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Souterrain der Seele

Romane/Serien · Nachdenkliches
Amanda war sich sicher, dass dies ein richtiger Entschluss war, obwohl ihr alle abrieten. Sie wollte ein Sabbatjahr machen,für ein Jahr nicht Lehrerin sein, keine Klassenarbeiten korrigieren müssen, keine Klassenkonferenzen wegen verhaltensgestörter Schüler machen müssen und vor allen Dingen keinen Unsinn unterrichten müssen.Ein so sinnloses Dasein wie das einer Lehrerin gab es wohl kein zweites Mal, fand Amanda.
Es klappte. Sie bekam die Genehmigung für ihr Sabbatjahr und sie war sich ihres Privilegs durchaus bewusst. Wusstest Du, lieber Leser, dass Beamte durch während zwei Jahre angesammelter Überstunden in dem darauffolgenden dritten, freien Jahr, ihr Gehalt weiter beziehen mitsamt der Beihilfe und der privaten Krankenkasse? Amanda wusste das und wollte das ausnutzen.
Sie hatte die Vierzig gerade erreicht, war immer noch Single, sah gut aus mit den langen dunklen Haaren und den goldbraunen Augen. Schlank war sie auch, fast dünn, knabenhaft nannte man das früher.
Deutsch und evangelische Religion unterrichtete sie an einem Gymnasium, daher rührte wohl auch ihr Gefühl der Sinnlosigkeit.
Beginnen wollte sie ihr Sabbatjahr mit einer Reise nach Frankreich. Im Internet fand sie ein Chambre d'hotes im Südwesten, in einem Landstrich, von dem sie noch nie etwas gehört hatte: Charentes, das Département 16. Das Foto, was dort abgebildet war, diese alte Herberge, faszinierte sie und auch das Konzept der Betreiber: Die Mahlzeiten sollten von den Gästen regelmäßig gemeinsam eingenommen werden, Frühstück und Abendbrot.
Das Abendbrot versprach ein lukullisches Mahl zu sein. Auch das Bild der Gastgeber,Hippokryte und Samira de Beaufort, gefiel ihr. Sie hatten beide die 70 schon überschritten und standen auf dem Foto auf einer steinernen Treppe, die sich in einem weiten Eingang zu verlieren schien.
Die Hauswand war mit wildem Wein bewachsen, dessen kleine grüne Tentakel sich auf den Fensterbänken und Läden entlang schlängelten.
Amanda war begeistert. Das sollte es sein und sie buchte.
Dass sie nie wieder zurück kehren sollte, wusste sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.
 
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Kommentare  

Lieber Marco Polo,
ja, das ist die Einleitung zu einem Roman. Irgendwie habe ich aber Schwierigkeiten, mich einzuloggen, weil ich früher mal "Novalis Breton war". Deswegen geht es mit der Fortsetzung nicht so flott. Aber ich gebe mir Mühe und vielleicht gelingt es mir schneller als ich dachte.


Novalis Breton (08.10.2015)

Ist diese kleine Story eine Einleitung zu einem Roman? Denn auf mich wirkt sie irgendwie unfertig und sogar ein wenig unheimlich. War das Absicht? Ansonsten sehr schön flott geschrieben. Liest man gerne.

Marco Polo (08.10.2015)

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