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SOKO Schlachthof

Schauriges · Kurzgeschichten
Brechts neuer Fall

Wir hatten gerade gefrühstückt, als mein Handy klingelte. Eberl war daran.
„Ihr müsst sofort kommen, wir haben eine Leiche. Im Schlachthof, die Spusi und Haber sind informiert.“
Wir tranken unseren Kaffe aus, dann fuhr ich mit Maria zum Schlachthof. Ein junger Polizist führte uns in eine der Wurstküchen. Hier saßen Arbeiterinnen und schnitten das grob zerlegte Fleisch klein und warfen es in den Cutter zur Wurstbereitung. Haber beugte sich über einen Trog, der mit Fleischstücken gefüllt war.
„Wo ist jetzt die Leiche“, wollte ich wissen. Haber, unser Gerichtsmediziner deutete auf den Fleischtrog. Dann zeigte er mir ein recht großes Fleischstück und deutete darauf.

„Wofür hältst du das Brecht?“ „Sag es mir Haber, was ist das für ein Fleck?“
„Gegenfrage, Brecht, hast du schon mal ein tätowiertes Schwein gesehen?“ Ich schüttelt meinen Kopf und schaut ihn fragend an.
„Ich helf dir auf die Sprünge“, er fasste sich an den Hintern.
„Das ist eine menschliche Hinterbacke, sehr muskulös, wie du siehst und gut durch den Winter gekommen, schau dir diese gut entwickelte Speckschicht an. Das ist alles, was wir bisher von der Leiche haben. Der Rest dürfte sich im Fleischtrog befinden, eher ein kleiner Teil, ihr müßt weiter suchen, wo sich der Rest befindet. Nicht, dass er schon in den nächsten Supermarkt ausgeliefert wurde.“ Ich schüttelte mich bei dem Gedanken daran.
„Keine Sorge, der Genuss von Menschenfleisch ist nicht gesundheitsschädlich. Der Bursche hier dürfte nicht der erste gewesen sein. Das rutscht gern mal durch.“
Eberl kam und fragte ob wir mit der Zeugin reden wollten. Eine ältere, hagere Frau schaute uns entsetzt an, deutete auf den Cutter. Der halbe Inhalt des Trogs ist schon darin.
„Die Wurstmasse wird mit Eis und Gewürzen versehen und stetig durchgeknetet, für die Salamiproduktion. Das Fleisch sah aus wie immer. Ich bin derst stutzig geworden, als ich das Tattoo gesehen habe. Erst dachte ich, es sei der Veterinärstempel, dann sah ich den Skorpion. Ist das wirklich eine menschliche Pobacke?“ Ich nickte.
„Und wo könnte die andere sein?“ „Im Kühlraum stehen noch zwei Tröge mit Fleisch“, meinte sie dann.


Die Spusi schleppte die Tröge herbei und Haber warf ein Auge darauf


Haber nahm zwei große Fleischstücke heraus, legte sie nebeneinander. „Schau Brecht, das war sein Bauch, der Nabel wurde sauber herausgeschnitten. Er muss zu Lebzeiten eine ganz schöne Wampe gehabt haben.“ Haber klopfte mir schmunzelnd auf den Bauch und grinste. „Du hast deinen Sixpack ja auch ganz gut getarnt Wolf.“
Haber hatte sich einen Überblick verschafft. „Alles, was verraten würde, dass es sich um einen Menschen handelt, fehlt. Wenn er kein Tattoo auf dem Hintern gehabt hätte, wäre alles schon Salamigrundmasse. Ach ja, der zweite Schinken fehlt auch. Es sei denn er war einbeinig. Das war er aber nicht, denn er hatte zwei Oberschenkel. Schau hier das große Stück Fleisch, das ist der hintere Oberschenkel. Sollte wahrscheinlich reichlich saftige Steaks geben.“


Wir redeten noch mal mit der Arbeiterin, doch sie verneinte, eine zweite Hinterbacke verarbeitet zu haben.
„Wo kommen eigentlich die Knochen hin Frau Müller?“
Sie deutete auf eine große Maschine „Dort werden Knochen und Schlachtabfälle gemahlen und später gefriergetrocknet.“
Die Spusi nahm die Tröge mit dem Fleisch und brachte sie in den Kühlwagen, den Haber angefordert hatte.






„Was geschah heute Nacht in ihrer Schicht“, wollte ich von Bogdan dem vierschrötigen Vorarbeiter wissen. Er zuckte nur, etwas gelangweilt seine Schultern. Ich stellte eine andere Frage. „Was machen sie mit den Schlachtabfällen?“ Seine Mimik zeigte, er fühlte sich auf sicherem Grund.
„Die Schlachtreste, also was man nicht so verkaufen kann wird fein zerkleinert und dann gefriergetrocknet.“
„Und was macht ihr damit?“ Das verkaufen wir an Schlachter, es heißt Schlachters Freund. Ein paar Schaufeln davon in die Wurstmasse und man kann bis zu 25% mehr Wasser in die Wurst geben.“
Maria kam herein und bat mich auf einen Moment hinaus.
„Einer ist eingeknickt und hat gestanden. Sie haben Boris, einen ihrer Kollegen mit einem Messer erstochen und ihn dann wie ein Schwein zerlegt. Die anderen haben aus Angst geschwiegen, aus Angst ihre Arbeitsplätze zu verlieren und aus Angst vor Bogdan.“
„Und wo ist die fehlende Hinterbacke geblieben?“
„Die hat sich einer von Bogdans Kumpeln mit genommen als Sonntagsbraten. Eberl war zu spät, das Fleisch war schon gebraten und zum Teil verzehrt. Er hat die Reste konfisziert und mitgebracht.“



„Das war alles, was noch übrig war, mit fetter Soße und Zwiebeln. Riecht gut. Haber will sich gleich drum kümmern. Ich habe vorsichtshalber eine Asservatennummer drangepappt, sonst wärmt er sich das Fleisch noch in der Mikrowelle auf.“
Zwei von der Spusi waren dabei den Cutter auszuleeren und in große Eimer zu füllen.
„Frau Müller meinte, zwei Arbeiter haben sich schon etwas davon für ihre Brotzeit geholt. Ist zwar nicht erlaubt, wird aber locker gesehen.“ „Das wird längst verspeist sein, das essen soll laut Haber nicht gesundheitsschädlich sein“, warf Eberl ein. Die Masse roch aromatisch, aber ich widerstand, obwohl mein Magen vernehmlich knurrte.
Wir verhörten noch einmal Bogdan. „Wir wissen, dass sie ihn umgebracht haben. Leugnen ist zwecklos.“
„Er hat sich an meine Freundin herangemacht, ich hatte ihn gewarnt. Als er so blöd gelacht hat, habe ich ihn alle gemacht.“ „Und dann habt ihr ihn zerlegt, warum?“
„Als er nackt da lag, sah er aus wie ein fettes, rosiges Schwein, wäre doch schade um das Fleisch gewesen. Also haben wir ihn verarbeitet. Ich hätte gern die Gesichter der Chefs gesehen, wenn der Skandal aufgeflogen wäre.“
„Und dann haben sie ihn einfach zerlegt und filetiert?“ Bogdan nickte „Wenn ich gesehen hätte, dass er ein Tattoo am Arsch hatte, hätte ich das Fleisch mitgenommen.“ Er grinste. Wir legten ihm Handschellen an und Eberl und der Neue verfrachteten ihn ins Präsidium.
Die Spusi trug den letzten Trog mit den beiden Oberschenkelstücken heraus.
„Aber nicht einfach ein paar Steaks abzweigen“, rief ich ihnen hinterher. Marias kniff mich in die Rückseite meines Oberschenkels „Ich hätte nicht gedacht, das an dir so viele leckere Steaks zu finden sind. Von deinen fleischigen Pobacken mal abgesehen. Gebraten sah die Hinterbacke wirklich sehr lecker aus. Also wenn du mich mal betrügen solltest, schlachte und zerlege ich dich in Papas Wurstküche und serviere deine Pobacken als saftigen, fetten Krustenbraten im Lokal. Zum Glück hast du ja kein Tattoo auf deiner Arschbacke, mein Lieber.“ Sie grabschte noch einmal fest zu.
Im Büro machte ich den Schreibkram und rief den Staatsanwalt an. Dr. Silberstein meldete sich, er war Stellvertreter des Leitenden, der im Urlaub weilte.
„Keine Meldung an die Journaille, morgen geben wir eine Presserklärung ab und gratuliere zur Klärung des Falles.“ Dann legte er auf.
„Heute Abend einen Salat, was meinst du Wolf?“ Ich nickte, momentan war mir nicht so nach Fleisch zumute.
„Ich sehe schon die Schlagzeile morgen“, unkte Maria.
 
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Kommentare  

Wir unterscheiden uns gar nicht so sehr vom
Schwein, wie man sehen kann


Wolfgang scrittore (15.06.2022)

Hin un d wieder kommt es schon vor, das menschliche Körperteile, oder auch ganze Körper (unliebsame Mitarbeiter) in die Verarbeitungskette gelangen und verarbeitet an die Supermärkte ausgeliefert werden. Das ist nicht weiter tragisch, da der Genuß von Menschenfleisch gesundheitlich unbedenklich ist. Das Fleisch, die Wurst wird vor der Auslieferung noch mal auf Krankheitskeime untersucht.

Wolfgang scrittore (27.03.2019)

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