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Das Leben, eine Illusion

Fantastisches · Kurzgeschichten
Schließe die Augen und folge mir:

Die Wasser waren erstarrt. Kein Windhauch kräuselte ihre Oberfläche. Der nasse Nebel schlierte über sie hinweg und waberte an den alten Palazzi hoch, gnädig ihre Wunden verbergend. Aus ihren hochaufragenden Mauern war schon längst das lebendige, reiche Treiben vergangener Epochen verschwunden. Geschichtsvergessen und ihrer Vergangenheit überlassen und abwartend.

Der Nebel löste alle Konturen alles Gegenständlichen auf und verlieh der Schwere Leichtigkeit, indem er jene von der Wirklichkeit befreite. Er erstickte jeden Laut, so daß man sein eigenes Inneres vernehmen konnte. Der hohle Klang eines Glockenschlages aus dem Nichts machte diese alles verschluckende Stille allgegenwärtig. Er schwebte, sich ausbreitend und blieb auf merkwürdige Art in der Luft hängen, als wolle er nicht vergehen.

Eine in tiefes Schwarz gehüllte Gestalt eilte eine spitze Brücke hinauf. Einen Augenblick verharrend, wendete sie sich mir zu. Der Nebel gab ihren Anblick für die Dauer eines Herzschlages frei, doch es wähnte mich eine Ewig-keit. Zwei weiße, vom schwarzen Gewande entblößte Brüste und ein im weißen Porzellan erstarrtes Antlitz tanzten vor meinen Augen, näherten sich und entfernten sich. Bis der Nebel sie meiner Phantasie entriß und mir ein lustvolles Lachen herrüberschickte, das jeder Freude und auch der Lust entbehrte, entsprang es doch keiner menschlichen Regung. Mich schauderte doch ohne jenes Gefühl der Angst, die den Blick verstellt, denn ich war mit allem bereits unentrinnbar verwoben.

Der Nebel tauchte mich in süßlich modrigen Geruch, den er aus den faulenden Wassern unter mir herauf holte. Ich sah die Umrisse meines Lebens, das sich schon von mir entfernt hatte, doch in dem grauen Grau nur für diesen kurzen Augenblick noch festgehalten wurde. Und in mir vernahm ich etwas anderes, was mich rief. Es schmerzte nicht, hatte mich doch die fordernde Lebenswärme längst verlassen.
 
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Kommentare  

Habe die Geschichte mehrere Male gelesen, und trotzdem komme ich nicht dahinter, was sie ausdrücken soll.
Das finde ich schade, auch für den Schreiber.
Ich denke immer, daß es wichtig ist, daß ein Leser eine Geschichte auch versteht.
Ich kann hiermit leider wenig anfangen, die Interpretationsbandbreite ist mir hier einfach zu groß. Begenet man(n) dem Tod in der weiblichen Form??
Vielleicht bin ich auch momentan einfach zu doof...es ist schon spät.

Dein Schreibstil ist wie immer gut bis sehr gut, da fehlerfrei, aber die Geschichte ist mir nur 3 Pts, also Mittelmaß, wert, da für mich nicht verständlich


Dr. Ell (09.02.2004)

Viel Atmosphäre... mehr aber auch nicht. Da fehlt mir irgendwie der Gedanke. Soll man da wieder etwas reininterpretieren?

Mäßig.


Redfrettchen (30.11.2003)

Huuu...*schlotter* welch Bild! Ich glaube, die
Stimmung, die rüberkommen sollte, ist auf jeden Fall
erreicht worden. Allerdingswürde ich über das
"lustvolle Lachen, .. das jeder Lust entbehrte"
vielleicht noch mal nachdenken. ;o)


Trainspotterin (01.11.2002)

oh man...das zieht die Stimmung richtig runter.

Gut gemacht! (liegt da eine Ironie drin in dem was ich jetzt geschrieben habe?)


Julia D. (10.09.2002)

Wo bleibt die Leichtigkeit , die Farbigkeit des provencalischen Lebens?

Sophie (23.07.2002)

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