Die Sonne blendet. Sie ist warm. Zu warm. Sie ist unangenehm. Sie ist hell. Sie ist grell. Sie ist, wie es nicht sein sollte.
Manche mögen die Sonne. Lässt so manchen in einem Lichte erstrahlen, wie es ansonsten vielleicht gar nicht möglich gewesen wäre.
Andere hingegen mögen die Sonne eher nicht. Mögen nicht das Scheinheilige daran. Mögen nicht, wie das, was ist, durch sie überstrahlt wird; mit Licht verdeckt wird; geradezu überflutet wird. Sie mögen nicht, dass die dunkle Seite dadurch einfach so verschwindet, als wäre sie nie da gewesen, und mit ihr auch der Mond, die Sterne und die Milchstraße. Sie mögen nicht das Glühendheiße daran; das Anstrengende.
Das Dunkle ist viel reizvoller und mit Mystik verhaftet. Denn die Dunkelheit verdeckt das Sichtbare; lässt höchstens noch Schemen zu. Alles andere muss man sich dazu denken oder lässt es einfach sein, wie es ist: lediglich angedeutet und die Wahrheit nur zaghaft anhauchend.
Das Dunkle ist magisch, weil es ein Geheimnis zurückhält. Selbst eine Taschenlampe lässt sie nicht weichen, da nur ein bestimmter Teil beleuchtet werden kann; nur auf einen ganz bestimmten Punkt der Fokus gerichtet werden kann, der ganze Rest aber völlig aus dem Blickfeld gerät; geradezu entschwindet.
Dunkelheit ist undurchdringlich. Es ist eine Erhabenheit, weil es stets ein Geheimnis für sich behält. Es ist faszinierend, weil es auch Unwahrscheinlichkeiten zulässt; weil es die Möglichkeit von Monstern, von riesigen Spinnen, von Gräbern und Gebeinen stets offenhält.
Die Sonne hingegen entzaubert; lässt das Mystische dahinschmelzen, wie ein Eisblock, den man aus einem Gefrierfach entnimmt und gezielt der warmen Sonne aussetzt.
Geht die Sonne unter kommt der Mond zum Vorschein. Der Mond, der mit seinem Licht ein Teil des Geheimnisses lüftet, einen Teil aber immer auch bedeckt belässt. Genau jener Teil, den die Fantasie zu füllen sucht. Genau jener Teil also, der auf uns anregend wirkt; der uns auch unsere ängstliche Seite offenbart, die wir niemals entdeckt hätten, hätten wir es niemals geschafft, uns der Nacht wenigstens einmal hinzugeben.
Geht die Sonne unter entdecken wir uns selbst. Das Licht hingegen blendet nur.