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11 Seiten

Mortal Sin Oktober 2005- Lunatic Illusion

Romane/Serien · Spannendes
© JoHo24
Ich lebte nur in meinem eigenen Kopf und verlor am Ende darüber den Verstand.
- Edgar Allen Poe


Es war ein seltenes Szenario, das sich vor seinen arktisblauen Augen abspielte.
Es war selten, ja. Selten und daher verdammt seltsam, aber zu seiner eigenen Verwunderung löste dies kein unangenehmes Gefühl aus. Er verspürte sogar soetwas wie ein leichtes Kribbeln in der Magengegend. Woran das wohl lag?
Grübelnd und die Stirn tief in Falten gezogen schaute er den beiden Männern vor sich zu, wie sie laut schwatzend und mit, durch den Alkohol verursachten, unsicheren und schwerfälligen Schritten die Stufen in den vierten Stock erklommen.
Kurz zuvor hatten sie eine Bar, nur ein paar Querstraßen entfernt, verlassen und beschlossen noch einen Abstecher in die Wohnung von Navarro Henstridge zu machen um sich etwas „Gutes“ zu gönnen. Was wiederum hieß, dass sich die drei Killer Rauschmittel jeglicher Art zuführen würde.
Dabei war aber weder ihr Alkoholkonsum, noch die geplante Einnahme von Drogen das Seltene an diesem Abend, nein. Es war die Tatsache, dass sie gemeinsam unterwegs waren und Zeit miteinander verbrachten. Das vermieden sie im Normalfall, da sie Einzelgänger waren und sich auch nicht sonderlich mochten, trotz dessen kam es hin und wieder vor, dass sie sich zusammen taten und um die Häuser zogen. Vielleicht taten sie es aus quälender Langeweile oder aus Einsamkeit, derer sie sich jedoch niemals offen bekennen würden (zwar würde er seine Kollegen und sich selbst nicht als Menschen mit psychischer Gesundheit bezeichnen, doch keiner von ihnen war so verrückt, dass sie vor den anderen Schwäche zeigen würden).
Patton Massey III hatte keine Ahnung welche genauen Gründe sie dazu bewegten, immerhin gab es für Vieles, was sie taten, keine vernünftige oder einleuchtende Erklärung.
Sie alle waren nun mal Männer, die nach Lust und Laune lebten ohne über die Konsequenzen ihres Handelns nachzudenken. Für sie zählten einzig und allein ihr Vergnügen, ihre Wünsche und Bedürfnisse. Alles andere war ihnen völlig gleichgültig…
Weiter seine Gedanken wälzend, blieb er irgendwann stehen was ihm selbst erst gar nicht auffiel, bis Mickey Suffert sich plötzlich umwandte und ihm einen giftigen Blick zuwarf.
„Beweg dich, Massey“, herrschte er ihn großmäulig zur Eile was dem Killer gewaltig gegen den Strich ging und ihn in die aktuelle Situation zurückbrachte.
„Seit wann hast du mir denn was zu sagen, huh?“, fragte er ihn aggressiv, doch der Rothaarige reagierte bloß mit einem genervten Achselzucken.
Patton verstand die Welt nicht mehr. Zuerst machte er ihn blöd an und nun zog er den Schwanz ein. Feiger Pisser!
Genau solche Momente erinnerten ihn überdeutlich daran warum sie sich privat sonst aus dem Weg gingen. Der Ex-Soldat hatte keine Lust sich weiterhin mit diesem Idioten zu beschäftigen, daher verdrehte er nur genervt die Augen, ehe er sich wieder in Bewegung setzte was er allerdings sofort bereute. Denn jeder Schritt strengte ihn unglaublich an als seien seine Beine tonnenschwer.
Verfickte Scheiße!, fluchte er innerlich und funkelte seine Beine böse an um sie dadurch zur Schnelligkeit anzutreiben, erfolglos. Unwirsch vor sich hermurmelnd, quälte er sich Stufe um Stufe nach oben und fühlte sich dabei als besteige er einen Achttausender. Die ersten Schweißperlen traten ihm auf die Stirn und er verfluchte die Menge an Drinks, die er gekippt hatte. Warum hatte er auch nicht aufhören können?
Zuerst wollte er seinen beiden Kollegen die Schuld geben, was natürlich die einfachere Variante gewesen wäre, doch dann gestand er sich ein, dass es einzig und alleine an ihm und seinem Mangel an Grenzsetzung lag. Patton Massey hatte den Hang zur Übertreibung und Maßlosigkeit, in fast allen Dingen. Daher fiel es ihm überaus schwer sich zu bremsen oder zu stoppen woraus sowohl Konsequenzen für ihn als auch meist für seine Mitmenschen resultierten.
Jetzt hatte eindeutig er das Nachsehen und musste seinen muskelbepackten und hochgewachsenen Körper noch ein ganzes Stockwerk nach oben befördern. Scheiße, warum hatte dieses verfluchte Haus keinen Aufzug? Zornig schnaubend und vor sich hin fluchend, schaffte er es irgendwann dann doch Navarros Wohnung zu erreichen.
Völlig erschöpft und mit einem vom Alkohol vernebelten Verstand betrat er den verwinkelten und merkwürdig geschnittenen Korridor, der ihm vorkam wie ein Labyrinth in dem er drohte den Überblick zu verlieren und sich hilflos zu verirren. Überfordert wagte er sich keinen Schritt weiter, stattdessen verharrte er stocksteif in seiner Position und wartete. Worauf, das konnte er selbst nicht sagen.
„Was stehst du denn da noch rum, Mann?“, tauchte aus heiterem Himmel Navarro Henstridge mit einem skeptischen Blick im Korridor auf was ihn dermaßen aus der Bahn warf, dass er vor Schreck sogar leicht zusammenzuckte.
„Sorry“, gluckste sein Gegenüber amüsiert, während er innerlich kochte. Er schämte sich für seine feige und peinliche Reaktion, die er bei ihm ausgelöst und zu allem Überfluss auch noch bemerkt hatte. Ehe der blonde Killer allerdings auf irgendeine Weise seine Wut an ihm aus-lassen konnte, was ihm Befriedigung verschafft hätte, verschwand Navarro zu seinem Leid-wesen genauso schnell wie er erschienen war. Erneut war er alleine und orientierungslos was zu seinem eigenen Entsetzen eine Empfindung in ihm auslöste, die er verabscheute: Unsicherheit.
Diesen Umstand konnte Patton Massey unmöglich hinnehmen und widerstandslos akzeptieren, daher schritt er erhobenen Hauptes und mit übertriebener Entschlossenheit in die Woh-nung als wolle er sich um jeden Preis selbst beweisen und davon überzeugen, dass nichts ihn erschüttern und aufhalten konnte. Instinktiv spitzte er die Ohren und versuchte sich an den Geräuschen, die seine Kollegen verursachten, zu orientieren um den richtigen Weg zu finden.
Diese gewählte Strategie war letztlich erfolgreich und so fand er sich bereits kurze Zeit später in einem Wohnzimmer wieder, das im Halbdunklen lag da es nur durch eine mickrige Stehlampe beleuchtet wurde. Dennoch entdeckte er mit Leichtigkeit Mickey Suffert faul auf einer schmalen Couch liegend und beinahe verträumt in die Luft starrend.
Dann zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Aus den Augenwinkeln beobachtete er wie Navarro mehrere Plastiktütchen auf einem niedrigen Tisch verteilte, welche zu seiner Begeisterung ein Spektrum an unterschiedlichen Drogen zu beinhalten schienen. Vor Gier wurden seine Augen riesengroß.
„Greif zu und fühl dich wie zuhause“, meinte sein langhaariger Kollege beiläufig, als er sei-nen stierenden Blick bemerkte. Das ließ sich der blonde Killer nicht zweimal sagen.
Unvermittelt schnappte er sich wahllos eines der Tütchen und pflanzte sich in einen nahestehenden wuchtigen Sessel, der seine besten Zeiten schon lange hinter sich hatte und ihn irgendwie an Navarros Lederjacke erinnerte. Bei genauerem Hinsehen schien alles in seinem Besitz veraltet, gebraucht und abgenutzt zu sein. Patton stellte sich unweigerlich die Frage was Navarro mit dem Geld anstellte welches er als Auftragskiller verdiente. Leicht irritiert schaute er zu seinem Kollegen herüber als habe er ihm diese Frage laut gestellt.
Doch jener ging gerade in ein angrenzendes Zimmer und verschwand somit aus seinem Blickfeld.
Patton Massey hielt sich nicht lange an seiner nicht ausgesprochenen und nichtigen Frage auf, stattdessen hielt er das Tütchen in seiner Hand auf Augenhöhe und inspizierte den Inhalt mit kindlicher Neugier. Aufgrund der schlechten Beleuchtung hatte er zunächst Schwierigkeiten etwas Genaueres zu erkennen, doch dann konnte er die rosafarbenen Pillen als LSD identifizieren. Es war schon geraume Zeit her, dass er sich die typische Partydroge das letzte Mal gegönnt hatte (da er Kokain deutlich mehr abgewinnen konnte), aber wer war er, dass er Drogen ablehnte die dazu auch noch umsonst waren?
Also öffnete er mit einem Schmunzeln die Tüte, formte mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand eine Zange und fischte sich eine der Pillen heraus…

Nach einer guten halben Stunde setzte die Wirkung des LSD ein und entfaltete sich in seinem Körper, wodurch Patton Massey recht schnell in einen tranceartigen Zustand verfiel, in den sich bald Traum, Realität und Halluzinationen miteinander vermischen würden. Ja, ihm waren die verzerrten Bilder, Formen und Muster sowie bunten fluoreszierenden Farben bekannt, die nach der Einnahme des Halluzinogens auftraten.
Daher war er, seit er sich die Pille auf die Zunge gelegt und heruntergeschluckt hatte, voller Vorfreude auf die euphorische Stimmung und fantastischen Sinneseindrücke die ihn, wie die letzten Male, erwarten würden. Ein glückseliges Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, welches allerdings so schnell erstarb wie es erschienen war.
Denn etwas stimmte nicht. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Statt der erhofften Euphorie befiel ihn aus eine tiefe Bedrücktheit wie ein hartnäckiger Virus, der sich in seinem Körper ausbreitete um ihn zu vernichten. In Sekundenschnelle schlug seine Stimmung ins völlige Gegenteil um. Anstelle einer Traumwelt eröffnete sich vor seinen Augen ein Angst einflößen-der Schlund aus Dunkelheit und Verdammnis und es begann ein Horrortrip.
Die Wände um ihn herum zerflossen zu zähen schwarzen Schlieren, die eine stetig größer werdende Pfütze bildeten, welche näher und näher an ihn herankam. Reflexartig zog er seine Beine an, um auf keinen Fall mit diesem Zeug in Berührung zu kommen.
Ich muss hier raus, schoss es ihm durch den Kopf. Ich muss hier raus. Ich muss hier raus! ICH MUSS HIER RAUS!
Seine Pupillen bewegten sich auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit rastlos durch den Raum, sodass sich dieser in einer unfassbaren Geschwindigkeit pausenlos drehte und dabei zu verschwimmen schien. Panisch krallte er sich mit den Fingern in das Polster des Sessels um sich vor einem völligen Kontrollverlust zu retten.
Doch sein Körper spielte völlig verrückt und machte seinem Entschluss zu flüchten einen entschiedenen Strich durch die Rechnung. Ihm wurde speiübel und sein Herz raste so wild und kraftvoll gegen seine Brust, als wolle es sich aus dieser befreien. Von seinem rasenden und in den Ohren dröhnenden Puls gepeinigt, brach zusätzlich eiskalter Schweiß bei ihm aus und durchnässte in Rekordzeit seine Kleidung.
Von Sekunde zu Sekunde verschlechterte sich sein physischer Zustand was ihm eine verfluchte Angst machte. Er wollte sich nicht mehr beschissen fühlen. Er wollte raus aus dieser qualvollen Hölle und zurück in die Wirklichkeit. Aber wie sollte er das anstellen?
Patton sah keinen Ausweg. Scheiße, er konnte nicht klar denken egal wie sehr er sich auch anstrengte. Er konnte keinen Gedanken fokussieren. Der blonde Killer spürte einzig und allein einen immensen inneren Druck der stetig wuchs und ihn zu ersticken drohte. Hysterisch begann er nach Luft zu schnappen, doch es gelangte viel zu wenig Sauerstoff in seine Lungen.
Der sonst furchtlose und starke Auftragskiller konnte nur noch jämmerlich wimmern und musste das Gefühl von heißen Tränen ertragen, die vor Verzweiflung seine Wangen hinab rannen. Patton Masseys Körper wurde schwächer und dessen Verlangen nach rettender und kostbarer Atemluft stetig drängender.
Darum bemühte er sich erneut um regelmäßige Atemzüge und dieses Mal war sein Versuch tatsächlich erfolgreich. Eine Welle der Erleichterung spülte über ihn hinweg, die allerdings nur noch mehr Tränen zur Folge hatte was ihn wiederum rasend vor Wut machte.
„AHHHHHHH!!!“, kam ein urplötzlicher und gewaltiger Schrei aus seiner Kehle, der seinem Ekel und der Abscheu gegen seine Schwäche lautstark Ausdruck verlieh. Und dann schrie er einfach weiter, weil er nicht anders konnte. Es schien als zwinge sein Körper ihn dazu seinem gesamten Ärger Luft zu machen und sich nicht mehr zu beruhigen.
Doch plötzlich, inmitten seines haltlosen Geschreis, vernahm er eine engelsgleiche Stimme, die ihn trotz ihres sanften Klanges übertönte. Sie ließ den Killer abrupt verstummen und in seinen Bewegungen innehalten. Bevor er sich fragen konnte was gerade geschah und woher diese Stimme, die er zu kennen glaubte, kam, erhielt er bereits eine Antwort. Denn wie aus dem Nichts erschien vor ihm seine Kollegin Ophelia Monroe, die mit einem leichten Schmunzeln auf den hübschen Lippen auf ihn herabsah.
„Was ist los mit dir, Massey?“ Sie legte den Kopf schräg, ehe sie ihren Oberkörper nach vor-ne beugte, sodass sich ihr verführerisches Dekoltee genau auf seiner Augenhöhe befand.
„Warum schreist du dir die Seele aus dem Leib, hm?“, wisperte sie ihm ins Ohr. Patton sah sich nicht im Stande etwas zu sagen, denn sein Kopf verweigerte noch immer seine Arbeit und so blieb ihm nichts anderes übrig als ihr weiterhin zuzuhören.
„Ich kenne dich gar nicht so schweigsam.“ Die Brünette zog ihren Kopf zurück und stierte ihm in die eisblauen Augen. Ihr durchdringender Blick hatte etwas Verruchtes an sich, aber auch etwas Bösartiges. Der Killer verkrampfte sich und behielt sie genaustens im Auge, da er wusste wozu sie fähig war. Ja, er traute seiner Kollegin nicht über den Weg, egal wie sehr er sie begehrte und wie oft er sie gefickt hatte. Sie war und blieb ein hinterhältiges Miststück mit einem scharfen und gefährlichen Verstand.
„Um ehrlich zu sein weiß ich nicht ob mir dieser Umstand gefällt, Massey.“ Ophelias Miene wurde nachdenklich und ernst. Patton öffnete den Mund um etwas zu entgegnen, doch noch immer blieb er gegen seinen Willen stumm. Verdammt, was ist nur los? Wieso kann ich ihr nicht antworten?
Während er über seinen Zustand rätselte, veränderte sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck. Dieser zeigte nun pure Langeweile und Gleichgültigkeit.
„Weißt du was, Süßer? Mir ist die Lust gehörig vergangen“, ätzte sie und sah ihn dabei herabwürdigend an was einen stechenden Schmerz in seiner Brust auslöste. Und bevor er irgend-etwas dagegen tun konnte, löste sie sich wie Nebel langsam vor seinen Augen auf.
„Nein…nein…“, begann der Blonde apathisch vor sich herzumurmeln, bevor er urplötzlich, von einen Moment auf den anderen, durchdrehte und die Kontrolle über sich verlor.
„NEEEEEIIIIN! NEEEEEIIIIN! NEEEEEIIIIN!“ Panisch warf er seinen Oberkörper nach vorne und griff nach Ophelia als könne er dadurch ihr Verschwinden aufhalten, doch er hatte keine Chance. Verzweifelt und hilflos musste er dabei zusehen wie sie ihn verließ und nichts als Leere und Einsamkeit in ihm zurückließ.
„KOMM ZURÜCK!“ Seine gewaltige und von Frust durchzogene Stimme bebte durch den Raum.
„KOMM SOFORT ZURÜCK!“ Sein herrischer Befehl war genauso lächerlich wie die Tatsache, dass er mit einer von den Drogen hervorgerufenen Halluzination redete als sei diese real. Doch Patton Massey konnte und wollte sich nicht mit der Realität beschäftigen oder auseinandersetzen. Stattdessen fletschte er aggressiv die Zähne und knurrende Laute krochen aus seiner Kehle.
Wo zur Hölle bist du, Monroe? Hektisch ließ er seinen Kopf hin und her schnellen, was dieser ihm mit einem anhaltenden Dröhnen dankte. Dieses ignorierte er allerdings rigoros, denn das Auffinden seiner Kollegin stand für ihn im Fokus und er konnte es sich nicht leisten von Lappalien abgelenkt und gestört zu werden.
Glaubst du etwa ich finde dich nicht? Dass du dich vor mir verstecken könntest? Schweißgebadet und mit rasendem Herzen sprang er förmlich aus dem Sessel, um sich auf die Suche nach ihr zu begeben. Vergessen war seine inakzeptable und absolut peinliche Schwäche, die über ihn gekommen war. Sie lag hinter ihm; sie war verschwunden, als habe sie niemals existiert. Jetzt war er wieder der grausame und skrupellose Killer. Jetzt war er wieder er selbst und er würde nicht locker lassen, bis er seine Kollegin in die Finger bekam.
„ICH WERDE DICH FINDEN, EGAL WO DU BIST!“, unterstrich Patton wild geworden und lautstark sein Vorhaben, obwohl ihm in den Tiefen seines Bewusstseins klar war, dass er keine Antwort von Ophelia erhalten würde. Jedoch waren die Auswirkungen des Halluzinogens auf seinen Körper und Verstand dermaßen stark, dass die Realität ihren Weg nicht zu ihm fand. So war er dazu verdammt sich weiterhin in einer Parallelwelt aufzuhalten, die ihn nicht klar sehen ließ; die ihn fast blind für das machte was tatsächlich und wahrhaftig um ihn herum geschah.
Aus diesem Grund stand für ihn außer Frage, dass er Ophelia Monroe in Navarros Wohnung aufspüren würde. Er wusste, dass sie hier war. Er wusste, dass sie sich vor ihm versteckte, um ihn zu reizen und mit ihm zu spielen, aber das würde er sich nicht gefallen lassen.
„ICH LASSE MICH VON DIR NICHT VERAR…!“
„Was ist in dich gefahren, Mann?!“, unterbrach ihn plötzlich Mickey Suffert, dessen Anwesenheit er bereits völlig vergessen hatte. Jener baute sich vor ihm auf und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen verärgert an was wenig Eindruck auf den fast zwei Meter großen Killer machte.
„Warum brüllst du wie ein Irrer herum und störst mich, huh?“ Seine Stimme, die für ihn schon im Normalzustand unerträglich war und ihm den letzten Nerv raubte, klang im akuten Drogenrausch in seinen Ohren wie ein permanentes hohes Quietschen, das sich gnadenlos in seinen Schädel bohrte.
„Halt deine verfickte Fresse, Suffert, und geh mir aus dem Weg“, raunte er mit hochrotem Kopf. Sein gesamter Körper bebte vor unbändigem Zorn und Hass gegen diesen rothaarigen Zwerg, der sich erdreistete seine Pläne zu durchkreuzen.
„Was ist dein Problem?“, nervte er ihn weiter statt ihm zu gehorchen und sich seinem Willen zu beugen. Schwerer Fehler.
Ohne ein weiteres Wort an ihn zu richten, packte Patton ihn rabiat beim Kragen seines scheußlichen Hawaiihemdes und schleuderte ihn mit einer immensen Wucht gegen die nächste Wand. Nur am Rande registrierte er ein unheilvolles Knacken, dessen Ursprung er nicht genau ausmachen konnte. Vielleicht haben es ein paar brechende Knochen verursacht, dachte er in sich hinein und grinste süffisant, ehe er das Wohnzimmer durchquerte um das nächste Zimmer nach Ophelia abzusuchen.
Doch er stieß unerwartet auf das nächste Hindernis in Form von Navarro Henstridge. Wo kam er auf einmal her? Und warum hielt er ihn auf? Hatte er sich etwa mit Suffert verschworen? Argwöhnisch verengten sich seine Augen zu Schlitzen als er ihn eingehend betrachtete.
Ja, sie wollten ihn an seiner Mission hindern. Sie wollten ihn scheitern sehen, aber das würde er keinesfalls zulassen. Er würde beide aus dem Weg räumen; erbarmungslos und eiskalt.
Nach diesem Entschluss stürzte er sich unverfroren auf sein Gegenüber, das seinen Angriff nicht kommen sah. Und so beförderte er Navarro mit Leichtigkeit und ohne Gegenwehr auf den Boden wo er ihn mit massiven Tritten traktierte. Pausenlos ließ er seinen rechten Fuß gegen seinen Körper donnern wie ein Gewitter aus Gewalt und Aggression.
Lustvoll ergötzte er sich am Anblick seines Kollegen, der sich unter ihm wand und vor Schmerzen stöhnte. Patton durchströmte ein Gefühl der Übermacht und Dominanz, das ihn allerdings die Tatsache übersehen und vergessen ließ, dass er es hier mit Auftragskillern zu tun hatte. Und das wurde ihm im nächsten Moment zum Verhängnis.
Navarro umfasste mitten in der Luft blitzschnell seinen Fuß, bevor dieser ein weiteres unzähliges Mal Bekanntschaft mit seinem Körper machen konnte, und drückte diesen mit aller Kraft von sich, wodurch Patton aus dem Gleichgewicht geriet, nach hinten taumelte und über den niedrigen Tisch fiel, auf dem sein Kollege die Drogen ausgebreitet hatte.
Als er auf dem Boden aufkam, blieb ihm für einen Augenblick die Luft weg und er sah sich nicht im Stande sich zu bewegen. Wie erstarrt lag er auf dem Rücken und starrte auf einen Lichtpunkt an der Decke. Irgendwie hatte es etwas Friedliches; etwas Tröstliches einfach dazuliegen und zuzusehen, wie sich das Licht veränderte. Doch lange hielt dieser herrliche Zu-stand nicht an.
In der Decke über ihm tauchten Risse auf, die sich mit ihren feinen Ästen wie ein Netz aus-breiteten und immer mehr Fläche einnahmen. Angespannt und mit einem Anflug von Panik schaute er dabei zu wie die Risse tiefer wurden und die Decke zu bröckeln begann. Instinktiv schlug er seine Arme und Hände vor Gesicht und Oberkörper um sich zu schützen. Er…
„Du verfluchtes Arschloch!“, hörte er jemanden aufgeregt fluchen, bevor ihm brutal die Hände weggezogen wurden und eine Faust ihn mitten ins Gesicht traf. Ein Jaulen entfuhr seiner Kehle als ein heißer Schmerz unter seiner Haut explodierte.
„Ich mache dich fertig!“ Ehe eine zweite Attacke auf ihn niederging, erhaschte er einen Blick auf seinen Angreifer und bekam den Schock seines Lebens. Neben ihm hockte ein pechschwarzes Monster mit einer höllischen Fratze und einem furchterregenden Maul, das bereit war ihn zu verschlingen.
Sein Herz hämmerte gewaltsam gegen seine Brust als wolle es diese zum Platzen bringen und in Stücke reißen. Er wollte sich retten; er wollte fliehen, doch das Monster stürzte sich kurzerhand auf ihn und vergrub seine Klauen in Pattons Leib. Die Qualen, die er durchlitt, waren unbeschreiblich und trieben ihn schier in den Wahnsinn. Schweißgebadet, hektisch und un-kontrolliert schlug und trat er um sich, um das Monster von sich fernzuhalten.
Doch egal wie sehr er auch kämpfte, der Ex-Soldat hatte keine Chance. Er konnte nicht entkommen. Er war verloren und so schrie er. Er schrie bis ihm die Luft ausging und seine Lungen brannten und…
Plötzlich war das Monster verschwunden.
Mehrmals blinzelte er, um sicher zu gehen, dass ihm seine Augen keinen Streich spielten. Aber er hatte sich nicht geirrt. Er war tatsächlich allein und als er an sich heruntersah, stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass sein Körper nicht zerfetzt sondern heil war, wie vor dem Angriff. Wie war das nur möglich? Erlebte er etwa ein Wunder?
Er hätte sich noch weiter den Kopf darüber zerbrechen können, doch letztlich war es völlig egal was zu seiner Rettung geführt hatte, Hauptsache es war vorbei. Endlich hatte er seine Ruhe.
Erschöpft senkte Patton Massey seine Lider, die tonnenschwer waren. Er fühlte sich elend. Und er war müde, so verdammt müde.
Ehe er jedoch in einen erholsamen Schlaf fallen und Frieden finden konnte, spürte er wie irgendjemand oder irgendwas ihn rechts und links unter die Achseln packte und mit einem kräftigen Ruck nach oben auf die Füße riss. Perplex und stocksauer riss er die Augen auf und versuchte in Sekundenschnelle die neue Situation, in der er sich befand, zu erfassen.
Die Störenfriede waren seine beiden Kollegen, die seine Arme mit solch einer enormen Kraft festhielten, dass es sich anfühlte als befänden sich diese in einem Schraubstock.
„Scheiße, lasst mich los!“, brüllte der Killer und wand sich in ihrem Griff. Patton war verdammt stark, aber gegen zwei Männer kam auch er nicht an.
„Das kannst du vergessen, du mieser Wichser“, spie Mickey Suffert erzürnt, der vom Angriff des Blonden eine Kopfwunde davongetragen hatte. Blut war seine rechte Gesichtshälfte heruntergelaufen und benetzte seine Haut was ihn schauderhaft aussehen ließ. Seine grünen Au-gen schossen Blitze vor Zorn und Hass.
„Glaubst du im Ernst, dass wir dich gehen lassen?“, kam es diesmal von rechts. Er drehte sei-nen Kopf und blickte auf Navarro Henstridge, der nicht weniger angepisst wirkte als sein rot-haariger Kollege. Keine Sekunde später verpasste er ihm einen Schlag in die Leber, der ihm kurzweilig die Luft nahm und seine Knie zum Zittern brachte.
„Das zahl ich dir heim“, presste der Ex-Soldat zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Halt bloß dein Maul, Massey“, knurrte er zurück. „Halt bloß dein Maul.“
Trotz seines bedrohlichen Untertons öffnete er den Mund um etwas zu erwidern, aber er kam gar nicht mehr dazu ein Wort herauszubringen. Denn seine Kollegen bugsierten ihn mit ver-einten Kräften in einen anderen Raum, wo sie ihn zunächst unsanft auf den Boden beförderten, bevor sie wie zwei Schatten durch die Tür verschwanden und ihn zurückließen.
Im ersten Moment war Patton zu perplex um zu reagieren, doch als er hörte wie die Tür verschlossen wurde, sprang er überhastet auf und warf sich gegen die Barriere, die sie für ihn geschaffen hatten. Natürlich ließ sich das stabile Holz davon nicht beeindrucken was ihr zur Weißglut trieb.
„Argh!!! Fuck! Fuck! Fuck!“ In wilder Raserei hämmerte er gegen die Tür, sodass die Haut an seinen Händen aufplatzte.
„Lasst…mich…hier…RAUS!“ Zwischen jedem Wort ließ er eine Pause, um seine Fäuste in das Holz zu rammen. Er spürte einen tauben Schmerz und warmes Blut, das seine Unterarme entlanglief, doch davon ließ er sich nicht beirren oder stoppen. Ganz im Gegenteil. Je länger der Erfolg ausblieb, desto eifriger aber auch irrsinniger wurden seine Ausbruchversuche die von Verzweiflung, Frust und Wahnsinn geleitet waren. Patton Massey fing an seinen Kopf gegen die Tür zu donnern, fest davon überzeugt, dass dies zum wortwörtlichen Durchbruch führen würde.
Und so malträtierte er unaufhörlich und gnadenlos seinen eigenen Körper, bis zum bitteren Ende; bis dieser kapitulierte. Geschwächt sackte der Ex-Soldat zu Boden und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit, die sich an ihn heranschlich und nur darauf wartete sich auf ihn zu stür-zen und ihn in die Dunkelheit zu ziehen.
Das konnte und wollte er auf keinen Fall zulassen, denn das käme einer Niederlage gegen seine Kollegen gleich. Aus diesem Grund mobilisierte er seine letzten verbliebenen Kräfte, die allerdings nur dazu ausreichten, dass er sich mit dem Rücken gegen die verfluchte Tür lehnen konnte, die sich strikt weigerte seinen Schlägen und Tritten nachzugeben.
Patton spürte wie sein Körper aufgab und selbst sein starker Wille nicht verhindern konnte, dass er den Kampf verlor und zwar mit dem Wissen auf ganzer Linie versagt zu haben.
 
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