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Das, wonach er strebte

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
"...Heute morgen, um 4 Uhr 39, 2041, ist Raphael Funck, der vielleicht bedeutendeste Mensch des 21-n Jahrhunderts, der Vater des SkyTowers, verstorben. Seine letzten Minuten verbrachte er mit seinen nähesten Freunden, da, wo er sein ganzes Leben lang hinstrebte - an der Grenze zwischen Himmel und Erden. Sein Tod ist ein nicht nur großer Verlust für die Bevölkerung Deutschlands oder Europas, sondern für die gesamte Menschheit. Der genau 920 Meter hoher SkyTower - das zweifellos hoheste Gebäude auf der Welt, seit dem legendären Babylon, ist und bleibt..."


2.50
"Martin ?..", erklang eine heisere Stimme aus dem Hörer.
"Ja, ich bin's... Herr Funck ? Sind Sie's ?"
"Martin, ich sterbe."
"Was ? Warten Sie mal..."
"Martin, ich sterbe."

3.04
"Herr Funck ? Herr Funck ?!"
"Martin...", hörte er die bekannte Stimme, links von ihm. Er drehte sich um. Und verstand sofort : es blieb nicht viel Zeit. Der Gedanke "O Gott, er sieht so aus, als ob er schon tot wäre" schoß durch sein Gehirn, doch er verbannte ihn augenblicklich und schämte sich dafür, so etwas überhaupt gedacht zu haben.
"Haben Sie schon die Ärzte gerufen ?!" Und da kriegte er sofort genau die Antwort, die er erwartete :
"Es hat einfach keinen Zweck mehr. Ich sterbe, das siehst du doch. Es ist nicht aufzuhalten. Ich will zu mir nach Hause."
"Aber Sie müssen ins Krankenhaus !"
Als die melodische Stimme der Klingel erklang, seufzte der Alte, irgendwie erleichtert :
"Es ist Nadin. Komm, öffne, bitte, die Tür."
Martin eilte zur Tür und betätigte einen kaum bemerkbaren Schalter an der Wand.
"Raphael !", sie rannte sofort zu ihm.
"Ich glaube, es ist soweit. Und könntest du, bitte, den jüngen Mann da davon überzeugen, mir meinen letzten Willen zu erfüllen und mich nach Hause zu bringen ? Ich... hab's verdient, findet ihr nicht ?"
"Martin, hilf mir !"
"Aber er braucht ärztliche Hilfe !.."
"Martin, seine Zeit ist... einfach gekommen, es gibt nichts, was man dagegen tun könnte. Bitte, hilf mir."

3.42
"Lassen Sie und, bitte, durch !"
Es erschien ihnen so, als wäre die gesamte Stadt - trotz ihrer Größe und der Uhrzeit - auf dem Platz vor dem SkyTower versammelt. Sie alle sahen IHN an, viele schon mit Tränen in den Augen.
"Wie haben sie's erfahren ?", flüsterte Martin Nadin ans Ohr.
"Na du kennst ja unser Kommunikationssystem - kein Gespräch ist nur deins und meins..."
"Bitte, lassen Sie und durch ! Bitte !"

"Herr Funck, ist es wahr, daß Sie..." - sahen sie plötzlich ein kleines Mikro auf sich gerichtet.
"Haben Sie doch wenigstens ein kleines bißchen Anstand ! Der Mann stirbt, verstehen Sie ?! Glauben Sie nicht, er verdient jetzt etwas Ruhe ?"
"Lassen Sie uns durch !"

4.01
"Wir sind da."
"Raphael, wir sind da, hören Sie ?"
"Ja... Martin, könntest du, bitte, die Musik einschalten ? Und ich möchte, daß alle sie hören."
"'Adiamus' ?"
"Ja. Ich möchte es noch mal hören. Bitte."
"Klar."


"...Keiner kann es wirklich glauben : Raphael Funck, das Genie unseres Jahrhunderts, der Schöpfer des weltberühmten SkyTowers, erlebt seine letzten Minuten. Wie die Versammelten hören können, ist sein offenbar letzter Wunsch, noch mal die Musik zu hören, die ihn seinen ganzen Weg - vom Traum zur Wirklichkeit, von der Armut zum Reichtum, von der Einsamkeit zur Weltberühmtheit - begleitete. Die ganze Welt hört jetzt die letzten Klänge seines erlöschenden Lebens..."


4.31
"Sieh dir all die Leute an ! Sie sind zu dir gekommen ! Alle ! Die ganze Stadt ist hier versammelt !"
Martin erstreckte seine Hand und streichte damit die Glaswand, die ein etwas benebeltes, dennoch atemberaubendes Panoramm vom allerletzten Stock auf die ganze Stadt öffnete. Erwachsene Menschen da unten, gliechen von hier aus eher Ameisen, die sich um einen Baum versammelten.
"Du hast vielen von ihnen einen Sinn im Leben gegeben, jeder von ihnen betet dich an. Da sind sie !"
"Ich sehe niemanden..."
"Hier, hier ist Ihre Brille."
"Nadin, Martin..."
"Setzte sie auf !"
"Tut mir leid, ich sehe sie immer noch nicht."
 
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Kommentare  

Ich denke, der Satz soll bedeten, dass diese Menschen nicht wirklich den Herrn Funck anbeten, und das hat der schlaue Herr gemerkt.
Ich sehe das so: Martin sagt, dass jeder der Menschen Herrn Funck verehrt und anbetet, "jeder von ihnen betet dich an. Da sind sie!"
Und Herr Funck sieht niemanden, der ihn anbetet. Denn keiner der Menschen kennt ihn wirklich. Sie wissen, was er in seinem Leben erreicht hat, sie verehren seine Arbeit, doch nicht ihn, den Menschen Raphael, auf den es am Ende ja eigentlich ankommt. Denn wenn einer stirbt, da ist es egal ob er den hoechsten Turm der Welt gebaut hat, oder es nur zu einer Wellblechhuette gebracht hat, denn der Tod kriegt am Ende jeden.
Und weil dem Herrn Funck klar ist, dass da unten keiner ist, der ihn wirklich kennt (sogar einer seiner zwei "naehesten Freunde" siezt ihn...) kann er auch niemanden sehen, der ihn verehrt. Er sieht vielleicht Menschenmengen. Doch sie sind nicht wegen ihm da, sondern wegen der Gestalt, die er verkoerpert.

Ich find die Geschichte gut. Und so werd ich sie auch bewerten.


Regina (25.04.2004)

mhh ja, da muss ich dem Grafen zustimmen... irgendwas fehlt da... ich glaube der satz "Tut mir leid, ich sehe sie immer noch nicht" hat irgendwas tieferes zu bedeuten, ich weiß nur nich ganz was..........

*Becci* (24.04.2003)

Mir scheint's, es fehlt das Ende... wenn es eins sein sollte, so rundet es die Sache nicht ab... oder es ist unsauber formuliert. Ich bewerte diese Story extra nicht, weil ich denke, dass die zwei Punkte, die ich jetzt geben würde, nach einer Überarbeitung leicht mehr werden könnten.
Liebe Grüße, Graf Zahl


Graf Zahl (11.03.2003)

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