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2 Seiten

Traum eines unendlichen, sekundenlangen, verrückten Sommers

Kurzgeschichten · Experimentelles · Erinnerungen
© noone
Ich träume und ich sitze auf einem Stuhl.
Der Stuhl befindet sich im Eiscafé und ich teile mir einen fantastischen selbst-kreierten Bananen-Schoko-Kokos-Nuss-Eisbecker mit Freddi, in dem Berg aus Sahne stecken zwei Waffelherzen. Ich blicke in seine Augen und er lächelt mich warm an. Ich fühle mich verliebt und geborgen, da höre ich von der Theke eine vertraute Stimme.
Als ich den Kopf drehe, steht Gustav da, in Jeans und T-Shirt und verschwitzt vom Fahrradfahren. "Ihr habt kein Bananeneis?", fragt er mich schief grinsend, als ich zu ihm gehe.
Bevor ich die Schwelle erreiche, ist es dunkel, die Sonne ist weg und im Café brennen nur wenige kleine Birnen sowie die Kerzen auf einer Geburtstagstorte, es sind genau 18 Stück. Ich drehe mich um und bemerke Niko und Tom links und rechts von mir, sie reden und beachten mich nicht. Mir gegenüber steht Miriam, sie zieht ihre Kapuze tief ins Gesicht und ich sehe ihr breites Grinsen tief im Schatten, ihre Augen leuchten. Sie kommt mir immer näher und weder Niko noch Tim lassen sich etwas anmerken oder unterbrechen auch nur ihr Gespräch, als sie mich einfach küsst.
Neu, verrückt. Anders. Weich, gut.
Sie sieht mich überrascht an und auf einmal stehe ich hinten im Eislabor und höre Danas Stimme, die davon erzählt, dass der andere, der "große" Niko es hier hinten mit Ellinor getrieben haben soll, dazu Kevins glucksendes und leicht angewidertes Lachen in meinen Ohren.
Beides verstummt und es ist auf einmal wieder dämmrig, Miriam steht vor mir, wir drücken uns an die Tür des Kühlraums und als sie mich danach fragt, hebe ich mein Shirt... Ihre Augen werden groß, als sie fragt, ob sie sie anfassen darf. Sie darf.
Auf einmal steht statt Miriam Mary da, sie will sie nur ansehen. Wir kichern, torkeln ein bisschen hin und her und versuchen, Selfies zu machen, stecken die Köpfe zusammen. Ihr Blick ist etwas glasig vom Alkohol, doch sie scheint zu wissen, was sie will, als sie mich gegen die Wand in dem kleinen Gang zum Labor drückt. Ihre Haut ist weich im Gesicht, ihre Lippen sind fast zu weich, zu widerstandslos.
Ich schnappe nach Luft, auf einmal sind sämtliche Lichter im Café gelöscht. Mit dem Rücken bin ich noch immer gegen die selbe Wand gedrückt, doch Mary ist weg. Stattdessen krallen sich Nikos Hände in meine Haare, sein Körper drückt mich groß und schwer gegen die Tafel, an der sonst die Bestellungen hängen. Er ist heiß, er glüht, und mir peitscht mein Blut in den Ohren. Trotzdem darf er nicht, was Mary und Miriam sehen und tun durften.
Ich stoppe ihn, ich muss atmen! Ich versuche, mich zu beruhigen. Es ist nur ein Café.
Auf einmal stehe ich draußen an der Theke im Sonnenschein, auf der Seite der Kunden, Kevin neben mir. Vom Cabriofahren und anderen Dingen sind wir beide etwas verstrubbelt, das und die pralle Sonne machen mich glücklich.
Da biegt Miriam um die Hausecke, sie hat Guy dabei. Ihr Blick bedeutet mir, zu schweigen. Ich weiß, dass sie die letzte Nacht mit Deniz verbracht hat, während Guy im Auto saß, auf dem weiten Weg aus Luxemburg zu ihr.
Wir setzen uns alle an einen Tisch vor dem Café, Dana kommt dazu und es ist schön, sie zu sehen. Wie die Zeiten sich verändert haben. Wir reden, lachen. Es ist Spätsommer.
In der Dämmerung begrüßt der große Niko mich am Stehtisch vor der Tür des Cafés, dem Raucherplatz, und auch sein Blick bedeutet mir, zu schweigen. Nicht, dass ich seiner Freundin erzähle, was sich in der Küche von Kevin's Familie zwischen uns abgespielt hat. Als hätte ich da schon gewusst, dass er eine Freundin hat. Oder auch nur, wie alt er ist...
Ich versuche, stark, unabhängig und selbstbewusst zu sein, als er mich an sich zieht, umarmt, und auf die Wange küsst. Seine große Hand in meinem Rücken weckt Erinnerungen. Die grauen Strähnen in seinem Bart bewegen sich, als er mich angrinst.

Es wird Zeit, aufzuwachen. Zeit, dass es endlich Herbst wird und dieser verrückte Sommer zu Ende geht.
 
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