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6 Seiten

Die Templer - Anfang

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Die Geschichte bezieht sich auf Charaktere aus "Das Tor & Die Erben des Dritten Reich/Der Schatz des Königs". Die Ereignisse beruhen grob auf historischen Fakten & Personen.
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Washington, 1865

Die Menschen feierten. Feuerwerke wurden abgebrannt. Auf den Straßen herrschte eine ausgelassene, freudige Stimmung. Wildfremde Personen lagen sich in den Armen. Jubelten und tranken.
Ganz anders die Männern in der Straßenvilla.
Ihnen war ganz und gar nicht nach Feiern. Manch einer billigte das Ende des Bürgerkriegs. Auch wenn Sie am Ausbruch nicht ganz unschuldig waren und ihren Nutzen aus ihm gezogen hatten. Etwas anderes machte ihnen viel mehr zu schaffen.
„Wir hätten längst eine Nachricht erhalten müssen.“, polterte ein dicklicher Mann in einem edlen Baumwollgewand.
Da konnten ihm die übrigen Mitglieder nur zustimmen. Ändern ließe sich der Umstand nicht, das man keine Nachricht erhalten hatte. Die Ankunft dessen was sie erwarteten, hätte den Kriegsverlauf möglicherweise entscheidend verändert. Was ihnen eine gewisse Einflussnahme beschert hätte. Was jenen in die Hände spielte, die sich für einen anderen Weg ausgesprochen hatte, aber überstimmt wurden.
„Hätte, wäre, wenn.“, entgegnete ein schlanker, vollbärtiger Mann bissig. „Es hilft alles nichts. Wir müssen uns neu positionieren.“ Eine simple Feststellung.
Ihnen blieb keine andere Wahl.
Nichtsdestotrotz waren einige nicht erfreut. Wozu der dickliche Mann gehörte, der seinen schlanken Genossen anfunkelte.
„Wir hätten uns niemals mit ihnen einlassen dürfen.“, pflichtete ein anderer dem schlanken Mann bei. Auch darüber hatte es eine hitzige Diskussion gegeben.
„Geschehen ist geschehen.“, ging ein Mann mit silbernen Haar und grauem Vollbart dazwischen. Sein Wort hatte Gewicht. Schuldzuweisungen halfen niemanden. „Finden wir einen Weg unser Vorhaben auf andere Weise zum Abschluss zubringen.“
Was sicherlich leichter gesagt als getan war.
Schweigen herrschte in der Runde.

***

(Gegenwart)

Das Archiv vom Kulturform für indianische Geschichte lag in einem Außenbezirk von Baltimore. Während das Kulturforum in Washington D.C. beheimatet war, zum Nationalmuseum der Indianer (National Museum of the American Indian) gehörte, das wiederum vom Smithsonian Institute betrieben wurde.
In dem Archiv lagerten bis zu 90 Tausend Exponate, die zu Zeitausstellungen gehörten oder bisher nie die ehemalige Fabrikhalle verlassen hatten. Zu den Exponaten kam ein umfangreiches, öffentlich zugängliches Fotoarchiv und eine Bibliothek, die meist von Studenten und kulturinteressierten genutzt wurde.
Die Halle, wo das Archiv seine Heimat hatte, war zuvor eine Konservenfabrik gewesen, bevor sie Jahrzehnte Leer stand, später vom Smithsonian Institute gekauft und für das Archiv bereitgestellt wurde. Das Fotoarchiv und die Bibliothek waren wegen der wachsenden Sammlung in die beiden Nebengebäude verlagert worden.
Trotz der Lagerung einiger kulturell bedeutenden Exponate der indianischen Geschichte gab es keine hohen Sicherheitsstandards. Die wichtigsten Stücke wurden selbstverständlich in einem Tresor aufbewahrt, der im Kellerlager der einstigen Fabrikhalle seinen Platz hatte.
Will Owen gehörte zur Sicherheitsmannschaft und hatte die Nachtschicht. Er war sozusagen der Nachtwächter. Vollkommen unspektakulär, anders Hollywood es suggerierte. Hier erwachten die Exponate nicht zum Leben. Was auch gar nicht im Sinne von Will war, denn er war nicht mehr der Jüngste und mochte es unspektakulär.
RING!! RING!!
Er legte das Sandwich beiseite, kaute den Bissen, schaute auf die Monitore der Überwachungskameras, die ein Außenbild lieferten. Eine davon hing über dem Personal- und Liefereingang. Vor der Tür stand ein korpulenter Mann in der gleichen Uniform, wie Will sie trug.
RING!! RING!!
Will erhob sich aus seinem Stuhl. „Ich komme ja, Rick.“
Sein Kollege, Partner und Freund kam 1 Stunde zu spät zum Dienst. Dass er überhaupt noch gekommen war, überraschte ihn ein wenig. Nach mehr als 1 Stunde Verspätung war sonst nicht mehr mit ihm zu rechnen.
Er schlurfte behäbig zur Tür, drückte die Klinke herunter. „Hast du wieder deinen Sicherheitsausweis vergessen.“ Will stutzte, als er in das Gesicht seines Freundes sah. „Wer zum Teufel…“ Mit 3 Kugeln in der Brust starb der rüstige Rentner in Ausübung seiner Pflicht. Dabei hatte Will die Dschungelhölle von Vietnam ohne einen Kratzer überlebt.
2 dunkel gekleidete Gestalten kamen zu Will’s Mörder, schleiften die Leiche nach innen, nahmen ihm den Sicherheitsausweis und den Schlüsselbund ab. Die 3 Männer begaben sich sofort auf die Suche nach dem Gegenstand, den Sie stehlen sollten.
Sie waren jedoch nicht die Einzigen in jener Nacht, die den Gegenstand wollten.

***

Anders als das 3er Gespann agierte Nummer 4 alleine.
Sie kletterte geschmeidig an der Abflussrinne vom Nebengebäude hinauf, lief grazil über das Flachdach, sprang an den Absatz vom höher gelegenen Dach der Fabrikhalle, zog sich an der Kante hoch.
Auf dem Dach gab es mehrere Oberlichter.
Sie hockte sich hin, holte ihr Smartphone heraus, schaute auf den Livestream der angezapften Überwachungskameras, berührte eins der Teilfenster, woraufhin dieses herangezoomt wurde. Wie der Nachtwächter sah sie den korpulenten Mann in der Uniform der Sicherheitsmannschaft, die sich ausschließlich aus pensionierten Polizisten zusammensetzte.
Etwas stimmte nicht.
Der Nachtwächter öffnete die Tür. Kurz darauf wurde er von seinem scheinbaren Kollegen niedergeschossen. Da tauchten wenig später 2 dunkel gekleidete Gestalten auf, betraten das Gebäude und dann waren die Überwachungskameras tot. Die Männer hatten sie abgeschaltet.
Jetzt musste es schnell gehen.
Sie steckte das Smartphone weg, lief aus der Hocke heraus übers Dach, erreichte das Oberlicht, knackte den Verriegelungsmechanismus, hob das breite Oberlichtfenster an, schlüpfte hindurch, hangelte sich an der Dachstrebe zu einem der Dachträger entlang, balancierte flink und sprang leichtfüßig auf die darunterliegende Balustrade. Sie wurde von den Wartungsmonteuren und Haustechnikern genutzt, um Arbeiten an der altersschwachen Klimaanlage und Haustechnik vorzunehmen.
Genau wie der Killertrupp nutzte Sie den von ihr geclonten Sicherheitsausweis des Mannes, den die Männer rücksichtslos töten. Er war nicht ihr erstes Opfer und bestimmt nicht das Letzte. Schnellen Schrittes eilte sie das Treppenhaus hinunter, benutzte erneut den Sicherheitsausweis, der Sie als Will Owen ausgab, erreichte die Etage, blieb einen Moment stehen.
Hier lagerten zahllose historische indianische Dokumente.
Ein erhabener Moment für jemanden mit entsprechenden Wurzeln.
Allzu lange verharrte die Gestalt jedoch nicht. Ihr blieb nicht viel Zeit, um dem Killertrupp zuvor zu kommen. Wie ein Leichtathlet sprintete sie los, lief durch die turmhohen Regale, die in Reih und Glied standen und das Gewicht einer ganzen Kultur aushielten, ohne unter der Last zusammenzubrechen.
Sie erreichte den Gang 47, lief hinein und blieb mittig stehen, schaute sich zügig aber keineswegs hektisch um, griff sich die Trittleiter, stieg hinauf, nahm aus einem oberen Regalfach einen gebundenen Ledereinband hinaus, öffnete ihn behutsam und entnahm einen verschlossenen Briefumschlag, der trotz seines stolzen Alters von 147 Jahren noch gebrauchsfähig schien.
Oben Rechts befand sich eine gestempelte Archivierungsnummer.
Die ausgeblichene Tinte gab den Empfänger an; Generalleutnant Ulysses S. Grant.
Sie steckte den Brief ein, tat den Ledereinband zurück, stieg die Trittleiter hinunter, lief den Gang zurück, bog in die Abzweigung, als einer der Killer plötzlich vor ihr stand.
Gedankenschnell reagierte die Gestalt.
Statt wegzulaufen, sprang sie den verdutzten Killer an, schlug eine schnelle Abfolge von Faustschlägen, entwaffnete ihn blitzschnell, sprang akrobatisch in die Luft und trat in Kung-Fu Manier zu. Der Tritt traf wuchtig gegen seinen Schädel und knockte den Killer aus.
Fachmännisch entfernte sie das Magazin aus der Pistole, entlud die im Lauf sitzende Patrone und warf beides in zwei verschiedene Richtungen. Sie schob den rechten Ärmel des Killers nach oben. Auf seinem Unterarm befand sich ein Tattoo.
Es zeigte ein Schwert, dessen Griff die Form eines Schiffsankers hatte. In der Mitte der Parierstange war das Symbol vom Allsehenden Auge zusehen. Auf der Klinge war ein lateinischer Schriftzug tätowiert. Jede Spitze des Ankers, der wie eine Krone für die Klinge wirkte, war mit einer flammenden 7 versehen.
Sie zog den Ärmel zurück, sah vor sich eine Bewegung und hechtete im letzten Moment in den Gang hinein. Dort wo die Gestalt zuvor gehockt hatte, schlugen Kugeln ein.
Als die Killer bei ihrem ausgeknockten Kameraden eintrafen, in den Gang spähten fehlte von der Gestalt jede Spur. Eine Verfolgung bei dem Labyrinth aus Gängen war zwecklos. Daher packten sie ihren Kumpanen und verschwanden, genauso wie die Gestalt.

***

Etliche Anzugträger verließen das Büro, als die Stabbesprechung beendet war.
Der breitschultrige Mann, der geduldig im Vorraum wartete, ließ sich die Wichtigkeit dessen, was er dem Besitzer des Büros mitzuteilen hatte, nicht anmerken. Er war kaltschnäuzig, emotionslos und brutal, wenn es erforderlich war. Sein Boss wusste um seine Fähigkeiten, aus diesem Grund hatte er ihn als Sonderbeauftragten angestellt und einen Freibrief ausgestellt, bei dem was er tat.
Als der letzte Anzugträger gegangen war, erhob er sich, trat ohne vorangegangene Aufforderung ins Büro ein. Die Sekretärin schloss die Tür hinter ihm. Sie fragte ihn längst nicht mehr, ob etwas zu trinken haben wollte. Ihr Unwohlsein war zu spüren, wenn er im Vorraum wartete.
Doch um die Befindlichkeiten kümmerte sich der Mann nicht. Um es ihr Recht zu machen, war er nicht angestellt worden.
Der Bürobesitzer hatte sein Sakko über seinen Drehstuhl gehangen, obwohl ein Kleiderständer vorhanden war. Die Krawatte hing über einem Briefbeschwerer auf seinem großen Arbeitstisch.
Unaufgefordert legte er ihm einen unbeschrifteten versiegelten Aktenordner vor.
Sein Boss brach das Siegel kurzum auf, öffnete den Ordner, schaute auf die darin befindlichen Fotografien.
Insgesamt waren es 2.
Die Qualität ließ zwar zu wünschen übrig, aber es reichte aus um das Objekt zu erkennen, was auf den Fotos abgebildet war.
„Ist es bestätigt?“, fragte der Bürobesitzer düster.
„Ja.“
Er atmete tief ein, schloss die Augen und ließ den Aktenordner auf den Tisch fallen.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
„Gibt es eine Empfehlung?“
„Man überlässt ihnen die Verfahrensweise.“
Natürlich, um ihm damit im Falle eines Fiaskos einen Strick draus zu drehen.
Er atmete gemächlich aus, öffnete die Augen, setzte sich in seinen Drehstuhl. Der Entscheidungsträger lehnte sich zurück. „Sorgen Sie dafür das keine Beweise zurückbleiben.“ Der Aktenordner wanderte in den elektronischen Schredder. Die Überbleibsel würden am Abend in der Verbrennungsanlage im Keller vernichtet werden.
Sein Gegenüber nickte stumm, machte auf dem Absatz kehrt und schritt aus dem Büro.
Seine Telefonanlage piepte aufdringlich. Er sah dem Problemlöser hinterher, drückte die Freisprechfunktion. „Ja, Melissa?“
Sie hatte erst durchgerufen, als der Mann sein Büro verlassen hatte. „Sir. Der Präsident möchte sie sprechen.“
„Sagen Sie ihm, ich bin auf dem Weg.“ Er beendete die Verbindung, stand aus seinem Stuhl auf, zog sich das Sakko an, streifte sich die Krawatte über, korrigierte sein Erscheinungsbild im Spiegel und verließ sein Büro.
Gegenüber der Bürotür hing im Vorraum das Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
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Ende, Anfang
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Deine Idee die du umsetzen willst,lässt sich auch erahnen. Aber genau darauf wollte ich auch hinaus. Der Leser hat praktisch eine neue Geschichte vor sich und da müssen die Ereignisse neu und vor allem geschickt erklärt werden, ohne das die Leser, die bereits die vorherigen Teile gelesen haben es stört. Deine kleine Änderungen sind mir sofort aufgefallen und haben Wunder bewirkt. Jetzt habe ich mich eher zurechtgefunden.
Aus deiner Story lässt sich was machen, man kann gespannt sein.


Francis Dille (21.07.2012)

Hallo @Francis Dille,

erstmal Danke für deinen Kommentar. Freu mich wenn Leser auch kommentieren und sagen was ihnen gefällt oder nicht.

Ich versuche bei den mehrteiligen Geschichten (ausgenommen Return to Home) so zu schreiben dass die Leser sofort einsteigen können, ohne die vorangegangenen Teile lesen zu müssen. Ob mir das gelungen ist, müssen die Leser entscheiden.

Was den Zeitsprung angeht, sehe ich ein und hab eine kleine Änderung vorgenommen, um die Sache klarer zu strukturieren.

Hoffe du bleibst am Ball, liest mal meine anderen Sachen und kommentierst.

Mit freundlichen Grüßen


Alexander (21.07.2012)

Hallo Alexander...
sorry, gebe zu, bin ein ziemlich fauler Leser und überblicke oftmals nur die langen Texte. Ein Roman muss mich mindestens nach der 50sten Seite überzeugen, ansonsten dient er als einen Briefbeschwerer.
Deine Storys habe ich auch durchforstet und finde - Die Templer, der Anfang - ist bisher von dir am besten geschrieben. Will ich aber jetzt nicht auf Teufel komm raus behaupten.
Nur solltest du vielleicht nicht unbedingt davon ausgehen, dass man sich, aufgrund deines Hinweises, es beziehe sich auf die Charaktere sowieso usw. sofort zurechtfindet.
Jede geschriebene Story verdient es vernünftig vorgestellt zu werden.

Von welchem Kriegsende sprichst du? 1.? 2.? 3.? 4.? (2. denk ich mal, hab mal was über Hitler usw gelesen)
Das Smartphon machte mich stutzig. Vom 2. Weltkriegsende bishin zum Handy ist ein weiter Zeitsprung.
Du siehst also, nicht jeder kann sofort folgen und glaub mir...bin nicht der einzigste faule Leser, will ebenso sofort in das Geschehen miteinbezogen werden. Wir sind keine Profis wie Dean Koonz, die es sich leisten können, den Lesern noch in der hundertsten Seite im Unwissenden zu lassen.

Grüsse dich


Francis Dille (20.07.2012)

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