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8 Seiten

Unsterblich

Fantastisches · Kurzgeschichten
Wütend schloss sie die App und legte das Handy beiseite. Social Media war die Hölle, dachte sie, so viel Hass, Dummheit und Aggression, das konnte doch nicht gut sein. Zwei Stunden war es her, dass sie ihren Post geschrieben hatte und sofort waren alle Idioten da draußen über sie hergefallen. Aber war es denn nicht legitim, sich über Politiker auszulassen, wenn die mit ihrer Zukunft spielten? War es nicht die Pflicht ihrer Generation, jene anzuprangern, die die Welt ausbeuteten, weil es ihnen nur um Macht und Geld und das eigene Wohl ging?
Manchmal hätte sie heulen mögen, wenn sie las, wie andere dachten, und erst recht, wenn ihr wieder mal bewusst wurde, dass es die meisten vollkommen kalt ließ. „Hysterischer Gutmensch“ hatte jemand über sie geschrieben, „links-grün-versiffte Aktivistin“ jemand anderes. Doch davon würde sie sich nicht unterkriegen lassen.
Also griff sie doch wieder zum Handy, textete Jannis an und schrieb: „Kannst du mir nachher helfen, die Flyer abzuholen? Die Demo ist schon am Samstag, die Zeit ist echt knapp. HDL Luisa.“ Keine zwei Minuten später kam seine Antwort. Ob sie sich im Park treffen könnten, er müsse vorher noch mit ihr reden.

Es war wieder soweit, das wusste er. Doch er wollte nicht, zögerte es hinaus, schon viel zu lange. Selbst jetzt schob er den Gedanken von sich, zerbröselte das trockene Brötchen, das er in der Hand hielt und warf die Krümel ins Wasser. Nun konnte er gedankenverloren den Enten zusehen, die herbei schwammen und sich über die unerwartete Mahlzeit hermachten.
Erst eine ganze Weile später wandte er sich vom Wasser ab, setzte seinen Weg fort. Langsam, jeden Schritt bedächtig setzend, er war eben nicht mehr so gut zu Fuß wie noch vor fünfundsiebzig Jahren. Auf seinem Heimweg durch den Park erinnerte er sich an seine Jugend, an die ersten Tage der Unabhängigkeit und vor allem auch an die turbulenten letzten Tage der britischen Kolonialherrschaft.
Der junge Mann, der er damals war, hatte sein Indien geliebt, hatte den Aufbruch in eine neue Zeit gefeiert und war voller Hoffnung. An den politischen Geschehnissen hatte er sich natürlich nicht aktiv beteiligt, schließlich wollte er nicht auffallen. Doch der gewaltfreie Widerstand Gandhis war selbst für ihn noch etwas völlig Neues damals, etwas, das ihm den Glauben an die Menschheit zurückgab.
Er erinnerte sich, wie er damals oft in Mumbai am Gateway gestanden und aufs Wasser gestarrt hatte. Wieder einmal war er voller Tatendrang gewesen, neugierig darauf, wie sich nicht nur seine Heimat, sondern die ganze Welt verändern würde. Und ja, sie hatte sich verändert. Vielleicht so stark verändert, wie niemals zuvor. In rasender und zunehmender Geschwindigkeit, offenbar zu schnell für die meisten Menschen und auch zu schnell für ihn.
Das hatte er auf seinen späteren Reisen immer wieder festgestellt. Während er den Fortschritt der Technik zunächst noch bewunderte, machte er ihm mit den Jahren zunehmend Angst. Nicht etwa, weil er ihn für schlecht hielt, sondern weil er das Gefühl hatte, die Menschen konnten nicht mehr damit umgehen, konnten nicht mehr Schritt halten.
Zwar war er nicht so naiv, sich einzureden, dass früher alles besser war, denn dazu hatte er schon zu viel gesehen. Doch in früheren Zeiten hatten die Menschen immerhin das Gefühl, die Welt um sich herum kontrollieren zu können. Heute, so schien es ihm, war sie vielen zu komplex geworden und sie versuchten nicht einmal mehr, alles um sich herum zu begreifen.
Gerade bei jungen Leuten hatte er immer wieder das Gefühl, sie nehmen trotz vieler Möglichkeiten nur einen winzigen Teil dessen war, was um sie herum passierte, interessierten sich für alles andere nicht mehr, blendeten es aus. Letztlich war das der Grund, warum er es immer wieder hinauszögerte, warum sich sein Unterbewusstsein so sehr dagegen sträubte, den längst überfälligen Schritt zu tun. Ebenso wie die heutige Jugend, so schoss es ihm durch den Kopf, hatte auch er die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verloren.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er jetzt ein junges Paar, das auf einer Bank saß, nah beieinander und doch beide mit starrem Blick auf ein Smartphone, dazu Kopfhörer in den Ohren, die alles um sie herum ausblendeten. Diese Jugendlichen hatten alles, es standen ihnen Möglichkeiten offen, wie noch nie einer Generation zuvor, doch machten sie sich schlicht nichts daraus.
Sie blickten nicht einmal auf, als er an ihnen vorbeiging und auch er hätte nicht desinteressierter sein können. Durch das alte schmiedeeiserne Tor verließ er den Park und wurde sofort vom Lärm der Straße empfangen, von einer nahezu unerträglichen Vielzahl von Gerüchen und diesem Gefühl der Eile, das in Städten herrschte, selbst wenn nur wenige Passanten unterwegs waren.
Er schlenderte zwischen geparkten Autos auf der einen und prall gefüllten Schaufenstern auf der anderen Seite ruhig vorbei, hörte manchmal jemanden fluchen, wenn er dem langsamen Alten ausweichen musste. Verkehr und vor allem Konsum, das war es, was die Stadt ausmachte, das war es, was die Menschen bewegte. Ihre Wolkenkratzer streckten sich bis an den Himmel, doch sie hetzten vorwärts, den Blick auf den Boden gerichtet, um nicht in Hundescheiße zu treten.
Zugegeben, er hatte die gewöhnlichen Menschen schon immer verachtet. Nein, nicht immer, das stimmte nicht, doch je länger er auf dieser Welt lebte, desto mehr fiel ihm auf, wie egoistisch und kleingeistig sie waren. Die meisten sorgten sich ausschließlich um sich, hatten einen äußerst engen Horizont, brachten keinesfalls die Weitsicht und den Schöpfergeist auf, zu dem das menschliche Gehirn fähig war.
Letztlich war das auch zu seiner Zeit schon so, also zu jener Zeit als er selbst noch ein normaler Mensch war. Schon damals hatten die meisten nur an den nächsten ihrer Schritte gedacht, selten an den übernächsten und niemals an das Ende des Weges. Er und sein Freund Viktor waren anders gewesen. Sie waren Forscher und wollten sich nicht einmal mit dem zufriedengeben, was die Wissenschaft seinerzeit für möglich hielt.
Wäre es anders gewesen, hätten sie vermutlich nie erreicht, was ihnen nach vielen Jahren unermüdlicher Forschung doch gelungen war. Aber vielleicht, so hatte er sich schon häufig gesagt, waren sie ihrer Zeit dennoch zu weit voraus gewesen. Die Menschheit war noch nicht bereit für ihre Forschungen, Kollegen aller Fakultäten hatten es als unethisch angetan, Familie und Freunde hatten sie gar als Monster beschimpft.
Er war sich nicht sicher, ob die Menschheit heute bereit wäre. Selbst bei allem medizinischen Fortschritt, aller Entwicklungen in der Bionik, allen schon jetzt existierenden Möglichkeiten künstlicher Intelligenz vermutete er, dass die Reaktionen vieler nicht anders ausfallen würden als vor Jahrhunderten. Zumindest hatte er sich dazu entschieden, weiter im Verborgenen zu bleiben.
Daher aber wurde es nun Zeit für eine Verjüngung, für einen neuen Körper. Den jungen Mann, dessen Körper er im Moment benutzte, hatte er damals sehr bewusst ausgewählt. Zuvor hatte er von England aus sämtliche Kolonien besucht, hatte es über Jahre genossen, dank technischer und politischer Entwicklungen die halbe Welt bereisen zu können. Allerdings hatte er auch beobachtet, dass es dabei immer nur um Macht ging, um die Unterdrückung anderer, letztlich auch um Geld.
All das hatte für ihn keinerlei Bedeutung mehr. Das, was die Menschen ausmachte, waren ganz andere Dinge. Somit hatte er kein weißer Mann mehr sein wollen und jener junge Inder, der trotz seiner Jugend für die Freiheit seines Volkes kämpfte, hatte ihn beeindruckt. Die Entscheidung hatte er nie bereut. Nun jedoch war der Körper alt und gebrechlich und er hätte sich eigentlich vor Jahren schon einen neuen suchen sollen.
Immer wieder hatte er es herausgezögert, weil ihm diese Zeit, in der er lebte und vor allem die neue junge Generation so gar nicht zusagte. Vielleicht war er auch nur zu lange in diesem Körper verblieben, hatte sich zu sehr an ihn gewöhnt und damit eine irrationale Angst vor dem Neuen aufgebaut. Schon damals hatte Viktor ihn gewarnt, denn auch, wenn sein Bewusstsein den Körper eines anderen übernahm, so würde immer noch etwas von dessen Geist zurückbleiben.
„Pass auf, dass du deine eigene Identität nicht aufgibst“, hatte sein Freund ihm immer geraten. Dabei hatte der sich nicht ausmalen können, wie schwer es eigentlich war, alle paar Jahrzehnte in einen neuen Körper zu schlüpfen, immer wieder zu altern und sich dann mit einem plötzlichen Ruck wieder zu verjüngen. Das war der Preis, den er für die Unsterblichkeit zu zahlen hatte, ein Preis, der ihm mit jedem neuen Leben höher erschien.
Seine Schritte wurden ob dieser Gedanken langsamer und schwerer und als er jetzt sein Spiegelbild in den Schaufenstern betrachtete, sah er einen alten, vom Leben gebeugten Mann, dem wohl niemand mehr jenen Tatendrang von damals zutrauen würde und auch nicht jenen Drang, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Oh ja, es war wirklich Zeit für einen neuen Körper.
In seinen Gedanken verloren übersah er die beiden jungen Leute, die aus einem Geschäft, einem Copyshop eilten, beide mit großen Kartons in den Händen, so dass sie auch ihn zu spät sahen und ihn beinahe über den Haufen rannten. Es waren die beiden Jugendlichen aus dem Park. „Oh, sorry“, entschuldigte sich der Junge schnell, dann wandte er sich auch schon ab und folgte dem Mädchen die Straße entlang. Wenigstens hatte er sich überhaupt entschuldigt. Er sah den beiden nach, dann auf den Gehweg hinunter und entdeckte einen Zettel, den sie bei dem Zusammenstoß wohl verloren hatten. Er hob ihn auf, las ihn durch, dann blickte er noch einmal in die Richtung, in der die beiden entschwunden waren und setzte sich in Bewegung.

Irgendwo hatte sie den Alten schon einmal gesehen, dachte sie. Ja natürlich, gerade vorhin im Park. Ein Inder, noch dazu mit dem typischen Sikh-Turban fiel nun einmal auf. Jannis hatte ihn fast umgerannt, doch da ja zum Glück nichts passiert war, verschwendete sie keinen weiteren Gedanken an den Mann. Die Flyer waren jetzt auch wichtiger.
Daher schleppten sie die Kartons jetzt in die Mensa der Uni, in einschlägige Cafés und in Geschäfte, von denen sie wussten, dass dort nicht nur Sachen ausgelegt, sondern vor allem auch von vielen mitgenommen wurden. Die Demo war schon am Samstag und bis dahin wollten sie möglichst viele Leute aufmerksam machen und wenn möglich mobilisieren.
Eigentlich waren sie zu spät dran, alles hatte mal wieder nicht so geklappt, wie es sollte, andere Helfer zum Flyer-Verteilen hatte sie auch nicht erreicht. Ihr einziger Trost war, dass die Kartons mit jedem Ort, den sie abklapperten, leichter wurden. Und Jannis half ihr, obwohl sie ihm vorhin eigentlich keine großen Hoffnungen gemacht hatte. Er war offenbar wirklich von der Sache überzeugt.
Luisa dachte wieder an den Auftritt des Politikers, dem auf dem Marktplatz auch noch zugejubelt wurde, als er forderte, es solle nicht in den Klimaschutz, sondern zuerst in die Wirtschaft investiert werden. Sie hatte kaum fassen können, wie deutlich er sich gegen ökologische Politik ausgesprochen hatte, da seiner Meinung nach jetzt nach der Pandemie erst einmal die naheliegenden Probleme angepackt werden mussten.
Als Beispiel hatte er dann auch tatsächlich die Autoindustrie angeführt, die es zu stärken gelte, nicht einmal kleine Einzelhändler oder gar Kulturschaffende. Klimaschutz sei etwas für Zeiten, in denen es keine dringenderen Probleme gebe, hatte er jenen Satz gesagt, über den Luisa sich auf ihren Social-Media-Kanälen ausgelassen hatte. Sie war immer noch fassungslos ob dieser Arroganz einer Generation, der die Zukunft völlig egal zu sein schien.
Nach zwei Stunden hatten sie die meisten Flyer verteilt und sie beschlossen, es für heute gut sein zu lassen. Die restlichen Flyer verstaute sie in ihrem Rucksack, dankte Jannis für seine Hilfe und gab ihm spontan und gedankenlos einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich verabschiedete. Beinahe im gleichen Moment bereute sie es und als sie beide in unterschiedliche Richtungen davongingen, zwang sie sich, sich jetzt bloß nicht auch noch nach ihm umzudrehen.
Er würde diesen harmlosen dankbaren Kuss ganz anders deuten, war sie sich sicher, erst recht nach ihrem Gespräch im Park. So ein Mist, fluchte sie innerlich. Warum konnte sie nicht mal nachdenken, bevor sie handelte? Wie konnte es überhaupt sein, dass ihr Kopf und ihr Bauch in Bezug auf Jannis so unterschiedlich tickten? Hätte sie nicht mit dem Thema ohnehin bis nach der Demo warten sollen?
Durch die Gedanken, die in ihrem Kopf kreisten, hörte sie die Schritte hinter sich erst, als es schon zu spät war. Bevor sie bewusst wahrnahm, was passierte, spürte sie kräftige Hände, die sie packten und blitzschnell in eine unbeleuchtete Gasse zogen. Sie zappelte, wollte sich losreißen, doch der Griff war zu fest, eine Hand auf ihrem Mund, die andere setzte ihr eine Spritze in den Hals.
Luisa kam sich vor wie im Film. Wäre sie nicht so überrumpelt gewesen, hätte sie sich vielleicht wehren können. Doch jetzt war es zu spät, denn die dunkle Gestalt fesselte sie, verband ihr die Augen und sie merkte nur noch, wie ihr die Sinne schwanden.
Als sie wieder zu sich kam, war um sie herum alles schwarz. Zumindest dachte sie das im ersten Augenblick, bis sie feststellte, dass ihr immer noch die Augen verbunden waren. Auf gefesselt war sie nach wie vor, lag offenbar auf einem Bett oder so. Wieder strampelte Luisa, ohne dass es sie weiterbrachte. Doch immerhin hörte sie jemanden auf sich zukommen und ihr wurde zumindest die Augenbinde abgenommen.
Vor ihr stand der alte Inder, den sie im Park und in der Stadt gesehen hatte. Was wollte er von ihr? War er ein Perverser? Ein Killer? Möglicherweise ein Hater? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Doch im Grunde konnte sie sich überhaupt nichts vorstellen, weil all das hier viel zu absurd war, als dass ihr Verstand es irgendwie einordnen konnte.
Auch der Raum, in dem sie sich befand, kam ihr ziemlich surreal vor. Zum einen war es kein Bett, auf dem sie lag, sondern eine seltsam altertümlich aussehende Liege, auf der sie mit einigen Lederriemen festgeschnallt war. Von der Liege führten einige Kabel hin zu einer Apparatur im Steampunk-Stil oder wie immer sie es nennen sollte. Etwas Vergleichbares hatte sie noch nie gesehen, konnte sich daher überhaupt nicht ausmalen, wozu es gut sein sollte.
Auf jeden Fall bestand das ganze aus mehreren Glaszylindern, in denen eine farbige Flüssigkeit waberte, das Gehäuse war mit Messing verkleidet und mehrere Schläuche und Druckmesser sowie andere seltsame Bauteile ließen das Ganze eher aussehen wie aus einem schlechten alten Film entsprungen. Außerdem befand sie sich scheinbar in einem fensterlosen alten Keller, was sie umso mehr verwirrte.
Der Alte beugte sich nun zu ihr und nahm ihr auch den Knebel ab. Dabei trafen sich ihre Blicke und in einem ersten Moment schoss Luisa durch den Kopf, dass er nicht gefährlich oder feindselig dreinblickte, sondern nervös und sogar ein wenig ängstlich. Was zum Teufel ging hier vor?
„Danke, dass du kein Theater machst“, hörte sie nun erstmals die Stimme des Mannes. Sie war tief, ruhig und so seltsam es ob ihrer ausweglosen Situation auch klingen mochte ein wenig großväterlich. Luisa schwieg, da sie ohnehin nicht wusste, was sie hätte sagen sollen. Irgendwie war sie sogar gespannt, was der Alte ihr nun erklären würde.
„Es tut mir leid, dass ich dich auf diese Weise hierher bringen musste“, sagte er nun, „doch am Anfang begreifen sie nie, dass es keine böse Absicht ist.“ Noch immer schwieg Luisa, wartete ab und wunderte sich über sich selbst, dass sie so ruhig blieb. Er habe es tun müssen, fuhr der Alte fort, weil er glaube, sie sei die Richtige.
Dann erzählte er ihr ruhig, dass er ihren Flyer gefunden hatte, ihr Engagement gut fand und lobte, dass sie offenbar nicht nur anprangerte und forderte, sondern sich Mühe gab, mit Argumenten zu überzeugen. Was wollte er von ihr, fragte sie sich, wenn er offenbar auch für Klimaschutz war, warum hielt er sie dann hier gefangen? Sie stellte die Frage nicht, sondern ließ ihn einfach weiter reden.
Leider verstand sie nicht alles, was er ihr zu erklären versuchte, konnte ihm nicht folgen als er von ewigem Leben, unsterblichen Seelen und wechselnden Körpern sprach. Erst nach und nach kam ihr die Erkenntnis, dass er verrückt sein musste und noch dazu irgendwelche Experimente mit ihr vorhatte. Während sie so tat, als höre sie ihm weiter zu, sah sie sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, konnte nichts entdecken und zappelte in ihren Fesseln schließlich immer mehr herum.
Der Alte redete erst beruhigend auf sie ein, als das jedoch nichts brachte, gab er es schließlich auf und sagte nur: „Dann wird es jetzt Zeit.“
Daraufhin legte er ihr einen metallenen Ring um die Stirn, schloss einige Kabel an und betätigte Hebel und Knöpfe an seiner seltsamen antiken Apparatur. Zuerst spürte Luisa nichts, dann bekam sie schließlich Kopfschmerzen und ihr wurde schwindelig. Alles um sie herum verschwamm, doch sie bekam noch mit, wie der Alte, der sich selbst auch einen Metallring auf den Kopf gesetzt hatte, zunächst zuckte, bevor er dann reglos zusammenbrach.
Wenig später schwanden auch ihr wieder kurz die Sinne, dann wurde ihr übel, ihr Herz schlug schneller und die Kopfschmerzen fühlten sich an, als würden sie ihren Schädel zum Platzen bringen. Natürlich platzte ihr Kopf nicht, dafür aber hörte sie mit einem Mal die Stimme des Alten in ihrem Kopf. Nein, sie hörte nicht seine Stimme, sie nahm seine Gedanken wahr.
Sie musste die Augen schließen, weil der Schwindel, die Kopfschmerzen und all die Eindrücke und Erinnerungen, die jetzt auf sie einprasselten, einfach zu viel für sie waren. Ihr Körper zuckte eine Weile unkontrolliert, dann versagte er ihr den Dienst. Ihre eigenen Gedanken, Gedanken an die Demo, an Jannis, an ihre Eltern vermischten sich mit Gedanken an Indien, an England, an frühere Leben. Fremde Erinnerungen nahmen Gestalt an, es formte sich ein neues Bewusstsein.

Er hatte es geschafft. Die Transformation war vollzogen. Noch spürte er Schwindel, Übelkeit und diese unsäglichen Kopfschmerzen, doch er wusste, er hatte jetzt wieder einige Jahrzehnte vor sich. Schnell betätigte er den geheimen Hebel, der die Fesseln löste, blieb aber dennoch eine lange Zeit liegen, da er sich an den neuen Körper erst in aller Ruhe gewöhnen musste. Doch irgendwie war er schon jetzt neugierig, was die Zukunft bringen würde.
 
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Kommentare  

Hahhaha. Schöne Aussichten. Aber Vorsicht. Alle
Fantasien werden irgendwann wahr.
Gruß von


rosmarin (23.07.2024)

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