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11 Seiten

Leben Part 1 - Overtüre

Romane/Serien · Nachdenkliches
© Nerenea
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Christoph verliert sein Zuhause und seine Hoffnung, aber das erscheint ein Silberstreifen am Horizont...
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Part 1 - Overtüre

Christoph ging durch die wie leergefegten Straßen. Das alte Theater war nicht weit. Es sah schon ziemlich brüchig aus, hatte eine antike Drehtür und der Schalter war so altmodisch, dass er schon wieder In war. Innen sah es auch nicht besser aus. Die alten Samtsessel hatten auch schon bessere Tage gesehen, waren abgenutzt und stumpf. Doch Christoph konnte es sich nicht leisten wählerisch zu sein. Sein Aussehen und sein Geldbestand, wenn man das Geldbestand nennen kann, ließen dies nicht zu. Seine Eltern hatten ihn nicht außer dieses alte Theater hinterlassen und nun musste er hier wohnen. Sie waren Varietekünstler gewesen und sind bei einen Bühnenzusammensturz umgekommen. Ironischerweise war dies das einzigste Spiel außerhalb dieses Theaters gewesen...
Doch schon bald hatte er auch das nicht mehr. Er entdeckte das Plakat gleich als er um die Ecke kam. ,Abrissbescheinigung' stand darauf. Ungläubig sah der blonde Junge auf diese riesige Schrift vor ihm. Er konnte es nicht glauben, durften die das überhaupt? Es war sein Heim, er war sein Besitzer und... Ach, was sich darüber aufregen? Er war ja nur ein 17 jähriger Junge. Dreckig, verwahrlost und ohne jede Bedeutung. Er ging hinein. Er würde wirklich seine Sachen packen müssen... Und dann?? Wohin? Warum lebte er dann noch??? Nein, er würde sich nicht der Schmach hingeben auf der Straße zu wohnen. Wieso... Wieso lebte er noch? Er entschied, dass dies eine gute Frage sei. Er hatte seine Sachen in die Ecke geworfen, sich auf einen alten Theatersessel gepflanzt. Er döste vor sich hin. Christoph war gerade von seiner Arbeit gekommen, doch auch die wollten ihn dort auch nicht mehr sehen. Sie hatten ihn heute fristlos gekündigt. Kein Geld, kein Wohnort... Wozu noch leben? Und da war sie wieder, diese bestimmte Frage. Warum noch leben? Und... wie gesagt... eine sehr gute Frage... Christoph hob träge seinen Kopf. Wo war denn hier was scharfes? Er sah sich müde um. Seine Augen, die sonst die Farbe von Smaragden hatten, schienen jetzt abgenutzt und stumpf. Er stand mühselig auf und suchte sich etwas für seine Pulsschlagadern. Endlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte. Das Messer war stumpf, vielleicht auch etwas ,zu' rostig. Also, wenn er nicht an Blutverlust sterben würde, dann an Blutvergiftung. Vielleicht doch keine so gute Idee. Er zweifelte für einen Moment, ließ das Messer sinken. Mit einen stumpfen Knall fiel es auf den Boden. Nein, das war nicht effektiv genug. Wie dann? Wieder versank er in dieses grüblerische Schweigen. Christopf hörte gedämpft die Geräusche von draußen. Die Passanten, wie sie sich abfällig über dieses alte Gemäuer unterhielten. Die Autos, die laut an diesen Theater vorbeifuhren. Autos... Er war erst siebzehn, hatte selber noch nie eins gefahren... Aber... Aber... Überfahren lassen? Währe das nicht ne Idee? Langsam torkelte er nach draußen. Er entschied, dass er keinen Grund mehr zum Leben hatte. Einfach vor das nächstbeste Auto springen? Oder ein bestimmtes abwarten? Er sah sich die vorbeirasenden Autos an. Ein roter Opel, blauer Volvo... Nein, das war alles nichts für ihn. Doch da... ein, ein metallicfarbener Benz. Christoph schloss die Augen. Das einzige was er noch wahrnahm, war sein rasender Atem und das schnelle Herz. Dann ließ er sich fallen. Reifen quietschten, man konnte sogar den Geruch von verbrannten Gummi ausmachen. Und dann kam es ihn so vor, als ob 10 Vorschlaghammer auch einmal auf seine Seite schlugen. Er wurde meterweit davon geschleudert, gerollt und blieb halb bewusstlos liegen. In seinen Mund konnte er Blut schmecken, auch seine Haare klebten an seine Stirn fest. Wahrscheinlich auch blutverschmiert. Aber das, was er am meisten bedauerte war, nicht tot zu sein. Er hörte Schreie, die entsetzliche Nadelstiche in sein Hirn bohrten. Er spürte seine Beine nicht mehr, aber sein Rumpf schmerzte höllisch. Hätte er es gekonnt, hätte er aufgeschrieen. Dann versank alles in Dunkelheit.

Das nächste was er bemerkte war, dass er quälende Schmerzen hatte überall. Doch nicht in den Beinen. Er bekam Panik, er lebte noch!!!! Sein ganzer Körper litt höllische Schmerzen außer seinen Beinen. SEINEN BEINEN??? Nein, nein, nein, nein, nein... Er kniff die Augen zu. Wieso war er nicht tot? Er wollte tot sein, wollte nicht mehr leben in dieser Welt, die ihn nicht wollte. Doch jemand rüttelte ihn an der Schulter und so gern er noch schlafend gespielt hätte, dieses Rütteln tat brutalst weh und riss ihn aus seinen Gedanken. Wütend starrte er die Person an, die ihn störte, erntete aber einen noch zornigeren Blick, als er hatte. "Ah, der Lebensmüde ist wach, ist schön dich mal kennen zulernen." Christoph erwiderte nichts, sein Blick haftete auf der Gestalt die ihn fast schon schmerzhaft an der Schulter festhielt. Die Augen... Das war das erste was ihn aufgefallen war, die metallgrauen Augen, die ihn aufgebracht ansahen. Hohe Wangenknochen, lange braune Haare, die hinten zu einen Schwanz zusammengebunden waren. Doch immer noch waren die Augen an außergewöhnlichsten. Diese Metallfarbe schien in den Augen zu schwimmen, immer wieder neue Muster zu bilden... Christoph war zu sehr in diese Augen versunken, als das er gemerkt hätte, dass der Kerl ihn schon längst losgelassen hatte. Er wedelte mit der Hand, die er vorher dazu benutzt hatte ihn zu wecken, dem Blonden vor der Nase rum. "Hallo??? Bist du doof oder stehst du nur unter Schock?! Hey, sprich mit mir Freundchen!!" Christoph fing sich wieder. Er rieb seine Augen, als wenn er gerade aus einen fesselnden Traum erwacht war. Fesselnd war das richtige Wort für diese Augen und schon wieder drohte er in ihnen versinken, schloss kurz seine eigenen, atmete tief ein und aus und öffnete sie wieder gefasst. "So, da du nun endlich wach bist, könntest du mir mal bitte sagen, was das den sollte!!!!" Der Typ war wütend. Doch jetzt erst erkannte Christoph die Umgebung, sie waren in einen Krankenhaus. Er fragte sich nicht wie er hier her kam, es könnte ein Krankenwagen gewesen sein... "Sich einfach vor MEIN Auto zu werfen!!!!! Und keinen Dank für die Fahrt in den teuren Wagen, aber Leute deines Standes können sich so was nicht mal vorstellen oder?" Die heiße Wut des Kerls, denn Christoph wusste noch immer nicht dessen Namen, hatte sich in kalten Zynismus verwandelt. Der Braunhaarige fuhr sich ungeduldig durch die Haare und wandte sich dann wieder Christoph zu. Er war die ganze Zeit im Raum herumgelaufen vor überschüssiger Energie. "Ähm..." "Ach, es lebt!!!! - und kann sprechen!!!!" "Halt doch mal den Mund, ich...." "Was ich, rede nur weiter!!!!!!!!!" Sofort war der Typ mit den wunderschönen Augen herumgefahren, hatte sich nach vorne gebeugt, die Hände in die Taschen vergraben und sah ihn stechend in die Augen. Beide funkelten sich gegenseitig an.
Auf einmal kam die Schwester rein mit dem Arzt. Abrupt drehte sich dieser Typ wieder weg und blickte den Arzt lässig entgegen. "Und? Was is' nun?" Der Arzt blickte auf von seinen Protokoll, sah erst Christoph an, dann ihn. "Sind sie von seiner Familie?" "Nein, aber..." "Dann darf ich ihnen nichts sagen und sie müssen bitte draußen warten...", meinte der Arzt nüchtern. Der junge Mann wollte eben auffahren, als er gereizt mit den Schultern zuckte und absichtlich langsam zur Tür schlenderte.
Nachdem er dann endlich draußen war und der Arzt ihn auch noch aufgefordert hatte die Tür zu schließen, fing der Arzt an, sein Urteil zu fällen. "Sie haben Glück gehabt, dass sie noch leben und eigentlich nur ein paar Prellungen, eine Schürfwunde an den Beinen hast... - Die Beine... Können sie sie spüren?" Der Doktor sah ihn aufmerksam an. Christoph versuchte sie zu bewegen, ging nicht. Langsam schlich Panik in ihm hinauf. Doch er versuchte sie zu unterdrücken. Apathisch konnte er nur den Kopf schütteln, doch das schien den Arzt die letzte Gewissheit zu sein. "Das muss nichts bedeuten, nach ein paar Wochen müssen wir weitersehen. Aber bis dahin, werden sie wohl einen Rollstuhl brauchen." Der Arzt sagte das alles voller Routine, keine Emotion lag in seiner Stimme. "Wie heißt ihre Krankenkasse, ihre Eltern?" "Habe keine," presste Christoph nur kalkweiß zwischen seinen Lippen hervor. Er kann nicht gehen, vielleicht nie wieder... Brauchte einen Rollstuhl, war hilflos... Konnte sich nicht mal mehr das Leben nehmen... Er spürte, wie sein Herz aussetzte und dann nur stockend seine Arbeit weiterverrichtete. Voll Schmerzen griff er sich ans Herz und krümmte sich nach vorne zusammen. Doch das schien den Arzt nicht mehr zu interessieren. "Du hast keine Krankenkasse? Schwester, geben sie ihm eine halbe Paracetamol und verlegen sie ihn in ein Mehrfachzimmer." "Ja, Dr. Jacobi." Dann ging der Arzt. Tja, keine Krankenkasse, keine, fast keine ärztliche Versorgung. "Vielleicht kann ich dann doch noch sterben...", murmelte Christoph ganz, ganz leise zu sich selbst, selbst die Schwester, die neben ihn stand hatte es nicht gehört.

Der Typ kam wieder hinein, blickte nicht auf die Schwester und fragte ungehalten: "Was ist nun?" Christoph sah ihn nur stumpf an. Der sonst so harte Blick erweichte etwas, er war ja auch kein Unmensch. Christoph hatte ihm noch nicht geantwortet, aber nun drehte sich die Schwester zu ihm um und maß ihn mit einen scharfen Blick. "Wer sind SIE eigentlich?" "Ich bin derjenige, der ihn herbrachte!", fauchte er sie halb an, er hatte es satt zu warten, wollte endlich wissen was los war. "So?", es klang sehr zweiflerisch, "dann kümmern sie sich mal um ihn, er hat einen schweren Schock erlitten und das mit den Rollstuhl..." "ROLLSTUHL?!", erschüttert hatte Christoph jetzt wieder zum erstenmal gesprochen. Seine Augen blickten starr vor sich hin. Der Kerl sah ihn nur mitleidig an. Dann straffte er sich wieder, er fühlte sich schuldig. "Wann wird er aus den Krankenhaus kommen?" Er hatte sich dabei an die Schwester gewandt, die einen Moment zögerte, als wisse sie nicht, ob sie es ihm sagen durfte, dann aber meinte sie doch: "Wahrscheinlich heute oder morgen, weil er keine Krankenkasse und keine Eltern hat. So habe ICH das jedenfalls aufgenommen." Dann ging sie schnellen Schrittes hinaus, sie hatte offensichtlich schon zuviel verraten. Der Kerl sah ihn nur an. Christoph sah nur in die Decke vor sich, hatte seine Hände in diese gekrallt. Seine Augen schwammen in Tränen, die leise auf die Decke tropften. Der Kerl kam näher, setzte sich an den Bettrand. Zum ersten Mal bereute er es, immer so grob zu sein, aber es war doch wahr, ER hat sich vor sein Auto geworfen!! Er steckte diese Gedanken zurück, jetzt brauchte der Kleine erst mal Hilfe... Sanft strich er ihm an der Wange entlang um ihn zu trösten, bemerkte dann aber, dass er dies bei einen Fremden tat und dieser das vielleicht gar nicht wollte. Doch als er die Hand zurückziehen wollte, griff dieser ihm vollkommen fremde Mensch nach ihr und hielt sie fest. Er zitterte. Als wenn dies sein Rettungsboot wäre... Der Typ sah ihn an. "Ich... Du hast keine Krankenkasse?", war das einzige was ihn über die Lippen kam, dieser Junge sah so gebrochen, so hilflos aus hier im Bett, so unter vielem Weiß begraben... Der junge Mann konnte nur schwach ein Andeuten eines Nickens sehen. "Dann werde ich es bezahlen... Deine Behandlung ... - ... Und dein Rollstuhl." Bei diesen Wort zuckte der Junge nur wieder zusammen. Wieder rannen Tränen seinen Gesicht hinab. "Aber... Aber ich bin nur ein Fremder...", schluchzte der Junge. "Dann tu was dagegen, dass es nicht mehr so ist!!!!!", der Fremde hob die Hand und fuchtelte mit ihr in der Luft herum. "Ich habe mich entschieden. Ich habe das Geld, mach dir da mal keine Sorgen." "ICH WILL ABER NICHT ABHÄNIG SEIN!!!!!! LIEBER TOT!!!!!" Christoph sah ihn wütend an. Seine Augen funkelten wild, gaben seine Entschlossenheit wieder. Er hatte die Hand weggeschlagen, die er zuvor noch so hilflos gehalten hatte. "Jetzt erst recht!", zischte der fremde junge Mann nur und erhob sich. "Ich gebe nur meine Krankenkasse und Adresse an. Auf welchen Namen?" Doch Christoph schwieg verstockt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. "Na, dann eben nicht, dann gebe ich dafür auch noch meinen Namen an. Ach ja," mit dem Ach ja, wandte er sich noch mal zu den Blonden um. "Denn weißt du ja auch noch nicht, ich heiße Steffen, Steffen Rainless." Dann verließ er das Zimmer. Christoph sah ihn wütend nach. Dieses Arschloch! Er schmiedete Fluchtpläne, doch was nutzte das? Er... er würde nie wieder richtig flüchten können. Wieder liefen ihn Tränen an den Wangen hinab, aber diesmal waren es Tränen ohnmächtiger Wut. Er konnte nichts tun, war hilflos!!!!!!

Da kam dieser Steffen wieder hinein. Das Grinsen auf seinen Gesicht bedeutete, dass er angenommen wurde. Shit. "So... Wo waren wir stehen geblieben? Dein Name, aber plötzlich!" Er knackte fies grinsend mit den Knöcheln. Doch immer noch schwieg Christoph. "Los, vergreif dich doch an einen Wehrlosen. Wir sind sowieso schon im Krankenhaus!", meinte Christoph sarkastisch. Steffen hob die Arme ein wenig. "Darf ich euern geschätzten Namen wissen, eure Hoheit?" Diese Worte trieften nur so vor Zynismus. "Nein." Hart wurde ihn dieses Wort entgegengeschleudert. In Steffens Augen blitzte es auf. Langsam kam er gefährlich näher. Christoph bekam es mit der Angst zu tun. Er sah eine Kälte in Steffens Augen, die er den jungen Mann nie zugetraut hätte. Ängstlich wich er soweit im Bett zurück, wie es ihm möglich war. Doch trotzdem kam der Typ mit den kalten Augen immer näher. Als er das Bett erreicht hatte, beugte er sich über es, stürzte sich mit beiden Händen zu den Seiten des jungen Blonden ab und hauchte eisig, ohne einen Ton Farbe in der Stimme: "Deinen Namen." Er sah ihn dabei stechend in die Augen. "Chrisssss.... Christoph Reeves." "Na also, geht doch." Steffen richtete sich wieder auf und rieb seine Handgelenke. Mit einen Seitenblick meinte er: "Morgen kommst du mit zu mir. Heute will dich der Arzt noch nicht gehen lassen." Dann wendete er sich ab und ging hinaus.

Christoph gefiel es ganz und gar nicht im Rollstuhl zu sitzen. Noch weniger gefiel es ihm, das Steffen ihn schob. Vor einer halben Stunde hatten sie ihn gezwungen sich in dieses Gefährt zu setzen. Nein, Selbstmord konnte er jetzt nicht mehr machen. JETZT nicht... Er blickte sich um, der Park war noch halbwegs grün, verriet aber schon den nahen Herbst. Ein wenig sah er schon golden und rot durch einige Bäume schimmern. Der Altweibersommer hatte ange-fangen. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Weg der vor ihm lag. Warum zum Teufel schob Steffen ihn durch diesen Park? Und als ob er seine Gedanken gelesen hätte, meinte dieser: "Die frische Luft tut dir gut. Atme sie noch mal tief ein, in einer Stunde kommt unser Wagen." Irgendwas in diesen Satz, in diesen Unterton beunruhigte Christoph. Wie sehr wünschte er sich jetzt, davonzurennen - oder tot zu sein. Da war eine Bank, kurzum wurde er daneben abgestellt und Steffen setzte sich darauf. Er verschränkte die Arme hinter den Kopf und sah in den blauen Himmel. Seine metallgrauen Augen funkelten eher belustigt als ehrfürchtig. "So, mein Butler war zwar nicht so begeistert darüber, dass ich einen Fremden aufnehme, aber was soll's. Er kennt meine Launen." "Ach so, dann bin ich nur 'ne Laune für dich?!" Steffen sah ihn überrascht an. "Das kann man jetzt auch falsch verstehen," meinte er hämisch grinsend. Christoph sah ihn wütend an. "Du weißt genau, wie ich es meine!", zischte er zurück. Plötzlich stand der Typ mit diesen unergründlichen Augen genau vor ihn. "Ach, wirklich?" Fies grinsend strich er ihn sanft durch das Gesicht. Entgeistert blickte Christoph ihn entgegen. "Nur ein Scherz, nur ein Scherz. Reg dich doch nicht gleich so auf." "ICH REG MICH NICHT AUF!!!!" "Ach ne?" Wieder troff seine Stimme vor Zynismus. Doch die metallenen Augen schienen belustigt auf. Wieder konnte sich der Junge nicht von ihnen losreißen. "Was denn? Soll ich dich jetzt küssen, oder was?" Die Belustigung hatte sich in Spott verwandelt. Christoph war echt wütend, er sah ihn nur funkelnd an. "JA." Er glaubte nicht, dass sich der junge Mann dies trauen würde und dann hätte er ihn endlich in seine Schranken verwiesen. Doch Steffen beugte sich hinab, schloss langsam die Augen und küsste ihn sacht. So weich lagen seine Lippen auf die von Christoph. Der Junge war verloren, das wusste er schon jetzt... Dann trennten sich ihre Lippen wieder voneinander. Die blauen Augen von Christoph schlossen sich langsam. Was war das eben gewesen? Was hatten sie da getan? Er ließ dieses weiche Gefühl in sich einwirken, bevor dieser Trampel von reichen Schnösel es wieder mit einer seiner geistreichen Reden zerstörte. Doch es kam nichts und als er seine Augen wieder öffnete sah er, dass sich Steffen wieder der Sonne zugewandt hatte, seine Arme ein wenig ausstreckte und auch die Augen geschlossen hatte, so als wollte er alle Strahlen vollkommen auskosten, bevor sie wieder am Horizont verschwand, denn es neigte sich den Abend zu und der rote Schein der untergehenden Sonne schien wunderschön wieder auf Steffens weicher Haut. Doch dann öffnete er wieder die Augen. Der Zauber des Moments war verschwunden, obwohl Christoph ihn doch so gerne ausgekostet hätte. Er fragte sich, warum Steffen dies tat. Sich bei ihm aufnehmen. Er war doch wirklich ein Fremder, der sich nur vor sein Auto geworfen hatte. Steffen drehte sich wieder zu ihm um. Die roten Strahlen schienen ihn über die Schulter und ließen ihn fast wie ein Schatten werden, eine Silhouette eines jungen Mannes doch immer noch stachen die Augen dort hinaus. Sie schienen immer noch so tief, so unergründlich zu sein.

Plötzlich hörten sie ein lautes Hupen. Gekünstelt seufzte Steffen auf und warf die Hände in die Luft. "Unser Taxi." "Perfektes Timing," knurrte Christoph. Dann wurde er einfach geschoben. Sie gingen einen älteren Mann entgegen. Er hatte zwar keinen Bart, aber sein Haar war ein wenig schüttern und er machte einen sehr biederen Eindruck. Seine Augen sahen streng aber gerecht aus. "Anthony, dies ist der Junge von den ich euch erzählt habe." Kurz fragte sich Christoph, WAS er wohl erzählt habe. Der Butler nickte nur. Ein kurzes Grinsen huschte über Steffens Gesicht. Er nahm Christoph einfach auf seine Arme, während Anthony den Rollstuhl einpackte. "Steffen, ich...", weiter kam er nicht. Er wurde ein wenig rot. Steffen sah auf den Jungen in seinen Armen hinunter. Irgendwie berührte es ihn, den hilflosen Jungen auf den Armen zu haben.
Was hatte ihm nur dazu gebracht, sich selbst töten zu wollen? Denn so hatte das ausgesehen. Er war ja nur froh, noch diese elende Gestalt aus den Augenwinkeln bemerkt zu haben. War das etwa Röte auf Christophs Gesicht? Wieso? Es war doch klar, dass er ihn tragen würde, wenn er mit seinen Rollstuhl nicht weiter kam, wenigstens dachte Steffen das. Oder... war es wegen des Kusses? Nur eine Kurzschlussreaktion, nur eine Kurzschlussreaktion!!! Steffen schüttelt den Kopf um die Gedanken aus ihn zu vertreiben. Endlich hatte Anthony diesen Rollstuhl untergebracht und er konnte sich wieder von Christoph trennen. Er setzte ihn ziemlich gefühllos auf den Platz ab. Erst jetzt merkte er, das der blonde Junge seine Arme um ihn gelegt hatte. Christophs Augen funkelten ihn unergründlich an. Schon wieder schwieg der Junge, doch diese, seine Augen sprachen Bände. Er sah weg, wollte sie nicht sehen, wie sie ihn anklagend ansahen. Sie klagten ihn dafür an, dass er ihn nicht getötet hatte.
Er stieg vorne zu Anthony, aber Christoph musste hinten sitzen. Was konnte er auch schon dagegen tun? Er war doch nur ein behinderter Junge... Und das sollte jetzt für den Rest seines kümmerlichen Lebens so bleiben... ? Ihm kamen schon wieder die Tränen. Er hoffte wenigstens, dass Steffen sie nicht bemerken würde. Er wollte nicht auch noch so schwach scheinen. Er drehte sich zum Fenster und sah hinaus. So war es weniger wahrscheinlich, dass der Reiche sie sah. Reich, ja das war er wohl. Hatte einen Butler, eine Limousine, ein... ein RIESIGES Haus.

Erstaut sah der Blonde dem gigantischen Anliegen entgegen, auf den sie zufuhren. Eine große Grünanlage und ein altes Herrenhaus dahinter. Just in diesen Moment fragte sich Christoph, ob Steffen eigentlich noch Eltern hatte und was die sich dabei denken mussten. Seine Tränen hatte er vergessen. "Steffen..." "Sir Steffen, wenn ich bitten darf," sprang der Butler ihn ins Wort. "Nein, sie dürfen nicht Anthony. Er kann mich so nennen!!" Steffen blickte nach hinten und lächelte ihn an, als er die Fassungslosigkeit auf Christophs Gesicht sah. "Was ist denn?" "Hast du noch Eltern?" Anthony wollte wieder etwas sagen, öffnete sogar schon den Mund dafür, ließ es dann aber doch sein. Er konzentrierte sich aufs Steuern. Als ob ihn dies ablenken würde. "Ja, habe ich noch. Aber nur meinen Vater. Meine Mutter, - Gott sei ihrer Seele gnädig -," meinte Steffen noch dazu mit einen kleinen Seitenblick auf den Butler, "starb als ich geboren wurde." "Und... und was sagt dein Vater dazu, dass du so einfach einen Fremden aufnimmst?" Christoph schluckte. Er hatte Angst vor der Antwort. Steffen wandte sich bewusst wieder nach vorne, atmete tief ein und meinte dann: "Er sagte nichts dazu." Sie fuhren nun den langen Weg zum Herrenhaus hinauf. Für einen winzigen Moment fragte sich Christopf, ob sie hier auch behindertengerechte Rollgänge die Treppen hinauf hatten. Dann erschrak er wieder. Ein älterer Herr stand vor dem Tor des Hauses. Er hörte wie Steffen die Luft zwischen den Zähnen ausstieß und leise ihm zuzischte: "Das ist mein Vater, Duke Rainless, der Earl of Highground." "Oh shit." Christoph ahnte nichts gutes. Steffen presste sich fest in den Sitz.
Anthony hielt neben dem Earl an, stieg als Erster aus und hielt dem braunhaarigen jungen Mann die Tür auf. Steffen musste gezwungenermaßen so aussteigen, dass er vor seinen Vater stand. Doch er sah ihn nicht an, sah auf den Boden, drehte sich dann um und nahm Christoph wieder auf den Arm. Anthony holte auf einen kleinen Wink schweigend den Rollstuhl heraus. Es herrschte eine ungemütliche Stille, nur die Geräusche und das Schnaufen von Anthony waren zu hören. Steffen setzte Christoph schweigend in den Rollstuhl und wollte ihn hineinschieben, als endlich die dunkle, melodische Stimme seines Vaters über den Platz schallte: "Steffen, kommst du mal hierher?! - Mit dem Jungen." Steffen zuckte unmerklich zusammen, befolgte aber sofort den Befehl seines Vaters. So standen sie nun vor dem Mann. Christoph besah ihn sich heimlich. Seine schwarzen Haare, die streng nach hinten gekämmt waren, hatten schon hier und dort silberne Strähnen. Sein Gesicht war wettergegerbt, aber seine Augen strahlten genauso hell, wie die seines Sohnes. Auch sie hatten die Farbe geschmolzenen Metalls. Seine Kleidung war etwas altmodisch doch sie stand ihn. Eine rote Weste, schwarze Faltenhose und eine schwarze Krawatte. Das Hemd unter der Weste war blendendweiß. Dann sah Duke auf Christoph hinab. Auch er musterte den Knaben, der vor ihm saß. Steffen wagte es nicht zu sprechen zu beginnen. Sein Vater hatte das Vorrecht als Erster zu sprechen. Er hoffte nur, Christoph würde jetzt keinen Fehler machen. Normalerweise war sein Vater sehr umgänglich, dass ließ ihn hoffen. "Wieso hast du ihn mitgebracht, Sohn?" Augen bohrten sich in Augen. Er wusste, sein Vater verlangte eine Antwort und die würde er auch bekommen. "Er tat mir leid, Vater. Ihr seht bestimmt, dass er nicht gehen -" "Natürlich sehe ich es, ich bin ja nicht blind. Ich habe dich nur gefragt, warum er hier ist. Warum nicht in ein Rehabilitationszentrum, oder bei seinen Eltern?" Bei der Erwähnung seiner Eltern musste Christoph schlucken. Aber er weinte nicht, nein, dass wäre hier total falsch. "Er hat keine mehr Vater, keine Eltern, kein Geld, keine Zukunft ohne-" "Und du willst jetzt seine Zukunft sein? Immer für ihn sorgen, aufpassen, dass er nicht irgendwo stecken bleibt und so weiter?!" Christoph schloss die Augen. Er hatte Angst vor der Antwort, mehr noch als vor den Vater von Steffen.
 
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Kommentare  

Hm, bis auf die vielen Fehler möchte ich auch gern mal wissen, wie es weiter geht. Für mich liegt ein Hauch Naivität in der Geschichte, was nichts negatives bedeutet, sondern zum Schmunzeln auffordert, denn der Schreibstil und auch die Ausdrucksweise find ich doch recht gut und schön und das zusammen gemischt klingt erstmal interessant.

Fan-Tasia (29.04.2009)

Deine Hauptperson schwelgt ein wenig zu sehr in Selbstmitleid. Trotzdem möchte ich lesen, wie es weitergeht! Ich hoffe, du lässt uns teilhaben an der Story.
Ach ja, es ist ein "Anwesen" auf das sie zufahren, kein "Anliegen". Vor dem posten nochmal durchlesen und solche kleinen Fehler ausmerzen.... ;0)))
LG Dublin


Pia Dublin (29.04.2009)

Hallo Nerenea. Du beschreibst die Liebe zweier Männer lebendig und mitreißend, jedoch hat sie einige Rechtschreibfehler. Lasse doch deine schöne Geschichte mal von jemandem korregieren. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Petra (28.04.2009)

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