Ihr Lieben
Vor ungefähr 20 Jahren führte mir „das Schicksal“ einen lieben, herzensguten Menschen vor Augen, der mich und andere alle vier Wochen in den schieren Wahnsinn trieb. Ich war damals in einem Selbsthilfeprojekt engagiert und in unserer Gruppe herrschte das Prinzip der „Basisdemokratie.“ Monatlich fand einmal das Plenum statt wo Pläne, Änderungen etc diskutiert und am Schluß dann über die jeweilige Umsetzung abgestimmt wurde – mit der einen Regel, dass vor der unmittelbaren Abstimmung letzte Unklarheiten aus dem Weg geräumt wurden und anschließend niemand Einwände gegen die dann folgende Abstimmung erhob. (Wir waren ein Haufen zwischen 40 und 50 s e h r unterschiedlicher Leute.) Es war immer dieser eine Mensch, der im allerletzten Augenblick die Hand hob mit der Bemerkung: „Also jetzt muß ich aber doch nochmal auf Punkt soundso kommen mit dem ich nicht einverstanden bin und dann wollte ich noch was zu Punkt soundso anmerken ...
Ich erspare euch weitere Details – zu eurer Beruhigung; dieser wirklich herzensliebe Mensch lebt noch – das Projekt ist tot – er war nicht daran schuld ...
Diese Art, unbeabsichtigt oder absichtlich sich in kleinste Uneinigkeiten zu verlieren, fällt mir zunehmend bei uns Christen auf. Das ist bedrückend weil dadurch Spaltungen entstehen die teils so schwer sind, dass eine Seite der anderen ihre Daseinsberechtigung abspricht.
Die Apostel hatten durchaus ihren guten Grund bei der Versammlung in Jerusalem folgenden Beschluß zu fassen – ich glaube, sie konnten sich denken was kommen würde ... : Wer alles lesen will -Apostelgeschichte Kapitel 15 ansonsten die Verse 19 und 20
19 Darum halte ich dafür, daß man diejenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, nicht weiter belästigen soll,
20 sondern ihnen nur anbefehle, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten ...
Während die zwei großen Amts (Staats) Kirchen immer mehr Mitglieder verlieren, haben die verschiedenen Freikirchen Zulauf. Das ist einerseits schön und ein Gewinn für die Christenheit, führt aber auch da zu mehr und mehr argwöhnischem Beäugen der anderen Gemeinde/ Kirche und endet nicht selten in kleingeistigem Gezänk, Rechthaberei und sogar dem Absprechen des christlichen Geistes. Gerade in einer Zeit in der Christen überall Verfolgungen ausgesetzt und/oder des Spottes und der Lächerlichkeit ausgeliefert sind, wirkt innere Hackerei noch zusätzlich hinderlich und zerstörerisch.
Da sind zum Beispiel die 7 -Tage -Adventisten, welche den Samstag als heilig erachten und in manchen Gemeinden einige der jüdischen Speiseordnungen einhalten, sowie den einen oder anderen jüdischen Festtag feiern. Dafür werden sie von anderen christlichen Gemeinden teils scharf kritisiert, die sich u. a. auf den Jakobusbrief berufen:
Jakobus 2,10
10.Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden.
Oder
Kolosser 2
16 So lasset nun niemand euch Gewissen machen über Speise oder über Trank oder über bestimmte Feiertage oder Neumonde oder Sabbate; (Römer 14.1) 17 welches ist der Schatten von dem zukünftigen; aber der Körper selbst ist in Christo.
Andererseits geifern aber auch Gruppierungen die „back to the roots“ wollen gegen die „modernen“ und bezichtigen sie, dass diese die ursprüngliche Lehre des Christus verdrehten; dieser in Wahrheit nur die Tora lehrte und alle die „gerettet“ werden wollten „zurück zur ursprünglichen Lehre müssten. Dabei widersprach Jesus durchaus gewissen Stellen in der jüdischen Lehre, setzte sich über sie hinweg und/oder interpretierte sie um.
Am übelsten, denke ich, geht es hier den „messianischen Juden“, die von den Religionsgemeinschaften als „weder Fisch noch Fleisch“ angesehen und sowohl von Juden, als auch Christen abgelehnt werden.
Eine, wenn nicht die Hauptschwierigkeit meiner Meinung nach ,ist die Neigung, die – eigene - Überzeugung zum unabänderlichen Gesetz – für Andere - zu machen und auch ich bin nicht immer frei davon und muß mich immer wieder auch selbst korrigieren.
Also ist es besser prinzipienlos zu sein? Soll jeder machen wie er will? Mir egal?
Mitnichten!
Die Apostel legten diese vier Grundregeln des christlichen Glaubens fest. Das betrachte ich als das Fundament. Man kann diese Regeln auch ganz sachlich betrachten:
Kein Götzendienst = Nur den EINEN GOTTVATER anerkennen und somit frei
zu sein von aller Art Hokus Pokus
Keine Un-Zucht = Verhinderung von Geschlechtskrankheiten, keine Selbstzerstörung - u. Beschädigung der eigenen Seele.
Kein Fleisch von durch Erstickung verendeten Tieren (zb. von anderen Tieren gerissen)
Kein Fleisch von Tierkörpern/Teilen in denen sich Blut befindet = besonders in den heißen Gegenden der Welt ein absolut sinnvolles Gebot – gesundheitlich begründet und auch bei uns werden Schlachttiere nicht ohne Grund ausgeblutet.
Nichtsdestotrotz denke ich, dass Gott ansonsten Individualität durchaus schätzt. Was ein Mensch, eine Kirchengemeinde warum tut, das weiß ohnehin wirklich nur der Allmächtige- der die Herzen und Nieren erforscht ... wie es in den Psalmen heißt.
Auf der Website Israelheute hatte ich einen Meinungsaustausch mit einer überaus engagierten Christin die das zukünftige Paradies darin sieht, dass die „wahren Anbeter“ die Gebote und Essensvorschriften der Tora befolgen werden. Interessanterweise flatterte mir zur gleichen Zeit ein Traktat einer streng religiösen zionistisch orientierten Vereinigung in den Briefkasten welche, was für ein Zufall, die gleiche Ansicht vertrat.
Ich machte beide auf die Apostelversammlung zu Jerusalem aufmerksam und fügte hinzu: Meinetwegen seien sie auf´s herzlichste eingeladen, Tag und Nacht jedes der 613 Ge-und Verbote auf´s strikteste einzuhalten und ich bin sicher, Gottes Segen liegt auf ihnen – unter EINER Bedingung – solange sie es FREIWILLIG UND ALLEIN FÜR GOTT UND SICH tun. Antwort erhielt ich darauf hin weder von der einen noch von den anderen.
Ich plädiere NICHT für den EineWeltGlauben – das tut schon ein anderer der kräftig daran arbeitet und wohl für etwa 7 Jahre Erfolg haben wird ...
Mir persönlich reichen die vier Grundgebote. Ich freue mich aber Überraschungen, Neues, Ungwohntes zu sehen und zu erleben, andere Gemeinden, Kirchen zu besuchen ohne MIR oder ANDEREN ein Zwangskorsett anziehen zu müssen.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen Gottes Segen und Schutz für die kommende Woche.