenkungsmanöver. Falls wir verfolgt werden. Jemand sucht schon nach uns.“
Mattie nickte. Souta hatte ihr die Geschichte der rothaarigen Frau längst am Telefon erzählt. Auch einer der Gründe, warum sie sich so unglaublich chick verkleidet hatte.
„Ich frage mich, ob sie uns, mich, dich oder Mogi suchen.“
Souta ging an die Küchenzeile und setzte einen Tee auf. Kaffee hatte er leider noch nicht gekauft.
„Sie werden um die Verbindung wissen. Das einzig gute an der Sache ist, dass sie auch an Mogi nicht ran können.“
„Wir aber auch nicht.“, warf Mattie ein. Und ich habe keine Ahnung, was mit L ist.
„Aber du hast einen Plan.“, vermutete Souta. Mittlerweile kannte er die Amerikanerin gut genug, um das zu vermuten.
„Alles muss vernichtet werden, Souta. Was wir wissen, darf auf keinen Fall in die Hände eines anderen gelangen. Weder das über das Death Note, noch etwas darüber, wie man dem Tode durch es entkommen kann.“
Souta brachte inzwischen zwei Tassen in den Wohnraum und stellte sie auf den mit Brandnarben durch unumsichtig abgelegte Zigaretten Tisch.
„Das sind Vermutungen.“
Mattie setzte sich und nahm sich eine Tasse.
„Ich glaube nicht, dass es nur Vermutungen sind. Watari hat ordentlich recherchiert. Die Menschen, die Überlebt haben, waren schon einmal aus verschiedenen Gründen verstorben und dann aber, dank der modernen Medizin, wieder belebt worden. Ich glaube, wer schon einmal den Tot fand, aus welchen Gründen auch immer, kann nicht durch das Death Note sterben.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat das etwas mit universeller Gerechtigkeit zu tun.“
„Universeller Gerechtigkeit....“ Souta schnaufte verächtlich. „Was Kira getan hat, hatte nichts mit Gerechtigkeit zu tun.“
Mattie sah ihn ruhig an. „Das kommt auf den Blickwinkel an. Wenn du dein Kind, oder deinen Mann oder deine Mutter oder sonst wen geliebtes durch einen Mörder verloren hast, dann bist du glücklich darüber, dass jemand Gerechtigkeit geltend macht. Etwas, zu dem man selbst nicht in der Lage ist.“
Souta schwieg. Natürlich war es aus der Sicht etwas anderes. Aber durfte man das laut äußern?
Statt dessen fragte er:“ Und? Wie ist dein Plan?“
Mattie schaute in ihre Tasse. Sie sagte die folgenden Worte mit voller Entschlossenheit.
„Ich werde das verdammte Gebäude nieder brennen.“

**

Aizawa verschloß die Tür zu Mogis Zimmer und nickte den beiden Krankenschwestern, die auf den Flur waren, freundlich zu. Mogi war nach wie vor nicht wirklich in der Lage, kooperativ zu sein. Seine Lunge erholte sich, aber er war so stur wie man nur sein konnte, wenn man lange genug für L, und sogar über dessen Tod hinaus, gearbeitet hatte.
Es würde noch einige Tage dauern, bis der Schlauch aus seinem Rachen entfernt werden würde, und noch einige Zeit mehr, bis er das Krankenhaus würde verlassen können.
Es war deprimierend, aber nicht zu verändern.
Aizawa zog sein Handy auf dem Weg zum Fahrstuhl aus der Tasche und schaltete es weider ein. Es war eine alte Gewohnheit geworden, das Handy in einem Krankenhaus aus zu stellen, obschon die modernen medizinischen Gerätschaften mittlerweile keinerlei Störungen durch ein Handa zu befürchten hatten.
Nun erkannte er auf dem Display eine Nachricht und wußte auch schon, wer geschrieben hatte. Er stöhnte und laß sie:
°Ankunft Morgen Nachmittag vier Uhr. Vereinbarter Treffpunkt, B Zelle.°

Aizawa klappte das Handy wieder zu. Er wußte doch gleich, das es ein Scheiß Tag werden würde. Aber der würde nichts gegen den morgigen Scheißtag sein.
Gleich als er das Handy wieder wegstecken wollte, klingelte es erneut. Doch diesmal war es ein Anruf. Missmutig ging er dran.
Eine Weile hörte er zu, dann wurde er blass.
„Was soll das heißen. Verbrannt? Das Badezimmer? In der Wanne? Schei....Nein, schon gut, bitte retten sie, was zu retten ist. Und setzten sie eine Großfahndung an. Gesucht werden folgende Personen...“
Er ratterte Matties und Soutas Namen und Berufe herunter, erklärte dann, er würde jetzt ins Büro fahren und steckte dann mit vor Wut zittrigen Händen das Handy wieder weg.
Es kochte in ihm. Diese....dieses Miststück! Wie hatte sie es geschafft innerhalb von nur wenigen Minuten nachdem alles passiert war, alles was vermutlich wichtig war, in Brand zu setzten? Sie war doch völlig aufgelöst. Er selbst war völlig aufgelöst! „Sie ist sofort gegangen. Augenblicklich...“
Er lehnte seine Stirn an die Kühle Wand und versuchte Ruhe zu bewahren.
Fest kniff er die Augen dabei zu, spürte, wie es durch seinen Unterleib, in seinen Magen, dann in seine Schulter und schließlich in seinen rechten Arm jagte. Er entlud seinen Frust mit einem einzigem Fausthieb auf die unnachgiebige Wand.
„VERDAMMT NOCH MAL!“,

**

„Sie fliegen nicht gerne.“
Es war eine einfache Feststellung, nicht einmal eine Frage.
Der junge Mann mit dem ungewöhnlich kindlichem Gesicht und den weißem Haar lächelte sehr schwach. Er hatte die Hände ineinander verschränkt und versuchte sich auf die Unterhaltung seiner Begleiter zu konzentrieren. Im Normalfall schaffte er dies ohne Schwierigkeiten, aber Fliegen war eine außergewöhnliche Situation aber er brauchte schon sehr viel Willenskraft um seine Blase zu kontrollieren, denn er wollte bei Gott nicht die Toilette aufsuchen. In diesem Flugzeug auch noch schwankend und mit Übelkeit geschlagen in dieser winzigen Kabine zu sitzen, erschien ihm unerträglich.
„Der menschliche Körper ist in dieser Hinsicht sehr fehlerhaft.“,erklärte er unvermittelt und Braun, der dem Gedanken des jungen Mannes nicht folgen konnte, blickte ihn entgeistert an.
„Flugangst zu haben ist ok. Das passiert den Tapfersten.“
Near schaute ihn nun direkt an.
„Nun, Mr. Braun. Ich halte mich nicht für wirklich Tapfer. Es gibt doch eine Menge Dinge, die mich ängstigen.“
„Erzähl ihm, dass du Nachts noch ein Licht brauchst zum schlafen.“, empfahl ihm eine Stimme hinter Near, die aber lediglich er wahrnehmen konnte.
Gekonnt ignorierte er sie.
„Fliegen ist, statistisch gesehen, die sicherste Art zu reisen.“, erklärte Braun.
Near nickte langsam.
„Es handelt sich bei einem Absturz aber auch um die unangenehmste Art zu sterben.“
Hinter Near raschelte es und nur Bruchteilen von Sekunden später stand sein für Andere unsichtbarer Begleiter vor ihm.
Das Gesicht sehr nah an dem des jungen Menschen. Ein Grinsen entblößte die Zähne, die eher einem Raubtier zu gehören schienen.
„Aber nein, Near. Das ist nicht die unangenehmste Art zu sterben. Ich kann dir von einer wirklich blöden Art zu sterben berichten. Aber was rede ich. Du warst ja dabei.“
Sein Lächeln erstarb wieder und das Gesicht des Geschöpfes, seines Todesgottes, nahm einen weichen Ausdruck an, der nicht zu der mageren Gestalt passen wollte, die scheinbar ungeschickt mit der Kleidung vernäht war.
Near sah immer noch stellenweise Blut aus den laienhaften Nähten austreten. Es musste ihm Schmerzen bereiten. Er konnte an schlechten Tagen die Schmerzen im Gesicht des Wesens ablesen.
Near hatte nicht selten ein Gefühl, das Mittleid ähnelte, wenn er beobachtete, wie das Wesen immer noch seine Wandlung erdulden musste. Es schien ein langer und grauenhafter Prozess zu sein.
„Wir landen in drei Stunden.“, holte ihn Braun aus seinen Gedanken und Near blinzelte verwirrt.
„Ja.....die Zeit vergeht hier wie im.....Flug.“, versuchte er zu witzeln.


**

Der Block der jungen Polizisten wanderte zurück in ihre Brusttasche. Sie schnalzte mit der Zunge und machte eine nickende Kopfbewegung.
„Das Bad sieht aus, als hätte jemand ne Grillparty veranstaltet. Aber das Feuer griff nicht auf andere Bereiche über.“
Aizawa hob eine Hand zum Abschied, als der letzte Feuerwehrmann Mogis Wohnung verließ.
„Und verbrannt wurde ein Rechner?“
Die junge Polizisten nickte und kramte schon wieder den eben weggesteckten Block wieder hervor.
Umständlich bläterte sie darin herum.
„Nun, es war auch ein Aschenbecher dabei, viel Papier und so weiter. Kein Brandbeschleuniger....ich vermute mal, es war grad keiner zur Hand.“
Aizawa trat ins Bad und warf einen mehr als missmutigen Blick auf die verkohlten Überreste des Rechners.
„Kann man noch irgendwas wieder herstellen? Irgendwelche Daten?“
„Nun, unsere Spezialisten werden sich darum kümmern,....aber..naja.“
Sie sah ihn vielsagend an. „Sieht wohl übel aus, oder?“
Er konnte da nur zustimmen. Das was er da in der Wanne sah, hatte wirklich nicht mehr viel mit einem Rechner gemeinsam. Was aber nur eines bedeuten konnte. Mattie hatte alle Daten vorher gerettet.
„Ist die Fahndung raus?“, wollte er wissen.
Die Polizisten nickte.
„Da es sich dabei um eine Amerikanerin handelt, werden wir, was das aufspüren angeht, leichtes Spiel haben. Was den Japaner angeht....er kennt sich sicher aus, weiß, wo er sich verstecken muss.“
Aizawa sah das genau so, hatte aber die besseren Karten. Mogi war nach wie vor im Krankenhaus und Mattie und Souta würden ihn da raus holen wollen. Sie würden mit Sicherheit in der Nähe bleiben.
„Dran bleiben. Sie stehen unter Mordverdacht.“

**

Souta war echt baff. So was hatte er wirklich noch nie erlebt. Also er hatte quasi das alles noch nie erlebt, aber als ihn Mattie zu ihrem Versteck führte, war er so verdattert, dass ihm der Mund offen stand.
„Ich habe gedacht, dass mit der Matratze ist eine Metapher!“
Mattie sah ihn an. „Eine Metapher zu was denn? Matratze ist Matratze.“
Was Souta sah, war eindeutig eine Matratze. Und zwar eine riesige, zehn Meter lange und sechs Meter breite Matratzenskulptur, besetzt mit einem dümmlich grinsenden, dicken Plastikmann in Pyjama, der die Menschen auf der Straße von seiner Sparte aus in das Geschäft locken sollte.
„Bed and more.“, stand in Leuchtschrift auf dem Matratzenrand.
Souta sah, wie einige Kunden das Geschäft betraten, welche herauskamen oder andere einfach nur Lachend davor standen.
Ein Touristenpärchen machte Fotos von der skurrilen Dachwerbung und betrachteten es dann lachend auf ihren Display.
„Unter der Matratze sind etwa dreizig Zentimeter Luft. Da haben sie auch die Lüftungsschächte angebracht. Und als ich hier so lang bin, dachte ich....wow! Da oder niergens. Ich bin erst auf die Mülleimer der anderen Seite, dann über ein Fenstersims, dann auf so einen Vorsprung eines Fensters und dann auf das Dach. War ne Kleinigkeit.“
„Ne Kleinigkeit....“, wiederholte er.
„Ja, ne Kleinigkeit. Und wenn wir es heute Nacht wieder holen, wird es auch ne Kleinigkeit.“
„Heute Nacht....ne Kleinigkeit.“
Er kratze sich am Hinterkopf.
„Wir dürfen uns nur nicht erwischen lassen. Und alles andere?“
„Das Besprechen wir, wenn wir unsere Sachen wieder haben. Dieser Typ, der Mogi angeschossen hat, wird nicht damit rechnen, dass wir zurück zum Gebäude gehen.“
„Wenn es nach mir ginge, würde ich es auch nicht. Aber ich werde dich nicht davon abhalten können.“
Mattie sah ihn an.
„Souta! Immer noch glauben die Menschen, dass L lebt und das derjenige, der seinen Platz eingenommen hat, L ist! Aber das ist er nicht! Ich werde nicht weiter zusehen, wie die Menschen ihn dafür verantwortlich machen, dass die Welt auch nicht besser geworden ist, weil Kira nun tot ist. Sie sollen wissen, dass L für seine Überzeugung gestorben ist...und für die Menschen der Welt!“
Sie sah ihn an und er konnte ihre feuchten Augen sehen.
„Souta.....hast du ihn denn nicht gesehen. Dieses hagere Bürschchen, dass nicht mal richtig leben durfte und betrogen wurde von dem einzigem Menschen, dem er wirklich vertraute. Ich werde dafür Sorgen, dass er den Respekt bekommt, der ihm zu steht.“
Souta nickte.
„Gut, dann müssen wir einkaufen, denke ich. Wir brauchen noch einiges, wenn wir es so durch ziehen wollen, wie du es geplant hast.“

**

Ryuzaki beobachtete die Beatmungsmaschine und merkte, wie das gleichmäßige Geräusch einschläfernd auf ihn wirkte. Er blinzelte und klatschte sich leicht auf die Wange.
Seine Gedanken kreisten um Aizawa, während er Mogis Gesicht betrachtete. Mogi schlief friedlich. Die Maschine tat ihren Dienst und es würde nicht lange dauern, bis sich seine Lunge erholt hatte.
Aber wenn es dann soweit war....nun. Aizawa hatte ihm mittlerweile seine Rechte vorgelesen und ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass er unter Mordverdacht steht.
Mogi konnte zu dem Zeitpunkt freilich nichts erwidern, aber die Blicke, die beide austauschten, sprachen Bände.
Mogis Blicke sagten: Ich kriege dich, früher oder später.
Aizawas Blicke sagten : Und ich habe dich schon, mein Bester. Alle Karten sind in meiner Hand. Ob mit oder ohne L.

Und wenn Ryuzaki es sich genau betrachtete, stimmte das natürlich auch. Er konnte schlecht als Geist in den Zeugenstand treten.
Unwillkürlich kaute er auf seinem Daumennagel herum, als Mogi die Augen öffnete und seinen Kopf in Richtung des knackenden Geräusches drehte.
Sie sahen sich an und Mogi lächelte schwach. Mogi konnte seinen alten Arbeitgeber genau erkennen.
Ryuzakis Blick blieb auf Mogis Augen gerichtet, als dieser seine schon nach wenigen Sekunden vor Erschöpfung und Müdigkeit wieder schloß.
Er hörte die Uhr, die über die Tür hing, laut im Zimmer ticken. Es klang wie ein Countdown.
Da er nicht wußte, wo Mattie und Souta sich befanden, konnte er schlecht weg. Aber er war sich sicher, dass die beiden früher oder später hier auftauchen würden.
Jetzt musste er versuchen, Kontakt zu ihnen auf zu nehmen.
Langsam erhob er sich von dem Stuhl, der dabei ein wenig nach hinten rutschte, aber gott sei Dank keine Aufmerksamkeit erregte.
Mit ruhigen Schritten ging er zum Schwesterzimmer.
Zwei weiß gekleidete und viel zu jung wirkende Frauen steckten ihre Köpfe über irgendwelche Krankenakten zusammen und redeten im Flüsterton miteinander.
Der PC, der am Fenster stand, würde seinen Zwecken durchaus genügen. Ein kurzer Blick auf die Kabelverbindungen zeigte ihm, dass es ein Internet fähiger Rechner war.
Er brauchte vielleicht nur fünf Minuten, möglicherweise sogar weniger. Aber er musste in jeden Fall alleine sein.
Den Daumen im Mund schlenderte er über den Flur, vorbei an den aufgestellten Wachen, und steckte den Kopf in verschiedene Zimmer. Es machte ihn immer noch ganz schwindelig, dass er dafür nicht einmal eine der Türen zu öffnen brauchte.
Und so brauchte er nicht lange, um das gefunden zu haben, was er brauchte. In dem Zimmer, in dem er gerade den Kopf hineinsteckte, lag eine ältere Dame, die genau so verkabelt war, wie Mogi selber. Über einen Monitor wurden Herzschlag und Puls überwacht, ebenso wie Atmung und Sauerstoffsättigung.
Der kleine Clip an ihrem rechtem Zeigefinger sendetet die Daten ihres Sauerstoffgehaltes im Blut an die Apparaturen.
Ryuzaki trat nun vollends ins Zimmer, hockte sich vor dem Bett und begutachtete den Clip genauer.
Die Elektrode war korrekt befestigt. Auf dem Nachttisch der alten Lady lag ein Päckchen Taschentücher. Ein Päckchen von der Art, welche mit einem Klebestreifen verschlossen gehalten wurde. Ein argwöhnischer Blich auf die Dame zeigte ihm, dass er sich um ihretwillen keine Sorgen zu machen brauchte. Sie schlief tief und fest und sicherlich würde es ihr keinen Schaden zufügen, wenn er sich erstens den Klebestreifen borgen würde und zweitens für wenige Minuten den Kontakt der Elektrode mit ihrer Haut unterbrechen würde.
Also zupfte er vorsichtig den Klebestreifen von der Folie der Verpackung, knickte ihn einmal in der Mitte und zog die Elektrode vom Finger. Schnell legte er den Klebestreifen auf die beiden jeweiligen Hälften und klebte sie umsichtig fest, darauf bedacht, dass keine der beiden Schwester darauf kommen würde, was die Unterbrechung hervor gerufen haben könnte. Fast zärtlich legte er nun den Clip wieder an und wartete. Es dauerte nur ein paar Sekunden und der Monitor gab ein ohrenbetäubendes Piepsen von sich, dass selbst die Tiefschlafende Lady flatternd die Augen öffnete.
Ryuzaki trat zurück in den Flur und sah auch schon die Schwestern aus ihrem Zimmerchen kommen.
Er hatte kaum erwartet dass nur eine von ihnen gehen würde. Dazu hatten sie sich zu freundschaftlich unterhalten. Ryuzaki verlor keine Zeit. Er eilte in das Schwesternzimmer, setzte sich an den Rechner und rief eine beliebige, kostenlose Software im Internet zum versenden von SMS auf.
Er schrieb: ° Lieber Souta. Bitte melden sie sich bei folgender Nummer. ° ...Er tippte eine Handy Nummer ein... °Bitte sagen sie dem Mann folgende EXAKTE Worte: „Ich habe zwei linke Hände.“ Bitte folgen sie dann seinen Anweisungen. Danke. L“
Mit fliegenden Fingern verwischte er dann seine Spuren.
Die ganze Aktion dauerte nur drei Minuten. Und es dauerte ganze zwei Minuten länger, ehe die Schwestern kopfschüttelnd zurück kamen.
Offensichtlich hatten sie das kleine Ablenkungsmanöver entdeckt. Und zwar schneller, als er es vermutet hätte.
Ryuzaki stand schnell von dem Stuhl auf, ehe einer der Schwestern sich noch auf ihn setzte. Nun konnte er nur noch warten. Und hoffen, dass seine alten Kontakte noch funktionierten.
 
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Kommentare  

Auch ich finde es toll, dass du hier weiter etwas veröffentlichst, von deiner tollen Fanfctionstory. Erst dachte ich Mogi ist zwar nicht tot, aber irgendwo gefangen und hat einen Knebel im Mund. Hatte er nicht, aber zu positiv sieht es trotzdem nicht für ihn aus. Man will ihm wohl den Mord an Nakamure zuschustern. Köstlich, ist die Szene mit Matties Versteck.

Dieter Halle (13.07.2011)

Ach wie schön, endlich eine Fortsetzung. Freue mich sehr. Und wie es geschrieben ist? Sehr spannend, bin ja ein Ryuzakifan durch dich geworden. Ist ja toll wie er mehr und mehr mit seinem geisterhaften Zustand klar zu kommen versucht und nun auch Einfluss auf die Umwelt nehmen kann. Aber die mutige Amerikanerin gefällt mir auch. Was für Ideen die hat. Ich drücke die Daumen für Mogi und Aizawa scheint ein ziemlicher Ar...h zu sein.

Else08 (12.07.2011)

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