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Alconia im Bann der Dämonen - 4.Teil - ein fantastischer Roman

Romane/Serien · Fantastisches
© doska
„Hattet Ihr nicht doch Sorge, werter Graf Conradt von Alaxis, um euren Neffen Dietmar, als diese Leiche in unseren Festsaal getragen wurde?“ Der König nahm ein Schlückchen Rotwein aus einem der Silberkelche.
„Nein, ich interessiere mich nicht für seine Albereien!“
„Albereien? Vielleicht wirft sich ja Dietmar gerade in sein Schwert?“ Der König konnte manchmal ziemlich hartnäckig sein.
„Warum interessiert Euch dieser dumme Junge so?“, murrte deshalb der Graf verdrießlich.
„Das will ich Euch gern verraten, meine Tochter feiert in drei Tagen ihren siebzehnten Geburtstag. Sie hat als Kind oft mit eurem Neffen unten im Dorfe gespielt, immer wenn sie zu Euch zu Besuch kam. Alconia wünscht ihn nach so langer Zeit endlich zu sehen. Es wäre darum schön, wenn er mir heute noch – möglichst ohne Schwert in der Brust - begegnen würde, da er mich auf der Heimreise begleiten könnte.“
„Gerade den, diesen Versager will sie sehen?“, rief Graf Conradt überrascht. „Sie wird enttäuscht sein. Er wurde nicht erwachsen. Ich habe aus ihm keinen Mann machen können!“
„Es gibt Männer genug, aber nirgendwo diesen Dietmar, meint meine Tochter. Tja, wie Frauen so sind! So und jetzt gehe ich hinauf in mein Schlafgemach, denn schließlich muss ich morgen früh raus.“ Der König gähnte.
„Nein, bleibt noch für einen Moment, mein König!“, bat der Graf, “ Es wird euch nicht leidtun tun, denn ich habe, wie vorhin schon andeutet, eine Überraschung zum Abschied für euch parat. Ich erinnere euch an die Gaukler und Musikanten, weswegen ich vorhin meinen Meier zur Eile drängte! Ihr werdet euch amüsieren!“
Nun sagte der König weder ja noch nein. Er schien sich unschlüssig zu sein. Schweigend nahm er noch einen Schluck aus dem Kelch und betrachtete den Wein.
Dafür war der rote Fürst umso gesprächiger. „Sind es etwa baranische Gaukler?“, warf er mit skeptischer Miene ein.
„Ja, in der Tat!“, bestätigte der Graf und nickte ihm zu. „Es dürfte euch bekannt sein, dass die letzten der Baranier, sich schließlich nur der Gaukelei, der Heilkunst und der Alchemie zuwandten. Sie hatten damit bei uns großen Erfolg. “
„Ich weiß, ich weiß“, erwiderte der rote Fürst, „Ich habe auch einige intelligente Sklaven bei mir am Hofe gehabt. Aber auf meiner Anreise sind mir unschöne Gerüchte gerade über die baranische Gaukelei zu Ohren gekommen.“
„Die da wären …“, wollte der Graf von Alaxis genervt wissen.
„Eine baranische Hexe soll seit einigen Tagen euer Volk in den Städten entlang der Küste zu Protesten aufgewiegelt haben.“
„Werter Fürst, es gibt ja in Wahrheit gar keine richtigen Hexen, das wisst ihr so gut wie ich! Und wie denn und gegen wen aufgewiegelt?“ Graf von Alaxis schnaufte ungeduldig durch die Nasenlöcher.
„Nun, sie behauptete, dass in rund einer Woche eine große Flutkatastrophe kommen und die Dörfer und Städte entlang der Küste zerstören würde. Der Adel trüge dann Schuld für die großen Verwüstungen, da das Volk zu wenig Zeit gehabt hätte, wichtige Teile des Dammes auszubessern. Die meisten der Anwohner müssten für Euch permanent Frondienste leisten und selbst kleinste Erträge, vom Meer oder den mageren Äckern abgerungen, gleich wieder an eure Verwalter abgeben. Es bliebe nur die ohnehin wenige Ruhezeit den Küstenleuten, um für sich selbst oder Angehörige von irgendwoher ein bisschen Nahrung zu beschaffen.“
„Das ist tatsächlich eine große Frechheit, was diese Barani da behauptet. Wie heißt sie?“
„Man nennt sie Makimba, werter Graf, und sie ist eine großartige Gauklerin und ....“
„Interessiert mich nicht! Das mit der Flut kann einfach nicht passieren. Hat es seit Jahren nicht mehr bei uns gegeben. Und selbst wenn...! Die Dämme haben bisher gehalten und werden es auch weiterhin tun. Diese Barani scheint tatsächlich eine Aufrührerin der übelsten Sorte zu sein.“ Plötzlich stutzte der Graf. „Makimba sagtet Ihr?“
„Sehr richtig, das Volk ruft sie in seiner Begeisterung, stets bei diesem Namen.“
„Verdammter Zufall, so heißt tatsächlich auch jene Frau, die jetzt und hier mit ihrer Truppe allerlei Zauberkunststücke und sogar ein kleines Theaterstück vorführen sollte. Die Bewunderung für diese Frau eilte ihr voraus, wisst Ihr? Seid Ihr denn sicher, dass es ausgerechnet jene Makimba ist?“
„Ganz sicher, denn es gibt nur eine Barani die mit ihren Zauberkünsten derart bekannt und beliebt ist!“
„Zauberkunststücke?“, riefen einige der Anwesenden verzückt. „Ein ganzes Theaterstück?“ Auch die Augen des Königs leuchteten begeistert. „Ich liiiiebe baranische Darbietungen!“, schmetterte er hocherfreut dazwischen.
„Genau, Hoheit, gerade Ihr müsstet es doch wissen, wo ihr doch selber solch einen magisch begabten Barani bei Hofe habt!“, bestätigte die Gräfin von Tudask des Königs Worte.
„Dennoch, solltet Ihr sie gefangen nehmen, werter Graf, und foltern lassen.“ Das Gesicht des roten Fürsten bekam bei letzterem Gedanken einen seltsamen fast dämonischen Ausdruck.
„Gleich foltern, oho?“
„Ja, das sollte so sein! Das hat dieses Biest verdient.“ Der rote Fürst knirschte hasserfüllt mit den Zähnen.
„Biest? Nanu? Ich denke Ihr glaubt nicht an Hexen? Und dieser Zorn in eurem Blick....? Man möchte meinen, diese Frau ist Euch bekannter als Ihr vorgegeben habt.“
Der rote Fürst errötete leicht. „Iwo, ich kenne diese Makimba nicht! Ich gebe zu, ich habe bereits versucht, sie während meiner Anreise durch meine Soldaten gefangen zu nehmen, aber sie ist uns leider entwischt! Unwahrscheinlich gerissen das Weib. Das Volk ist übrigens selbst Schuld, wenn Makimba auf dem Scheiterhaufen landet, denn es behauptet ja, dass sie eine Hexe wäre. Hexen gehören verbrannt und wir hatten schon seit ein paar Tagen keine Hinrichtung mehr in eurer Burg.“
„Das ist wahr“, bestätigte der Graf grinsend.
„Aber muss das denn immer sein?“, empörte sich dessen Schwester Luise.
„Macht was ihr wollt, werter Graf“, König Leopold gähnte. „Aber bitte erst, nachdem uns diese Hexe mit ihren köstlichen Kunststücken und diesem herrlichen Theaterstück verwöhnt hat.“
Die meisten der Anwesenden jubelten ob dieses Vorschlags begeistert und der Graf war damit eigentlich auch zufrieden. Nur der rote Fürst schüttelte zornig und fassungslos den Kopf. Es gefiel ihm anscheinend nicht, dass er eindeutig überstimmt wurde.
„Wann wird es denn los gehen!“, fragte jemand von den Gästen schon ungeduldig.
„Noch ehe ihr eure Weinkelche geleert habt, werden sie da sein!“, verkündete der Graf stolz, denn er hörte bereits von draußen die Jubelrufe des einfachen Burgvolkes, das, solange es noch nicht völlig finster war, im Hof zu arbeiten hatte. Bestimmt hatte der Wachposten die mit Fackeln beleuchteten Wagen des fahrenden Volkes den Feldweg entlang rumpeln sehen und die schöne Nachricht dem Burgvolk verkünden lassen.
„Was grübelt ihr?“, wandte er sich dem roten Fürsten zu, weil dieser noch immer den Kopf gesenkt hielt und die Brauen düster zusammengezogen hielt. „Ihr habt keinen Grund betrübt zu sein, denn Ihr bekommt diese Makimba als Geschenk von mir nach der Veranstaltung.“
„So, meint Ihr? Das beruhigt, aber sie darf mich nicht vorher sehen, sonst flieht sie sofort und eure schöne Überraschung für die Gäste ist dahin. “
„Also kennt ihr euch doch!“ Der Graf zwinkerte dem roten Fürsten zu. „Sehr spannend das Ganze! War sie eure Sklavin?“
„Das geht Euch nichts an.“, wehrte der rote Fürst mit zornig blitzenden Augen ab. „Verzeiht mir die Kritik, aber ich empfinde Euch im Umgang mit magiebegabten Wesen ein wenig zu leichtsinnig.“
„Da hat er recht!“, rief eine der adeligen Damen mit besorgter Miene. „Auch die Bestie, die eure Reisige angegriffen hat, könnte ja eure Burg aufsuchen oder ihre Artgenossen könnten später nachkommen. Ihr solltet das Untier beizeiten jagen!“
„Meine Reisige werden schon mit ihm fertig werden und ehe ich die Wälder durchstreifen lasse, müsste es sich erst einmal zeigen, dass noch mehr davon in den Wäldern existieren, edle Dame!“, fauchte der Graf. „Es ist nichts Besonderes mit dem Tier, glaubt es mir. Die Menschen sind nur sehr abergläubisch. Da genügt ein Nebel, die Dämmerung, grelles Licht, sodass man nicht genau erkennen kann, was es ist und schon ist ein Zauberwesen daraus geworden. Außerdem müsste es schon sehr verrückt vor Hunger sein, extra hierher zu kommen, denn Raubtiere mögen keinen Trubel! Wir haben viele gute Bogenschützen und die Bestie ist nur eine.“
„Sehr richtig, wesentlich größere Gefahr“, begann wieder der rote Fürst,“ … scheint von unserem eigenen Volk in den Fürstentümern und Grafschaften von Ronganien zu erwarten zu sein. Aber das sagte ich ja bereits. Unsere Leibeigenen und Fronbauern sind zwar noch friedlich und auch die etwas freiere Landbevölkerung fügt sich einigermaßen in ihr Schicksal. Aber der Mob rottet sich in den Städten zusammen und ruft zum Kampf gegen den Adel von Ronganien auf. Auch die Raubüberfälle auf den Reisestraßen besonders Richtung Tulkmont nach Kusala haben zugenommen.“
„Pah, das war doch schon öfter so und hat sich dann ganz von allein gelegt!“, entgegnete der König und nahm noch ein Schlückchen Wein.
„Das sehe ich nicht so!“, empörte sich der rote Fürst.
„Hoheit, wie könnt ihr nur denken, dass sich auch nur irgendetwas von ganz allein geben könnte?“, fauchte nun auch Graf Konradt wütend.
„Ich bin eben alt geworden“, jammerte der König. „und Ihr dürftet auch nicht jünger geworden sein, werter Graf!“
„Trotzdem ist mir der Kampfgeist geblieben, mein König!“
„Der meinige auch...“, konterte der rote Fürst zornig.
„Wollt ihr denn das Volk noch mehr knechten und unterjochen?“, fragte der König. „Ihr könnt diese große Revolution, die sich vielleicht anbahnt, nicht mit Gewalt niederschlagen. Das sage ich euch. Damit würdet ihr alles nur schlimmer machen als es ohnehin ist. “
„Ich hatte ja vorhin schon einen Vorschlag gemacht, Hoheit.“, knurrte der Graf von Alaxis unlustig. „Und es schien für mich alles geklärt!“
„Und ich finde schon mal Graf Conradt von Alaxis Gedanken gut!“ Der rote Fürst hob mit provozierender Geste seine Hand. „Drum frage ich hier in die Runde, wer von den erlauchten Gästen ebenfalls?“
Unter den Anwesenden wurde es unruhig. Man beratschlagte mit lautem Gemurmel, was wohl am besten in diesen schlechten Zeiten der Dürre zu tun wäre und einige von ihnen hoben wenig später ebenfalls ihre Hände. Auf keinen Fall jedoch waren weder Luise von Tüben noch Grudrun von Trauenfels unter diesen.
„Welchen Gedanken?“ knurrte nun der König, der ebenfalls nicht daran dachte, seine Hand zu erheben. „Ich hatte nichts Vernünftiges gehört!“
„Sehr richtig!“, bestätigten aufgebracht die beiden edlen Damen und einige der Gäste nickten ihnen zu.
Graf Conrath von Alaxis runzelte die Stirn „Nun, ich erwähnte bereits, dass es günstig wäre, das Volk zu einem großen Krieg aufzurufen.“ Er warf dabei einen gemahnenden Blick Richtung seiner Schwester und dann noch zur Einschüchterung zu deren rothaariger Freundin. Zuletzt blieben seine stechenden Augen jedoch am König haften, denn dieser hatte sich einfach von ihm abgewandt, um sich in aller Ruhe noch einen der köstlichen Bratäpfel zu ergreifen, welche die Diener gerade auf großen Holzbrettern auf die Tische gestellt hatten. „Solange die Menschen noch ein bisschen Kraft in sich spüren“, fuhr Graf Konrath dennoch entschlossen und deshalb sehr laut fort, „kann man sie mobilisieren. „Lasst uns das blühende Land Dabinstan überfallen, das seltsamerweise noch nicht von der Dürre betroffen ist und das wird auch den Ärmsten der Armen helfen. Der Mob kann sich dann austoben und holen was er nur will und uns geht es auch wieder besser.“
„Ja, sehr viel besser!“, echote der rote Fürst. „Was haltet ihr davon? Wir brauchen noch mehr Befürworter!“ Er hob abermals die Hand. Sein Blick wanderte die Reihen der Anwesenden aufmunternd entlang und nun hoben immer mehr von den Anwesenden ihre Hände. Doch wieder regten sich weder Luise von Tüben noch Gudrun von Trauenfels.
„So, so, die meisten Herren der Grafschaften meines Landes, die hier anwesend sind, wollen also einen Krieg gegen König Bilmor führen, ohne mich, euren treuen König?“, meinte nun König Leopold, sehr langsam den Bratapfel kauend, denn er fühlte sich doch recht satt.
„Natürlich wollen wir nicht ohne Euch kämpfen.“, machte Conradt von Alaxis dem König verständlich. „Ich dachte lediglich, dass Ihr klugerweise bereits vorhin eingewilligt hattet, es war nur nicht zu ersehen. “
„Habe ich das? Ist mir gar nicht aufgefallen!“ Er wedelte mit der freien Hand.
„Sehr traurig, dass Ihr nicht erkennen wollt, wie notwendig diesmal ein Krieg ist.“
„Nun gut“, fauchte auch der rote Fürst wütend dazwischen. „Nach alter Sitte hat das Wort des Königs Vorrang. Dagegen können wir Grafen und Fürsten nichts ausrichten, aber Freunde habt Ihr Euch mit dieser Entscheidung ganz gewiss nicht gemacht.“
Ein lautes bestätigendes Gemurmel erhob sich und zornige Blicke flogen zum König.
„Die fürchte ich nicht!“, sagte der König mit fester Stimme. „Im Übrigen, mein lieber Fürst, hatte ich noch nie einen Freund in Euch gefunden. Graf Conradt von Alaxis und all die anderen ließen sich bisweilen von mir umstimmen Ihr seit dem letzten Krieg – der ist wohl vierzehn Jahre her - jedoch niemals! Das habe ich nicht vergessen, auch wenn mir inzwischen Altersschwachsinnigkeit nachgesagt wird.“
Wieder wollte sich heftige Empörung und tiefe Verständnislosigkeit gegen den König regen, doch eines der Burgfräulein, die in Erwartung der Gaukler in einem der Fenstersimse Platz genommen hatte, lenkte ab. Es juchzte plötzlich laut und völlig undiszipliniert, während sie hinunterschaute, dann winkte sie aufgeregt ihren jungen Freunden zu und eine gespannte Stille trat unter den Gästen ein.
Man hörte auf den Lärm der mit einem Male vom Burghof kam und sofort liefen die meisten der Anwesenden mehr oder weniger verstohlen zu den Fenstern, die nicht verglast, jedoch allesamt vergittert waren und schauten mit großer Neugierde ebenfalls hinab. Sie tuschelten und lachten und wurden immer lauter miteinander. Dem Adel dürstete es halt nach Abwechslung und Unterhaltung, dass deswegen sogar wichtige Gespräche unterbrochen werden, ja sogar völlig in den Hintergrund geraten konnten. Beglückt stellte man fest, dass gerade die Brücke über den großen Burggraben heruntergelassen worden war und die bunt geschmückten Wagen herüber rollten. Die Knechte dort unten schwangen ihre Kappen und jubelten und die Mägde quietschten dazu, hielten ihre frisch gepflückten Kornblumen vom Feld in die Höhe und wedelten damit einladend. Auch König Leopold hielt wohl das Gespräch für beendet, denn er verlor kein weiteres Wort mehr und begab sich schmunzelnd ebenfalls zu den Fenstern, wo man ihm bereitwillig Platz machte.
„Nun, denn ...!“, wandte sich der Graf mit einer angedeuteten Verbeugung den restlich Verbliebenden zu, „Der rote Fürst und ich werden nachschauen und unseren Spielleuten entgegen gehen.“ Graf Conrath von Alaxis zwinkerte dem roten Fürsten zu und dieser folgte ihm sofort.
„Also gut!“, wisperte der Graf zu dem roten Fürsten gewandt, während sie eiligen Schrittes an den Dienern vorbei durch den von Fackeln beleuchteten Flur liefen. „Wenn der König absolut keinen neuen Krieg will, werden wir uns schon zu helfen wissen. Er hat kaum noch den scharfen Geist und das Temperament, das er einst besessen hatte.“
„Das kann ich nur bestätigen!“, meinte der rote Fürst leise. „Man kann fast sagen, seit seine über alles geliebte Frau gestorben ist, hat ihn sämtliche Kraft verlassen.“
Der Graf nickte, und dann stürmten sie die großen Steintreppen hinunter. In einer ruhigen Ecke, wo sie niemand der Gäste und Diener sehen konnte, blieben sie stehen. „Böse Zungen behaupten sogar, König Leopold wäre bereits schwachsinnig und nur noch dem Spiel und gutem Essen zugetan.“
„Das habe ich auch schon gehört.“, stimmte ihm der Fürst zu. „Ein solcher König kann nicht mehr unser Landesvater bleiben.“
„Richtig, neue Kräfte sollten endlich an die Macht, um auch die Grafen und Fürsten der übrigen Landesteile für einen großen Krieg zu mobilisieren, denn es ist Eile geboten, ehe der Mob aus den Städten alle aufwiegelt und unsere Burgen erobert. Daher ist es auch gut, wenn mein Neffe fortzieht. Am besten er heiratet die Prinzessin, denn sie scheint ihm merkwürdigerweise sehr zugetan zu sein. Mit dieser Pfeife als neuen Herrscher haben wir es dann spielend leicht, die Macht im Lande an uns zu reißen. Solltet ihr mir wirklich treu zur Seite stehen, könnten wir uns später die Herrschaft über das gesamte Land Ronganien teilen!“
„Da bin ich voll und ganz einverstanden, mein bester Konrath. Ihr habt einfach geniale Gedanken! Meine Soldaten sind wohlgenährt und kampfgestählt.“
„Dann schlage ich vor, als erstes den König vom Thron zu stoßen, mein lieber Darakas, denn Freunde haben wir ja genug. Das habt ihr bei dieser Abstimmung gesehen. Ich weiß, dass sie allesamt ebenfalls militärisch gut ausgerüstet sind. König Leopold steht ziemlich allein da und kümmert sich nicht um das Militär.“
„Mein lieber Conradt, ich bin aber der Meinung, dass es zu aufwendig wäre König Leopold zu bekriegen. Ich hätte da eine kleine, schlichte Idee, die uns alles viel leichter machen würde. Ist unser König nicht stets ein wenig kränklich?“
„Ja, das ist er, der Arme! Oh, ich ahne euer Vorhaben, werter Darakas ...Ihr seid ja richtig fies!“
„Na, dafür bin ich doch bekannt!“, erwiderte der rote Fürst fast geschmeichelt. „Ich hätte da etwas ...etwas ganz Besonderes!“
„Sprecht nicht weiter, ich weiß es schon! Aber das darf nicht auf meiner Burg geschehen!“
„Das tut es auch nicht. Seid ganz beruhigt! Ihr könntet mir nur ein bisschen behilflich sein!“
„Gerne, was soll ich tun, mein lieber Fürst Darakas!“
„Nicht Ihr, euer Neffe sollte es tun!“
„Ausgerechnet deer?“
„Ganz recht, genau der!“, damit wandte sich der rote Fürst um, weil er wieder nach oben in den Festsaal gehen wollte. Doch dann blieb er plötzlich auf halber Treppe stehen. „Ihr haltet doch euer Versprechen, dass Makimba sterben wird?“
„Aber sicher doch!“, versprach ihm Conrath von Alaxis sehr eifrig. „Holz haben wir zwar genug im Burghof, aber ich kann dennoch keinen Scheiterhaufen errichten lassen, sonst wird die Hexe misstrauisch und führt uns keine Kunststückchen mehr vor.“
„Das ist richtig“, bestätigte der rote Fürst nachdenklich und setzte hinzu: „Es könnte auch gut möglich sein, dass das Burgvolk Partei für die Hexe ergreift.“
„Genau, das will ich nicht. Ich will hier keine Unruhe. Was sollen auch die Gäste dabei denken.“
„Na, die fänden das vielleicht ganz spannend!“
„Bis auf meine hochwohlgeborene Schwester“, gab Conradt von Alaxis zu bedenken, „Luise war schon immer eine ziemlich störrische Person, die stets ihre eigenen Wege ging. Ein Wunder, dass sie da noch geheiratet hat.“
„Tja, da habt ihr Recht mein lieber Conradt. Der arme Angetraute! Doch ist ihr lieber Gatte, Gott hab ihn selig, genauso wie jener ihrer rothaarigen Freundin, im letzten Krieg gefallen. So etwas schweißt natürlich zusammen. Keine gute Freundschaft, muss ich Euch leider sagen, denn eine wiegelt die andere auf. Ihr solltet Luise den Umgang mit dieser Person verbieten.“
„Ich würde ja gerne euren Ratschlag beherzigen, werter Darakas. Wenn sie sich nur etwas von mir sagen lassen würde. Jedenfalls werde ich Makimba und ihre finsteren Gesellen aus diesem Grunde lieber klammheimlich gefangen nehmen lassen.“
„Mein lieber Graf, habt Ihr denn keine Angst, dass die beiden Damen das dennoch mitbekommen und Makimba ohne Zögern aus dem Kerker befreien werden, noch ehe der Morgen graut?“
„Ich habe ja Wachen davor postiert.“
„Werter Conradt, Frauen sind zu allem fähig. Vielleicht kommen sie ja mit weiblicher List irgendwie an die Schlüssel heran?“
„Keine Sorge bester Darakas, den Schlüssel werde nur ich höchst persönlich besitzen und sonst niemand. Noch dazu werde ich die beiden Damen in ihrer Kemenate einsperren.“
„Mein lieber Conradt, das wird allerdings König Leopold etwas aufregen, denn er scheint diesem rothaarigen Giftpilz ziemlich nahe zu stehen. Entschuldigt schon diesen Ausdruck.“
„Werter Darakas, das interessiert mich nicht!“
„Auch eine Meinung!“ Fürst Darakas lachte hämisch in sich hinein und dann lief er die restlichen Stufen zum Saal hinauf.

Fortsetzung folgt
 
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Kommentare  

Hallo Jingizu, dein Lob geht natürlich runter wie Öl. Besonders deshalb, weil ich ja weiß, wie kritisch du bist. Ich danke dir sehr. Ja, ich habe versucht mithilfe dieser vier Kapitel dem Leser eine Grundrichtung aufzuzeigen in welche der Roman laufen wird. Ich finde es toll, dass du dran bleibst und ich verspreche dir, das alles wird noch sehr turbulent werden.

doska (07.07.2012)

Phantastisch.
Dieser Burgabend und die Gespräche darin sind dir wunderbar gelungen. So viele verschiedene Charaktere, Intrigen, Erzählungen und Belanglosigkeiten zu mischen war sicher nicht einfach. Ich bin sehr beeindruckt.


Jingizu (07.07.2012)

Hallo ihr zwei, ich freue mich sehr über eure Kommentare. Vielen, vielen Dank.

Hallo Michael, ich danke dir sehr, dass du so gründlich auf fast alles in diesem Kapitel eingegangen bist. Besonders erfreut haben mich deine Spekulationen diesbezüglich des Grafen von Alaxis. Ja, dieser Bursche ist ziemlich finster und auch Fürst Darakas - der rote Fürst - öffnet so ein bisschen sein schwarzes Herz für die Leser. Von ihm wird noch so einiges kommen, was uns grausen lassen wird. Du merkst schon, es ist niemand unter den Gästen , der wohl eine reine Seele hat.

Hallo Tis-Anariel,
Auch dir danke ich, stimmt, die Schwarzgeflügelten stören etwas die finstere Harmonie. Die Frage ist nun, hat der rote Fürst recht oder spinnt der so ein bisschen?


doska (05.07.2012)

Immer noch spannend...dieser Adel ist ja echt heftig und diese beiden, Graf und Fürst, spinnen gar böse Intrigen. So Kriegslüstern, die zwei.

Und irgendjemand, scheint mir, hat da zwei schwarzgeflügelte Spione auf den roten Fürsten angesetzt. Interssant.


Tis-Anariel (04.07.2012)

Wieder ein sehr spannendes Kapitel mit unzähligen Verstrickungen! Da wird hartnäckig auf die Schwäche des Königs gesetzt und auch die Prinzessin soll mit einer Heirat einer verschwörerischen Absicht geopfert werden, zumal sie schnell klein zu kriegen wäre.
Bemerkenswert fand ich auch, dass sich diese "Krähen", die dem Grafen durchaus einen Strich durch seine Rechnung machen könnten, nicht so einfach davonscheuchen lassen.
Wird des Volkes Zorn noch rechtzeitig die Pläne des Grafen, bezüglich der Schaffung neuer Machtstrukturen, durchkreuzen?
Neffe Dietmar dürfte auch einer Verschwörung zum Opfer gefallen zu sein. Er schien zu viel Geheimnisse in sich getragen zu haben, die dem Grafen hätten gefährlich werden können.
Die beruhigenden Worte des Grafen in Bezug auf die Tötung durch den Bären, waren doch nichts anderes als eine Form der übelsten Scheinheiligkeit, die nur den König von seiner Spur abbringen sollten. Und auch in der gerade 17 Jahre alt gewordenen Tochter des Königs dürften viele Geheimnisse schlummern, die dem Grafen zuwider waren. Deshalb wollte er mit aller Macht verhindern, dass die beiden zueinander finden.
Wieder hast du ein tolles, von knisternder Spannung getragenes Kapitel, sehr flüssig aus deiner Feder gezaubert!
LG. Michael


Michael Brushwood (04.07.2012)

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