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8 Seiten

Die Kinder von Brühl 18/Teil 3/Die Russen und die Neue Zeit/Episode 5/Else und ihre Scherze und die Kirche und der Fliegenpilz

Romane/Serien · Erinnerungen
© rosmarin
Episode 5

Else und ihre Scherze und die Kirche und der Fliegenpilz

Rosi, Jutta und Karlchen konnten es kaum erwarten, in die Schule zu kommen. Heute war der letzte Schultag. Heute sollten sie ihre Zeugnisse bekommen. Heute würden sie wissen, ob sie in die nächste Klasse versetzt werden. So selbstverständlich war das nämlich nicht. Jedes Jahr gab es einige Schüler, die das Klassenziel nicht erreichten. Aus welchen Gründen auch immer. Einige waren zu oft krank gewesen. Andere zu faul zum Lernen. Andere zu dumm. Dann gab es noch die Flüchtlingskinder. Die meisten von ihnen mussten die Klasse sowieso wiederholen. Weil sie monatelang auf der Flucht waren und nicht in die Schule gehen konnten. Allerdings waren sie die Ausnahme. Alle anderen waren die Sitzenbleiber. Sitzenbleiber wollte kein Kind geschimpft werden.
Rosi Jutta und Karlchen natürlich auch nicht.
„Wenn ich sitzen bleibe“, sagte Rosi, „gehe ich nie wieder in die Schule.“
„Wieso solltest du sitzen bleiben“, wunderte sich Else, „du bist doch eine gute Schülerin. Sagt jedenfalls dein Lieblingslehrer. Herr Mayer mit y.“
„Ja“, stimmte Rosi ihr bei, „obwohl ich nie Schularbeiten machen kann. Ist ja nirgends Platz hier. Und außerdem ist immer was zu tun, was wichtiger ist.“
„Willst du dich etwa beschweren?“ Else machte ein strenges Gesicht. „Es geht doch auch so“, sagte sie. „Bei Jutta bin ich mir da nicht so sicher.“
„Und warum nicht?“, schmollte Jutta. „Ich habe doch auch keinen Platz. Und keine Zeit.“
„Mal ganz abgesehen davon“, erwiderte Else, „ließ dein Klassenlehrer mal verlauten, dass du zu schmächtig seist und sowieso zu jung und es besser für dich wäre, wenn du die Klasse wiederholen würdest.“
„Nie und nimmer!“ Empört sprang Jutta von ihrem Stuhl. „Dann gehe ich nie wieder in die blöde Schule.“
„Und ich auch nicht!“ Karlchen stellte sich solidarisch neben Jutta. „Dann haben wir mehr Zeit. Und können draußen rumtollen.“
„Nun beruhigt euch Kinder“, lachte Else. „Keiner bleibt sitzen. Das habe ich schon geregelt. Außerdem gibt es eine Schulpflicht. Da kann keiner einfach so wegbleiben. Und draußen rumtollen.“

Else holte ein großes Brot aus dem Brotkasten auf der Grude. Sie legte es auf ein Brett und stellte es auf den ovalen Esstisch. Unter die blaue Hängelampe. Mit den gelben Blumen. Und dem Fliegenfänger. An dem wie immer zig tote Fliegen klebten. Oder, noch schrecklicher, verzweifelt zappelten. Und, wie immer, bemühte sich Rosi, nicht hinzusehen. Und musste es doch. Irgend etwas schien stärker zu sein, als ihr Wille.
Else schnitt mit dem Brotmesser zwölf Scheiben ab. „Für jeden vier Scheiben“, sagte sie.
„Vier Scheiben?“ Rosi schaute Else zweifelnd an. „Die schaffen wir doch nie“, sagte sie. „Warum gibt es denn heute Brot zum Frühstück? Wir essen doch sonst immer eine Semmel mit Marmelade.“
„Ab heute gibt es halt für jeden von euch vier Scheiben Brot“, schmunzelte Else. „Und von den Semmeln mach ich eine schöne Kürbispfanne. Ich glaube, es ist noch ein Kürbis unter der Treppe.“

Unter der Treppe, gleich neben der Waschküche, war es schön kühl im Sommer. Dort lagerte Else das im Sommer und Herbst gestoppelte übriggebliebene Wintergemüse. Kartoffeln. Möhren. Rote Rüben. Rotkohl. Weißkohl. Wirsingkohl. Große Steintöpfe mit Sauerkraut standen auch unter oder manchmal auch auf der Treppe. Auch Essig- und Gewürzgurken. Die waren besonders lecker. Die Kinder konnten oft nicht widerstehen und naschten davon. Zu Elses Ärger. "Wenn ihr jetzt schon alles aufesst", wütete sie, "Haben wior im Winter nichts mehr."
Alles war genau eingeteilt. Else war eine Meisterin im Wirtschaften. "Ich habe ja auch die Hauswirtschaftsschule besucht", sagte sie oft.

*

„Wie sollen wir vier Scheiben Brot zum Frühstück schaffen?“, wiederholte Jutta Rosis Frage. „Da bekomme ich doch so einen dicken Bauch“, lachte sie. Jutta stellte sich in Pose und blähte ihren kleinen Bauch auf. „Guck mal, so“, lachte sie.
„Da habt ihr etwas völlig missverstanden Kinder“, lachte auch Else. „Die vier Scheiben sind nicht für das Frühstück gedacht.“
„Und wofür dann?“, wollte Rosi wissen.
„Für den ganzen Tag“, erwiderte Else. „Und zwar für den ganzen Tag.“
Spinnt Else? Rosi verschlug es buchstäblich die Sprache. Vier Scheiben trockenes Brot. Für den ganzen Tag. Bestimmt war das mal wieder Elses seltsamer Humor. Oder sie wollte kein Frühstück mehr machen, weil sie mit Bertraud Johanna und der kleinen Margitta so viel zu tun hat. Allerdings könnten sie ihr Frühstück ja auch allein machen. Das wäre ja kein Kunststück.
„Teilt es euch gut ein“, riss Else Rosi aus ihren Gedanken. "So lernt ihr beizeiten zu wirtschaften.“
„Und was ist mit Mittag?“, wurde Rosi aufmüpfig. "Fällt das dann etwa aus? Wenn die vier Scheiben für den ganzen Tag reichen sollen?"
*
Das musste Rosi jetzt unbedingt klären. Wenn die vier Scheiben trocken Brot für den ganzen Tag sein sollten, könnte es ja sein, dass dann das Mittagessen ausfiel. Else war wirklich alles zuzutrauen. Und, wenn es wirklich so wäre und das Mittagessen wegfallen sollte, wäre es auch nicht ganz soo schlimm. Denn nach der Schule bekamen alle Kinder einen Löffel Lebertran. Zur Stärkung. Wie der Pfarrer sagte. Allerdings mussten die Kinder bis zur Kirche laufen. Aber das wäre kein Problem.
Rosi liebte die Kirche. Irgendwie zog sie sie auf unerklärliche Weise immer wieder geheimnisvoll an. Doch Else hatte ihr verboten, die Kirche zu betreten. „Wir sind Adventisten“, hatte sie gesagt. „Nicht evangelisch. Das ist eine Irrlehre. Wir heiligen dem Samstag. Nicht dem Sonntag.“ Und Otto, der Adventistenprediger, hatte ins gleiche Horn geblasen. Obwohl er öfter mit dem Superintendanten geredet hatte. Wahrscheinlich, um ihn von seinem Irrglauben zu erlösen. Das machte Rosi noch neugieriger. Sie würde schon einen Weg finden, um in die Kirche zu gelangen.

So war es dann auch. Eines Sonntags marschierte Rosi einfach mit den Leuten zur Sonntagspredigt hinein. Hinein in die verbotene Kirche. Die wunderschönen Deckengemälde, die Bilder an den Wänden, die das Leiden Christi darstellten, und auch die Orgel, an der schon der Organist saß, konnte Rosi nicht genauer betrachten. Denn neben der Empore entdeckte sie eine in einer Nische versteckte Tür. Als sie näher heran trat, sah sie, dass sie einen Spalt offen stand. Schnell schlüpfte sie hindurch. Dann schloss sie ganz leise die Tür. Sie wollte ja nicht, dass ihr vielleicht jemand folgte.
Den engen Raum, in dem Rosi stand, erhellte kein Licht. Es war stockdunkel. Nichts war zu erkennen. Doch nach kurzer Zeit hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Der Tür gegenüber konnte sie die Umrisse einer Treppe erkennen. Einer Wendeltreppe. Bestimmt führte die zum Kirchturm. Bestimmt. Das wäre doch mal was. Schritt um Schritt folgte Rosi den verbeulten, ausgetretenen Stufen. Die Wendeltreppe schlängelte sich wie ein Wurm. Höher, höher. Immer noch höher. Manchmal führte sie in ein verstecktes Kämmerlein. Ein andermal in ein gruseliges Verlies. Das war echt schaurig. Rosi bekam eine Gänsehaut nach der anderen und eilte zurück zu der Wendeltreppe. Durch die Gucklöcher im Turm fiel auch etwas Licht.
Frohgemut stieg Rosi weiter. Stufe um Stufe. Bis sie endlich auf der Brüstung, die den Turm umrandete, angelangt war. Der Turm wirkte jetzt noch schiefer, als von der Erde. Er sah aus, als würde er gleich herabstürzen. Tat er natürlich nicht. Er war ja schon seit Jahrhunderten schief. Warum das so war, wusste Else auch nicht. "Das hat wohl etwas mit einem großen Sturm und einer kaputten Glocke zu tun", hatte sie gesagt. "Na, jedenfalls ist der Turm schief. Und nicht mehr im Lot." Damit musste Rosi sich vorerst zufrieden geben. Vorsichtig schaute sie hinab zur Erde. Unwirklich schön erschien sie ihr. Wie im Märchen. Alle Häuser und auch die Menschen, die geschäftig auf dem Marktplatz hin und her liefen, erschienen ihr winzig klein. Und über die winzig kleinen Häuser und die winzig kleinen Menschen wölbte sich ein himmelblauer Himmel.
Übermütig breitete Rosi ihre Arme aus. „Wenn ich ein Vogel wär", schrie sie in den himmelblauen Himmel, "könnte ich jetzt fliegen!“
Rosi war aber kein Vogel. Rosi war ein Kind. Und das Kind stieg die Wendeltreppe wieder hinab. Die Predigt war fast zu Ende. Unbemerkt verließ Rosi die Kirche. Vielleicht würden ihr ja irgendwann Flügel wachsen, dachte sie belustigt.
*
Natürlich sind Rosi keine Flügel gewachsen. Wie alle anderen Kinder stellte sie sich folgsam in der langen Schlange an und wartete geduldig, bis sie an der Reihe war und ihren Löffel Lebertran bekam, den eine Krankenschwester den Kindern verabreichte. Vielen Kindern schmeckte der Lebertran nicht. Rosi schon. Am liebsten hätte sie mehr davon gehabt. Leider gab es nur einen Löffel voll. Aber der Verzicht auf das Mittagessen wäre nicht so schlimm. Wie gesagt. In der fünften Klasse ging der Unterricht sowieso bis mindestens dreizehn Uhr. Und sie aßen ja immer Punkt zwölf Uhr zu Mittag. Wegen Richards Mittagspause. Außerdem war auf den Wiesen, Feldern und in den Gärten immer etwas Essbares zu finden.
*
"Das spielt jetzt keine Rolle." Else setzte ihr strenges Gesicht auf. "Jetzt geht es um die vier Scheiben Brot. Für jeden von euch Dreien", sagte sie.
„Und was kommt drauf?“, fragte Jutta leise. Mit ihren großen braunen Augen sah sie Else ungläubig an. „Gibt es keine Marmelade mehr?“
„Doch, doch“, erwiderte Else schnell. „Allerdings geht die auch langsam zur Neige.“
„Und der Zucker wohl auch“, spottete Rosi. „Wir bringen doch jedes Jahr genug Beeren in die Thükofa. Und bekommen dafür jede Menge Zucker.“
*
Die Thükofa war die Thüringer Konservenfabrik mit einem riesigen Siloturm in der Lohstraße. Der Siloturm war fast so etwas wie ein Wahrzeichen. Er war von allen Seiten sichtbar. Sogar vom Feld aus war er zu sehen. Die Bauern und Landwirte aus Thüringen und Sachsen, und von noch weiter her, brachten ihre frisch geernteten Tomaten, Gurken, Bohnen, Erbsen, Möhren, Äpfel, Birnen, Pflaumen und Beeren, also alles, was es an Obst und Gemüse gab, zur Thüringer Konservenfabrik. Dort wurde es weiter verarbeitet, konserviert, in Flaschen, Gläser und Büchsen gefüllt und in die ganze Welt verschickt.

Rosi und Else, später auch Jutta und Karlchen, radelten im Spätsommer und im Herbst so zwischen zwei und drei Uhr morgens in den Lossaer- und Wieher Wald. Um Beeren zu sammeln. Himbeeren und Brombeeren. Immer die nach Rastenberg über Hardisleben führende Straße nach Lossa und Wiehe entlang. Diese abschüssige Schotterstraße. Mit den tiefen Panzerlöchern. Man musste höllisch aufpassen, damit man nicht in so ein Panzerloch fuhr und womöglich stürzte. Um diese Nachtzeit war es ziemlich gefährlich. Besonders, wenn kein Mond schien und die Nacht erhellte. Ein Erlebnis war es aber immer. Und unvergleichlich schön.
Die ersten Vogelfrühaufsteher begrüßten fröhlich den neuen Tag mit ihrem Morgengesang. Zuerst der Hausrotschwanz. Dann die Feldlerche. Und kurz nach Sonnenaufgang sang sich das Rotkehlchen in den Tag.
Allerdings konnte man nicht überall in den Wald. Einige Gebiete waren von den Russen gesperrt. Sie hatten dort ihre Truppenübungsplätze und Kasernen errichtet.

Meistens fuhr Rosi mit Else in den Lossaer Wald. Manchmal auch bis nach Wiehe. Else kannte dort sehr schöne Brombeer- und Himbeerhecken auf verschiedenen Lichtungen. Dort wuchsen wunderschöne Riesenpilze. Die Schirmpilze. Ein Pilz reichte für ein ganzes Mittagessen. Und manchmal stand einsam auf der Wiese sogar ein wunderschöner Fliegenpilz. Vor den Fichten und Birken. Auch jede Menge Steinpilze gab es. Und Birkenpilze. Doch der schönste Pilz war der Fliegenpilz.
Der Fliegenpilz ist sozusagen ein Pilzanzeiger. Denn in seiner Nähe wachsen die anderen Pilze. Unter den Fichten und Birken.
„Der Fliegenpilz ist ein sehr nützlicher Pilz“, hatte Else gesagt. „Er kann nicht ohne die Bäume leben. Und die Bäume nicht ohne ihn. Sie leben sozusagen in einer Symbiose.“
„Und warum ist der Fliegenpilz dann giftig?“, wollte Rosi wissen.
„So richtig giftig ist er nicht“, hatte Else erwidert. „Also man stirbt nicht daran. Wenn man ein Stück davon isst. Man müsste schon einen ganzen Pilz alleine essen.“
„Und warum heißt der Fliegenpilz Fliegenpilz?“
„Fliegenpilz, ja.“ Else schaute nachdenklich in den Himmel. „Fliegenpilz, ja", sagte sie. "Den Namen hat der Fliegenpilz schon vor langer, langer Zeit bekommen. Wahrscheinlich schon im Mittelalter. In einem Pilzbuch habe ich gelesen", erinnerte sich Else, "dass die Fliegen die Menschen natürlich schon im Mittelalter geplagt haben. Also haben sie die schönen Pilze mit ihrem roten Käppchen und den weißen Punkten gesammelt und in einen Topf mit Milch und Zucker gelegt, um die Fliegen damit anzulocken und zu töten.“
„Das ist aber gemein“, empörte sich Rosi.
„Es hat ja auch nicht geklappt“, beruhigte Else Rosi. „Die Fliegen waren nur betäubt. Nach einer Stunde sind sie wieder erwacht. Aber der wunderschöne Pilz heißt deshalb wahrscheinlich heute noch Fliegenpilz. Manche sagen auch Glückspilz. Ist er ja auch", fügte Else hinzu. "Jedenfalls für den Wald."
Betäubt, überlegte Rosi, in Milch und Zucker. Hm. "Das war aber immer noch besser, als die klebrigen Fliegenfänger“, sagte sie zu Else.
„Und die sind immerhin noch besser, als die Fliegenklatsche“, hatte Else wieder das letzte Wort.

Nach ungefähr zwei Stunden reckte und streckte sich Else. Sie stellte ihre Körbe mit den Beeren in das hohe Gras auf der Lichtung und sagte: „So, genug gesammelt. Das reicht für heute. Und weil es wieder so schön war, singen wir zum Abschluss wieder das schöne Lied ‚Ein Männlein steht im Walde‘.“
Also sangen sie
‚Ein Männlein steht im Walde
ganz still und stumm;
es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
das da steht im Wald allein mit dem purpurroten Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde auf einem Bein
und hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
das da steht im Wald allein
mit dem kleinen schwarzen Käppelein?‘

„Das Männlein dort auf einem Bein mit seinem roten Mäntelein und seinem schwarzen Käppelein kann nur die Hagebutte sein“, sagten Rosi und Else jedes Mal gleichzeitig.

"Mama", sagte Rosi vorsichtig. "Die Hagebutte kann nicht das Männlein sein."
"Wieso das?", wunderte sich Else.
"Die steht doch nicht auf einem Bein", sagte Rosi. "Die hängt doch mit unzähligen anderen Hagebutten am Strauch."
"Sei doch nicht immer so pingelig", tadelte Else Rosi. "Jedenfalls ist es ein lustiges Lied. Und nur das zählt."
"Da stimmt", stimmte Rosi Else zu.
„So", sagte Else. Und jetzt ist Schluss. Die Mücken haben dich ja wieder ganz schön gepiesackt.“
Das war wohl war. Das einzig Unangenehme beim Beeren sammeln waren tatsächlich die blöden Mücken, die es in den dunklen Mischwäldern zuhauf gab. Rosi wunderte sich jedes Mal, warum die Mücken nichts von Else wissen wollten und immer nur sie umschwärmten und stachen. „Du hast halt süßes Blut“, lachte Else.
Sobald es hell wurde, mussten sie sich wirklich beeilen. Sie mussten noch vor Schulbeginn die Beeren zur Thükofa bringen. Für ihren Zucker. Der jetzt angeblich auch zur Neige ging. Wie die Marmelade.

Wenn Rosi endlich im Klassenzimmer auf ihrem Platz angekommen war, konnte sie sich kaum auf den Beinen halten. So müde war sie. Und von den Mücken völlig zerstochen. Ohne es zu wollen oder zu bemerken, schlief sie oft während des Unterrichts ein. Herr Mayer mit y wusste, woher sie kam und ließ sie schlafen, bis sie wieder aufwachte.
Wie die betäubten Fliegen im Fliegenpilzmilchsaft, dachte Rosi.
*
„Noch ist genug Zucker da“, sagte Else jetzt. „Den könnt ihr euch auf die Frühstücksstulle streuen.“ Else stellte eine Kanne Muckefuck auf den Tisch. Daneben drei Steingutbecher. „Ihr könnt eure Stullen auch in den Kaffee tunken und den Zucker darüber streuen“, lachte sie.
„Mama“, sagte Rosi ungläubig, „warum sollen wir denn heute damit anfangen? Morgen sind doch schon Ferien. Und da fahren wir doch nach Ziegelroda. Das hast du versprochen“, erinnerte Rosi Else.
„Ja, ja“, sagte Else leichthin. „Morgen noch nicht. Morgen ist erstmal Wäschetag. Ihr wollt ja wohl saubere Sachen mit nach Ziegelroda nehmen. Nicht, dass die Oma wieder meckert.“

Wäschetag. Einmal im Monat. Das war ein Alptraum für die ganze Familie. Da mussten alle in Elses Umgebung flüchten, soweit sie konnten. Wäschetag. Für die große Wäsche. Das war schlechte Laune pur.
„Ja“, Else schaute Rosi streng an. „Und du wirst mir dabei helfen“, bestimmte sie. „Und nicht wieder verschwinden. Wie sonst immer.“

***

Fortsetzung folgt
 
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Kommentare  

Vielen Dank lieber Axel, ja, es ist schon
faszinierend, sich in diese längst vergangene
Zeit zurückzuversetzen. Leider geht es nur
langsam voran. Und die künstliche Intelligenz ist
nicht intelligent genug, um das Buch weiter zu
schreiben. Hm. Hm.
Gruß


rosmarin (20.03.2023)

Schön flüssig und unterhaltsam geschrieben. Außerdem fühle ich mich ganz in diese Zeit zurückversetzt. Sehr gelungen.

axel (17.03.2023)

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