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GE ZEIT EN DE

Fantastisches · Poetisches · Experimentelles
mein Körper ist ein luftleerer Raum
am Schreibtisch meiner Hände
sitze ich vor einem weißen Blatt Papier
von der Stirn tropft Angstschweiß auf den Boden
hinter mir steht ein Mann mit einer 44ziger Magnum

ich bin müde
wie die vertrockneten Blumen
in den erstarrten Vasen

im Zimmer liegen hundert Geldscheine
der Zeitennebel verliert sich
völlig nackt wälze ich mich auf dem zermürbenden Teppich

müde auch die vielen Stubenfliegen
die auf meiner Haut krabbeln
und mich von oben bis unten vollpinkeln

der Herbst greift sich Anfang Juli
schon die ersten dunklen Momente
nach dem Sonnenuntergang
der Regen, ein kalter, wartet triumphierend

was aber machen die tauben Passanten dort auf der Brücke
sie bleiben stehen
sie wollen einfach nicht dem Licht folgen
aber dann sehen sie auch nicht
die einhundert orangenen Füllhörner
auf den fahlen Pferden
die, die etwas suchen was es gar nicht gibt

...eine Blende...

die Städte dampfen aus ihren Schornsteinen
frühmorgens warten Arbeiter im grauen...eisigen...Dunst
um mit ihrer Stechkarte ihre Freiheit in einen Schlitz zu stecken
und Hausfrauen werden von rasselnden Fahrzeugen
im Großstadtdschungel überfahren

die letzten Überlebenden wühlen in den Gedärmen
des Sonnagsbratens
unentwegt frisst sich der Krebs in unsere Kleider
Kinder zünden Häuser an
die Arbeitslosen vergewaltigen eine Ameisenkönigin

und wie viele andere Verlorene ertrinken
in dieser undurchsichtigen Flut
von Fleisch, Blech, Stein und Blut

die große unbarmherzige Straße
führt dich raus aus der Stadt
direkt vor den nächsten Baum
glitschig und sehr nass grinst sie
den Krankenwagen an

...BLENDE...

eine neue Regenzeit kommt über diesen Planeten
in einigen...den letzten...Urwäldern
blicken die Eingeborenen voller Panik
auf die Bulldozer, die ihnen ihre
Lebensgrundlagen rauben werden

auf den zerfetzten Füßen des Häuptlings
lieben sich Tausendfüßler
aus blauen Muscheln drängen sich Embryoden

die Straße schlängelt sich durch Sträucher
und Siedlungen
schlägt eine Bresche durch Träume
Brüder und Liebende
wälzt sich weiter über die Erde
an beiden Seiten sehen wir Skelette
von Tieren, Menschen und Maschinen

die große unbarmherzige Straße
führt uns raus aus den Städten
direkt vor die nächsten Bäume
glitschig und sehr nass grinsen uns die Straßen an

uns letzte Menschen
die auf der Straße keine orangene Füllhörner
gefunden haben
 
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Kommentare  

Hallo Francis, herzlichen dank für deinen Kommentar, ja das ist , glaube ich, meine Berufung...aus vielen Puzzle Teilen...oder Literatur Fetzen, etwas herauszufinden, in dem wir uns wiederfinden...oder dass wir gerne lesen...beste Grüße

Jürgen Hellweg (12.02.2012)

..."um mit ihrer Stechkarte ihre Freiheit in einen Schlitz zu stecken"
Dieser Satz hat mir besonders gut gefallen. Imponiert, aus Satzfetzen irgendwie etwas bedeutsames zu puzzeln. Kenn mich nicht so aus. Ist das ein Gedicht?
LG


Francis Dille (11.02.2012)

ja, Pia ,du hast es auf den Punkt gebracht, es hat mich überollt, aber aus der Angst heraus enstehen bei mir die kuriosesten Bilder...DANKE, und bis bald!

Jürgen Hellweg (11.02.2012)

Hi Jürgen,
kommt mir vor wie die Phase einer Schreibblockade, die von der grausamen Umwelt noch zusäztlich überrollt wird.
Ich weiß nicht, wie du immer an diese gewaltigen Bilder kommst ... Mensch ... Neid! ;0)

Liebe Grüße DublinerTinte


Pia Dublin (11.02.2012)

Hallo Else08, herzlichen Dank für deinen kurzen aber treffenden Kommentar. bei mir gehts hier, wie so oft, um die dunkle Seite unserer Gesellschaft. Aber die Realität hat mich ja längst überholt. Dennoch versuche ich auch positives rüberzubringen, gelingt mir auch manchmal haha...beste Grüße...

Jürgen Hellweg (08.12.2011)

Wortfetzen wie düstere Visionen. Spannend, obwohl man eingentlich nicht so genau weiß, was du damit aussagen willst.

Else08 (06.12.2011)

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