208


3 Seiten

***Lamia*** 2.3 Der Ruf

Romane/Serien · Fantastisches
~ Der Ruf ~

Seit Jarno sich heute Morgen in aller Frühe wieder auf die Reise begeben hatte, spürte er zum ersten Mal die Nähe des Schlosses. Der Koch konnte es sich nicht erklären, doch je mehr er sich seinem Ziel näherte, desto stärker wurden seine Empfindungen...

Es war, als könne er spüren, wie das Schloss nach ihm rief... so deutlich, wie er den sanften Sommerwind auf seiner Haut spüren konnte...

Mit jedem Schritt, den er weiter in die Richtung tat, die ihm der Wirt gezeigt hatte, fühlte er deutlicher, dass es nicht mehr weit sein konnte.

Diese sich in seinem Inneren ausbreitende Gewissheit beunruhigte ihn nicht... denn seine Gedanken waren voller Euphorie... bald würde er Lamia wiederzusehen...

Ein Krächzen durchbrach die geheimnisvolle Stille des Waldes und riss Jarno aus seinen Gedanken... Suchend sah er sich um... sah hoch in das üppige Grün der ihn umgebenden Bäume.

Da... war etwas... Auf dem Ast einer uralten knöcherigen Eiche saß ein Rabe... und seine kalten schwarzen Augen blickten direkt in die Jarnos.

War es dasselbe Tier, das er gestern in dem Apfelbaum gesehen hatte?

Der Rabe ließ Jarno nicht aus den Augen... und der junge Koch blickte fasziniert zurück...

Als hätte der Vogel nur darauf gewartet, Jarnos Aufmerksamkeit zu erlangen, legte er sein Köpfchen ein wenig schräg und wippte damit auf und ab. Es wirkte, als würde er nicken........ oder auf etwas hinweisen...

Wollte er ihm etwas zeigen?

Suchend sah Jarno sich um... konnte nichts entdecken... Mit einem Mal wurde ihm gewahr, dass er auf das instinktive Verhalten eines gewöhnlichen Tieres reagierte.

Seine Sinne waren wirklich sehr verwirrt. Es war doch nur ein Vogel! Was hatte der ihm wohl zu zeigen?

Jarno stützte sich schwer auf seinen Wanderstab und wischte sich mit dem Ärmel seines Mantels über die Stirn... Es war schon zu dieser Stunde so schwül... Die Sonne stand hoch... und es war gerade Mittagszeit...

Er sah sich prüfend um... Diese Stelle gefiel ihm... Der von Gras und Moos bewachsene Boden wirkte sehr einladend und schien für eine Verschnaufpause wie geschaffen. Gemächlich ließ er sich in das saftige Grün am Wegesrand nieder...

Es war nicht mehr weit. Und er hatte Zeit! Der junge Koch wusste, dass er nicht vor dem Abend am Schloss eintreffen musste. Und die Tatsache, dass er das alles wusste, beunruhigte ihn nicht. Daran verschwendete er nicht einen Gedanken.

Jarno lehnte sich gegen einen großen grauen Felsen... legte seinen Stab zur Seite und streckte laut aufseufzend seine Beine weit von sich...

Für ein paar Minuten schloss er seine Augen... genoss die Stille... diese angenehme Ruhe... und das feine Kribbeln, das sich ausbreitete, als sich seine Beine entspannten...

Nach einem Moment dieser entspannenden Ruhe öffnete Jarno blinzelnd seine Augen... hielt eine Hand gegen seine Stirn und blickte suchend zu den Baumkronen. Der Rabe hatte sich nicht bewegt. Er saß immer noch auf dem gleichen Ast und fixierte Jarno.

Der setzte sich leise stöhnend auf... Auch wenn er Zeit hatte, so reichte sie nicht aus, um ein Schläfchen zu machen... ermahnte er sich selbst.

Knurrend meldete sich sein Magen... Dieses Geräusch wirkte inmitten dieser Stille nahezu unwirklich laut... Jarno klaubte das in eine rot-weiß karierte Serviette gewickelte Brot heraus, das ihm der Wirt als Proviant für die Reise mitgegeben hatte.

Er biss ein Stück davon ab. Es war hart, doch überaus schmackhaft... Jarno griff zu seiner Wasserflasche und spülte es mit großen Schlucken herunter.

Sein Blick ging über die Flasche hinweg hinauf zu dem Baum, in dem der Rabe saß. Er hatte sich nicht von der Stelle bewegt... und immer noch war sein Blick gerade auf den Wanderer gerichtet.

Jarno setzte die Flasche ab und fuhr sich mit dem Ärmel seines Mantels über den Mund... Wieder legte das Tier sein Köpfchen schräg und wippte damit auf und ab...

Jarno ließ seinen Blick dieser Bewegung folgen und da...... mit einem Mal entdeckte er etwas... im Unterholz des Baumes, in dem der Rabe saß, war etwas... Ein Körper? Der eines Tieres? Langsam stand er auf, nahm seinen Stab und ging auf den Baum zu...

Seit er aufgebrochen war, hatte er außer dem Wirt und dem Raben kein anderes Lebewesen gesehen... weder tot noch lebendig...

Mit dem Stab hielt er einige Äste zur Seite... und sie gaben den Blick frei auf den Kadaver eines ausgewachsenen Hirsches.

Jarno betrachtete das Tier mit skeptischem Blick... kniete langsam nieder und untersuchte es. Auf den ersten Blick wies es keine Verletzungsspuren auf... Er war... einfach tot.

Jarnos Hände glitten suchend durch das rotbraune, leicht raue Fell... Der Körper war noch warm... Also war es noch nicht sehr lange tot... Da... am Hals des Tieres... entdeckte er ein wenig getrocknetes Blut... ganz wenig... Er tastete weiter... nach der Wunde...

Er spürte zwei Wunden. Zwei unscheinbare runde Male... winzig... und viel zu klein, als dass ein Hirsch dieser Größe an ihnen sterben könnte.

Und wo waren die Pfeile? Doch Jarno bezweifelte, dass Pfeile so kleine Wunden hinterließen.

Es war ein stattliches Tier in der Blüte seiner Jahre... das konnte der Koch an dem prachtvollen Geweih erkennen... so waren dem mächtigen Hirsch auf jeder Seite sieben Enden gewachsen... ein Vierzehnender...

Doch... wer erlegte ein solches Tier und ließ es dann achtlos liegen?

Das Krächzen des Raben ließ Jarno aufschrecken... eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Rücken aus... langsam stand er auf...

------ t.b.c. -------

Alles Liebe
salzi
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Ob sich Lamia durch den Tag in einen Raben verwandelt?
Und, ja... die Hinweise auf Vampirismus sind nun überdeutlich!

Gruss


Ingo Gärtner (10.07.2004)

Hey Metevelis, schön, dass Du mir Deine Gedanken beim Lesen mitteilst. Viiiiielen Dank dafür! Das ist unglaublich motivierend!!!

salzi (02.07.2004)

Ich glaube, meine Vermutung bestätigt sich. Es muß einen Vampir geben in dieser Geschichte. Du machst es spannend. Nur weiter so.

Metevelis (02.07.2004)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
***Lamia*** 4 Frisk und Jorossz - Inhaltsangabe  
***Lamia*** 5.1 Eine fremde Macht  
***Lamia*** 4 Frisk und Jorossz  
***Lamia*** 3.3 Naschen  
Yin & Yang @ concert  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De