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Andacht Nr. 114 Wenn du nur noch die Hand halten kannst ...

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Andacht Nr. 114

Wenn du nur noch die Hand halten kannst …


Ihr Lieben

Heute (nicht nur heute) denke ich an die, welche in der zweiten Reihe stehen.
Ein Mensch geht einem Schicksal entgegen. Er wird blind, endet im Rollstuhl oder im Pflegebett. Es gibt Erkrankungen die so grausam sind, dass man sie getrost als des Teufels Spielwiese bezeichnen kann.
Angehörige, Freunde und Bekannte eines solchen Betroffenen würden vieles, wenn nicht alles geben, um den geliebten, wertgeschätzten Menschen vor seinem Schicksal zu bewahren. Aber nicht mal Gott schreitet ein; er lässt es geschehen. Die „Geschichte“ wird auch kein glückliches Ende nehmen, wie in der biblische Erzählung des – Hiob -, nein, sie wird mit dem irdischen Tod des Betroffenen enden. FAKT!

Was geht in Menschen vor, die plötzlich in die Rolle des Zuschauers gezwungen werden? Es gibt kein „heilendes Gebet“, keinen „magischen Zauberspruch“,welcher den geliebten Betroffenen einem Rettungsseil oder eines Schutznetzes gleich vor dem Abgrund seines Schicksals bewahren und erretten könnte. Dieser Mensch WIRD in sein Schicksal stürzen.
Die schiere Hilflosigkeit, das Zusehen müssen wie der wertgeschätzte Mensch in diesen, seinen Abgrund fällt, löst oft irrationale eigene Schuldgefühle aus. „Meine Hand ist nicht stark genug, den anderen vom Abgrund zurück zu ziehen, ich bin zu schwach, ich trage durch meine Unfähigkeit Mitschuld an seinem Leiden ...“

Etliche halten diese geistlichen Schläge nicht aus und verlassen die Beziehung oder die Freundschaft.

Schmerz, Finsternis, Ausgeliefert sein, Ersticken und das Wissen um die definitive Ausweglosigkeit gehören zu den grauenhaftesten Erfahrungen unseres Daseins.
Als „Zeugen“ werden wir unbarmherzig vor die Tatsache gestellt, wer, was, bzw. welche Kräfte in unserer irdischen Welt das Sagen haben. Wir wollen (verständlicherweise) alles heilen, reparieren, wieder gut machen, die Räder zum Laufen bringen, das große Ganze soll wieder „funktionieren“, soll wie „vorher“ sein, als alles noch „gut“, als alles „heil“ war.
Vor allem aber, wir wollen den geliebten, den geschätzten Menschen nicht der dunklen Seite mit all ihren Bösartigkeiten überlassen.

Und so entschließen sich manche „Zuschauer“ und „Zeugen“ ihre Rolle zu wechseln und sich mit dem Betroffenen auf SEINEN Weg, in dessen „Abgrund“ zu machen, mitzugehen und in dessen Finsternis ein Licht sein, zu SEINEM Licht zu werden. Und es gibt viele Lichter. Wenn wir nachts einen klaren Sternenhimmel anschauen, entdecken wir hier und da kleine, einzelne schimmernde Lichter, dann gibt ´s auffälligere, hellere Sterne, manche scheinen in Gruppen, andere schimmern und leuchten hier und da alleine auf, aber jedes hat die Kraft das völlige Dunkel des Alls, da wo es gerade leuchtet oder nur schimmert, zu durchbrechen.


Oftmals sind es die kleinen, die „unbedeutenden“ Hilfestellungen, die wir einem Betroffenen geben/anbieten können, so unbedeutend für einen „nicht behinderten“ Menschen, dass es ihm gar nicht auffällt und er nicht erkennt, dass er gerade „zum Licht“ wurde.

Jedoch wird es im neuen Testament durchaus erkannt: Steht doch bei Matthäus 10/49
Und wer einen dieser Geringsten mit nur einem Becher kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, wahrlich ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnt bleiben.

An, diese „Lichter“ denke ich heute, es sind Lichter die in der Unfassbarkeit, in der Unendlichkeit unseres Dunkels oft gar nicht gesehen oder beachtet werden.

Ihnen und uns allen Gottes Segen und Schutz für die kommende Woche!
 
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Kommentare  

Hallo Rosmarin
Lieben Dank für deinen Kommentar.
Gottes Segen und weiterhin ganz viel Kraft für
dich, jeden Tag und jede Stunde wünscht dir
Martin.


martin suevia (14.04.2019)

Hallo lieber martin suevia, ein wunderbarer Text.
Sehr berührende Worte. Genauso ist.
Nachempfinden kann es wohl nur, wer es selbst
erlebt hat. Machtlos und erschüttert stehen wir
vor dem Unfassbaren. Wollen es nicht
wahrhaben. Wir, die Zeugen des
Unausweichlichen. Wir würden alles dafür tun,
um es aufzuhalten, es rückgängig zu machen.
Doch es geht nicht. Das Schicksal nimmt seinen
grausamen Lauf. Wir fühlen uns schwach, hilflos
und ja, auch schuldig. Wir können nur noch die
Hand halten. Und wenn wir das tun, sind wir ein
kleines Licht in der Dunkelheit gewesen. Und das
sollte uns Trost sein. Hab Dank für Deine Worte.
Gruß von


rosmarin (13.04.2019)

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