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Substanz

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Ich sitze im Subtanz. Vor mir die Inspiration. Gegenüber zwei Emanzen. Auf der Leinwand ein Film mit James Coburn. Ich warte. Es ist 820 Uhr.

Neben mir sitzen ein Grieche, ein Banker, ein Punker und ein Handyman.

Der Grieche trägt Koteletten, ein Werner T-Shirt und eine Halskette aus bunten Perlen. Seit ich hier bin liest er einen Flyer mit fünf Zeilen Text. Der Banker hält sich konzentriert seinen Zeigefinder an die goldbebrillte Nase und denkt. Und denkt. Und denkt weiter. Ein echter Budweiser. Der Punker langweilt sich auf Kosten einer gepiercten Brünetten. Der Handyman blickt hauptsächlich angestrengt zur Tür, während er nebensächlich seinem Gesprächspartner das Ohr abkaut. Er hat einen modischen Kinnbart. Die rechte der zwei Emanzen findet ihn "herzallerliebst".

Ich sehe hellgelb, lese RAMSA und höre Red Hot Chilli Peppers. Der Film ist inzwischen in der Tiefgarage angelangt. Ich fühle mich immer besser. Die Gedanken fliegen. Bewegungen nehme ich nur noch mit Verzögerung wahr.

Auf der Leinwand - ein nackter Mann. Coburn fuchtelt vor seinem Gesicht mit einem Colt rum. Im Hintergrund zieht sich eine Frau an.

Der Handyman mustert mich. Unbewußt. Beim Blick zur Tür. Was ist ein Leben wert, zwischen Nouvelle vague und Altbier? Der Grieche geht zur Toilette. Ich in mich. Bleibe am Rand der Realität.

X-Pay - ein neuer Gast tritt auf. Er fragt, ob noch was frei ist. Es ist aber alles besetzt. Er tritt ab.

Das Gesicht eines Mannes am Ohr einer Frau im Schatten einer Betonmauer. Zigarettenrauch. Eine Haarspange auf dem Tisch. Eine Farce im Licht der Vorstadt.

Es ist soweit. Der Film beginnt. Trockenes Blut im Mundwinkel. Feuchtes Papier in der Hand.

Und die Freiheit ist grenzenlos. Und das ist das Substanz. Es ist 849 Uhr. Noch zwei Stunden bis zur Fortsetzung des ausgehenden Okkultismus.

Der Rest ist Wiederholung.
 
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