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2 Seiten

Le secret de l'océan - Kapitel 2

Romane/Serien · Spannendes
Amélie war kein sehr abenteuerlustiges Mädchen, sie war eher faul und ließ lieber andere für sich arbeiten. Sie war die typische Tochter einer wohlhabenden Familie: schön, klug und verwöhnt.
Es war ein sonniger Sonntagmorgen des Jahres 1966. Amélie saß gemütlich auf ihrem rosa gepolsterten Sessel, den sie vor vielen Jahren von ihrem Vater bekommen hatte. Auf ihrem Schoß lag ein kleines Buch, in das sie gerade vertieft war. Das Geräusch einer sich öffnenden Türe riss sie aus ihrer Lektüre. Aus dem Flur trat ein junges Hausmädchen in das hell beleuchtete Zimmer. „Mademoiselle,“ sagte sie leise mit gesenktem Kopf, „es ist Post für Sie gekommen.“
Amélie nickte kurz und deutete ihr, die Briefe auf den kleinen Tisch zu legen, der neben ihr stand. Dann scheuchte sie das Mädchen aus dem Zimmer, um weiterzulesen. Ihr Blick schweifte über den Stapel Post und blieb an dem obersten Brief hängen. Verwundert griff sie danach. Der Brief war an ihre Mutter adressiert. Dieses dumme Mädchen hatte ihr schon wieder die falschen Briefe hochgebracht, dachte sie verärgert. Sie war gerade im Begriff nach ihr zu rufen und sie zu beschimpfen, als ihr Blick auf den Absender fiel: Police parisienne. Verwirrt starrte sie ihn an. Was wollte die Polizei von ihrer Mutter? Sie war einer der liebsten Menschen, die sie kannte und würde bestimmt nie ein Verbrechen begehen. Nach kurzem Zögern riss sie den Brief auf. Sie zog den Papierbogen heraus und begann zu lesen:
<cite>Mordfall; Jean Dubois
Neue Beweismittel beschlagnahmt,
Wir bitten Sie, so schnell wie möglich Kontakt mit uns aufzunehmen...</cite>
Keuchend ließ sie den Brief fallen. Das dünne Papier flatterte zu Boden und blieb liegen. Die wenigen Zeilen hatten Amélie vollkommen aufgewühlt; ihr Vater, tot? Davon hatte ihre Mutter ihr nie etwas gesagt. Und dann noch ermordet, hier in Paris.
Ihr wurde immer nur erzählt, dass ihr Vater nach Amerika gezogen war, jetzt kam heraus, dass er hier gewesen war.
Dicke Tränen kullerten über ihr Gesicht. Auch wenn sie keinen Kontakt zu ihrem Vater gehabt hatte, war ihre Hoffnung ihn wiederzusehen stets geblieben. Jetzt war er tot, nie wieder würde sie ihn sehen, das schöne glatte Gesicht, die leuchtenden Augen, die dunkelbraunen Haare, nie wieder würde sie seinen Duft einatmen und sich an ihn drücken.
Ihr Herz pochte. Sie wollte es einfach nicht glauben. Immer wieder bildete sie sich ein, dass alles nur ein Traum sei und sie jeden Moment aufwachen würde. Doch tief im Innern wusste sie, dass es nicht so war.
Als sie sich etwas beruhigt hatte, überlegte sie, wie sie vorgehen sollte. Sie konnte nicht einfach zu ihrer Mutter gehen und ihr den Brief vorlegen, das wäre verrückt. Und auch in ihren Stiefvater hatte sie nicht genug Vertrauen. Man würde ihr vorwerfen, in Angelegenheiten zu schnüffeln, die nichts mit ihr zu tun hatten. Nein, das wäre keine gute Idee, sie musste das Geheimnis für sich behalten, jedenfalls vorläufig.
Plötzlich hörte sie, wie die Eingangstüre aufgeschlossen wurde. Schnell schob sie den Brief unter das bestickte Tischtuch, das den kleinen Tisch umhüllte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann trat sie aus ihrem Zimmer, um ihren Stiefvater zu begrüßen. Dieser war die letzte Woche auf einer Geschäftsreise in Westfrankreich gewesen. Was genau er dort getan hatte, wusste sie nicht. Eigentlich war es ihr auch völlig egal.
Sie stieg die Stufen in die Eingangshalle hinunter und blieb am Treppenende stehen.
„Hallo meine Liebe!“ begrüßte sie der Mann, dem eben von einem Hausmädchen aus dem langen grauen Mantel geholfen wurde.
„Bonjour Francois,“ begrüßte sie ihn höflich, „wie war deine Reise?“
„Gut, sehr gut,“ murmelte er abwesend. Dann schaute er seine Stieftochter wieder an und fügte hinzu: „Ich hab dir was mitgebracht.“ Er öffnete seinen Koffer und holte ein kleines Päckchen hervor, das er ihr gleich darauf reichte.
„Danke!“ sagte sie und riss vorsichtig das feine Papier auf. Darin lag eine wunderschöne Perlenkette, die bestimmt ein Vermögen gekostet hatte.
„Vielen Dank, Francois,“ sie schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln, bevor sie wieder die Treppe in ihr Zimmer hochging.
 
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Kommentare  

Auch das zweite Kapitel ist spannend. Amélies Vater ermordet? Ich bin gespannt, was dabei heraus kommt.

Petra (28.11.2010)

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