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2 Seiten

Für einen Tag

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Ich sitze am Küchentisch und blicke auf mein Leben zurück.
Vor mir steht ein Teller Buchstabensuppe. Heiß begehrt in meiner Kindheit. Ja, ich habe sie geliebt. Die Buchstaben darin erinnern mich an mein Leben, wirr und ohne Zusammenhang stellen sie einen Brei dar, der mein ich darstellt. So viele Ideen, die zu Träumen wurden um an Ende wie Seifenblasen zu zerplatzen.
Warum zum Teufel kann mir nicht einfach etwas gelingen? Ich bin nicht sehr wählerisch, eine Kleinigkeit, die mein Leben wenigstens ansatzweise eine andere Richtung gibt, würde mir doch schon reichen. Aber da ist nichts!
Gestern habe ich einen guten Freund angelogen, das entspricht eigentlich nicht meiner Art, aber ich hatte es satt immer wieder dieselben Durchhalteparolen von meinen Freunden zu bekommen und so habe ich ihm von meinem Durchbruch erzählt. Ich erzählte ihm von dem Glück entdeckt worden zu sein. Ich werde jetzt berühmt, betonte ich immer wieder. Stefan meinte, dass er das schon immer wusste und er verstand meine ganzen Zweifel noch nie.
Ein Glücksgefühl durchzuckte meinen Körper, ich hatte etwas zu sagen, ich war jetzt „Wer“ und nachdem wir noch in einem Cafe auf mein Glück angestoßen haben, stand ich mit mir und meinen Gedanken wieder alleine da.
Es fühlte sich gar nicht mehr gut an Stefan angelogen zu haben. Ich fühlte mich schlechter als der Looser, der ich noch vorher war. Zuhause machte ich mir dann Gedanken, wie ich meine Lüge außer Kraft setzen konnte. Egal, wie ich es drehte und wendete, ich hatte keine Lösung parat und als Stefan mich Abends anrief und sich entschuldigte das er es mir vorwegnahm und Andrea von meiner neuen Karriere erzählte. Hatte ich ein weiteres Problem, meine Lüge zog die ersten Kreise. In meinem Magen begann es zu brodeln und später kamen auch noch Krämpfe dazu. Mein erstes Magengeschwür, heraufbeschworen von mir selbst, schlicht und einfach durch eine Lüge.
Ich hatte es nicht mehr in der Hand, denn Andrea, war die Tratschtante in meinem Freundeskreis und wenn sie von meiner steilen Karriere wusste, dann wussten es bald alle.
Ich wunderte mich nur, dass mich sonst noch niemand angerufen hatte. Wie konnte es sein, das meine Freunde wussten, dass ich wohl bald in allen Gazetten der Stadt Bekanntheit erfahren würde, sie mich aber links liegen lassen. Vielleicht wollten sie es von mir selbst hören, oder was noch viel schlimmer war, vielleicht glaubten sie genauso wenig an mich, wie ich selbst.
Das machte mir Angst, ich nahm mir vor noch am selben Abend alle Freunde von mir anzurufen. Ich konnte es nicht fassen, das niemand an mich glauben sollte. Doch leider bestätigte sich mein Gedanke, denn alle meinten ich soll doch mal die Beine still halten, oder sie meinten warten wir es erstmal ab.
Ich verbreitete meine Lüge selbst, und ich bestätigte sie. Doch nahm mir nur Stefan alles vorbehaltlos ab. Ich war das was ich bin und ich musste mich damit abfinden, dass keiner meiner Freunde meinte, dass ich auch nur ansatzweise irgendwann Erfolg haben könnte.
Die anschließende Nacht war die schlimmste meines Lebens, denn ich dachte über meine Leben nach und stellte fest wie sinnlos es doch war. Ich weinte bis irgendwann draußen die Vögel anfingen zu zwitschern und langsam die Sonne aufging.
Ich war allein und zwar im erschreckenden Maße. Langsam dämmerte es mir, meine Freunde hielten nicht viel von mir und ließen mich nur Oberflächlich an ihren Leben teilhaben und während sie in ihrem Leben weiter kamen, blieb ich stehen. Sie teilten mit mir ihren Erfolg, ich freute mich für sie, während sie sich aus meinem Leben verabschiedeten. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Ich gehörte nicht dazu, das wurde mir letzte Nacht bewusst.
Ausgekotzt vom Leben sitze ich an meinem Esstisch und starre auf den Brei von zusammenhanglosen Buchstaben, die mein Leben nicht besser hätten darstellen können. Ein Wort kristallisiert sich heraus. Ein Wort das ich hasse, eines vor dem ich Angst habe und doch ist es die einzige Lösung. Mir wird klar, dass mein Leben, eine Lüge brauchte um zu verstehen was es wert war. Was ich wert war! Morgen werde ich in den Zeitungen stehen, so wie es im erschreckend deutlichen Orakel meiner Suppe geschrieben steht. Ich zittere am ganzen Körper, doch ich weiß die Ungläubigen werde ich überraschen, morgen werde ich für einen Tag meine wahren Freunde anrühren können. Tot werde ich über mir stehen. Sie beobachten. Und es im nächsten Leben besser machen.
 
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Kommentare  

An sich ist diese Story flüssig geschrieben, aber deren Inhalt überzeugt mich nicht. Sich gleich wegen solch einer Sache umbringen zu wollen, erscheint mir übertrieben.

Petra (08.04.2011)

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