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5 Seiten

Im Zeichen der Prophezeiung

Romane/Serien · Fantastisches
Kapitel 1 - Wahrheit oder Legende?


In einem Land lange vor unserer Zeit regierte ein König, der da hieß Salamach. Salamach war sehr mächtig und reich und zeigte seinen Untertanen gegenüber sehr viel Güte und Großherzigkeit. Er erfreute sich eines großen Reiches und über seiner Frau, die Königin Amina. Salamach und Amina besaßen zusammen zwei Söhne und drei Töchter. Seine beiden Söhne hießen Solam und Mebuh. Die drei Töchter hießen Sistra, Tara und Angore. Während die fünf Kinder des Königs heranwuchsen, ereignete sich nichts erwähnenswertes für unsere Geschichte. Das Leben nahm seinen gewohnten Gang. Als die königlichen Kinder erwachsen geworden waren, vertrieben sich die Söhne des Königs ihre Zeit mit jagen und vergnügten sich auf Ritterspielen, während die Prinzessinnen sich im Schlossgarten ergingen und in den lauwarmen Sommernächte Feste feierten. Eines Tages ereignete sich jedoch, dass sich Prinzessin Sistra mit ihren Hofdamen am Ufer des grünen Sees die Zeit vertrieb, als urplötzlich eine der alten weisen Frauen erschien. Sie kam direkt aus der Richtung des Nebeligen Waldes, der geheimnisvoll und dunkel am anderen Ende des Ufers lag. Die alte Frau hatte ihr langes weißgraues Haar zu einem Knoten aufgesteckt und trug ein schwarzes Gewand mit einem breiten Halskragen. Ihre Haut war von Altersflecken übersät und runzelig. In der rechten Hand trug sie einen großen krummen Stab, auf dem sie sich beim Laufen stützte. Denn nur so konnte sie einigermaßen unbeschwert ihres Weges gehen. Auf ihrer linken Wange konnte man eine große Narbe erkennen. Sie verlief fast von dem linken Auge hinunter bis hin zu ihrem Mundwinkel. Diese Narbe war ein Zeichen, dass sie den weißen Frauen angehörte die in die Zukunft und Vergangenheit blicken konnten. Sie benutzten ihr eigenes Blut und geheimnisvolle weiße Steine und Stäbe, die aus dem Holz geschnitzt sind und befragten diese als Orakel. Als Sistra die alte Frau sah, ging sie ihr ein Stück entgegen. Die Prinzessin wusste, dass sie den weisen Frauen angehörte und hatte so keine Furcht vor ihr. Die alte Frau verbeugte sich leicht vor der Prinzessin. Dann sagte sie:
„Hoheit, erlaubt mir, Euch die Zukunft vorauszusagen.“
Sistra war einverstanden und die Alte hob wiederum an:
“Seht her, Prinzessin,“ sagte sie, während ihre Hand unter ihrem Gewand verschwand und einen großen schwarzen Beutel hervor holte. Neugierig beobachtete Sistra die Alte bei ihrem Tun. Schließlich öffnete diese den Beutel und holte drei weiße Steine und vier Holstäbe hervor. Dann nahm sie das Messer zur Hand, das sie an ihrem breiten Gürtel an der Hüfte befestigt hatte. Mit dem Messer ritzte sich etwas die linke Hand auf. Die Alte summte unverständliche Worte in einem Singsang. Sistras Hofdamen standen in einem Halbkreis um die Prinzessin und der weisen Frau herum und tuschelten aufgeregt miteinander. Nach einiger Zeit warf die alte Frau die Steine und Hölzer auf den Boden, die bereits einen rötlichen Ton angenommen hatten. Die Alte ließ sich mit überkreuzten Beinen auf dem Boden nieder. Eingehend studierte sie die Steine und Hölzer. Nach einer Weile hob sie den Kopf und sagte dann:
„Prinzessin, ich habe eine fürchterliche Vision gehabt.“
Als Sistra diese Worte vernahm wurde ihr doch etwas bang zu Mute.
„Sagt doch weise Frau, was habt Ihr gesehen?“
“Ich sehe ein großes Unglück auf Euch und das Reich zukommen. Es wird Krieg geben! Nein, - Prinzessin, es ist kein Krieg wie Ihr ihn Euch vorstellt. Es ist ein Krieg der Magie, geführt von den mächtigsten Zauberern und magischen Wesen dieses Reiches. Nun geht, und warnt den König, Euren Vater! Denn die Zeit drängt.“
Seelenruhig packte die Alte ihre Sachen zusammen, stand auf, verneigte sich wieder vor der Prinzessin und ging ihres Weges daher.
Etwas später saß Sistra in der Kutsche auf dem Weg zum königlichen Schloß. Während der ganzen Fahrt spürte sie ein eigenartiges Gefühl, dass sie sich selbst nicht erklären konnte. Sie war froh, als die Kutsche vor dem Eingang des Schlosses hielt und sie aussteigen konnte. Sistra schritt die breite Stufen hinauf, die zum Eingang des Schlosses führten, gefolgt von ihren Hofdamen. Die Wachen salutierten als sie die Prinzessin kommen sahen und öffneten die schwer doppelseitige Flügeltür, die in das Schloß führte. In der großen Empfangshalle mit den hohen Fenstern und den reich verzierten Wänden, die den König und sein Gefolge bei der Jagd darstellten, erholte sich Sistra erst einmal. Sie blieb stehen und atmete ein paar Mal tief durch. Dann lief sie gemessenen Schrittes weiter. Sie durchquerte die Empfangshalle und betrat durch eine offen stehende Glastür den Garten und ging zielstrebig auf den großen See zu. Ihr Vater, König Salamach, verbrachte dort die meiste Zeit des Tages, abgesehen von den vier bis fünf Stunden am Vormittag, wenn er mit dem Regieren beschäftigt war. Schon von weitem konnte Sistra die Empore sehen, wo sich die königliche Familie aufhielt. Die anderen anwesenden Adligen streiften mit ihren Frauen durch die königlichen Gärten und genossen die Zeit der Muße. Ihren Vater konnte sie sitzend auf dem tragbaren Thron ausfindig machen und lief eiligst zu ihm hin. Ein paar Schritte vor dem Thron blieb Sistra stehen und verneigte sich vor ihrem Vater. Der König setzte sich aufrecht auf seinen Thron und fragte:
„Was gibt es denn, meine Tochter? Wie ich sehe, bist du ganz außer Atem und auch etwas blass. – Meine Diener, bringt sofort eine Erfrischung für Ihre Hoheit!“
Nachdem der Herrscher den Befehl ausgesprochen hatte, wandte er sich wieder seiner Tochter zu. Sistra rang sichtlich nach Worten, denn sie wusste, wie sehr ihrem Vater diese Mitteilungen missfallen und erschrecken würden.
„Nun sprich doch endlich, meine Tochter!“ forderte er sie noch einmal auf. Und schließlich begann sie:
“Vater, an den Ufern des Grünen Sees ist mir eine der alten weißen Frauen begegnet und hat mir die Zukunft vorausgesagt. Sie hatte eine Vision gehabt und mir mitgeteilt, dass es einen magischen Krieg geben wird, der für unser Reich überaus bedrohlich werden kann. Es wird ein Krieg ausbrechen, den man nur auf magischen Wege ausführen kann!“
Der König wurde bei diesen Worten ganz blaß. Er stand von seinem Thron auf und rief nach seinen engsten Beratern und Magiern seines Reiches. Sistra beobachtete mit einem beängstigenden Gefühl, dass sie vorhin schon während der Fahrt in der Kutsche verspürt hatte, das Geschehen. Sie wusste, dass das Unheil schon sehr bald nahen würde. Ein kalter Schauer durchlief ihren Körper. Der König deutete seiner Tochter mit einer Handbewegung, sich zu ihren Schwestern zu gesellen, denn seine Berater und Magier waren endlich eingetroffen und hatten sich vor dem Thron versammelt. Sie standen nun vor dem Thron, genau wie es das höfische zeremoniell es erforderte: die Berater auf der rechten und die Magier auf der linken Seite des Königs. Als der Herrscher sich erneut von seinem Thron erhob, verneigten sich die Magier und die Berater. Für einen Moment herrschte schweigen. Salamach sprach noch nicht, sondern suchte noch nach passenden Worte für seine Reichsdiener, um ihnen die schwierige Situation zu erklären. Ein leichter Wind kam auf und ließ das Laub der Bäume rascheln. Gespannt warteten die Höflinge, was der König ihnen so eilig mitzuteilen hatte. Dann begann er:
„Meine hohen Berater und Magier. Ich muss euch schlechte Nachricht verkünden. – Ihre Hoheit, Prinzessin Sistra von Amlon begegnete heute in den frühen Morgenstunden eine der weisen Frauen aus dem Nebeligen Wald und hatte ihr eine Vision offenbart. Die Prophezeiung“, hier stockte der König kurz, wird sich erfüllen.
Nicht nur die Magier und die Berater waren bei diesen Worten Salamachs zusammengezuckt, sondern auch die Höflinge. Die älteren Höflinge, die die Prophezeiung kannten und wussten, welche Gefahr sie darstellte, unterhielten sich aufgeregt miteinander. Der Herrscher hatte Mühe, in diesem Aufruhr für Ruhe zu sorgen, denn er war mit seiner Ansprache noch lange nicht zu Ende. Als sich endlich der Tumult und der erste Schock gelegt hatte, wandte sich der König an seine Magier:
“Wir dürfen jetzt nicht unüberlegt handeln. Als nächstes werde ich eine Sitzung des Kabinetts einberufen und die Magier dazu laden. Die Prophezeiung muss noch einmal studiert werden. Die Sitzung des Kabinetts wird sogleich auf heute Abend anbeordert“.
Mit diesen Worten des Königs waren die Magier nun entlassen, während die Berater sich dichter um den König versammelten. Die anwesenden Höflinge zogen sich in den Hintergrund zurück und flüsterten nur noch miteinander. Die Berater des Königs hatten es nun besonders schwer. Sie konnten zwar Entscheidungen treffen und diese dem König nahe bringen, aber in Angelegenheiten was die Magie betraf, wussten sie kaum Rat und es erschwerte sie bei ihren Entscheidungen, wenn die Magier bei einer Sitzung anwesend waren. Doch ihre Aufgabe war jetzt, dafür zu sorgen, dass die Untertanen des Königs in Sicherheit waren und dass sie nicht durch die Unruhe, die die Prophezeiung auslöste, sich keine Panik in der Bevölkerung ausbreitete. Dennoch beunruhigte es die Berater sehr, dass die Magier zu der Sitzung geladen waren. So etwas war in der Geschichte des Reiches nur selten vorgekommen. Und die Beamten waren über die Entscheidung des Königs alles andere als erfreut. Denn dies war eine sichere Vorhersage dafür, dass die Prophezeiung bald eintreten würde und für das Reich Zeichen, dass die dunkle Zeit bald anbrechen werde.
Der älteste Berater trat vor und wandte sich an den König:
“Euer Majestät, ich spreche hier im Namen der höchsten Beamten im Reich, wenn ich sage, dass es uns aufs äußerste unangenehm ist, wenn die Magier bei dieser Sitzung des Kabinetts anwesend sind. Wir sind der Ansicht, dass es besser wäre, wenn zwei Sitzungen einberufen werden.“
Der Herrscher hatte schon befürchtet, dass es zu solchen Schwierigkeiten kommen würde. Er erwiderte:
“Meine hohen Berater, wenn ich der Ansicht bin, es wäre das beste, wenn ich eine Versammlung der Berater und der Magier einberufe, so wünsche ich keinen Widerspruch von euerer Seite aus. Dies ist ein Beschluss des Königs und dem habt ihr euch zu fügen! Wie wir doch alle Wissen, steht die Sicherheit und Zukunft unseres Reiches auf dem Spiel. Und gerade Ihr, edler Graf Henu, als ältester Diener des Reiches, müsst doch am besten von allen um die Gefahr, die die Prophezeiung mit sich bringt!“
Nach diesen Worten des Königs zuckte der Graf zusammen. Er verneigte sich leicht vor seinem König und gesellte sich wieder zu den anderen Beratern. Dennoch war er empört, was man ihm auch sichtlich ansehen konnte.
Der Herrscher entließ nun seine Berater:
“Meine Herren Berater! Ihr dürft euch nun zurückziehen. Ich erwarte euch heute nach Sonnenuntergang in dem großen Saal der Sitzungen. – Und nun – geht!“
Die Berater verneigten sich vor dem König und entfernten sich rückwärts von dem Thronsessel. Als sie gegangen waren, atmete der Herrscher erleichtert auf.

(c) 07.2003 by Claria Varus
 
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Kommentare  

Hey, schreibst du noch an der Geschichte?
Also, für einen Einstieg in einen Roman ist das viel zu langweilig. Erst die ganzen Erläuterungen, dann die Prophezeiung, dann erzählt Sistra ihrem Vater davon, dann der seinen Beratern, und alle erschrecken sich wahnsinnig.
Damit willst du wahrscheinlich Spannung aufbauen, aber ich hätte bis dahin das Buch in die Ecke geschmissen.
Mein Tip: Steig unmittelbar in das Geschehen ein. Notwendige Erläuterungen kannst du auch später einbauen. Spannung entsteht nur durch Handlung.
Und nicht persönlich nehmen, ich weiß, wie schwer das ist.


Chris Stone (24.02.2005)

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