Gewitterfront

Flüsternd
streicht der Wind
an hohem Grasgehalm
entlang.

Donner
rollen langsam
übers weite Wiesenmeer,
dunkle Wolken
folgen ihnen.

Blitze
tanzen in ihrem
düstrem Ballsaal Tango
getragen von
himmlischhöllischheißer
Leidenschaft.

Der Wind
kommt herab,
wühlt den Ozean
der Gräser zu
hohen Wellen auf und
lässt einzelne Blumenköpfe
darüber tanzen wie
die Nixen im Wasser.

Blasen Geistern gleich
wirbeln verlorene Tücher
davon.
Der Wind hat sie
von den Wäscheleinen
entführt.
Frauen hasten hinaus,
ihr Ziel ist es
die verbliebene Wäsche
zu retten, bevor auch diese
entrissen wird.

Ich frage mich
ob sie in
dieser Situation
überhaupt die Urgewalt
am Himmel und deren
schreckliche Schönheit
sehen.
Oder ist ihr Geist
erst mal nur
von der Wäsche
vereinnahmt,
die sie nun hektisch
von den Leinen reißen?

Anmutig verneigen sich
die Margariten vor
der Majestät
des anrückenden
Wetterumschwungs.

Die wilden Reiter
der Gesellschaft
stürmen vorneweg,
damit auch jeder
aus dem Weg geht,
wenn der Haupttross
der Sturm- und Wettergötter
eintrifft.

Blitzend und Krachend
machen sie auf sich
aufmerksam.

Krähen steigen
in die Lüfte und
lachen laut und rau.

Nun beginnen auch
die Bäume damit
sich zu verneigen
und zu tanzen,
doch ihren Tanz
kann niemand benennen.

Ich jedoch
steh staunend,
hoffend,
bangend
in den aufgeregten Elementen.

Der Wind pfeift mir
um die Ohren,
saust regelrecht
durch mich
hindurch
und reißt
Gestern und Morgen,
Später und Gleich,
Jetzt und Eben gerade,
einfach mit sich fort.

Am Ende bleibt
nur noch die Spannung
unter der Haut und
das laute wilde Lachen
das meiner eigenen
Kehle entsteigt.
Wild und rau
wie das der Krähen.


©Anariel 2012