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Wer hat, dem wird gegeben, wer nicht hat ....

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Andacht Nr. 149


Sprüche 11./24

Einer teilt reichlich aus und hat immer mehr; ein anderer kargt, wo er nicht soll und wird doch ärmer.

Karl Lagerfeld: Man muss das Geld zum Fenster rauswerfen, damit es zur Tür wieder herein kommt ….


Ihr Lieben

Das klingt widersprüchlich, nicht wahr. Ist mir aber auch schon passiert. Ich lernte beide Seiten der Medaille kennen. Ich gehöre nicht zu den Millionären und am Ende des Geldes liegt manchmal noch „eine Wegstrecke Monat „…
Es geschah vor etwa drei Jahren, wenn ich jemanden beim Stöbern im Mülleimer sah oder erlebte wie jemand verschämt nach Pfandflaschen stöberte. Es störte mich damals und es stört mich noch heute. Es darf einfach nicht sein, dass man in diesem Land nach Pfandflaschen wühlt, dass sich regelrechte Banden bilden, die ihr Pfandflaschen - Territorium abstecken – in Stuttgart auf der Königstraße offen vor aller Augen sichtbar.
Es war eine ältere Frau der ich zum ersten Mal spontan und verschämt 5 Euro in die Hand drückte und mich schnellstens vom Acker machte. Ich wollte kein langes Dankesritual, hätte auch nicht gewusst, wie ich darauf antworten sollte.
Es geschah etwas merkwürdiges dabei; ich freute und amüsierte mich hinterher wie Bolle – als wäre ich beschenkt und nicht die Frau. Ich wusste nicht warum die Freude bei mir so groß war, schließlich hatte ich gerade von meinem Geld einer wildfremden Person spontan etwas gegeben von der ich nie eine Gegenleistung würde erwarten können. Die Erleuchtung kam, als ich mich an meine „Flucht“ vor der Frau erinnerte, den Blick von dieser Frau eingefangen zu haben – selten hat mich jemand so angestrahlt und das wegen lumpiger 5 Euro.
Es faszinierte mich, was in diesem Moment zwischenmenschlich geschah.
Ganze zwei Tage hielt diese Freude an. Ja, ich weiß, es klingt fürchterlich kitschig aber dieses Strahlen war „unbezahlbar“ - weitaus mehr als 5 Euro wert und ich entschloss mich, aus purer Laune heraus, dieses Experiment zu wiederholen.

Gelegenheit gab´s und gibt es – leider – mehr als genug, anderen mit verhältnismäßig wenig Geld ein Strahlen ins Gesicht zu zaubern.
In der Tat reichen 5 Euro für ein Menü mit Fleisch, Kartoffeln und Gemüse oder für zwei, ja drei Menüs der einfachen Art, also z.b Nudeln mit Soße und Gemüse. Leute, die mit jedem Cent rechnen müssen, wissen das.

Mir ging es merkwürdigerweise am Ende des Monats noch wunderbar. Sieh an, eine Rückzahlung aus der jährlichen Stromvorauszahlung wurde auf´s Konto gebucht und ich schaffte es sogar, einen kleinen Betrag auf´s Sparbuch zu packen. Genau umgekehrt erging es mir drei Monate später, als ich mir vorrechnete welche Rechnungen zu bezahlen wären, wie ich mit meinen Einkünften rechnen müsste um wieder etwas beiseite legen zu können Es war nicht zu glauben, ich musste diesmal sogar etwas vom Sparbuch herunter holen. Nix war´s mit Einzahlen. Überflüssig zu erwähnen, dass ich derart auf mein Geld schielte, dass niemand von mir „bedacht“ wurde. So brachte ich mich zusätzlich auch um die „heimliche Freude“ jemandem zum Strahlen gebracht zu haben. Dafür wurde mir klar, dass sich am Ende des Monats Ware bei mir befand, die völlig überflüssig war. Ich hielt sie (und so wurde sie auch angepriesen) für „Schnäppchen“ die so schnell nicht wieder kämen. Da wollte ich also clever sein, mich mit „Sonderangeboten“ eindecken obwohl ich das Zeugs gar nicht brauchte.

Meine Erkenntnis von damals: Ich vermeide „Black Fridays, Sommer - und Winterschlussverkäufe. Dieses Elend tue ich mir nicht mehr an und meine Erfahrung gibt mir recht. Dafür freue ich mich wie ein Schneekönig wenn ich mal wieder jemandem mit nur 5 Euro zum Strahlen bringe. Ist mehr wert als jeder Lottoschein, weil er direkt in die Hände eines Menschen geht, der/die es brauchen und womöglich gleich umsetzen kann. Man bekommt Übung und erkennt bald, wer "professionell" bettelt und sammelt und wer es gezwungener Maßen macht.


Diese wunderbare Erfahrung wünsche ich euch auch, sowie Gottes Schutz und Segen für nächste Woche und einen friedvollen 3. Advent.
 
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Kommentare  

Lieber Martin, ich versuche auch zu geben, ob für die Flaschensammlerin oder für den Bettler vorm Supermarkt, aber am allermeisten gebe ich für Tiere, die können sich überhaupt nicht wehren.
lieben Gruß von mir


Ingrid Alias I (30.12.2019)

Hi Martin,
schöne Geschichte. Liest sich spritzig und mit einem leisen Schmunzeln auf den Lippen und sie geht auch direkt ins Herz.
Ich kenne das Feeling beim Erzeugen dieses "Strahlens". Ich verteile auch gelegentlich Fünfer und mache mich dann schnell aus dem Staub.
Dieses "Hobby" sollten sich noch mehr Leute zulegen.
Schöne Story zu Weihnachten. Danke dafür.


Stefan Steinmetz (13.12.2019)

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