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8 Seiten

Schwarze Schwäne - Weiße Schwäne, Teil 16 - NACHT -*-*- DER NÄCHSTE MORGEN

Erotisches · Kurzgeschichten
Hoffentlich schläft er schon! Ich gehe also zurück ins Schlafzimmer und schlüpfe sachte unter die Bettdecke. Leise, ganz leise ... Er liegt - dem Himmel sei Dank dafür - hinten an der Wand.
Der und schlafen! Kaum liege ich, da ist er schon über mir, und er macht sich nicht mal die Mühe, mir mein weißes indisches Hemd auszuziehen. Auch mein Slip ist auf einmal weg. Oh, habe ich ihm etwa dabei geholfen? Schande über mich ...
Er ist so leicht in mir, dass ich es kaum glauben kann.
„Äääh, Moment mal“, stammele ich, aber das wird natürlich ignoriert, denn schließlich habe ich ja nicht ‚nein’ gesagt.
Er hat mich gut zurechtgelegt, und irgendwie bewundere ich seine Geschicklichkeit. Er muss verdammt viel Erfahrung mit Frauen haben und das ärgert mich auch irgendwie.

https://www.youtube.com/watch?v=KQkDbfKEnk4 (Billy Idol- Flesh for Fantasy)

Was habe ich ihm damals eigentlich erzählt, ich versuche, es mir in Erinnerung zu bringen, während ich auch versuche, meinen Körper ganz ruhig zu halten, um ja nicht in seinen Rhythmus einzusteigen. Ich bin ja so was von passiv, obwohl ein Instinkt mich dazu treibt, mich ihm entgegenzubiegen und ... Nein, nein, nein, das könnte ihm so passen! Also, was habe ich ihm vor fünf Wochen erzählt? Ach du lieber Himmel, war ich damals bescheuert? ‚Jeder Mann, der mit mir schläft, verliebt sich in mich. Und das kann ich keinem zumuten.’
Ja sicher, klar doch, seitdem ist viel passiert, und Bruce hat sich einen Dreck in mich verliebt, auch wenn er das vorhin noch behauptet hat. Dieses blöde Gewäsch kann Hardy doch nicht ernst genommen haben. Oder doch? Was sonst noch? ‚Und außerdem bin ich sowieso frigide!’ Das war jetzt nicht ganz gelogen, denn meistens klappt es nicht so richtig.
Ich verhalte mich immer noch absolut passiv. Warum schreie ich nicht um Hilfe? Warum versuche ich nicht, mich zu wehren? Ich weiß, dass er dann nicht weitermachen würde, das Weitermachen wäre unter seiner Ehre, es muss schon freiwillig von mir sein. Woher weiß ich das? Keine Ahnung, aber ich weiß es einfach. Nein, ich liege hier, lasse mich von ihm ficken und habe seltsame Gedanken dabei ... Denke an einen Limerick, den ich aber nicht richtig zusammenbekomme:
A young fellow named Skinner
took a lady to dinner
but before dinner
Skinner was in her ...
Da stimmt was nicht. Das ganze Versmaß stimmt nicht. Ein Limerick ist ein Fünfzeiler, glaube ich jedenfalls, und da fehlt ja fast die Hälfte, und das Dinner sowieso. Aber wie treffend! Und außerdem kann ich mich gut damit ablenken von Hardy. Ich glaube, ich muss kichern, tue es aber vorsichtshalber nicht.
Das Ganze spielt sich ohne Anfassen ab, bis auf die primären Geschlechtsteile natürlich. Das ist wohl unumgänglich, aber er berührt noch nicht mal meine Brüste, und das fehlt mir seltsamerweise. Will er mich damit demütigen? Zutrauen könnte ich es ihm!
Hardy ist wahrscheinlich meine passive Haltung leid. Er hält einen Augenblick inne, greift sich dann mein rechtes Bein und hebt es in einem wie mir scheint komplizierten Akt hoch, führt es vor sich her und legt es dann über mein anderes Bein – gut, dass ich so gelenkig bin – so dass er jetzt ... irgendwie unter mir ist?
Ich soll mich also selber stimulieren, indem ich ein Bein eng über das andere lege. Das ist gar nicht schlecht. Das habe ich noch nie gemacht, aber ich lass mich nicht von dem rumkommandieren. „Was zum Geier!“, sage ich empört.
„Ach sei doch ruhig.“ Er würgt meine Worte einfach ab.
Na gut, auf diese nette Aussage hin entspanne ich mich vollkommen, denn das ist für mich eigentlich der sicherste Weg, nicht zum Orgasmus zu kommen. Und bei dem will ich es auch nicht! Doch wer beschreibt mein Erstaunen, als es plötzlich, vielleicht wirklich ausgelöst durch meine Passivität, nein ... Mist, nicht das!
Er soll es nicht merken. Ich halte mir die Hand vor den Mund, um mein Stöhnen zu verbergen, aber automatisch drücke ich meine Schenkel noch enger übereinander und fasse als Krönung noch mit der anderen Hand dazwischen ... Was zum Teufel passiert hier? Ich habe tatsächlich einen Orgasmus - und das in einem total betrunkenen Zustand. Das ist unmöglich!
Natürlich spürt er es. Das ist keiner, der auf einem Eimer schläft, und warum empfinde ich keinerlei Widerwillen gegen ihn? Er müsste mir total fremd sein. Gut, das ist er auch, aber sein Körper ist mir vertraut. WARUM?
Egal, er hat es gemerkt und er fängt auch an zu stöhnen. Leider kann ich sein Gesicht nicht dabei sehen, aber sein Stöhnen reicht mir auch. Er zieht sich aus mir zurück und lässt sich neben mich fallen.
Wir berühren uns in keinster Weise, drehen uns in verschiedene Richtungen, und ich glaube, ich schlafe sofort ein. Schlafe tief und gut.

-*-*- DER NÄCHSTE MORGEN

So um acht Uhr - keine sechs Stunden später - wache ich auf. Mein Kopf ist in keiner guten Verfassung. Und sofort fällt mir alles wieder ein. Ich schaue mich um. Hardy ist nicht mehr in meinem Bett. Ist er schon abgehauen wie Bruce zum Beispiel? Nein, ist er nicht. Ich höre nämlich Geräusche aus der Küche, es ist die Kühlschranktür.
Als er kurz danach ins Schlafzimmer kommt, stockt mir der Atem. Was habe ich getan? Ich habe mich mit einem Gott eingelassen. Ich, eine normale Sterbliche, denn es ist Apollo, der Sonnengott selber, der gerade nackt ins Schlafzimmer kommt. Allein seine Haltung ist göttlich. Die meisten Männer sehen nackt irgendwie lächerlich aus, sie laufen ungeschickt und tölpisch daher, und irgendwie hat man keine Achtung vor ihnen. Aber er ... Er hat eine vollkommen ungezwungene Haltung, er ist unglaublich überzeugt von sich, und er hat verdammt noch mal recht, er ist göttlich – und ich lasse automatisch meinen Blick tiefer schweifen. Warum tue ich das? Egal, auch das ist göttlich. Er sieht natürlich, dass mein Blick tiefer geschweift ist, verzieht den Mund zu einem spöttischen Grinsen und kommt auf mich zu.
Aber ich bin nur eine ganz normale Sterbliche und heute Morgen ganz besonders sterblich. Geblendet wende ich meine Augen ab. Ich habe Kopfschmerzen, mir geht’s hundsmiserabel und ich sehe bestimmt furchtbar aus, so wie die beiden Obdachlosen auf dem THE FALL-Plakat, das über meinem Bett hängt.
Ich schwinge mich aus dem Bett, gehe erst aufs Klo in der Diele und danach ins Badezimmer en Suite - wobei ich durchs Schlafzimmer muss. Ich durchquere den Raum, ohne Hardy anzuschauen, putze mir die Zähne und lasse mir fünf Minuten lang eiskaltes Wasser über mein Gesicht laufen. Ich muss klar werden im Kopf. Viel hilft es nicht, und ich sollte jetzt ins Schlafzimmer zurückkehren.
Er misst mich mit seinen Blicken, betrachtet meinen Körper, der anscheinend von hinten von der Sonne bestrahlt wird und deutlich zu erkennen ist, er misst mich mit triumphierend begehrlichen Blicken, klar doch, meine Figur ist ganz nett.
Ich lasse mich ins Bett fallen und drehe ihm meinen Rücken zu. Das ist vielleicht ein Fehler, denn er versteht es als Aufforderung, er schiebt seinen linken Arm unter meine Hüfte, drängt sich nahe an mich heran, und ich spüre sein Glied hinter mir.
Ich greife hinter mich und ich fasse es an und streichle es. Hilfe, was tue ich da? Aber es ist zu verlockend. Er weicht ein bisschen nach hinten aus, damit ich Platz genug habe. Es fühlt sich wunderbar an. Es ist groß, es ist fantastisch, es ist einfach perfekt. Und ich habe es noch nicht einmal richtig gesehen – nur vorhin ganz flüchtig, als er ins Schlafzimmer kam und ich meine Augen züchtig und verlegen schloss – nur in mir gefühlt heute Nacht, und jetzt fühle ich es in meiner Hand.
Mit der rechten Hand streichelt er meine rechte Brust und die linke, die er unter meine Hüfte geschoben hat, greift um mich herum und öffnet sachte meine Schamlippen, so dass ich mich wahrhaftig nackt fühle, und mein empfindlichster Punkt fängt an zu pochen, obwohl er mich noch gar nicht dort berührt hat. Vielleicht ist gar keine Berührung besser als eine zu heftige. Das machen die meisten Männer falsch. Die denken, eine Frau wäre dort genauso robust und widerstandsfähig wie ein Mann an seinem Teil, aber das stimmt nicht, zumindest nicht bei mir.
Ich glaube, ich atme heftiger. Instinktiv hebe ich mein Hinterteil etwas an und dränge mich dann an sein Glied. Ich will es jetzt in mir haben! Ich lasse es widerstrebend los, und lege mein rechtes Bein über seine Hüfte. Oh Gott, ich signalisiere Paarungsbereitschaft, aber ich kann nicht anders.
Das ist wohl das Zeichen, er entfernt seine Hand von meiner rechten Brust, oh, das ist gemein und schiebt dann gekonnt sein Glied mit der jetzt freien Hand in mich, er macht es ganz langsam; und ich glaube, ich helfe ihm dabei. Aber er hätte es bestimmt auch alleine gekonnt. Er ist kein Stümper.
Er ist in mir, und er füllt mich wahnsinnig gut aus, er macht nicht viel, und gerade das erregt mich besonders. Ich fange an, mein Hinterteil rhythmisch gegen ihn zu bewegen, und er macht immer noch nicht viel, und das macht mich rasend, Er fängt wieder an, meine Brustwarze zu streicheln und das durch den Stoff meines dünnen indischen Hemds hindurch, und das macht die Sache noch geiler.
Mit der linken Hand, sein Arm liegt immer noch unter meiner Hüfte, spreizt er wieder meine Schamlippen, doch diesmal legt er einen Finger auf mich und lässt ihn einfach ruhig da liegen. Das ist nicht fair, verdammt noch mal, ich winde mich, um mich an seinem Finger reiben zu können. Verdammt noch mal, warum ist er so gut? Er macht immer noch Pausen, in denen er sekundenlang ganz in mir ist und sich dann wieder entfernt, aber ich spüre, dass es nicht mehr lange bei ihm dauern kann und schlage mein rechtes Bein über mein linkes und nehme seinen Finger in meiner Scham gefangen ... Oooh, das ist es ... und jaaaa! Es kommt unaufhaltsam. Ich höre jemanden stöhnen, das muss ich wohl sein. Und dann geht es los, ich spüre, wie ich anfange, unter seinem Finger zu pulsieren, und dann vergehe ich in süßen lustvollen Zuckungen ... Oh Hilfe! Und es nimmt kein Ende.
Kurz darauf lässt er sich auch gehen und auch das gibt mir noch einen Kick, es nimmt wirklich kein Ende. Eigentlich müsste ich schon lange fertig sein, aber er ist gut, so gut. Er ächzt, während er kommt und gibt wimmernde Laute von sich bei seinem Höhepunkt. Es ist wunderbar, seine Laute zu hören. Er wirkt so hilflos dabei.
„Du hast einen schönen Busen“, sagt er ein wenig später, und seine rechte Hand hat immer noch meine rechte Brust umfasst.
Tatsächlich ein Lob von ihm! „Ja wirklich?“ Ich versuche, mit ruhiger Stimme zu sprechen, denn ich bin immer noch außer Atem, aber das will ich ihm nicht zeigen. Und ich bewege mich nicht. Er ist immer noch in mir, und ich will ihn nicht verlieren, sondern noch eine Zeitlang in mir behalten. Er scheint es zu genießen, aber ich glaube, er genießt alles, was neu für ihn ist. Ist es neu? Er ist eben ein total sinnlicher Typ.
Fünf Minuten später stehe ich dann auf und gehe in die Küche. Vielleicht hilft mir frischer Kaffee, meine Kopfschmerzen zu überwinden. Ich kehre mit einer großen Kaffeetasse ins Schlafzimmer zurück.
„Willst du auch Kaffee?“, frage ich ihn.
Er schüttelt den Kopf. Er liegt wunderbar entspannt in meinem Bett. Schade, ich kann seinen Körper nicht sehen, denn die Bettdecke ist leider im Weg.
Seltsam, mit Bruce ging überhaupt nichts, es war unbefriedigend mit ihm zu schlafen, und er ist nicht über Nacht geblieben, obwohl ich es mir so sehr gewünscht hatte. Und jetzt hatte ich mir gar nichts gewünscht und mir auch gar nichts vorgestellt, und trotzdem hatte ich außergewöhnlich guten Sex. Und der Mann, der mir dies beschert hat, ist sogar über Nacht geblieben. Ist meine neue Devise richtig? Nichts mehr vorstellen, nichts mehr wünschen und vor allem nichts erzwingen wollen. Andererseits kann ich Hardy nicht ausstehen, er ist arrogant und unverschämt.
Wir liegen wieder nebeneinander, natürlich ohne uns zu berühren.
„Du und Susanne, ihr wart die interessantesten Frauen gestern Abend“, sagt er nach einer Weile und schaut mich dabei von der Seite her an, hinterlistig wie mir scheint.
Er findet mich interessant? Hmmm ... Ich muss jetzt gut überlegen, was ich sage. Eigentlich fasse ich es als Kompliment auf, denn normalerweise sieht Susanne zehnmal besser aus als ich. Aber vielleicht geht es ja gar nicht ums Aussehen, sondern um Rache an mir?
„Vielleicht hättest du Susanne anmachen sollen ... Die ist besser drauf als ich“, schlage ich locker vor. Er soll wissen, dass ich keinerlei Eifersucht auf Susanne hege. Hege ich nicht? Okay, ein bisschen vielleicht doch ...
„Hmmm ...“, sagt er nach einer mittleren Denkpause. „Ich dachte, die wäre mit diesem Typen zusammen.“
„Nicht, dass ich wüsste. Schade, da hast du Pech gehabt!“ Oh das tut gut! Er wollte mich eifersüchtig machen, wollte mich meine Nichtigkeit fühlen lassen, aber ich habe es ihm zurückgegeben.
Er schaut mich etwas zweifelnd an, lässt dann dieses Thema fallen und wir unterhalten uns über die Gäste, die sonst noch da waren. Die üppige Freundin von Susanne wird auch erwähnt, dabei lächelt er verlegen, und ich mag ihn auf einmal dafür. Nicht wirklich natürlich. Die rothaarige Freundin von Clem wird gar nicht erwähnt, die andere Frau auch nicht, die beiden haben sich anscheinend schon dadurch disqualifiziert, indem sie mit Clem zusammen waren. Und Betty ist auch kein Thema, obwohl sie einwandfrei die schönste unter den anwesenden Frauen war, aber vielleicht auch die langweiligste.
Was versteht er wohl unter ‚interessant sein’. Hat er die hübschen Frauen alle schon durch und probiert es jetzt mit den interessanten? Irgendwie kriege ich das alles nicht so richtig mit, ich habe immer noch Kopfschmerzen und mein Magen fühlt sich auch nicht gut an.
Er erzählt von seinem Vater und dass der prächtige Haare hätte und dass er selbst wohl auch keine Glatze kriegen würde. Er erzählt von einem nicht gesehenen Fußballspiel bei Kollegen, weil der Fernseher just in diesem Moment kaputtging. Er ist wirklich ein guter Plauderer und entwickelt einen gewaltigen Charme durch seine Lockerheit, aber ich traue ihm nicht, denn ich muss immer noch an diesen ersten Abend denken. Mich wird er damit nicht einwickeln!
Ich erzähle ihm von meinem Fernseher, der zwar ein sagenhaft stromlinienförmiges silbernes Design hat, aber leider auch die Angewohnheit, einfach auszugehen, wenn jemand im Raum mit irgendwas klappert oder klingelt. Er hat nämlich eine vorsintflutliche Ultraschall-Fernbedienung und geht danach tagelang nicht mehr an, der Schlingel. Vielleicht wartet er auf die richtige Schallfrequenz.
Hardy lächelt darüber, dann deutet er auf seine Taille und meint, er wäre fett geworden.
„Zeig mal“, sage ich spontan und bereue es sofort. Denn er lächelt irgendwie hämisch, als ich die Bettdecke hochhebe. Er denkt bestimmt, ich wolle seinen prächtigen Körper sehen. Dafür geht es mir eigentlich zu schlecht, trotzdem bin ich beeindruckt: Er hat kein Gramm Fett am Leib und sein Bauch ist traumhaft durchtrainiert, möglicherweise muss er gar nichts dafür tun, ist bestimmt angeboren. Aber was für ein eitler Fatzke!
„Ich sehe nichts“, sage ich. „Außerdem mag ich stattliche Männer ...“ Und muss dabei automatisch an Bruce denken, einen wirklich stattlichen Mann, dessen Stattlichkeit schon fast in Massigkeit übergeht.
„Stattliche Männer!“ Hardy fängt an zu lachen. „Und wie nennt man das noch mal bei Frauen?“ Hier fragt der Herr Lehrer, und ich habe gerade das Gefühl, geprüft zu werden.
„Vollschlank“, sage ich nach kurzem Überlegen.
„Ja genau! Stattliche Männer und vollschlanke Frauen.“
Kriege ich jetzt ein Fleißkärtchen von dem Herrn Lehrer? Aber eigentlich ist er recht nett zu mir, ist ja auch kein Wunder, er hat seinen Spaß gehabt, ist vielleicht besänftigt und denkt, er hätte mich feste im Sack. Ja Pustekuchen, gar nix hat er!
Irgendwann schlägt er vor, aufzustehen und zu frühstücken. Will er denn überhaupt nicht nach Hause gehen? Seltsam ungewohnt ist das. Na gut, ich erhebe mich, brühe wieder Kaffee auf, und diesmal trinkt er den Kaffee sogar. Was isst er da eigentlich? Ich habe den Tisch nicht gedeckt. Soll er doch selber sehen, was im Kühlschrank vom gestrigen Abend übrig geblieben ist. Ich könnte jetzt nichts runterkriegen, und ich könnte auch nicht rauchen, allein schon der Gedanke daran ist widerlich.
Was sehe ich: Er hat einen Wurstzipfel in der Hand, und ich erkenne die Mettwurst, die meine Tante Lisa mir des Öfteren schickt, weil sie meint, ich würde hier in der Großstadt verhungern. Ja, die ist lecker, Hardy hat einen guten Geschmack in Bezug auf Würste. Auf Frauen auch? Ich bin doch eher unscheinbar und ich kann mir nicht vorstellen, was er von mir will. Wahrscheinlich geht es nur um Rache.
„Kann man hier irgendwo spazieren gehen?“
Spazieren gehen gehört bestimmt zu dem Ritual nach einer Nacht mit einer willigen und vor allem bescheuerten Frau. Kann man! Denn ein paar Minuten von hier befindet sich ein kleines Wäldchen, wo man vorzüglich spazieren gehen könnte. Es ist natürlich kein Wald, wie ich ihn aus meinem Geburtsort kenne, kein finsterer romantischer Fichtenwald mit Himbeerbüschen und Stechfliegen, sondern ein aufgelockertes Laubwäldchen und somit natürlicher als der nach dem zweiten Weltkrieg künstlich angelegte Fichtenwald meiner Heimat.
„Ja, ich glaube, da ist was. Du gehst nach links auf die Hauptstraße, dann an der großen Kreuzung nach rechts, dann nach links - und da kann man schon die Bäume sehen.“ Ich freue mich schon drauf, endlich allein zu sein und alles überdenken zu können.
„Komm schon, Tony. Raff dich auf und zieh dir was an!“
Ich bin entsetzt: „Ich soll mitkommen? Bist du irre?“ Ich habe es also mit einem Sadisten zu tun, der mich in meinem Katerzustand durch die Gegend schleifen will.
„Na klar! Die frische Luft wird dir gut tun“, sagt er. Also ist er irre. Und ich überlege ... Vielleicht könnte er ja recht haben, frische Luft ist immer gut, obwohl ich ja in meinen Garten gehen könnte, um nach frischer Luft zu schnappen. Ist aber nicht das gleiche ...
 
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