Engelsherzen

Schmerz... reiner, durchdringender Schmerz, gemischt mit ihrer eigenen Wut, die brodelnd in ihr aufkochte und ihre Verzweiflung, die sie endlos weiterkämpfen ließ und ihre Qual bis in die Ewigkeit zu verlängern schien... Tränen stiegen ihr in die Augen, rannen ihr kühl und einsam die Wangen hinunter, als ob sie kläglich versuchen würden, das Feuer in ihr zu löschen, dessen Flammen sich wie Krallen in ihre Eingeweiden schlugen, immer und immer wieder, sodass der Tod ihr fast wie eine Begnadigung vorkommen würde... wenn es so etwas für einen von ihnen nur gäbe... Sie konnte die Gefühle der anderen praktisch auf der Zunge schmecken, die Verachtung brannte sich wie Säure in ihren Mund, doch sie wusste, das all die, die jetzt zusahen, nicht mehr als ahnungslose Schäfchen waren, die treudoof ihrem Anführer hinterherlaufen würden, auch wenn es sie das Leben kostete...Ein leises, eiskaltes Lachen ertönte über ihr und ihr Blick richtete sich auf die schwärzesten und auch boshaftesten Augen, die die junge Frau jemals gesehen hatte. Selbst wenn sie die Lider schloss, sie würde sie niemals mehr vergessen können, sie würden das Mädchen auf ewig verfolgen, das wusste sie nur allzu genau... Das schmierige, amüsierte Lächeln in seinem Gesicht ließ ein Gefühl in ihr hochsteigen, dessen Intensität sie erschreckte. Hass... Ungebändigter, echter Hass, auf diese eine Person, die ihr nach dem Leben hier oben trachtete und sie runter auf die Erde schicken wollte... als Gefallene, als Ausgestoßener ihrer eigenen Art, ihrer eigenen Heimat... Sie konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, doch verstummte sie augenblicklich, als sie die Genugtuung in seinen Augen sah. Ihr Gesicht wurde entschlossen und mit aller Verachtung, die das Englein nur aufbringen konnte schleuderte sie ihm ins Gesicht: "Du erbärmlicher, kleiner Idiot... Deine Angst wird nichts verbergen, es wird herauskommen, und dann wirst du hier genauso liegen... in deinem eigenen, dreckigen Blut... Als Ausgestoßener, dessen eigene Rasse einen verabscheut, weil man so jemandem wie dich überhaupt nicht lieben kann... weil du nicht einmal den Tod verdienst..." Er schlug sie hart ins Gesicht, ihr Kopf knallte hart gegen das mit gold verzierte Marmor und ein dünnes Rinnsal Blut floss aus ihrem ebenholzschwarzen Haar und vermischte sich mit all dem anderen Blut, das aus den zwei Wunden in ihren Schulternblättern nur so hervorströmte... Sie zischte vor Schmerz, doch huschte ein triumphierendes Lächeln über das blasse Gesicht, als sie in seinen Augen einen Funken Angst erkennen konnte, nur ein Hauch von Furcht, doch es genügte... "Du bist nicht so unfehlbar, wie du tust... Das wirst du schon noch merken. Und wenn es so weit ist, dann werde ich unten auf dich warten..." Ihre sanfte Stimme jagte ihm einen Schauder über den Rücken und sie lachte leise, was jedoch in ein schmerzerfülltes Keuchen überging... Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, das spürte sie tief in ihrem Herzen und in ihren Knochen... Eine tiefe Ruhe legte sich über ihrem Körper, sie betäubte den Schmerz und besänftigte das Feuer, doch raubte sie ihr jedoch auch das allerletzte bisschen Kraft, das noch in ihr steckte, aber trotz allem richtete sie sich ein wenig auf, reckte das Kinn und sah ihn aus ihren lavendelfarbenen Augen ein letztes Mal höhnisch an... "Feigling...", flüsterte sie ihm noch einmal zu, bevor sie sich auf den glatten, kalten Boden zurücksinken ließ und die Schwärze sie wie eine Trostspendende, warme Decke umhüllte. Ein leises Raunen und Flüstern erhob sich bei den Engeln um sie herum, doch kümmerte es sie nicht. Genauso wenig es sie kümmerte, als 'er' immer wieder auf sie einschlug, ihr ins Gesicht spuckte und ihr ins Ohr brüllte, was für eine Lügnerin sie doch sei. Nein, es interessierte sie nicht. Sie wussten wohl beide die Wahrheit und das sie ans Licht kommen würde, genauso... Sonst hätte er nicht eine solche Angst vor ihr. Sie lächelte innerlich, als sie langsam eindämmerte, denn sie spürte nun überhaupt nichts mehr. Die Dunkelheit legte sich über ihre Augen und Ohren und ließ sie allein in ihrem Inneren zurück, endlich... Sie hatte keine Angst vor dem, was sie erwartete. Es war ihr egal. Sie würde nur auf ihn warten... Oh ja.. Und wenn ihr Tag gekommen war, dann würde sie Vergeltung ausüben, für sich und all die unschuldigen Opfer, die er hinunterstieß, für all ihre Freunde, die er vernichtet hatte... Für ihre Familie, die ihr Leben für sie gegeben hatte... Dann würde endlich Gerechtigkeit herrschen... Mit diesem letzten Gedanken und einem kleinen Lächeln auf den Lippen verließ sie ihren Körper und gab sich der Finsternis vollständig hin...
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Geräusche... Eine harmonische Folge verschiedener Töne, zusammengestellt zu einer einzigartigen wohlklingenden Melodie... Eine Stimme? Leichte Fältchen gruben sich in ihre zarte Haut, als sie konzentriert die Stirn runzelte. Ja... Der tiefe Bass ließ wohl auf einen jungen Mann vermuten. Laute Schritte erklangen, vielmehr ein kräftiges Stampfen von einem schweren Körper über einem harten Boden, vermutlich Holz oder gar Stein, und kaum ein paar Sekunden vergingen bis sie Wärme sie einhüllte. Vor Nervosität bebend zog sie die Luft ein und erschauerte, als sie seinen Duft wahrnahm. An Freiheit erinnerte er sie, an Aufregung und Abenteuer, an all das, was sie sich jemals gewünscht und niemals bekommen hatte. Sie schüttelte leicht den Kopf und kniff fest die Augen zusamemn, um diesen hartnäckigen Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben, und erstarrte sofort wie zu einer Statur, als sie seinen brennenden Blick in ihrem Gesicht spürte. Der Fremde wartete auf eine Reaktion, ein Lebenszeichen von ihr, doch das wollte sie ihm nun wirklich nicht geben. Sie zog die Luft pfeifend durch ihre leicht geöffneten Lippen und ihre Gedanken ratterten nur so durch ihren Kopf als ihr bewusst wurde, wie hilflos sie in diesem Moment doch war. Eiskalte Angst erfasste sie, sie schien in ihren Venen zu fließen und sich mit ihrem Blut in ihrem gesamten Körper zu verbreiten, solange, bis sie vollständig gelähmt auf dem rauen Stoff des Bettes lag.