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12 Seiten

Lenas Begegnung mit dem Schnee ( In den Hügeln der Montagnola )

Romane/Serien · Romantisches
Vierzehn Grad zeigte das Thermometer, als wir vom Hof fuhren. Der Winter ließ dieses Jahr auf sich warten. Die letzten beiden Wochen hatten wir alle Arbeiten in den Weinfeldern erledigt, vierzehn Tage harte Arbeit von früh bis spät. Ich war dankbar, dass Eva sich jeden Abend bemühte meine verspannten und verkrampften Muskeln wieder zu lockern. Jetzt konnten wir beruhigt abfahren und unseren Urlaub in Südtirol geniessen. Gianfranco würde trotzdem ein Auge aufs Geschehen haben.
Lena hatte bisher noch keinen Schnee gesehen und sie freute sich auf die Ferien. Gestern waren wir noch in Poggibonsi gewesen und hatten uns mit Winterkleidung eingedeckt. Eva hatte sich einen enganliegenden weißen Anzug gekauft, sie sah darin aus wie eine Schneekönigin. Ich bekam zur weißen Hose eine schwarze Jacke und Lena sah in ihrem pinkfarbenen Anzug einfach allerliebst aus. Sie hätte am Liebsten darin übernachtet. Er gefiel ihr.
Anton hatte gestern beim Telefonat noch gesagt, wir könnten uns auf reichlich Schnee freuen, vorsorglich hatte ich der Giulia schon Winterreifen spendiert, sicher ist sicher, dachte ich mir.
Wir kamen gut voran, in der Poebene begann der Regen, der uns bis Bozen begleitete und langsam in flockigen Schnee überging. Lena staunte und schnatterte in einer Tour, was sie alles unternehmen wollte. Wir freuten uns auch auf Josefa, Karl und die Kinder, die mit uns die Feiertage auf der Hütte verbringen wollten.
Wir fuhren die Straße Richtung Meran und bogen dann ins Passeiertal ab. Kurz vor St. Martin führte die Stichstraße in ein schmales Seitental bis auf etwa 900m Höhe. Hier liegen auf der Höhe verstreut mehrere Weiler. in einem davon, der nur aus wenigen Häusern bestand, stand das Haus von Anton und Roswitha, Karls Schwester. Anton empfing uns vor dem Haus, er hatte die Auffahrt freigeschaufelt, so daß wir unbehindert parken konnten. Es hatte ein paar Zentimeter geschneit alles war weiß überpudert Lena wollte gleich hinaus in den Schnee und mit mir einen Schneemann bauen.
„Ihr werdet müde sein, es ist schon spät und ich habe gedacht, ihr schlaft heute unten. Josefa, Karl und die Kinder sind heute früh gekommen und schon auf der Hütte. Im Finsteren und bei dem Schnee mache ich die Fahrt nicht so gerne. Ich bringe euch dann nach dem Frühstück auch hoch. Roswitha hat euch das Zimmer hergerichtet.“

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, ließen wir uns in der Bauernstube nieder. Roswitha hatte uns alle fest in die Arme genommen und dann eine deftige Brotzeit serviert. Dazu schenkte Anton uns von seinem Selbstgebrannten ein. Der Obstler war recht hochprozentig und ließ uns später wohlig schlafen.
Roswitha und Anton bewirtschafteten mit ihren Kindern einen Hof und betrieben im Ort eine kleine Brennerei für hochprozentige Schnäpse aus eigenem Obst.

Es fiel uns schwer aus dem warmen Bett aufzustehen, doch der Kaffeeduft lockte uns schnell in die große, gemütlich eingerichtete Küche, wo Roswitha gerade das Frühstück bereitete.
“Anton musste noch mal kurz in die Brennerei, die haben dort eine Reparatur. Aber er ist um zehne da, um euch hinaufzufahren.“
Durch den frischen, über Nacht gefallenen Schnee, kämpfte sich der allradgetriebene Nissan den Berg hinauf. Der Weg war schmal und wand sich Meter um Meter den Hang empor. Die Hütte liegt auf 1200 m auf einer Bergschulter. Wir sahen schon von weitem, dass Rauch aus dem Schornstein quoll. Josefa und Karl saßen vor der Hütte in der Sonne, während Jona und Miriam eifrig im Schnee tollten.
Miriam hatte uns als erste entdeckt und rutschte auf dem Hosenboden den Hang zur Parkbucht herunter.

„Onkel Peter, Onkel Peter, baust du einen Schneemann mit mir?“
„Nun warte doch erst einmal, bis Tante Eva und Onkel Peter angekommen und sich frisch gemacht haben. Dann baut Onkel Peter bestimmt einen Schneemann mit euch.“
Josefa war den Hang hinunter gelaufen und umarmte uns jetzt herzlich, während Karl uns von seiner Bank zuwinkte.
„Ihr müßt entschuldigen, Karl hat sich heute früh etwas verzogen beim Schneeschaufeln, aber ich habe ihn eingerieben. Das wird schon wieder.“ Josefa lachte, während Karl etwas gequält das Gesicht verzog.
Lena stand wie angewurzelt und bestaunte den Schnee. So viel Schnee, das war neu für sie. Dann bückte sie sich, nahm eine handvoll Schnee und stopfte ihn sich in den Mund. Dann spuckte sie und schimpfte „Mama, fa freddo. Das schmeckt nicht“ Wir bemühten uns, Lena zweisprachig zu erziehen, sie begriff das auch schnell, vertauschte aber oft noch Vokabeln oder mixte die Sätze. Dann warf sie sich der Länge nach in den Schnee undwälzte sich unter quietschen wie ein junger Hund herum.
„Lena, sag mal. Du bist doch ganz naß. Warte wir ziehen dich erst einmal um, du darfst deinen schönen Schneeanzug anziehen, dann gehen wir wieder raus und spielen mit dir.“ Eva schmunzelte und schüttelte ihren Kopf.
Dann ließ sich Lena an die Hand nehmen und wir gingen ins Haus, um uns umzuziehen.Unser Raum strahlte eine rustikale Gemütlichkeit aus. Wir leerten unsere Koffer, dann durfte Lena ihren schicken neuen Anzug anziehen, pink mit einer Zipfelmütze. Wir schlüpften auch in unsere Anzüge, während Lena schon quengelte: „Mama, Papa ich will einen Schneemann bauen.“

Wir gingen wieder hinaus und Lena durfte bei Miriam und Jona mithelfen. Sie war eifrig und begeistert dabei und kreischte vor Vergnügen. Das gefiel unserer Kleinen und wir konnten uns mit Josefa und Karl unterhalten.
Eva und Josefa bereiteten das Abendessen vor, während ich mich mit Karl über unseren Wein unterhielt.
„Karl, rufst du die Kinder herein?“ Miriam und Jona folgten nach der zweiten Aufforderung. Nur unsere Lena tollte noch wie ein junges Kätzchen im Schnee herum. Sie war ganz aufgeregt.
„Lena, Essen kommen!“ Doch die Kleine reagierte nicht auf mein Rufen. Also lief ich hinunter, schnappte mir mein Mädchen und trug das zappelnde, schimpfende und protestierende Bündel Mensch hinein.
„Aber Lena, hast du denn keinen Hunger?“ Lena schüttelte den Kopf, schimpfte dabei leise weiter und ließ sich dann herab, sich auch an den Tisch zu setzen, dabei schaute sie mich finster an. Sie aß schweigend und würdigte mich dabei keines weiteren Blickes. Eva mußte ein Schmunzeln unterdrücken. Auch beim zubettgehen verweigerte Lena mir den obligatorischen Gutenachtkuss. Sie drehte einfach den Kopf zur Seite und strafte mich mit Nichachtung. Eva dagegen wurde munter abgebusselt.
„Morgen ist sie wieder friedlich, du wirst sehen“, tröstete mich Eva.
Da musste ich mir etwas überlegen, um bei meiner Kleinen wieder gutes Wetter zu machen, eine Schlittentour war das Mindeste.
Früh um sechs hörte ich Tappsgeräusche, Lena kam mit ihrem Pandabären, kletterte über mich hinüber und zwängte sich zwischen Eva und mich und kuschelte sich zurecht. Unsere Kleine hatte mir wohl verziehen.
Kurze Zeit später fing sie leise an zu schnarchen.
Heute wollte sie unbedingt mit mir duschen, sie folgte mir und ließ sich dann auf den Arm nehmen. „Papa, wir singen!“, lautete ihr Kommando und so sangen wir gemeinsam unter der Dusche, während das Wasser herunterprasselte. Eva mußte lauthals lachen, als sie uns so sah. Plötzlich fing Lena an zu jammern, sie hatte wohl Seifenschaum in die Augen bekommen. Eva nahm sie entgegen und wusch ihr vorsichtig den Seifenschaum aus dem Gesicht.
„So Lena anziehen, gleich gibt’s Frühstück.“ Ich bekam noch meinen obligatorischen Klapps auf den Hintern, dann durfte ich zuende duschen. Lena quengelte herum, sie hatte versucht ihren Anzug selbst anzuziehen, das war aber etwas schief gegangen, jetzt gefiel ihr nicht, dass Eva ihr beim anziehen half.
„Hör zu Liebes, wenn wir hinausgehen wollen, läßt du dir jetzt mal helfen“ Eva schimpfte, was Lena empört aufblicken ließ. Sie hatte schon ihren eigenen Kopf unsere Lena. Endlich war unser ungeduldiges Töchterlein komplett angezogen und wir gingen hinaus in den Schnee.
„Setzt deine Mütze auf Lena“, mahnte Eva.
„Ich weiß nicht, wo die Mütze ist Mama.“
„Drinnen auf deinem Bett, warte ich hole sie“, Eva lief in unser Schlafzimmer und holte Lenas Pudelmütze. Dann machten wir uns zu einer kleinen Winterwanderung auf den Weg. Die Sonne strahlte vom Himmel, trotzdem spürten wir den Frost. Der eiskalte Wind biß in die Haut. Wir hatten eine klare Sicht zur gegenüberliegenden Talseite, St. Martin lag im strahlenden Sonnenschein. Ich lief voraus und trat die Spur, die anderen folgten im Gänsemarsch. Bei jedem Schritt sank ich beinahe bis zum Knie ein. Nach einer Stunde wurde es uns langsam zu kalt, der Wind hier oben war schneidend und die Kinder quengelten.

Roswitha rief: „Il pranzo è pronto da mangiare, arriva. Kommt zum Essen.”
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Wir hockten uns um den großen Tisch in der Wohnstube. Roswitha hatte ihre Spezialpolenta gemacht, Polenta al tipo di Roswitha. Dazu gab es eine dick eingekochte Salsa di Pomodoro, eineTomatensauce
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300 g Polentagrieß werden in 1 l Wasser ca. 15-20 Minuten bei ständigem rühren gekocht und dann werden 150g geschmolzene Butter, 200g geriebener Peccorino und 100g gewürfelter Bauchspeck untergerührt. Die Polenta wird noch weitere 15 bis 20 Minuten unter rühren gegart. Wenn sich der Teig vom Topfrand löst ist sie fertig.
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Wir verdrückten große Portionen und den Rest gab es am Abend in der Pfanne überbacken.

Nachdem wir noch ein Weilchen die klare Abendluft genossen hatten, gingen wir schlafen. Die Betten waren schmal, daher mussten wir uns eng aneinander kuscheln. Wir hörten noch ein paar Augenblicke die Stimmen aus den anderen Kammern, dann schliefen wir ein.

Früh am Morgen kamen Anton und Roswitha von ihrem Hof herauf. Während Roswitha mit den Frauen das Essen bereitete, nahm Anton uns Männer ins Schlepptau. Wir stiefelten den Weg zum Waldrand herunter. Hier hatte Anton schon eine Fichte ausgesucht, die nur darauf wartete gefällt zu werden. Walter, Antons Ältester wartete mit Max, dem Wallach, am Waldrand auf uns. Max sollte den Baum zur Hütte ziehen. Nachdem Walter den Baum gefällt hatte, zog er eine Flasche Obstler aus der Packtasche und ließ die Flasche herum gehen. Jeder nahm einen großzügigen Schluck. Immerhin hatten wir die verantwortungsvolle Aufgabe gehabt, dem Fällen zuzuschauen und würden noch den Transport der Fichte zur Hütte überwachen.
Walter hielt Max am Zügel und der Wallach stapfte treu den Weg zur Hütte empor. Dort verkeilten Anton und Walter den Baum in der Befestigung und wir Männer durften den Frauen anschließend den Weihnachtsbaumschmuck zureichen. Zwischendurch stärkten wir uns von Zeit zu Zeit am hochprozentigen Selbstgebrannten.
„Brennst du auch Grappa?“ wollte ich von Anton wissen. „Nicht selbst, aber wir beliefern die Genossenschaftsbrennerei in Meran“ lachte er „magst den wohl gern? Dann sollst du eine Flasche haben.“

„Wir besuchen am Heiligen Abend die Abendmesse“ meinte Roswitha. Dann könnt ihr anschließend noch auf den Berg. Anton nimmt die Kinder auf dem Schlitten mit nach oben. Für sie ist der Weg in der Nacht zu anstrengend.“

Wir waren nicht sehr religiös und Kirchen interessierten uns eher aus kulturellen Gründen. Aber die Atmosphäre in der kleinen Dorfkirche hatte etwas magisches. Wir standen dichtgedrängt, der Weihrauchgeruch kitzelte unsere Nasen und der Gesang ging ins Gemüt. Ich hatte meine Eva fest im Arm und drückte sie an mich. Lena schien auch ergriffen zu sein, als das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ erklang. Sie griff nach Evas Hand und kuschelte sich an. Josefa, Karl, Miriam und Jona sangen mit fester Stimme textsicher mit.

Walter und Anton waren jeder mit einem Pferdeschlitten vorgefahren. Wir verteilten uns auf die beiden Fuhrwerke und ließen uns unter Geklingel zum Haus hinauffahren. Sobald wir von der Hauptstraße herunter waren, hörten wir nur noch das Schnauben der Pferde und das Knirschen der Kufen im Schnee.
Am Haus verabschiedeten uns Roswitha,, Anton und Walter und drückten uns jedem eine brennende Fackel in die Hand. Dann tranken wir bis auf die Kinder jeder ein Glas Glühwein und verabschiedeten uns. Josefa und Karl kannten den Weg und führten uns durch den Schnee den Berg hinauf. Es ging stetig bergan. Über uns funkelte der Sternenhimmel.
Karl ließ die Grappaflasche herum gehen. Es war klirrend kalt, aber da kein Lüftchen ging, war es recht angenehm auszuhalten. Wir unterhielten uns angeregt und so verging de Zeit wie im Fluge. Bald tauchte auch die Hütte als Silhouette vor dem Sternenhimmel auf. Anton stand mit den Kindern in der Tür, sie hatten den Weihnachtsbaum schon angezündet.

Wir warfen ein paar Scheite Holz ins Feuer, zogen uns um und versammelten uns dann gemütlich um den großen Tisch. Der Weihnachtsbaum warf seinen Glanz über den Tisch und wir löffelten genüsslich unsere Gulaschsuppe, die Roswitha uns in den Backofen gestellt hatte. Karl hatte noch zwei Flaschen Blaufränkisch vom eigenen Hof spendiert und wir ließen es uns richtig gut gehen. Da die Kinder ihren Kräutertee tranken, waren wir Weinfreunde nur zu sechst. Schließlich holte Anton noch eine Flasche Grappa hervor, die wir natürlich auch gerne verkosteten.

Kristallklare, klirrend kalte Luft und ein Sternenhimmel, wie man ihn schöner kaum ausmalen könnte, die Atmosphäre im Hochgebirge nahm uns gefangen. Lautlose Stille beinahe, nur der eigene Atemhauch und der der Liebsten im Arm war zu vernehmen. Die Heilige Nacht, kurz nach Mitternacht vor der Hütte oberhalb des Passeiertals. Die Nacht schliefen wir wie die Murmeltiere, Lena hatte die Gelegenheit genutzt, sich zwischen uns zu kuscheln.“Da sind Mäuse“, hatte sie ängstlich verkündet. Offenbar hatte Jona, den Mädchen erzählt, das Rascheln käme von Mäusen. Daraufhin war Lena zu uns geflüchtet und Miriam zu Josefa und Karl. Jona grinste am nächsten Morgen.
Am ersten Feiertag machten wir früh eine Schneewanderung mit Schlitten. Lena war begeistert und forderte mich immer wieder auf, schneller zu ziehen. Zum Glück ging es die meiste Zeit bergab, denn wir waren bei Roswitha und Anton zum Mittagessen eingeladen.

Zutaten für 6 Personen:
· 1,2 kg Kartoffeln
· 1 kg Äpfel (z.?B. Kanzi)
· 200 ml Apfelsaft
· 2 EL Zucker
· 5 Stiele Majoran
· 2–3 EL Apfelessig
· 4 Schalotten
· 3 Knoblauchzehen
· 4 EL Öl
· 2 EL Butter
· Salz, Pfeffer
· 600 g Rinder- oder Schweinebraten (vom Vortag)
· 5 Stiele glatte Petersilie
· gemahlener Kümmel
Zubereitung von Bozener Herrengröstl mit Majoran-Apfelkompott
Ideal um Bratenreste weiter zu verwerten
Kartoffeln waschen und zugedeckt in Wasser ca. 20 Minuten kochen. Abgießen, kalt abschrecken und schälen. Auskühlen lassen.
Für das Kompott Äpfel schälen, vierteln, entkernen und klein schneiden. Äpfel, Apfelsaft und Zucker zugedeckt in einem Topf aufkochen und 8–10 Minuten köcheln, bis die Äpfel gerade zerfallen. Majoran waschen, trocken schütteln, Blättchen abzupfen und fein hacken. Majoran unter das Kompott rühren und mit Essig abschmecken. Abkühlen lassen.
Schalotten und Knoblauch schälen, fein würfeln. Kartoffeln in Scheiben schneiden. Je 2 EL Öl und 1 EL Butter in zwei großen Pfannen erhitzen. Kartoffeln darin flach verteilen und bei mittlerer Hitze unter Wenden ca. 10 Minuten goldbraun braten. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Inzwischen Braten würfeln. Petersilie waschen, trocken schütteln und Blättchen fein hacken. Bratenwürfel, Schalotten und Knoblauch zu den Kartoffeln geben und ca. 3 Minuten mitbraten. Mit Kümmel, Salz und Pfeffer abschmecken. Petersilie über das Gröstl streuen. Majoran-Apfelkompott dazureichen.
Eva ließ sich von Roswitha das Rezept geben.
„Das kochen wir zuhause mal nach, was meinst du Peterl?“
„Walter bringt mit Max den Schlitten und die Geschenke wieder nach oben, ein bis zwei Fußkranke könnte er auch noch mitnehmen.“
„Kommt gar nicht in Frage“, Karl schüttelte seinen Kopf „wir laufen, das ist der ideale Verdauungsspaziergang.“
Es schneite ganz leicht, war klirrend kalt, aber kein Wind, also ideal zum laufen. Außerdem schützte vorerst der Wald. Die Kinder tollten ausgelassen wie junge Hunde durch den Schnee, besonders Lena, die ja den Schnee eigentlich gar nicht kannte, so wenig Schnee, wie es bei uns gab. Karl hatte die Flasche mit Grappa in Verwahrung und ließ sie ab und an kreisen. Uns wurde innerlich schon bald warm. Nach einer Weile überholte uns Walter mit dem Pferdeschlitten und bot uns noch einmal die Mitfahrt an, was wir aber kategorisch ablehnten. Lena liebäugelte zwar mit der Möglichkeit, aber der Schnee war zu verlockend. Die Kinder attackierten uns mit Schneebällen und konnten sich ausschütten vor lachen, wenn wir schimpften.
Ich nutzte die Situation und schüttelte einen Baum, als die Zwerge gerade darunter uns auslachten. Der Segen plumpste von oben herab und verschaffte den Kindern weiße Mützen. Sie kreischten und schimpften dann wie die Rohrspatzen.
„Du bist ja so gemein Papa!“ Lena boxte mich gegen den Bauch.
„He Lena, laß den Papa in Ruhe, ihr habt uns auch mit Schneebällen beworfen.“
„Aber das war doch so gemein“, schimpfte Lena weiter.
„Dann muß sich eben der Papa unter einen Baum stellen und ihr Kinder dürft schütteln“, schlug Eva vor. Die Kinder jubelten und ich mußte wohl oder übel mitspielen. Ich stellte mich unter eine schwer mit Schnee bedeckte Fichte und die Kinder traten gegen den Baum. Ich bekam den ganzen Segen ab. Ich schüttelte mich und Eva half mir beim abklopfen.
„So seid ihr kleinen Räuber jetzt zufrieden?“
Die Kinder kicherten und auch Josefa, Karl und Eva mußten lachen, als sie mich wie einen begossenen Pudel dastehen sahen.
„Jetzt aber keine Schneeballattacken mehr“, ordnete Karl an, die Kinder murrten zwar, fügten sich aber dann.
Auf den Schreck hin, nahm ich erst mal einen Schluck aus der Grappaflasche und schüttelte mich dann.
„Fahren wir noch mal Schlitten“, forderten die Kinder, als wir an der Hütte angelangt waren. Ich zog meine Stiefel aus, trocknete mir drinnen erst einmal den Kopf und nahm mir eine trockene Mütze aus dem Koffer.
Karl hatte inzwischen entschieden, dass die Kinder auf dem Hang zum Parkplatz rodeln könnten.
„Mit dem Schlitten fahren wir erst morgen wieder. Niemand hat Lust den ganzen Weg noch einmal zu gehen. Ihr könnt noch ein wenig rodeln, aber paßt auf.“
„Schaut mal, was ich mache“. Lena hatte sich auf den Bauch gelegt und rodelte kopfüber den Hang hinunter. Die Großen hatten es ihr vorgemacht und Lena mußte natürlich jeden Unsinn nachmachen.
„Sag mal, spinnst du Lena. Willst du dir den Hals brechen?“ Eva schimpfte.
„Und ihr Großen hört auch auf damit“, ergänzte Josefa und schimpfte Miriam und Jona aus.
„So Kinder kommt rein, es gibt Kuchen.“ Das ließen sich die Schlingel nicht zweimal sagen und stürmten herbei.
„Aber erst Stiefel ausziehen und klopft euch den Schnee ab“, ordnete Josefa an.
„Roswitha hat uns eine Marzipantorte gebacken, sie müßten gleich kommen. Ihr dürft schon mal den Tisch decken. Peterl, du kannst die Torte schon mal hereinholen, dass sie etwas aufwärmt, aber nicht naschen.“ Wir hatten sie draußen auf einem Regal deponiert.
Marzipantorte
Vorbereiten:
Schokolade grob zerkleinern und im Wasserbad bei schwacher Hitze schmelzen, Instant-Kaffeepulver in der Schokolade auflösen. Springformboden fetten und mit Backpapier belegen. Backofen vorheizen.
Ober-/Unterhitze: etwa 170°C
Heißluft: etwa 150°C

Biskuitteig:
Eiweiß sehr steif schlagen. Das Marzipan in kleine Stücke schneiden, zusammen mit dem Eigelb in einer Rührschüssel mit einem Mixer (Rührstäbe) cremig rühren. Nach und nach die Eier auf höchster Stufe unterrühren. Mit Vanille-Zucker und Salz gemischten Zucker unter Rühren in 1 Min. einstreuen und die Masse in etwa 3 Min. dick cremig schlagen. Rum-Aroma kurz unterrühren. Mehl mit Backin mischen und portionsweise unterrühren.

Schokolade mit Mandeln zu der Masse geben und unterrühren. Eischnee vorsichtig unter die Masse heben. Teig in der Springform gleichmäßig verstreichen. Die Form auf dem Rost in den Backofen schieben.
Einschub: unteres Drittel
Backzeit: etwa 60 Min.

Den Boden aus der Form lösen und auf einen Kuchenrost stürzen, Backpapier abziehen, zurückstürzen und erkalten lassen.

Füllung:
Biskuit zweimal waagerecht durchschneiden. Den unteren Boden auf eine Tortenplatte legen. Vanilla Tortencreme mit Milch und Butter nach Packungsanleitung zubereiten. Den unteren Boden mit 1/3 der Creme bestreichen. Den mittleren Boden auflegen, mit 1/3 der Creme bestreichen und den oberen Boden auflegen. Rand und Oberfläche dünn mit der Creme (etwa 4 EL zum Verzieren zurücklassen) bestreichen. Torte mind. 1 Std. in den Kühlschrank stellen.

Verzieren:
Die Torte mit der Marzipandecke nach Packungsanleitung einkleiden. Übrige Creme in einen Spritzbeutel geben, Tupfer auf die Torte setzen und mit Schokodekor Herzen und Pistazien verzieren. Die Torte mind. 1 Std. in den Kühlschrank stellen.

Roswitha und Anton kamen in Sicht, als sie den Waldrand umrundet hatten. Sie traten sich draußen den Schnee ab und zogen die Stiefel aus. Roswitha kramte aus ihrer Umhängetasche zwei paar Pantoffeln heraus, in die sie schlüpften. Mittlerweile war auch der Kaffee fertig. Während Eva den Kaffee einschenkte, schnitt Roswitha die Torte auf und legten jedem ein großes Stück auf den Teller. Lena konnte nicht warten und klaubte etwas vom Schokodekor ab.
„Gleich gibt’s etwas auf die Finger Fräulein“, drohte ich ihr, doch Lina grinste nur frech.
Die Marzipantorte schmeckte uns hervorragend und wir vertilgten sie bis auf den letzten Krümel.
„Ich habe dir das Rezept aufgeschrieben Eva, Josefa hat es ja schon“, Roswitha überreichte Eva den Zettel mit dem Rezept.
„Wenn ihr Lust habt, essen wir heute Abend bei uns unten. Ich bereite euch eine Jausenplatte“, schlug Roswitha vor.
„Au ja, dann können wir wieder Schlitten fahren“, jubelten Lena und Miriam.
„Walter bringt euch wieder hoch, wenn ihr hinterher keine Lust mehr zum Laufen habt.“

Roswitha hatte alles zusammengesucht, was Küche und Vorratskammer hergaben und die Platten voll beladen. Neben Kraut- und Wurst-Käsesalat, gab es geräucherte Mettwürstchen, rohen Schinken und Tiroler Speck, Salami, Weißwürste, Leberkäse, Gewürzgurken, Paprikaringe, würzigen Bergkäse und ein Schälchen Obazda, dazu frisch gebackenes Zwiebelbrot und saftiges Roggenbrot. Uns gingen bald die Augen über, wir konnten uns kaum entscheiden, wo wir zuerst zugreifen sollten, dazu servierte uns Anton frisch gezapftes Bier vom Faß und je nach Wunsch Grappa oder Obstler. Wir langten kräftig zu.
Besonders Lena fühlte sich pudelwohl. Zum ersten Male in ihrem Leben gab es reichlich Schnee, genug für Schneemänner und zum schlittenfahren. In unserem Winkel der Toskana schneite es zwar auch hin und wieder, manchesmal blieb der Schnee sogar ein paar Tage liegen, aber es waren immer nur höchstens zwei bis drei Zentimeter, die der Regen schnell wieder fortspülte. Daher war Lena hier so begeistert, dass sie sich vor lauter Vergnügen im Schnee wälzte. Nach dem essen spielten die Kinder am Hügel hinter dem Hof im Schnee. Anton hatte für sie in Meran kleine Plastikrutscher besorgt. Wir Großen saßen in der guten Stube und erzählten. Anton interessierte sich für den Weinbau. Ich erzählte von unserer Brennerei, in der wir den Trester zu erstklassigem Grappa brannten. In Antons Brennerei unten in Meran wurde nur Obstbrand aus dem eigenen Obstbeständen erzeugt. Wir verkosteten natürlich den Hochprozentigen, den Anton großzügig ausschenkte. Ich revanchierte mich mit zwei Flaschen unseres Vecchio Santucci Grappas. Gegen Abendrief Roswitha Walter an, wir wären zu wackelig auf den Beinen, er sollte uns mit dem Schlitten auf die Hütte fahren. Wir mußten zweimal fahren, die erste Fuhre nahm Josefa und die Kinder auf, in der zweiten Fuhre waren Karl, Eva und ich an Bord. Wir sangen lauthals Weihnachtslieder, was aber weder Walter noch Max unserem treuen Wallach störte. Es war kalt geworden, eine richtige Schneeluft umhüllte uns. Oben angekommen beschlossen wir früh schlafen zu gehen, trotz des Protestes der Kinder, die betonten, sie seien überhaupt noch nicht müde. Nach einer Katzenwäsche kuschelten wir uns in unsere Betten. Die Kinder schliefen heute in ihrer Kammer. Da mochte Jona noch so viel von Mäusen erzählen oder auch nicht. Am nächsten früh waren wir eingeschneit. Karl und ich nahmen Schaufeln und räumten den Weg bis hinunter zum Parkplatz. Nach dem Frühstück schnallten wir uns unsere Schneeschuhe unter und machten eine ausgedehnte Schneewanderung. Die Sonne machte die Kälte erträglich, trotzdem bliesen wir mit jedem Atemhauch bizarre weiße Wolken aus. Tief unter uns lag das Passeiertal mit den von hier aus winzig auschauenden Häusern von St. Martin. Die Kinder tobten im Schnee herum und warfen sich vergnügt mit Schneebällen. Ich schaute auf die Uhr. „So laßt uns langsam umkehren, es geht auf mittag zu.“ Walter wollte uns später mit dem Schlitten abholen, aber vorher mußten wir uns noch umziehen. Anton wollte mit uns Männern und Jona in die Brennerei fahren, Eva und Josefa den Aufenthalt in Meran zu einem Einkaufsbummel nutzen. Miriam und Lena halfen Roswitha währenddessen beim Plätzchen- und Kuchenbacken. Walter und Max warteten schon. Wir beeilten uns mit dem umziehen. Auf dem Schlitten wurde es etwas eng, so daß ich mich zu Walter auf den Kutschbock hockte. Anton hatte den Nissan schon aus der Garage geholt. Wir machten es uns bequem und Anton fuhr vorsichtig die steile, aber schon geräumte Straße ins Passeiertal hinunter. Unten im Tal ging es zügig vorwärts. Anton setzte Eva und Josefa am Bahnhofsvorplatz ab, wir fuhren noch ein paar Minuten weiter bis an den Ortsrand, wo die geräumige Halle der Brennerei stand. Anton brannte hier diverse Obstbrände. Er kaufte noch einiges an Obst dazu, um die ganze Sache rentabler zu machen. Den größten Teil der Sprituosen verkaufte er unter eigenen Namen, einiges ging im Auftrag direkt an die Zulieferer zurück. Wir probierten einige der verschiedenen Obstler, Jona durfte auch einmal probieren, trank aber ansonsten den Most, den Anton ebenfalls produzierte.
Am Nachmittag lasen wir auch Eva und Josefa wieder auf, die beim Einkaufsbummel reiche Beute gemacht hatten und ihre diversen Beutel im Kofferraum verstauten. Pünktlich zum Kaffeetrinken waren wir wieder oben. Stolz zeigten uns Miriam und Lena die frischen Plätzchen.
„Na, habt ihr fleißig gearbeitet oder nur genascht?, wollte Eva wissen. Roswitha lobte ihre tüchtigen Helfer.
Schnell war der Tisch gedeckt, der Kaffeeduft und der Anblick der Plätzchen und des Kuchens ließen uns das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Morgen hieß es leider schon wieder Abschied nahmen. Sylvester hatten uns Paola und Bruno eingeladen. Der Anblick des Höhenfeuerwerkes von ihrer Terrasse war bestimmt atemberaubend schön. Den Sylvesterabend würden wir gemeinsam bei Waltraud und Giancarlo verbringen, Benedetta und Mario hatten sich ebenfalls angesagt.
 
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Lena hatte in ihrem bisherigen Leben, nur wenig Schnee gesehen. Sicher, auch bei uns, in unserem Winkel der Toskana schneite es hin und wieder, aber meistens nur wenige Zentimeter. Es reichte kaum zum Schneemann bauen. Daher war Lena ganz neugierig auf unseren Winterurlaub in den Südtiroler Alpen

Wolfgang scrittore (29.05.2015)

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