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7 Seiten

Erben des Dritten Reichs - Kapitel 07

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Das antike Königreich von Saba befand sich im heutigen Jemen. Die einstige Hauptstadt Ma'rib lag im gleichnamigen zentral gelegenen Gouvernement des Landes, 1000 Kilometer östlich von der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Berühmtheit erlangte die Stadt durch die Weihrauchstraße. Dabei handelte es sich um eine der ältesten Handelsrouten der Welt. Sie führte von Südarabien zum Mittelmeer. Dadurch wurde sie zu einem bedeutsamen Wirtschaftszentrum. Neben Schabwa, Sanaa, Medina und Petra war man für die Karawanenrouten eine wichtige Handelsstation.
Auf der Akropolis befanden sich die Palast- und Tempelanlagen. Darunter auch der Königspalast der Königin von Saba. Die eigentliche Stadt wiederum lag in der Ebene vom Trockendelta des Wadi Adhana. Sie besaß bis zu 50.000 Einwohner. Womit Ma'rib zur größten Stadt im antiken Südarabien galt. Möglich wurde dies durch die Errichtung des Staudamms von Ma'rib.
Mit dem Rückgang des Handels auf der Weihrauchstraße verlor die Stadt mehr und mehr an Bedeutung. Wodurch auch die Instandsetzung des Staudamms litt. Was zu etlichen Dammbrüchen führte, weswegen Ma'rib letztlich aufgegeben wurde.
Die höher gelegene Akropolis hingegen existierte noch.
In der Neuzeit war die antike Stadt Ziel mehrerer Forschungsreisen.
Zurzeit fanden dort mit Zustimmung der jemenitischen und Unterstützung der deutschen Regierung mehrere Ausgrabungen vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI) statt.
Neben Ma'rib galt die Stadt Sirwah als eine wichtige antike Stätte des Königreichs von Saba. Bevor Ma’rib die Hauptstadt wurde, hatte Sirwah den Status. Sie lag auf der Arabischen Halbinsel, war von einem massiven Befestigungswall umgeben. Hauptausgangspunkt für die städtischen Anlagen war die namensgebende Oase. Durch die Gebirgslage besaß die Stadt einen guten natürlichen Schutz. Sie lag 40 Kilometer westlich von Ma'rib.
Dort befand sich auch ein bedeutender Tempelbau. Er war dem sabäischen Reichsgott Almaqah gewidmet. Erbaut wurde der Tempel von König Yada'il Dharih I.
Mitarbeiter vom DAI fanden bei Ausgrabungen eine Steintafel mit einer Inschrift. Darin wurde von kriegerischen Kämpfen berichtet die ein sabäischer Herrscher gegen seine unmittelbaren Nachbarn führte. Wer der Herrscher war, konnten die Archäologen nicht zweifelsfrei feststellen. Die Datierung der Steintafel fiel genau in das letzte Drittel der Herrschaft der Königin von Saba.
Wenn man jetzt davon ausging, dass die Geschichten, Mythen und Legenden ansatzweise stimmten, dann könnte es sich bei dem Herrscher um den Sohn der Königin von Saba und König Salomo handeln.
Wie in Ma'rib gab es auch in Sirwah einen Palast der Königin von Saba. Oder zumindest einer Herrscherin. Ob es sich dabei um eben jene Frau handelte, war wissenschaftlich umstritten. Da es keine stichhaltigen Beweise für die Existenz der Königin von Saba gab, so wie es die romantisierte Legendenbildung darstellte.
Ganz egal ob dem so war oder nicht. Alexander hatte gesehen, welche Wahrheit in Legenden steckte. Nur weil die Wissenschaft daran zweifelte, hieß das noch lange nicht das er daran zweifelte. Im Gegenteil jede Legende, jeder Mythos und jede Sage beruhte auf einem Funken Wahrheit, aus dem sie gebildet wurden.
Es lag nicht an ihnen, zu Beweisen dass die Legende der Königin von Saba und König Salomon stimmte oder nicht. Dass das zwangsläufig der Fall war, war für ihn nebensächlich. Sie mussten verhindern das ein antiker Schatz, in Form einer Diamantenmine, in die falschen Hände geriet. Dazu mussten sie den Kartenraum von Saba finden.
Leichter gesagt als getan.
Weswegen man nicht aufgab.
Wenn es leicht war, würde ja jeder zum Schatzsucher werden.

***

Zog man andere Quellen heran, so stieß man irgendwann auf den Namen Mâkedâ. Forschte man nun nach, so stellte man fest dass dies der äthiopische Name der Königin von Saba war. Unter diesem Namen soll sie an den Hof von König Salomon gereist sein. Sozusagen inkognito.
Grub man basierend darauf weiter, ergab sich eine interessante nicht geschichtliche Wendung in der Legende.
Mâkedâ war die Tochter des aksumitischen Königs Kaleb Ella Safar. Dem König der Könige.
Das Aksumitische Reich war ein bedeutender antiker Staat. Er umfasste die heutigen Länder Eritrea und Sudan sowie den Jemen. Das Kernland lag in Äthiopien, wo auch die damalige Hauptstadt Aksum ihren Sitz hatte.
König Safar schickte seine Tochter auf eine diplomatische Reise in die jemenitische Enklave. Sie sollte das gebrochene Bündnis mit dem damaligen sabäischen Herrschersohn kitten, da ihr Vater im Königreich von Saba einen wichtigen Bündnispartner sah. Doch Sie brach das Treffen mit ihm ergebnislos ab. Statt nach Hause zu reisen, um ihren Vater zu berichten, unternahm sie eine Reise ins Königreich Israel. Wo Mâkedâ als Gesandte des aksumitischen Königs an den Hof von König Salomon kam.
Bei ihrer Rückkehr in die jemenitische Enklave erhielt sie Kenntnis von einem Bündnis, dass der sabäische Herrschersohn mit den Persern, Syrern und Ägyptern einging um sich die aksumitische-jemenitische Enklave zu sichern und gegen das aufstrebende Königreich Israel in den Krieg zu ziehen. Drahtzieher des Bündnisses, so erfuhr sie, war der Sohn des Pharaos.
Sie reiste kurzum und inkognito nach Ma'rib, berichtete dem sterbenskranken König vom Verrat seines Sohnes und den Machenschaften mit den Persern, Syrern und Ägyptern. Er ließ daraufhin seinen Sohn festnehmen, befragte ihn und verurteilte ihn wegen Hochverrat zum Tode.
Ohne Rücksprache mit ihrem Vater ging Mâkedâ die Ehe mit dem sabäischen König ein. Wodurch sie zur Königin und in der Folge des Todes ihres Ehemanns zur Herrscherin des Königreichs von Saba wurde.
Mâkedâ kehrte als eben diese an den Hof von König Salomon zurück.
Die Geburtsstunde der Legende.

***

Eine ihrer ersten Amtshandlung war die Annektierung der aksumitischen-jemenitischen Enklave. Wozu auch die antike Hafenstadt Muza gehörte, die sie im gleichen Atemzug zur Freien Stadt erklärte. Um ihren guten Willen gegenüber dem nachbarlichen Königreich Himjar zu zeigen.
Im Umfeld der Hafenstadt besaß die Königin von Saba einen Landsitz, den sie während ihrer Liebschaft mit König Salomon aufsuchte.
Teilweise auf den Ruinen von Muza stand heute die Hafenstadt Mokka.
Beide Häfen liegen am Roten Meer, hatten während ihrer Lebenszeit eine blühende Epoche gehabt. Heute war die verbliebende Hafenstadt Mokka eine regionale Randerscheinung mit Fährverbindungen nach Djibouti und Somalia. Außerdem gab es einen kleinen Industriehafen. Hauptexport war die namensgleiche Kaffeesorte Mokka.
Hatte man all dies in Erfahrung gebracht, war man dem Kartenraum von Saba kein Stück näher gekommen. Dennoch konnte man daraus seine Schlüsse ziehen. Woraus sich eine Spur ergab, die sie durchaus zum anvisierten Ziel bringen konnte. Auch wenn es keinerlei Hinweise auf seine Existenz oder den Standort gab.
Wer suchet, der findet.
Was sie vor hatten.
Genau wie Theodore Sheridan und Hassan Nassir.
Für Alexander, Nava, Olivia und Ben ging es per Flugzeug von Amman, Jordanien aus nach Addis Abeba, die Hauptstadt von Äthiopien. Dort wiederum hatte Admiral Harris für sie eine altersschwache Cessna gechartert, die die Gruppe nach Mek'elē in die nördliche Region Tigray in Äthiopien brachte. Von dort aus brachen Sie mit einem geliehenen, verbeulten Land Rover zur gleichnamigen Hauptstadt des Königreichs von Aksum auf.
Der Geburtsstadt der legendären Königin von Saba.

***

Das heutige Aksum lag im Ausgangsbett des Tals zwischen den Hügeln Beta Giyorgis und Mai Qoho. Jahrszeitlich abhängig flossen in den Bachmündungen die Bäche Mai Lahlaha und Mai Hejja. Anhand der Überreste der antiken Stadt besaß sie die gleiche Ausdehnung wie Aksum heute. Sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Im Westen der modernen Stadt befand sich zu beiden Seiten vom Mai Lahlaha das antike Zentrum. Dort standen Gebäudereste die einst der Oberschicht zugeordnet wurden. Im Osten, nahe der Kathedrale Maryam Tseyon, befanden sich weitere große tempelartige Gebäude. Dazu standen Reste von steinernen Thronen, welche teilweise noch Inschrifttafeln besaßen, die restauriert wurden.
Am Fuß des Mai Qoho standen Monumentalstelen, die zum südöstlichen Stelenfeld gehörten. Vergleichbare Felder gab es auch im Norden und Südwesten. Unter anderem die König Ezanas Stele. Archäologen gingen davon, dass es sich dabei um Grabdenkmäler handelte. Die Teilinschriften deuteten für sie daraufhin.
Eins der antiken Bauwerke, die der Zeit und allen widrigen Umständen trotzten, war der Königspalast von Kaleb Ella Safar. Dem Vater von Mâkedâ, die legendäre Königin von Saba.
Wie die meisten Bauwerke der Antike waren auch jene in Aksum touristisch erschlossen. Unter anderem deshalb weil es sich für die äthiopisch-orthodoxe Kirche um eine heilige Stadt handelte. In ihr befand sich die älteste und wichtigste äthiopisch-orthodoxe Kirche, die St. Maria von Zion.
Doch Aksum wurde auch von nicht religiös motivierten Touristen besucht.
In eben einer solchen Gruppe befanden sich Alexander, Nava, Olivia und Ben. Sie nahmen an einer Führung durch den Königspalast teil. Er war in jahrelanger Arbeit restauriert und bei den Arbeiten in seinen ursprünglichen Zustand versetzt worden. Was anhand von Überlieferungen, Texten und Bildern gemacht wurde.
Gleichzeitig dienten Räumlichkeiten, wie der Festsaal oder Thronsaal als Ausstellung für archäologische Fundstücke aus den Ausgrabungen rund um Aksum.
Einige Interessante Stücke befanden sich in der Sammlung. Auch wenn sie für ihr Anliegen bedeutungslos waren.
Den Ausführungen der Führungsleiterin schenkte keiner von ihnen wirkliche Beachtung. Belangloses, für die Touris aufgebauschtes Zeug, was auch vollkommen aus dem Kontext gerissen wurde, um die Touristen zu unterhalten. Die Wahrheit war schnöder, unspektakulärer.
Sofern man nicht gerade nach einem antiken Schatz suchte.
Wie in ihrem Fall.

***

Alexander sah sich in einem Schaukasten eine Sammlung aus Bronze- und Kupferstücken an. Feine detaillierte Schmiedearbeiten. Handgearbeitete Gravuren und Ornamentverzierungen. Bei den heutigen Rohstoffpreisen waren die Dinge schon was wert. Wenn sie den echt waren.
Bevor er sich dem nächsten Schaukasten zuwandte, klingelte sein Handy.
Die Führerin sah ihn daraufhin strafend an, ließ sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen.
Auf dem Display hatte die Nummer seines kleinen Bruders, bzw. vom Satellitentelefon an Bord der HMS York. „Ja, Kleiner.“ Die Nummern der Satellitentelefone an Bord der Schiffe des Admirals befand sich in seinem Handy.
Sven Döbber war an Bord der HMS York.
Das Schiff der Harris Sea and Underwater Company lag vor der Sinai-Halbinsel vor Anker. Er hatte dort die Technische Leitung für die geologischen Untersuchungen, die man im Auftrag des ägyptischen Energieministeriums durchführte. Sie planten dort ein Gezeitenkraftwerk zu errichten. Die Untersuchungen sollten die Machbarkeit aufzeigen.
Er mochte es nicht, wenn Alexander ihn Kleiner nannte. „Ich hab was herausgefunden.“, meinte Sven schlicht.
„Und was genau?“, hakte Alexander nach.
Ein kurzes Schweigen. „In Aksum steht ein Krönungstempel.“, antwortete Sven ein wenig euphorisch. „Dort wurden alle Herrscher des Königreichs gekrönt.“ Was bei einem entsprechenden Tempel Sinn machte. „Wie König Kaleb Ella Safar.“ Der Vater der Königin von Saba. „Die Kinder eines jeden Herrschers wurden dort kurz nach ihrer Geburt ebenfalls, je nach Geschlecht, zum Prinzen oder zur Prinzessin gekrönt.“ Der König von Aksum hatte nur ein Kind. Bekanntlich eine Tochter. Mâkedâ. Doch das war noch nicht alles, was Sven herausfand. „Unter den Gekrönten findet sich auch Menelik.“ Der angebliche Sohn von Salomon und der Königin von Saba. Ein Held der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Da er nach dem Tod seines Vaters die legendäre Bundeslade aus Jerusalem raubte.
In der bekanntlich die sagenumworbenen Steintafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt wurden. Er soll sie nach Aksum gebracht haben. Eine Legende, für die es bis heute keine Beweise gab.
Menelik raubte nicht nur die Bundeslade, sondern führte nach dem Tod seiner Eltern kriegerische Auseinandersetzung gegen den Sohn des ägyptischen Pharaos, den Syrern und Persern. Die engsten Verbündeten des sterbenden Pharaos, dessen Zepter der Sohn bereits führte.
Alexander geriet ins Grübeln. „Sonst, noch was?“, fragte, er abwesend.
War das nicht genug, dachte Sven am anderem Ende der Satellitenverbindung. „Bei der anderen Sache bin ich noch nicht weiter gekommen.“
„Gut. Danke, Kleiner.“
In Gedanken schloss er sich wieder der Führung an.

***

König Safar starb noch zu Lebzeiten seiner Tochter. Sie war zu der Zeit schon die Königin von Saba. Durch die Erbfolge wurde Mâkedâ zur Königin von Aksum, da ihr Vater keine weiteren Kinder hatte. Statt den Thron zu besteigen, setzte sie einen Regenten ein, der die Amtsgeschäfte im Königreich Aksum leitete.
Bis ihr Kind ihn ablöste.
Damit wurde Menelik zum König von Aksum. Mit dem tot seiner Mutter, wurde er auch König von Saba. Kurzweilig herrschte er über 2 Königreiche, die er in eine kriegerische Auseinandersetzung verwickelte.
Der damalige Regent entmachtete ihn, ernannte sich zum Herrscher, versagte ihm die Gefolgschaft und wendete sich schließlich gegen Menelik. Er machte das Königreich von Aksum zum Vasallenstaat des zukünftigen Pharaos.
Alles schön und gut, dachte Alexander, aber der Zusammenhang war ihm noch nicht klar. Dass es einen gab, stand außer Frage.
Verdammt, das brachte ihn nicht weiter.
Wenn man davon ausging, dass ausschließlich die Herrscher von Saba wussten, wo der Kartenraum lag, dann hatte die Königin ihrem Sohn den Standort verraten. Bloß wie? Sie befand sich mitsamt König Salomon in ägyptischer Gefangenschaft. Oder hatte sie ihm vorher verraten, wo der Kartenraum lag?
Wissenschaftler, die offener für die Legende um Salomon und der Königin von Saba waren, ermittelten eine ungefähre Alterspanne des Sprösslings der Beiden. Sein Alter wurde auf Ende oder Anfang 20 geschätzt. Ohne bessere belegte Fakten konnten sie es nicht weiter eingrenzen. Was auch nicht weiter wichtig war.
Jedenfalls im Moment.
Menelik befand sich in Saba, genauer gesagt in Ma'rib, als seine Mutter zum Sohn des Pharaos aufbrach, um dessen Frau zu werden. Als Gegenleistung für die Freilassung von König Salomon. Kurz darauf reiste er nach Aksum. Von wo aus er sich wenig später nach Jerusalem aufmachte, um die Bundeslade zu stehlen.
Im Auftrag seiner Mutter?
Eine interessante Frage.
Viel wichtiger war, wieso reiste Menelik erst nach Aksum und über Saba nach Jerusalem?
Sie hatte ihm gesagt, wo er etwas über den Kartenraums herausfand.
Nämlich in Aksum.
Die Teile fügten sich zusammen.
Ein schelmisches Grinsen erschien in seinem Gesicht.
Beim nächsten Gespräch musste er seinem Bruder danken.
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Ende, Kapitel 07
© by Alexander Döbber
 
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